HBM-Speicherchips: Das große Rennen um das hoffentlich lukrative Geschäft
Fast 60 Prozent Wachstum in diesem Jahr und 2024 noch einmal 30 Prozent: HBM liegt hoch im Kurs, aber was bringt es den Herstellern? War SK Hynix lange Zeit ein Alleinunterhalter, sprinten nun Micron und Samsung in großen Schritten heran. Sie wollen ein Stück vom Kuchen, ob er so groß wird wie erhofft, bleibt abzuwarten.
Samsung und Micron setzen viel auf HBM
Erst heute war es zur Bekanntgabe der Quartalszahlen von Samsung wieder überaus deutlich in vielen Erwähnungen zu lesen: Im kommenden Jahr will Samsung bei HBM3 und HBM3e viel deutlicher mitspielen und bringt dafür die massiven Kapazitäten, die Samsung bei der DRAM-Fertigung hat, ins Spiel.
We will actively address demand for generative AI
by increasing our HBM3 and HBM3E portion of sales
on the back of the largest production capacity in the
industry
Samsung
SK Hynix als Marktführer hat diese Kapazitäten nicht, wenn Samsung „All-in“ geht, dann muss sich SK Hynix auch entsprechend strecken und mit Micron als drittem Spieler, der auf HBM3e setzt, nimmt der klassische Dreikampf wie im DRAM-Bereich an Fahrt auf. Das zeigen auch die letzten Meldungen bezüglich der Fortschritte in dem Bereich, hier gehen die drei Riesen fast im Gleichschritt, mal vermeldet der eine einen Vorteil, dann sieht sich wieder der andere in Führung:
- High Bandwidth Memory (HBM): Samsung bemustert HBM3E in Kürze, bis 2025 kommt HBM4
- HBM3E: SK Hynix folgt Micron mit schnellerem HBM
- HBM3 Gen2: Microns erster High Bandwidth Memory ist am schnellsten
Alle Prognosen zeigen nur Positives
Alle drei hoffen auf das Eintreten der Prognosen, die dank das AI-Booms vielerorts angestellt wurden: In diesem Jahr soll der Absatz von HBM um 58 Prozent zulegen, prognostiziert TrendForce, noch einmal mindestens 30 Prozent sollen es 2024 sein. Gartner legte dazu Zahlen vor, die ausgehend vom Jahr 2022 mit einem Gesamtvolumen an HBM von 123 Millionen Gigabyte bis zum Jahr 2027 mit 972 Millionen Gigabyte nicht weniger als eine knappe Verachtfachung sehen. Möglich machen soll das auch der Fortschritt der Technologie, was zum Beispiel deutlich höhere Kapazitäten pro einzelnem Chip ermöglichen wird. Unterm Strich soll sich der Markt bis 2027 verdreifacht haben.
Der Kapazitätsboom beginnt
Der Umsatz bei den Speicherherstellern wird durch die hohe Nachfrage in dem Bereich erst anziehen können. Auf längere Sicht könnte es aber auch zu einer Sättigung kommen und die Preise fallen, was wiederum die Hersteller nicht unbedingt wollen. Denn HBM ist nach wie vor ein teuer zu fertigendes Nischenprodukt, auf dass die Hersteller aktuell vor allem aufgrund der Premium-Preise setzen. DRAM lief zuletzt eher nah an der Verlustgrenze, für HBM zahlen Kunden das Sieben- bis Achtfache. Natürlich sind bedingt durch die Technologie, TSVs und weitere technische Raffinessen die Kosten für HBM-Chips pro Gigabyte auch deutlich höher als für DRAM, mehr als der Faktor 3 heißt es in der Regel. Dennoch bedeutet HBM letztlich aber mehr Umsatz und auch eine höhere Marge.
Die beiden koreanischen Speicherhersteller sind nach außen hin oft sehr optimistisch in ihren Aussichten, werden dann jedoch meistens von den Prognosen eingeholt – bei Samsung und SK Hynix ist dies eher die Regel denn die Ausnahme. Micron agiert in der Regel etwas vorsichtiger, muss die guten Nachrichten rund um HBM3(e) nun aber auch verkaufen. Denn als letzter, der auf diesen Zug aufgesprungen ist, gilt es hier nun Kundschaft zu gewinnen.
Apropos Kundschaft: Alle drei Hersteller kämpfen um die gleiche Zielgruppe, es gibt nicht urplötzlich viele neue Märkte für HBM. Der Speicher ist aufgrund von sehr hohen Kosten, Layout-Bedingungen und anderen Parametern wie Speicherkapazität nach wie vor für viele Bereiche einfach nicht praktikabel. Aus Effizienzgründen setzte Nvidia beim Grace-Prozessor beispielsweise auf LPDDR5X. Ein auf den ersten Blick überraschender Zug, den Nvidia aber durchaus nachvollziehbar darlegte.
Mehr Umsatz, aber kein Ersatz für DRAM
SK Hynix als Marktführer hatte im Quartalsbericht vergangene Woche erklärt, für das Jahr 2024 bei HBM de facto ausgebucht zu sein und erst ab 2025 wieder liefern zu können. Doch trotz der Marktführerschaft, der hohen Preise und der riesigen Nachfrage verzeichnete der Hersteller einen hohen Quartalsverlust, was klarmacht, dass HBM DRAM nicht aufwiegen kann und wird. Selbst ein noch stärkeres HBM-Geschäft ist auf den Rückhalt der anderen Bereiche angewiesen.
Micron als Neuling rechnet 2024 mit einigen Hundert Millionen US-Dollar Umsatz durch HBM bei fast 16 Milliarden US-Dollar Gesamtumsatz im Konzern. Bei SK Hynix und Samsung dürfte es etwas mehr sein, exakte Zahlen dazu nennen beide bisher nicht. Da beide operativ aber tief im Minus rangieren, scheint diese Rechnung bisher nur bedingt aufzugehen.
Gibt es am Ende also einen Boom? Ja, die Verkäufe von HBM werden vom niedrigen Niveau der letzten Jahre ausgehend natürlich erst einmal weiter steigen, dafür sorgen allein Nvidia, AMD und auch Intel bereits. Aber der heilige Gral sowohl für mögliche Abnehmer als auch das Allheilmittel für die Hersteller wird HBM dadurch dennoch nicht. Aussagen zu Planungen mit HBM waren schon in der Vergangenheit bekanntlich stets alles andere gesetzt. Es bleibt auch dieses Mal abzuwarten, wann die nächste Runde Anpassungen erfolgen wird.