PocketBook Verse (Pro) im Test: Neue E-Book-Reader nehmen es mit Amazon Kindle auf
Mit dem Verse und dem Verse Pro vollzieht PocketBook eine Wachablösung und vereint zwei vorherige Serien zu einer. Neben der neuen Gestaltung treffen Nutzer auf viel gewohnt Gutes wie die hohe Formatunterstützung und Quellenwahl. Andere Entscheidungen des Herstellers sorgen wiederum für Stirnrunzeln.
Design, Verarbeitung und Preis
Bereits im Vorfeld der letzten Internationalen Funkausstellung vollführte der Schweizer Spezialist für digitale Lesegeräte nach den 8-Zoll-Readern nun auch eine neue Namensausrichtung bei den kleineren Modellen. Nach der Aufteilung des InkPad in eine normale und eine Pro-Variante sind jetzt die Touch-Lux- und die Touch-HD-Serie Geschichte und werden in der Verse-Reihe fortgesetzt. So stellt der Ende August 2023 vorgestellte Verse im Grunde den Touch Lux 6 und die Pro-Variante den Touch HD 4 dar, womit bei den beliebten Readern nach drei beziehungsweise fünf Jahren nun eine Aktualisierung erfolgt.
Da sich beide Modelle bereits in der Vergangenheit das gleiche Gehäuse teilten, überrascht es nicht, dass dies jetzt auch beim Verse der Fall ist. Dabei unterzieht PocketBook beide Reader wie andere vor ihnen ebenso einer Verjüngungskur und führt auch hier seine aktuelle Gestaltungssprache ein, die bereits bei Lesegeräten wie dem InkPad 4 (Test), dem InkPad Color 2 (Test) oder in abgeänderter Form dem Era (Test) zu begutachten war. Dadurch präsentiert sich die neue Modellreihe mit einer Breite von 108 mm und einer Länge von 156 mm ebenso kompakter, dafür aber genauso leicht eckiger als ihre Vorgänger. Die geringe Dicke von 7 mm sorgt für einen sicheren Halt. In Sachen Gewicht haben beide Reader jedoch zugelegt, die nunmehr 180 g stehen einer komfortablen Nutzung jedoch nicht sonderlich im Weg. Gleiches gilt für die Preise, die um 10 Euro auf nun 129 Euro für den Verse und 169 Euro für den Verse Pro gestiegen sind.
PocketBook Verse | PocketBook Verse Pro | Amazon Kindle Paperwhite 2021 | Amazon Kindle (2022) | |
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Betriebssystem: | proprietäres Betriebssystem | |||
Display: | 6,00 Zoll 758 × 1.024, 212 ppi E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet |
6,00 Zoll 1.072 × 1.448, 300 ppi E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet |
6,80 Zoll 1.236 × 1.648, 303 ppi E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet |
6,00 Zoll 1.080 × 1.440, 300 ppi E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet |
Blaulichtfilter: | Ja | – | ||
Helligkeitssensor: | – | – Variante Helligkeitssensor |
– | |
Bedienung: | Physische Tasten, Touch | Touch | ||
SoC: | 1,0 GHz, 2 Kern/e | 0,8 GHz, 2 Kern/e | ?, ? | |
RAM: | 512 MB | ? | ||
Interner Speicher: | 8 GB, erweiterbar (7,1 GB verfügbar) |
16 GB (15,0 GB verfügbar) |
8 GB (6,4 GB verfügbar) Variante 16 GB (14,0 GB verfügbar) Variante 32 GB (27,0 GB verfügbar) |
16 GB (14,0 GB verfügbar) |
Konnektivität: | USB Typ C 802.11 b/g/n |
USB 2.0 Typ C 802.11 b/g/n |
USB 2.0 Typ C 802.11 a/b/g/n/ac |
USB Typ C 802.11 b/g/n |
Bluetooth: | – | Ja | 5.0 | Ja |
Mobilfunk: | – | |||
Größe (B×H×T): | 108,0 × 156,0 × 7,0 mm | 108,0 × 156,0 × 70,0 mm | 124,0 × 174,0 × 8,0 mm | 108,6 × 157,8 × 8,0 mm |
Gewicht: | 180 g | 208 g | 158 g | |
Schutzart: | – | IPX8 | – | |
Akku: | 1.500 mAh | 1.700 mAh | – | |
Kabellose Laden: | Nein | Nein Variante Ja |
Nein | |
Textformate: | CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT | DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC (nativ), TXT | DOC, DOCX, Epub, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC (nativ), TXT | |
DRM-Formate: | Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care | Kindle (AZW) | ||
Audio-Formate: | MP3, OGG, M4B | Audible Hörbücher | ||
Vorlesefunktion: | Text-To-Speech | – | ||
Preis: | 129 € | ab 151 € | 129,99 € / – / 149,99 € / ab 246 € | 99,99 € |
Durch das identische Gehäuse gleichen sich beide Reader wie ein Ei dem anderen. Das kann bereits beim Kauf für Verwirrung sorgen, denn auch die Gestaltung der Hülle fällt größtenteils gleich aus, lediglich die Anordnung der Icons auf dem Sperrbildschirm des jeweiligen Lesegerätes sind unterschiedlich. Ansonsten sind die Reader nur über den dort angebrachten Schriftzug „Verse“ und „Verse Pro“ auseinanderzuhalten.
