Galaxy Tab S9 Ultra im Test: Stiftunterstützung, Dex-Modus und optionale Tastatur
4/6Stiftunterstützung für alle Anlässe
Bei der Stiftunterstützung fährt Samsung mittlerweile zweigleisig. So liegt dem Tablet nach wie vor mit dem S-Pen ein Stylus bei. Wer mehr Komfort und Funktionen wünscht oder benötigt, greift zum S-Pen Pro. Die Eigenschaften fallen dabei recht unterschiedlich aus. So ist der beiliegende S-Pen wie das Tablet nach IP68 geschützt, besitzt eine gerade mal 0,7 mm große Spitze und unterstützt die üblichen 4.096 Druckstufen. Mit einer Länge von fast 15 cm bei einer Dicke von 0,8 cm und einem Gewicht von nicht mal 9 g liegt er gut in der Hand und lässt sich daher wie ein gewöhnlicher Stift nutzen. Mit Strom wird der Stift über einen kleinen integrierten Akku versorgt, der induktiv nach Anheften des Stylus auf der Rückseite des Tablets geladen wird. Die Ladezeit fällt dabei recht kurz aus. Im Test war der Stift bereits nach nur wenigen Minuten von 1 Prozent auf 30 Prozent geladen.
Die 120-Hz-Technologie des Displays sorgt für sehr gute Latenzwerte, womit sich der Versatz zwischen Stiftspitze und Darstellung auf dem Bildschirm sehr in Grenzen hält. Wird auf die üblichen und stromsparenden 60 Hz gewechselt, fällt die Distanz zwar erkennbar größer aus, reicht für ein bequemes Schreiben aber dennoch aus.
Samsung wirbt auch beim neuen Tablet damit, dass sich das Schreiben auf dem Bildschirm wie auf einem Blatt Papier anfühlen soll. Davon ist der S-Pen jedoch deutlich entfernt, alleine die glatte Oberfläche des Displays und der damit zu geringe Widerstand lassen einen solchen Eindruck nicht aufkommen. Das bedeutet aber nicht, dass sich mit dem Stift nicht gut arbeiten lässt. Im Gegenteil: Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sollte sich der Anwender schnell an die neuen Bedingungen gewöhnt haben.
Viele nützliche Helfer
Auch beim neuen Tablet legt Samsung dem System eine Reihe von Applikationen bei, die dem Anwender bei seiner Arbeit unterstützen sollen. Diese und andere Apps lassen sich auf Wunsch in das Schnellstartmenü legen, das über das Stiftsymbol am rechten Display-Rand in jeder App aufgerufen werden kann und bis zu zehn Programme führt. So können Anwender schnell ihren maßgeschneiderten eigenen Werkzeugkasten zusammenstellen.
Unter den Werkzeugen befindet sich unter anderem eine Notizen-App, die nicht nur handschriftliche Eintragungen speichert, sondern sie ebenso zur weiteren Nutzung in Texte umwandeln kann. Das funktionierte im Test, eine gute Handschrift vorausgesetzt, sehr gut. Am Funktionsumfang hat Samsung jedoch nichts geändert, wichtige Features wie das Trennen und Zusammenfügen von Wörtern fehlen nach wie vor. Hier zeigt Lenovo mit dem Tab Extreme oder Apple mit dem iPad, was in dieser Richtung bereits mit Bordmitteln möglich ist. Beim Testkandidaten müssen die Nutzer dafür auf Apps von Drittanbietern ausweichen. Des Weiteren ist es möglich, über den Stift Screenshots von Bildschirmbereichen zu erstellen, diese mit Notizen zu versehen oder über den Übersetzer einzelne Wörter übersetzen zu lassen.
Darüber hinaus kann in den Einstellungen eine Warnung aktiviert werden, falls sich das Tablet bei ausgeschaltetem Bildschirm vom Stift entfernt. So soll ein versehentliches Liegenlassen des S-Pen verhindert werden. Diese Mitteilung funktioniert natürlich nur bei einem eingeschalteten Tablet.
Neben der reinen Schreibfunktion lässt sich der S-Pen (wie bereits vom Vorgänger gewohnt) auch als Fernbedienung verwenden. Diverse Gesten lassen den Funktionsumfang und die Möglichkeiten des Tablets dabei noch mal vielfältig ansteigen: So kann nicht nur aus der Ferne die Kamera ausgelöst, sondern der Stylus unter anderem auch für verschiedene Aktionen bei Präsentationen genutzt werden.
Wer mehr möchte, bekommt auch mehr
Neben dem beigelegten Stylus, der separat für 65 Euro erworben werden kann, bietet Samsung den S-Pen Pro an, der für 100 Euro erhältlich ist. Dieser übernimmt viele Funktionen des normalen S-Pen, kann obendrein über ein Samsung-Konto mit mehreren Geräten gleichzeitig verbunden werden und ermöglicht ein nahtloses Wechseln zwischen diesen. Darüber hinaus kann er auf dem Z Fold verwendet werden, wobei hierfür jedoch über einen entsprechenden Schalter in den entsprechenden Modus gewechselt werden muss. Dafür besitzt dieser keinen Schutz vor Wasser und Staub und kann auch nicht induktiv, sondern nur über einen USB-C-Anschluss auf seiner Kopfseite geladen werden.
