Cities: Skylines II im Test: Spielkritik und Fazit
4/4Wie gut ist Cities: Skylines II?
Ein Nachfolger für ein Spiel, das das Städtebau-Genre wiederbelebt und dank zahlreicher DLCs und Mod-Unterstützung ein Evergreen ist: Cities: Skylines II hat keine einfache Aufgabe vor sich. Der wird es laut Testberichten nicht gerecht. Noch nicht.
Die Substanz stimmt
Die gute Nachricht ist, dass dem Spiel selbst kritische Testberichte eine gute Substanz attestieren. Cities: Skylines II muss dazu wenig ändern – im Grunde sei es eine Evolution, keine Revolution, urteilt Video Gamer. Prinzipiell übernehme es einige Ideen aus Mods des Vorgängers. Gelobt wird der Tiefgang der Simulation auf der einen Seite, die Zugänglichkeit auf der anderen. Neue Gebäude müssen beispielsweise sukzessiv über Meilensteine freigeschaltet werden, was die Komplexität langsam steigert.
Auch Upgrades für bestehende Gebäude zum Anpassen der Distrikte an neue Bedingungen und andere Komfort-Extras finden Gefallen. Die wachsende Stadt stelle immer wieder vor spannende Dilemmas, so DualShockers, GamesRadar+ hat wiederum Spaß am Optimieren bestehender Stadtteile, die meisten Tester am Wachsenlassen ihrer Städte. Ein Ärgernis wurde zudem abgestellt: Verkehr wird in Cities: Skylines II besser simuliert und neigt weniger zu Staubildung – was aber immer noch vorkommen kann. GamesRadar+ begeistert, wie das Leben jedes Bewohners einzeln simuliert wird und beeinflusst werden kann.
An vielen Stellen lieblos
Gleich mehrere Tester bemängeln allerdings die lieblose Darstellung des Geschehens. Feuerwehr im Einsatz werde etwa nicht mehr animiert, ärgert sich PC Games, PC Gamer vermisst darüber hinaus weitere Details, mit denen der Vorgänger auch das Betrachten der Spielwelt zu versüßen wusste. Fast universell wird außerdem kritisiert, dass Hinweise und Tipps wie die über ein Fake-Twitter-Konto nicht nur keine Hilfe sind, sondern den Daten aus den Übersichtsansichten widersprechen – also falsch sind. Auch das Wirtschaftssystem sei kaum nachvollziehbar, lässt sich in den Berichten nachlesen. Tester erwähnen obendrein häufig individuelle Ärgernisse mit einzelnen Systemen – irgendwo hakt es in der Regel immer.
Ärgernis Nr. 1: die Leistung
Das größte und nahezu einheitliche Ärgernis, das vielfach zu deutlichen Abwertungen führt, sind jedoch Probleme mit der Bildrate: Sie ist zu gering, oft kommt es zu Stuttering, Ladezeiten sind darüber hinaus lang – also genau das, was auch dieser Technik-Test zu bemängeln hat.
Obschon die Wertungen am Ende eine große Bandbreite besitzen, sind die Urteile doch ähnlich. Cities: Skylines II hat Potential, es „könnte, eines Tages, ein besseres Spiel als sein Vorgänger sein“, befindet PCGamesN, GamesRadar spricht deutlicher von einer Art Early-Access-Version, die „eines Tages die beste je entwickelte Städtebau-Simulation“ sein könnte – aber eben (noch) nicht ist. Negative Kritiken unterscheiden sich nur durch diesen zeitlichen Aspekt, denn lobende Tester sehen diesen Punkt in der Regel schon erreicht. In Anbetracht zumindest der technischen Probleme sollte mit einem Kauf aber auch bei Interesse noch gewartet werden – tendenziell scheint das Game zu früh veröffentlicht worden zu sein.
Publikation | Wertung |
---|---|
DualShockers | 9/10 |
GamesRadar+ | 2/5 |
PCGamesN | 7/10 |
PC Gamer | 77/100 |
PC Games | 6/10 |
Twinfinite | 3/5 |
Video Gamer | 8/10 |
Metacritic (PC) | Presse: 76/100 Nutzer: -/10 |
Fazit
In den letzten zwölf Monaten hat es erschreckend viele schlechte PC-Versionen von Spielen gegeben, auch sehr schlechte waren darunter. Mit Cities: Skylines II kommt ein weiterer Titel in dieser wenig rühmlichen Kategorie hinzu.
Es ist, wie es ist: Cities: Skylines II läuft unglaublich schlecht. So schlecht, dass eine GeForce RTX 3060 in Full HD völlig überfordert ist und eine GeForce RTX 4080 in Ultra HD aus dem allerletzten Loch pfeift – bei reduzierten Grafikdetails wohlgemerkt! Bei maximaler Grafik begrüßt einen dann selbst die GeForce RTX 4090 mit nur noch etwa 11 FPS im Hauptmenü. Kein Witz.