Auch aus ihrer Verpackung genommen unterscheiden sich die Testgeräte des Verse und Verse Pro nur gering voneinander: Während ersterer über einen silberfarbenen Rahmen verfügt, setzt PocketBook bei der Pro-Variante auf einen metallisch-blauen Rand. Der Verse ist zusätzlich noch in „Bright Blue“, der Verse Pro in „Passion Red“ erhältlich. Beide Reader besitzen eine leicht geriffelte Rückseite, die für einen sicheren Halt sorgt. Das ist besonders beim Verse Pro von großem Vorteil – durch den integrierten Wasserschutz nach IPX8 wird er bei manchem neuen Besitzer vielleicht nicht nur selten mit Wasser in Berührung kommen. Der Schutz soll den Testkandidaten in Süßwasser und in eine Tiefe von bis zu 2 m getaucht 60 Minuten unbeschadet überstehen lassen. Generell zeigen sich beide Geräte äußerst robust und gut verarbeitet – die Spaltmaße sind gering und alles wirkt wie aus einem Guss gefertigt.
Der Bildschirm misst bei beiden Neulingen nach wie vor 6 Zoll und weist die gleiche Dicke der Ränder wie bei seinen Vorgängern auf. Diese könnten in den Augen manches Betrachters vielleicht etwas geringer ausfallen, sorgt aber dafür, dass die Daumen beim Halten nicht aus Versehen den Touchscreen berühren und dadurch ungewollte Seitenwechsel oder andere Aktionen ausführen. Der Bildschirm selbst ist knapp 1 mm im Gehäuse eingelassen, was bei der Nutzung aber nicht als störend empfunden werden sollte. Somit ist eine völlig plane Front nach wie vor den höherpreisigen Modellen vorbehalten.
Beide neuen Probanden verfügen über die für E-Book-Reader aus dem Hause PocketBook bekannten vier haptischen Bedientasten, die nun jedoch direkt am unteren Rand angebracht sind und zudem schmaler ausfallen. Für die Nutzung macht die neue Anordnung keinen wirklichen Unterschied, da der Abstand der Tasten zum Bildschirm identisch ist. Letztendlich hat sich somit die geringere Höhe um die frühere Distanz zwischen Bedientasten und dem unteren Gehäuserand reduziert.
Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen des Herstellers findet sich am unteren Rand lediglich der USB-Anschluss, bei dem PocketBook nun auf den C-Standard setzt. Der Einschaltknopf wurde hingegen in eine der bereits beschriebenen Bedientasten ausgegliedert. Eine kleine LED zeigt zusätzlich an, ob der Reader genutzt oder aufgeladen wird. Beim normalen Verse findet sich zudem seitlich der Slot für Speicherkarten im Micro-Format, auf den die Pro-Variante zugunsten des Wasserschutzes verzichten muss.
Neues Äußeres, bekannte Technik
In technischen Belangen greifen beide Testkandidaten auf die gleiche Grundlage zurück, die sich aus einer Zwei-Kern-CPU mit 1 GHz Taktfrequenz bildet, der ein Arbeitsspeicher von 512 MB zur Seite steht. Gleichen sich beide Probanden noch beim Energiespeicher mit einer Kapazität von 1.500 mAh, gehen sie darüber hinaus getrennte Wege. Das beginnt beim Festspeicher, der beim Verse mit 8 GB nur halb so groß wie bei der Pro-Variante mit 16 GB ausfällt, dafür aber, wie bereits beschrieben, über Speicherkarten erweitert werden kann.
