Blockchain trifft auf Philatelie: Deutsche Post verkauft KI-NFT-Briefmarken
Die Deutsche Post geht mit einer Serie aus NFT-Briefmarken neue Wege und möchte sich damit auch an neumodische Sammler von Kunst richten. Liebhaber der Portomarken können damit in Zukunft entscheiden, ob sie einen NFT oder eine physische Briefmarke erhalten wollen. Der Vorverkauf startet diesen Samstag.
Einführung der Krypto-Briefmarke
Die Serie „Historische Bauwerke“ wird die erste „Krypto-Briefmarken“-Serie der Deutschen Post. Erhältlich werden alle Postwertzeichen entweder als NFT mit physischer, nassklebender Briefmarke, aber auch weiterhin einzeln in nassklebender Form.
Der nominale Wert der Briefmarke beläuft sich auf 160 Cent, die physische Version kann also auch weiterhin tatsächlich zum Versenden von Briefen verwendet werden. Für NFT und Marke in einem Booklet werden dem Konzern zufolge rund 9,90 Euro fällig.
Physisch | Digital | nominaler Wert | Preis | |
---|---|---|---|---|
Briefmarke | ✓ | – | 1,60 Euro | 1,60 Euro |
Booklet | ✓ | ✓ | 1,60 Euro | 9,90 Euro |
Die digitale Auflage ist auf 250.000 Stück limitiert, die physische auf 800.000 Marken. Insgesamt werden also über eine Million zur Verfügung stehen.
Interessierte können ab dem 14. Oktober um 8 Uhr eine Vorbestellung abschließen, die Auslieferung soll dann am 2. November stattfinden. Wer möchte, kann sich sogar auf der offiziellen Website in einen Newsletter zur Krypto-Briefmarke eintragen.
Das Brandenburger Tor von einer KI interpretiert
Den Auftakt der Serie stellt eine Briefmarke mit dem Motiv des Brandenburger Tors dar. Das deutsche Wahrzeichen wurde dafür eigens von einer generativen KI interpretiert und das Ergebnis ist ein im Low-Poly-Stil gehaltenes Symbol der Deutschen Einheit auf grünem Grund.
Mithilfe einer Nummerierung im Matrixcode soll jede Briefmarke – physisch wie digital – in ein Unikat verwandelt werden. Damit will sich die Post auch von ausländischen NFT-Postmarken abheben, wie man betont. Österreich etwa startete schon im Jahr 2019 einen „digitalen Zwilling“ seiner Briefmarken. Auch in Luxemburg ist die Post vor wenigen Tagen auf den Zug aufgesprungen.
Technische Details noch vage
Zurückhaltend geht der Konzern noch mit den technischen Details zu den NFTs um. Aus einem mehrseitigen Flyer geht etwa nicht hervor, auf welcher Blockchain sich der NFT befinden wird. Es wird lediglich davon gesprochen, dass sich mithilfe eines QR-Codes der NFT anfordern lassen wird. Ob sich dieser dann einer privaten digitalen Geldbörse oder nur in einer des Postunternehmens zuweisen lässt, ist ebenfalls noch offen.
Für die Herausgabe der Wertmarken, sowohl digital als auch physisch, ist wie üblich das Bundesministerium der Finanzen verantwortlich.
„KI-NFTs“ sind nicht neu
Die Erstellung von Bilddaten für NFTs mithilfe von künstlicher Intelligenz ist nicht neu: Schon zum Start der NFT-Blase im Sommer bzw. Herbst 2021 gab es erste Kollektionen, die mithilfe von Generative Adversarial Networks (GAN) zum visuellen Leben erweckt wurden. Wenige Jahre später ist generative KI überall zu finden und nicht nur in den Nischen des World Wide Webs. Briefmarken sind nach den Funktionen des neuen Google Pixel 8 Pro (Test) oder der generativen Filmbearbeitung in Adobe Premiere und dem Bing Image Creator nur ein weiteres Beispiel für Einsätze in Technik und Wirtschaft.
Philatelie im digitalen Zeitalter
An der Deutschen Post zeigt sich deshalb auch, wie diese Technologien Gesellschaft und Kultur verändern: Der Postkonzern versucht, sich mit der Einführung digitaler NFT-Briefmarken daran, den Begriff der Philatelie, also der Briefmarkenkunde, für das digitale Zeitalter weiterzuentwickeln – ob dieser Versuch aufgeht und womöglich auch den Kundenstamm erweitert, wird sich jedoch erst mit der Zeit zeigen.
Der Deutschen Post war es daher ein besonderes Anliegen, für eine der weltweit größten philatelistischen Gemeinschaften das Erlebnis des physischen Briefmarkensammelns um neue digitale Komponenten zu erweitern, ohne dabei den Bezug zur traditionellen Philatelie zu verlieren.
Deutsche Post