Radeon-Grafikkarten schmeckt das Aufbauspiel dabei deutlich besser als den GeForce-Pendants. Ganz gleich um welche Generation und Preisklasse es sich handelt: Die AMD-GPUs rendern durchweg ein gutes Stück schneller als die Nvidia-Exemplare. Intels Arc-Grafikkarten kommen ebenso verhältnismäßig gut zurecht, sodass die Arc A770 zwar an der Radeon RX 6700 XT scheitert, dafür aber die GeForce RTX 3060 Ti ein kleines Stück hinter sich lässt.
Während die Grafikkarte in dem Citybuilder eine große Rolle für die Performance spielt, sind die Anforderungen an den Prozessor deutlich kleiner. Zumindest das von der Redaktion benutzte Testszenario mit rund 125.000 Einwohnern hat kein nennenswertes CPU-Limit aufgezeigt, die Framerate hängt bei diesem primär an der Grafikkarte. Der Einfluss des Prozessors wird stand jetzt erst dann wichtig, wenn Auflösung entsprechend gering und die GPU dennoch leistungsstark ist.
Grafikoptionen-Irrsinn = Tuning-Potential
Nicht nur, dass die generelle Performance sehr schlecht ist, die verfügbaren Grafikoptionen sind noch viel schlechter ausgewählt. Warum bietet man bei einem Spiel, das ohnehin schon schlecht läuft, Grafikoptionen an, die es bei quasi überhaupt nicht besserer Grafik trotz schnellster Hardware zu einer Diashow verkommen lassen?
Wenn sich mit vier anders eingestellten Grafikoptionen allein die Framerate verdoppeln bis verdreifachen lässt, muss einem doch auffallen, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt. Die per Presets getroffenen Einstellungen in diesen vier Optionen sind dann fast schon Sabotage des eigenen Spiels!
Dass Cities: Skylines II zu allem Überfluss kein temporales Upsampling wie DLSS oder FSR Super Resolution unterstützt, lässt dann auch diese Hoffnung nach mehr FPS im Keim ersticken – es gibt nur das qualitativ nicht empfehlenswerte FSR 1. Aber das ist in diesem Fall vielleicht sogar gut so, denn somit werden die eklatanten Missstände der Engine nicht durch Features der Grafikkarten-Hersteller kaschiert.
Eine gute Basis mit wirklich sehr schlechter Technik
Immerhin eine gute Nachricht gibt es: Cities: Skylines II ist beim Testen nur ein einziges Mal abgestürzt. Abgesehen von der irrwitzigen Performance und den sinnlos gesetzten Grafikoptionen haben sich während des Testens keinerlei technische Probleme gezeigt.
Dennoch ist es aktuell einfach nicht möglich, eine Kaufempfehlung für die PC-Version auszusprechen, denn dafür sind die Performance-Probleme einfach viel zu groß. Auf einem High-End-PC lässt sich das Spiel zwar durchaus genießen, doch muss es bei der gezeigten Grafikqualität schlicht auch schon mit deutlich günstigerer Hardware flüssig laufen. Das Game sprengt in seinem aktuellen Zustand endgültig eine Grenze, bei der man alleine aus Prinzip vom Kauf abraten muss. Und das tut einem in der Seele weh, denn auch wenn Cities: Skylines II spielerisch nicht perfekt ist, zeigt es sehr viel gutes Potential, wo die Reise mit künftigen und bereits angekündigten Updates hingehen kann. Die Möglichkeit, zum besten Citybuilder aller Zeiten zu werden, ist zweifelsohne vorhanden.
Tuning-Tipps
Zum Abschluss noch einmal die wesentlichen „Tuning-Tipps“, falls Cities: Skylines II auf dem eigenen Rechner nicht so recht laufen will. Per se gilt: Geringe Auflösungen oder niedrigere Grafik-Presets helfen auch hier, doch es sind vier einzelne Grafikoptionen, die besonders viel Leistung fressen und in drei der vier Fälle dabei optisch kaum einen Unterschied machen:
Grafikoption | empfohlene Einstellung |
---|---|
Volumetrik-Qualitätseinstellungen | „aus“ |
Allgemeine Lichtqualität | „aus“ |
Tiefenschärfe-Qualität | „aus“ |
Detailqualität | „mittel“ (niedrig lässt die Grafik stark leiden) |
Das nachfolgende Diagramm zeigt, wie sich die Veränderung allein dieser vier Einstellungen ausgehend von den maximalen Grafikdetails (höchstes Presets + Rest manuell auf „max“) in WQHD auswirken.
Alle Details dazu im Abschnitt „Welche Grafikoption kostet wie viele FPS?“.
ComputerBase hat Cities: Skylines II vom Publisher Paradox Interactive zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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