Die größten Unterschiede sind wie beim Verhältnis der beiden Vorgänger zueinander beim verbauten und grundsätzlich über 16 Graustufen verfügenden Display zu erkennen. Während beim kleinen Vertreter ein normales Carta-Panel mit einer Auflösung von lediglich 758 × 1.024 Bildpunkten verbaut ist, stattet PocketBook den Verse Pro mit 1.072 × 1.448 und einem dadurch deutlich höher auflösenden Display aus. Auf die neue Panel-Generation Carta 1200, die neben einem leicht höheren Kontrast auch eine schnellere Reaktionszeit besitzt, müssen allerdings beide Probanden verzichten.
Auch bei der verbauten Beleuchtung werden Unterschiede deutlich. So fällt die maximale Leuchtkraft beim Verse Pro fast doppelt so hoch wie beim Einsteiger-Reader aus. Das bedeutet jedoch lediglich, dass der Verse Pro hier die größeren Reserven besitzt, doch auch mit dem normalen Verse lässt sich mit der Beleuchtung angenehm lesen, da im Gegensatz zu Tablet-Displays keine Umgebungshelligkeit überstrahlt werden muss und mit steigendem Außenlicht die eigene Beleuchtung des E-Book-Readers weniger beansprucht wird.
Helligkeitsverteilung des PocketBook Verse in cd/m² | ||
---|---|---|
53 | 61 | 63 |
57 | 58 | 61 |
63 | 65 | 64 |
Durchschnittshelligkeit: 60 cd/m² Farbtemperatur: 7.200 K |
Helligkeitsverteilung des PocketBook Verse Pro in cd/m² | ||
---|---|---|
128 | 130 | 125 |
106 | 110 | 105 |
90 | 93 | 91 |
Durchschnittshelligkeit: 108 cd/m² Farbtemperatur: 6.350 K |
Auffällig ist jedoch die eher ungleichmäßige Ausleuchtung, die vor allem beim Pro-Modell 40 cd/m² beträgt. Zwar muss hier beachtet werden, dass es sich dabei um Maximalwerte handelt, die so in der Praxis nie genutzt werden dürften, und die Unterschiede bei geringerer Helligkeit wieder kleiner werden. Dennoch schaffen dies andere Hersteller besser.
Neben der Helligkeit und Ausleuchtung fällt auch die Farbtemperatur unterschiedlich aus. So ist das Licht beim Verse mit 7.200 K deutlich kühler als die 6.250 K beim Verse Pro. Auf der anderen Seite schafft es das Einstiegsmodell, sie über den Blaufilter auf 2.200 K zu senken, die Pro-Variante kommt hier „nur“ auf 2.650 K – was immer noch als völlig ausreichend anzusehen ist.
Über einen Blaufilter, der entsprechende Lichtanteile reduzieren und dadurch für ein angenehmeres Lesen bei dunklerer Umgebung sorgen soll, verfügten bereits beide Vorgänger. So dürfte es nicht überraschen, dass auch die beiden Neulinge entsprechende Technologie zur Einstellung der Farbtemperatur aufweisen. Darüber hinaus hat PocketBook dem Verse einen Lagesensor spendiert, mit dem der Bildschirm entsprechend der Haltung auf Wunsch die Ausrichtung automatisch anpassen kann. Somit hält dieses Feature nun bei PocketBook auch bei den Einsteigergeräten Einzug.
Über einen Helligkeitssensor verfügen beide Geräte aber nach wie vor nicht, womit eine automatische Anpassung der Helligkeit und Farbtemperatur an die Umgebung nicht möglich ist. In kleinerem Rahmen kann zumindest für eine Halbautomation gesorgt werden: Über die Einstellungen kann der Nutzer in einem Diagramm für jede Stunde genau festlegen, wie hoch Leuchtkraft und Farbtemperatur ausfallen sollen. Somit können sie recht genau den eigenen Wünschen angepasst werden – vorausgesetzt, der Nutzer legt hier die stets gleichen Gewohnheiten an den Tag. Bereits für kleine Abweichungen ist die Umsetzung nicht gedacht, da die Abfolge nicht für einzelne Tage festgelegt werden kann. Für die meisten Anwender dürfte daher am Ende die manuelle Korrektur die bessere Lösung darstellen – entweder über das jeweilige Menü oder durch Wischgesten an den beiden Bildschirmrändern.
