Microsoft räumt auf: Pete Hines und Bobby Kotick gehen
Nach Übernahmen ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis Führungspersonal ersetzt wird. Bethesda und Activision stehen an diesem Punkt: Pete Hines und Bobby Kotick gehen. Damit wird der Weg frei für die Integration beider Publisher in das Unternehmensgeflecht des neuen Eigentümers Microsoft.
Einen direkten Bezug zur Übernahme stellt Hines nicht her. Er wolle sich nach 24 Jahren bei Bethesda seinen Hobbys widmen, so der nun ehemalige Head of Publishing auf X – eine Formulierung, die häufig genutzt wird, wenn Führungspersonal nicht direkt zu einer neuen Stelle wechselt. Nach der Veröffentlichung von Starfield (Test) sei die Zeit dafür reif, heißt es zur Erklärung.
Zeitlich ergibt auch das Sinn: Für Microsoft war die Veröffentlichung von Starfield, dem nächsten großen Bethesda-RPG und dem einzigen Xbox-Exklusivhit in diesem Jahr, von enormer Wichtigkeit. Eine möglichst reibungslose Fertigstellung frei von Unruhe im Unternehmen lag im Interesse des neuen Besitzers und erklärt, warum Hines erst jetzt geht. Ein Nachfolger wird zudem nicht mit Altlasten beschwert, auf die er wenig Einfluss hat. Starfield ist zwar kein Flopp, aber im Wertungsspiegel längst nicht so gut wie erhofft – ein Ergebnis, das nun eindeutig an Hines hängt.
Kotick musste gehen
Dass auch Bobby Kotick geht, war zu erwarten. Laut einer internen Email von Xbox-Chef Phil Spencer vom 13. Oktober, die Kotaku vorliegt, bleibe Kotick bis Ende 2023 der CEO von Activision und werde in dieser Rolle eine saubere Übergabe des Unternehmens an Microsoft sicherstellen.
Auffällig hierbei ist, dass die Ankündigung zunächst gegenüber Mitarbeitern und an dem Tag erfolgte, an dem die Übernahme offiziell und endgültig genehmigt wurde. Koticks Abgang erscheint letztlich unumgänglich; unter seiner Leitung rutschte Activision Blizzard in zahlreiche Skandale, in die er selbst teils involviert war. Das Krisenmanagement beziehungsweise die Reaktion des Konzerns insbesondere auf die Vorwürfe von systematischer Belästigung und Diskriminierung wurden als inhaltsleer wahrgenommen. Laut Activision Blizzard gebe es kein systemisches Problem, hieß es damals. Angestellte und teilweise Aufsichtsratsmitglieder sprachen sich in Anbetracht der vielen Berichte und Gerichtsverfahren für Koticks Abgang aus.
Ein vergoldeter Abgang
Aus diesem Kontext heraus wird deutlich, dass ein sauberer Neustart nur ohne Kotick gelingen kann – und seine Stellung zu wackeln begann. Dieser Faktor soll laut einem Bericht von Bloomberg ein Grund gewesen sein, der Kotick zum Verkauf des Unternehmens bewogen habe. Laut Medienberichten habe Kotick zudem zu wenig Einfluss auf den Aufsichtsrat gehabt, der der Übernahme aufgeschlossen gegenübergestanden habe, was auch den anhaltenden Skandalen geschuldet gewesen sein wird.
Für Kotick bedeutet der Aufkauf, dass er Activision Blizzard aufgrund des neuen Eigentümers aus freien Stücken und „aus guten Gründen“ verlassen kann. Dies sichert ihm eine Abfindung, die laut Medienberichten bei etwa 400 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von Unternehmensanteilen liegt – es war für ihn insofern deutlich lukrativer gehen zu können als gegangen zu werden.