DeX-Modus: Wie aus einem Tablet schnell ein Notebook wird
Der bereits 2017 mit dem Galaxy S8 eingeführte DeX-Modus hat in seinem bisher kurzen Leben eine erstaunliche Entwicklung genommen, die vor allem der gestiegenen Leistung der Geräte zuzuschreiben ist. Anfangs noch etwas behäbig und in den Möglichkeiten eingeschränkt, kann er mittlerweile durchaus in vielen Bereichen ein Notebook ersetzen und die Arbeit mit Dokumenten und Dateien komfortabler gestalten.
Richtig Sinn ergibt der spezielle Modus aber erst, wenn das Tablet mit einer entsprechenden Tastatur verbunden wurde und entweder über das Touchpad oder eine Maus bedient wird. Dann verwandelt sich das bisher vor allem auf Fingernutzung ausgelegte System im Handumdrehen in einen Desktop-Rechner – inklusive Taskleiste und Startmenü. Durch den 12 GB großen Arbeitsspeicher arbeitete das Testsystem sehr agil, was vor allem bei einer größeren Anzahl von geöffneten Fenstern einen deutlichen Vorteil bietet. Dadurch lässt sich für nicht wenige Nutzer der komplette Arbeitsalltag bequem auf dem S9 Ultra verrichten, gerade wenn es um reine Office-Anwendungen geht.
Dafür hat Samsung die Office Suite Microsoft 365 vorinstalliert, die jedoch ohne dazugehöriges Konto kaum nutzbar ist – die reine Darstellung von Dokumenten ist zwar jederzeit ohne Account möglich, doch bereits zum Speichern der Inhalte ist ein solcher zwingend erforderlich. Wer das Paket dann auch nach der Testphase von 30 Tagen nutzen will, muss eine monatliche Gebühr von 7 Euro entrichten, die allerdings nur für die Nutzung einer Person gilt, aber ebenso die Desktop-Programme mit einschließt. Nutzer, die Microsoft 365 bereits abonniert haben, können es ohne weitere Zusatzkosten auf dem Tablet verwenden.
Doch Käufer sind nicht zwingend auf die Dienste von Microsoft angewiesen, denn die Anzahl der Office-Pakete ist auf Android sehr groß. Wer sich mit einem kleineren Funktionsrahmen begnügt, kann auch die kostenlosen Versionen entsprechender Apps von SoftMaker nutzen. Für 3 Euro im Monat oder 30 Euro im Jahr können bis zu fünf Nutzer das Paket sowohl auf Android wie auch auf iOS oder am Rechner mit Windows, macOS oder Linux verwenden. Für 5 Euro im Monat oder 50 Euro im Jahr gibt es zusätzliche Funktionen wie intelligente Rechtschreibprüfung, Textanalysen oder automatische Dokumentenübersetzungen. Wer nicht mehr als die bekannten Grundfunktionen zur Textverarbeitung und Tabellenkalkulation benötigt, dürfte dagegen mit den kostenlosen Apps „Docs“ und „Tabellen“ von Google bestens versorgt sein.
Auch wenn Apple ebenfalls versucht, iPadOS mehr und mehr für die Nutzung mit Tastatur und Maus zu optimieren, hat Samsung in diesem Bereich nach wie vor die Nase deutlich vorne – und das bleibt auch mit der neuen Version so.
Die optionale Tastatur ist immer noch gut und teuer
Für ein Notebook-gleiches Nutzungsgefühl bietet Samsung auch für das S9 Ultra das optional für einen UVP von 390 Euro erhältliche „Book Cover Keyboard“ an, das sich in der neuen Variante wie gehabt aus zwei Teilen zusammensetzt und Schutzhülle sowie Tastatur vereint. Diese Umsetzung besitzt den Vorteil, dass sich das magnetisch an die Rückseite des Tablets angebrachte Segment separat auch als Standfuß nutzen lässt. Das integrierte Fach für den Stylus schützt diesen nicht nur, sondern ermöglicht obendrein das Laden bei Nutzung des Covers.
Der Aufstellwinkel hat sich bei der Hülle gegenüber den Vorgängern auf 150 Grad reduziert, was für ein bequemes Arbeiten aber immer noch ausreichend ist. Der Ständer auf der Rückseite ist dabei so stabil, dass es das Tablet auch in einem flachen Winkel sicher halten kann, was für eine hohe Flexibilität beim Aufstellen sorgt.
Die meisten der 80 Tasten besitzen eine Größe von 20 mm und sind in einem Abstand von 2 mm angebracht. Damit entsprechen sie in etwa einer normalen Notebook-Tastatur. Der Tastenhub ist der Bauweise und Dicke der Tastatur geschuldet zwar gering, nach einer gewissen Eingewöhnung lässt sich jedoch bequem und sicher darauf schreiben. Die Oberfläche der Tasten, die bei den Vorgängern recht schnell Kratzer aufwies, wurde von Samsung zudem widerstandsfähiger gemacht. Kratzer sind beim neuen Modell folglich kein großes Problem mehr.
Das unter den Tasten befindliche Touchpad ist mit seinen 11,5 × 7 cm ausreichend groß, um im Allgemeinen bequem damit arbeiten zu können. Gesten werden bei diesem mit mehreren Fingern unterstützt.
Das „Wireless Keyboard Sharing“ ermöglicht es zudem, die Tastatur per Bluetooth mit bis zu drei Geräten gleichzeitig zu verbinden und auch bequem dazwischen zu wechseln. So kann bei Arbeiten mit dem Tablet kurzzeitig sogar das eigene Smartphone über die Tastatur gesteuert werden.