Aber auch in anderen Dingen gibt es Unterschiede: So verfügt das Verse Pro über ein Bluetooth-Modul, mit dem sich der Reader mit verschiedenen Ausgabegeräten wie Lautsprecher oder Kopfhörer verbinden und darüber sowohl Audio-Dateien wie Hörbücher oder Musik sowie über die Text-to-Speech-Funktion vorgelesene Texte ausgeben kann. Darauf müssen Käufer der normalen Verse-Version verzichten – auch per USB-Adapter können keine Inhalte ausgegeben werden, weil schlicht die Funktion und Abspielprogramme fehlen.
Nach wie vor erste Wahl bei Quellenvielfalt
Bereits mit den ersten Lesegeräten setzte PocketBook auf eine große Unterstützung von Befüllmöglichkeiten, woran sich bis heute nichts geändert hat. Nach wie vor bietet der Schweizer Hersteller die größte Anzahl an Quellen, um neue Inhalte auf den Reader zu bekommen und den, wie bereits beschrieben, 8 beziehungsweise. 16 GB großen Speicher zu befüllen. In den meisten Fällen dürfte bei den Nutzern die klassische Übertragung per USB-Verbindung zum Einsatz kommen, entweder einfach per Einbindung als Massenspeicher oder über Verwaltungsprogramme wie das frei erhältliche Calibre. Aber PocketBook tischt dem Nutzer hier noch andere Möglichkeiten auf: So können weitere Inhalte über den integrierten Onlineshop bezogen werden, gleichzeitig stehen Cloud-Dienste wie PocketBook Sync oder nur für den Verse Pro die eigene PocketBook-Cloud zur Verfügung. Wer will, kann sich neues Lesefutter auch mit Send-to-PocketBook per E-Mail direkt an den Reader schicken.
Damit aber noch nicht genug: Bereits seit einigen Reader-Generationen unterstützt PocketBook nativ per eigener App den Cloud-Dienst Dropbox, wobei die Zeit mittlerweile auch für Nextcloud reif wäre, damit Nutzer, die ihren eigenen Wolkenspeicher betreiben, darüber ebenfalls Inhalte beziehen können. Zumindest vom Verse Pro wird zudem der Verleihdienst der städtischen Bibliotheken Onleihe unterstützt, über die ebenso einfach Bücher bezogen werden können – dafür sind lediglich die Zugangsdaten für das jeweils verwendete DRM-System nötig. Bei diesen werden aktuell die bekannte Lösung von Adobe wie auch das neuere LCP/Care unterstützt.
Sollten die genannten Quellen nicht ausreichen, steht zu guter Letzt bei der Pro-Variante noch der systemeigene Browser zur Verfügung, der zwar aufgrund der etwas schwächeren Hardware und dem Display geschuldet in seiner Bedienung etwas behäbig ist, aber dafür dem Nutzer eine weitere Vielzahl von Quellen eröffnet. Darunter fallen nicht nur andere Onlineshops, sondern weitere per Browser erreichbare Cloud-Dienste genauso wie das eigene NAS daheim. Durch die Unterstützung von Speicherkarten können sie hingegen beim normalen Verse einfach befüllt und in den Reader gesteckt werden, im nächsten Schritt wird das System die Speicherkarte scannen und die neuen Bücher der Bibliothek hinzufügen. Da Bücher in den meisten Buchformaten jedoch selten über ein paar Megabyte hinausgehen, dürfte selbst der kleinere Speicher des Verse für viel Lesefutter vorhalten. Lediglich bei PDF- oder Audio-Dateien könnte es knapp werden – hier kann die Speicherkartenunterstützung ihre Vorteile ausspielen.
Auch bei Formatunterstützung ungeschlagen
Doch nicht nur bei der Anzahl der möglichen Quellen kann der Hersteller seine Qualitäten ausspielen, denn Gleiches gilt für die große Unterstützung verschiedener Formate, zu denen alleine 21 Arten digitaler Bücher gehören. Darunter befindet sich mit EPUB nicht nur das bekannteste und vor allem freie Format, sondern auch die von Comic-Liebhabern gerne verwendeten CBR und CBZ. Zuletzt hat PocketBook die Unterstützung von AZW-Dateien und damit das Buchformat von Amazon hinzugefügt, wenn auch nur in der ungeschützten Form. Diese haben sich aber bereits in der Vergangenheit leicht in ein vorher schon unterstütztes Format wandeln lassen.
