Exklusiv und nachträglich: Epic lockt mit Promo und Gebührenverzicht neue Spiele an
Epic möchte mehr Spiele im eigenen Shop sehen. Ob neu oder alt, ist dem Unternehmen dabei egal. Entwickler werden mit einem sechsmonatigen Gebührenverzicht gelockt. Wird ein Spiel exklusiv angeboten, winken ebenfalls Sonderkonditionen.
„Jetzt bei Epic“ heißt das Programm, mit dem Epic Entwickler dazu bewegen möchte, ihren Backkatalog im Games Store zu platzieren. Hat ein Unternehmen ein Spiel vor dem 31. Oktober 2023 bereits bei einem Dritten im Shop oder über einen Abodienst veröffentlicht, verzichtet Epic bei Verkauf und Zahlungsabwicklung sechs Monate lang auf den üblichen Plattformanteil in Höhe von 12 Prozent für diesen Titel – sofern er bei Epic künftig angeboten wird.
Studios können sich für das Programm bis Ende 2024 anmelden und ihre Produkte bis zum 30. Juni 2025 bei Epic Games einpflegen. Dazu verweist das Unternehmen auf die Self-Service-Publishing-Tools, mit denen Studios seit März selbstständig Spiele in den Shop bringen können. Zusätzlich gilt: Wer weniger als drei Spiele bei Drittanbietern publiziert hat, muss alle davon bei Epic anbieten, um an der Aktion teilzunehmen. Studios mit mehr als drei Spielen in Drittanbieter-Stores müssen mindestens drei davon zu Epic bringen. Es geht also klar darum, den Katalog zu erweitern. Wer ein Spiel kaufen möchte, soll dies verlässlich bei Epic machen können, der Shop will Vollsortimenter werden.
Schmackhaft werden soll Entwicklern der Schritt mit dem Reiz des Geldes nicht nur durch den Gebührenverzicht, sondern auch durch die Reichweite. 230 Millionen Spieler und 68 Millionen monatlich aktive Benutzer weist das Unternehmen aus. Das allerdings ist im Kontext mau: Steam erreichte laut letzten verfügbaren Zahlen bereits 2019 mehr als eine Milliarde Konten und 2021 rund 135 Millionen Spieler, die mindestens einmal im Monat aktiv waren. Zudem bestünde bei Epic die Möglichkeit, an Publisher- und Markensales teilzunehmen und so die Sichtbarkeit des Spiels zu erhöhen.
Sonderkonditionen für Exklusivität
Epic hat es nicht nur auf alte Spiele abgesehen. Unter der Bezeichnung „Epic-Erstausgabe“ wirbt das Unternehmen um Erstveröffentlichungen im Games Store. Voraussetzung hier: Das Spiel wurde weder in einem Drittanbieter-PC-Store noch einem Abodienst eines Drittanbieters veröffentlicht und bleibt sechs Monate exklusiv bei Epic.
Im Gegenzug entfällt auch hier für sechs Monate die Umsatzbeteiligung. Darüber hinaus werden Spiele als „exklusiv“ gekennzeichnet und auf der Homepage, in „speziellen Kollektionen“ sichtbarer präsentiert und unter anderem in Sales und Events beworben. Das alleine würde das Programm allerdings für große Publisher unattraktiv machen, sie haben in der Regel eine eigene Verkaufsplattform. Deshalb dürfen Spiele „gleichzeitig in Stores oder Launchern der Publisher mit Direktverkäufen“ sowie über Systeme angeboten werden, die das schlüssellose Vertriebssystem von Epic nutzen. Der schlüssellose Verkauf ist zudem über Drittanbietershops – also Keystores – möglich, wozu dann das Epic- mit dem Shop-Konto verknüpft werden muss.
Unter diesen Bedingungen könnte etwa Valve ein hypothetisches Half-Life 3 als „Epic Erstausgabe“ vermarkten, selbst wenn es auf Steam angeboten würde. Valve ist allerdings der große Konkurrent, Ziel sind eher Unternehmen wie Ubisoft und EA sowie kleinere Publisher und Studios. Diese lockt Epic mit den beiden Dingen, die es auf Steam nicht gibt: mehr Geld sowie Sichtbarkeit – auf Steam gehen Spiele hingegen schnell in der Masse unter. Die Maßnahmen zeigen aber auch, dass Epic bislang die eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Nur etwas günstiger zu sein als die Konkurrenz, reicht demnach nicht.