Neben normalen Leseformaten werden darüber hinaus auf beiden Modellen vier Grafikformate unterstützt, der Verse Pro versteht sich obendrein noch mit sechs Audio-Formaten.
Hervorragende Bibliothek
Die gesamte Vielfalt an Bezugsquellen und Formaten kann ihre Vorteile jedoch nicht ausspielen, wenn die installierte Software nicht ein bequemes Verwalten ebenjener ermöglichen würde. Dieser Punkt wird seit jeher von PocketBook fokussiert und stetig erweitert. Das Ergebnis liegt in einer fast perfekten Organisation vor, die es trotz des kleinen Displays leicht macht, selbst größere virtuelle Büchersammlungen zu zähmen. Dafür gibt der Hersteller dem Nutzer zahlreiche Werkzeuge an die Hand.
So bietet die eigene Bibliothek viele Möglichkeiten, die eigenen Inhalte einfach zu organisieren und einen leichten Zugriff darauf sicherzustellen. Verschiedene Werkzeuge stellen sicher, dass auch bei einer großen Anzahl von digitalen Büchern leicht Inhalte gefunden werden können. Wie bereits in der Vergangenheit lassen sich dabei die Bücher nach verschiedenen Vorgaben wie Autor, Genre, Titel, Schlagwörtern oder auch nach Formaten filtern oder nach verschiedenen Kriterien wie Titel, Autor oder dem Hinzufüge- oder Öffnungsdatum sortiert ausgeben. Ebenso können die Klappentexte angezeigt werden, sofern sie in den Meta-Dateien des Buches eingepflegt wurden.
Darüber hinaus erlaubt das System das Anlegen eigener Sammlungen, was den Überblick noch einmal vereinfacht. Dabei lassen sich die Inhalte nach eigenen Wünschen und Vorgaben wie einem Genre oder einfach nach einem bestimmten Autor bündeln. Sofern bevorzugt, können die Inhalte auch ganz einfach in ihrer Ordner- und Dateistruktur angezeigt werden.
Nur wenige Wünsche beim Lesen offen
Sind die Inhalte erst mal auf den Reader gebracht, sortiert und ausgewählt, müssen sich beide Reader in ihren Leseeigenschaften beweisen. Das schaffen beide Probanden grundlegend sehr gut, auch wenn PocketBook in manchen Bereichen mittlerweile etwas abgeschlagen wirkt.
Texte werden scharf dargestellt, wobei der Verse Pro mit seiner höheren Auflösung im direkten Vergleich erkennbar die Nase vorne hat und etwas feiner agiert – das wird vor allem bei PDF-Dokumenten deutlich. Generell besitzt aber auch der kleine Bruder eine sehr gute Textdarstellung, die bei normalen Büchern für viele Nutzer ausreichend sein dürfte. Die gute Lesbarkeit beider Lesegeräte ist nicht zuletzt auch dem guten Schriftbild zuzuschreiben, bei dem durch die guten Abstände zwischen den einzelnen Zeichen eine ruhige und harmonische Darstellung erreicht wird. Die Carta-1200-Technologie hätte bei beiden Lesegeräten zwar noch für ein wenig mehr Kontrast sorgen können, doch das wäre im Grunde Jammern auf hohem Niveau gewesen.
Trotz des geringen Arbeitsspeichers sorgt das System für eine zügige Bedienung, wobei der kleinere Verse in Sachen Geschwindigkeit die Nase vorne hat und aufgrund der geringeren Auflösung neue Seiten deutlich schneller aufbaut. Das bedeutet aber nicht, dass der Verse Pro langsam ist, denn auch hier erfolgt der Seitenwechsel sehr schnell.
Ghosting nach wie vor kein Thema mehr
Nutzer, die bereits Erfahrungen mit E-Book-Readern gesammelt haben und die von einem älteren Gerät wechseln wollen, dürfte das Thema Ghosting, also das Durchscheinen vorheriger Inhalte nach einem Seitenwechsel, schon einmal begegnet sein. Dieses Phänomen gehört jedoch im Grunde herstellerübergreifend der Vergangenheit an, womit dies auch bei den vorliegenden Readern keine Rolle mehr spielt. Die Ausnahme stellen eigentlich nur noch Grafiken und Bilder dar, zu denen auch die dargestellten Menüs gehören. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass deren Pixel nach einem Seitenwechsel keine korrekte Neuausrichtung erfahren, sodass sie noch schemenhaft zu erkennen sind. Spätestens nach dem nächsten Seitenwechsel sollten sie aber auch verschwunden sein.
Wer sich dennoch daran stört, kann in den persönlichen Einstellungen die komplette Invertierung, also die Neuausrichtung eines jeden Pixels für jede Seite wählen. Lange Zeit wurde behauptet, dass dies den Energieverbrauch und die Zeit für den Aufbau einer neuen Seite erhöhen würde – in der Praxis dürfte dies jedoch kaum eine Rolle spielen.
PDF auch auf kleinen Bildschirmen
Das begrenzte RAM fordert jedoch bei PDF-Dateien schnell seinen Tribut, da sie in der Regel größer ausfallen und daher mehr Daten gehändelt werden müssen. PocketBook setzt hier erneut bekannte Funktionen ein, etwa den Spaltenmodus, bei dem das System die vor allem bei Magazinen und Zeiten gerne verwendete Anordnung per Spalte erkennt und sie einzeln abfährt, oder die Zuschneidefunktion, bei der überflüssige Ränder an den Seiten abgeschnitten werden und dadurch die eigentliche Darstellung etwas vergrößert werden kann. Eine komfortable Nutzung solcher Formate ist allerdings erst ab einer Bildschirmgröße von 8 Zoll, wie es unter anderem das aktuelle InkPad 4 bietet, wirklich gegeben. Für ein kurzes Nachschlagen reichen zwar auch die kleineren Geräte der Verse-Modellreihe aus, mehr dürfte es bei den meisten Nutzern jedoch nur selten sein.
Anders schaut es beim PDF-Reflow aus, bei dem der Text im Grunde aus dem Dokument gelöst und wie ein normales E-Book behandelt dargestellt wird. Dabei versucht das System auch die Formatierung des Textes beizubehalten – was mal besser, mal schlechter gelingt. Durch diese Funktion können aber selbst größere PDF-Dokumente gut lesbar werden. Voraussetzung ist hier, dass es sich dabei um reinen eingebetteten Text handelt – mit aus Bilddateien erstellten PDF-Dokumenten funktioniert das Reflow nicht. Ist die Umwandlung einmal erfolgt, kann die Darstellung wie ein normales E-Book durch Ändern der Schriftart und -größe den eigenen Wünschen angepasst werden.
PocketBook verliert Anschluss bei Leseeinstellungen
Obschon PocketBook an vielen Stellen immer wieder mit Neuerungen aufwarten kann, verliert der Hersteller bei den Texteinstellungen langsam den Anschluss zur Konkurrenz. So bieten auch die neuen Reader gerade mal die Auswahl aus 26 Schriftarten plus Verlagsschrift, die jedoch nach wie vor in verschiedenen Schnitten angezeigt werden können. Die Möglichkeit, die angezeigten Texte generell kräftiger darzustellen, wie es Amazon mittlerweile seit einigen Jahren bietet, ist nach wie vor nicht möglich. Doch gerade das könnte Menschen mit einem beeinträchtigten Sehvermögen helfen. Die Frage, warum PocketBook hier nicht endlich agiert, stellt sich somit immer mehr.
Doch auch in anderer Hinsicht wird im Prinzip nur gewohnte Kost geliefert, zu der das Ändern der Schriftgröße sowie das Einstellen der Abstände zwischen den Zeilen und zu den Seitenrändern genauso gehören wie das Deaktivieren der Kopf- und Fußzeile, was für die eine oder andere Zeile mehr auf dem Display sorgt. Wer möchte, kann auch den erst vor Kurzem eingeführten Dark-Mode aktivieren, mit dem im Grunde die Darstellung invertiert wird.
Auch bei den neuen Sprösslingen aus dem Hause PocketBook lassen sich die unten angebrachten Bedientasten frei belegen – und das sowohl für E-Book- wie auch PDF-Formate. Entsprechend vorgenommene Einstellungen lassen sich zudem in Profilen abspeichern und je nach Situation wieder abrufen.
Audio-Ausgaben bei Verse Pro
Wie bei anderen Readern aus selbem Hause verfügt auch der Verse Pro über ein Audio-Modul, mit dem entweder E-Books vorgelesen oder Hörbücher und andere Audio-Inhalte ausgegeben werden können. Die Ausgabe erfolgt dabei entweder über einen USB-Adapter, der nicht im Paket inbegriffen ist, oder über die Bluetooth-Schnittstelle mit entsprechend angeschlossenen Geräten wie Lautsprecher oder Kopfhörer.
Sprecher werden besser, sind aber weiterhin unnatürlich
Bereits mit dem InkPad 4 zogen mit Lena, Max und Tim neue Mitglieder in die Vorleser-WG ein. Die neuen deutschen Stimmen der Ivona-TTS-Engine klangen zwar etwas frischer, wiesen aber nach wie vor die gleichen Defizite auf. So fällt auch das Update durch falsche oder fehlende Betonungen auf, wodurch die Ausgabe weiterhin künstlich wirkt und in keiner Form mit professionellen Sprechern vergleichbar ist – oftmals hören sich die Worte abgehackt und recht hektisch vorgetragen an. Dies dürfte sich auch erst ändern, wenn das Thema künstliche Intelligenz entweder bei PocketBook oder beim Hersteller der Engine Einzug hält. Daher ist die Funktion eher für kleine Texte zum reinen Informationsgewinn als Ziel nützlich, ein ganzes Buch möchte sich in dieser Form hingegen sicherlich niemand anhören. Eine weitere Möglichkeit wäre das grundlegende Erlernen von Fremdsprachen, obwohl hierbei der Betonung nicht immer vertraut werden kann. Aktuell werden 34 Sprachen unterstützt, die von Mandarin und Kantonesisch über Dänisch, Indonesisch und Italienisch bis hin zu Spanisch reichen. Auch Hindi, Japanisch oder Thai könnte ausgegeben werden.
Bluetooth nur beim Pro-Modell
Die Audio-Funktion selbst ist schon länger Bestandteil der E-Book-Reader von PocketBook, Bluetooth als Schnittstelle hat dagegen erst mit dem Touch HD 3 vor rund fünf Jahren in das Portfolio des Schweizer Herstellers Einzug gehalten. Darüber hinaus verfügen mittlerweile einige der PocketBook-Reader über einen kleinen eingebauten Lautsprecher, auf den Käufer des Verse Pro jedoch verzichten müssen.
Die Formatvielfalt setzt sich auch bei den unterstützten Audio-Formaten fort, von denen MP3, OGG, M4A und M4B wiedergegeben werden können. MP3 und OGG können zudem in ein ZIP-Archiv gepackt und die Inhalte direkt daraus ausgegeben werden. Die Gesamtgröße der Inhalte ändert sich dabei zwar nicht, dafür unter Umständen die Transfergeschwindigkeit, da sich große Dateien nicht selten mit einer höheren Rate übertragen lassen als viele kleinere.
Auch beim vorliegenden Verse Pro besteht die Wahl zwischen zwei Abspielprogrammen: Für ungepackte Audio-Dateien eignen sich sowohl die integrierte Hörbuch-App wie auch der Musikplayer, der im App-Bereich zu finden ist. Die ZIP-Dateien können dagegen nur von der Hörbuch-App verwendet werden. Sie besitzt zudem weitere Vorteile: So werden in dieser komplette Alben in der Wiedergabeanzeige dargestellt statt einzelner Titel. Auch das Abspeichern von Lesezeichen, um später einzelne Stellen im Hörbuch besser wiederfinden zu können, ist möglich.
Ansonsten beschränken sich beide Apps auf grundlegende Funktionen, bestehend aus dem Erstellen von Abspiellisten, simplen Klangeinstellungen oder dem Ändern der Abspielgeschwindigkeit.
In der Bibliothek werden entsprechende Inhalte jedoch nach wie vor nicht angezeigt, sie müssen immer noch in der jeweiligen App aus den dafür angegebenen Ordnern ausgewählt werden. Nicht einmal in der Formatfilterung werden sie aufgeführt. Das erschwert die Auswahl und die Handhabung spürbar.
Nützliche Apps und etwas für zwischendurch
Wie andere Reader aus dem Hause PocketBook verfügt auch der Verse und der Verse Pro über eine vorinstallierte kleine Ansammlung verschiedener Programme, die sich im Alltag nicht selten als nützlich erweisen können, auch wenn sie unterschiedlich ausfallen. So haben beide Probanden unter anderem einen Bilderrahmen, eine Galerie, einen RSS-Nachrichtenfeed, einen Taschenrechner sowie eine Uhr und einen Kalender an Bord. Neben dem Dropbox-Client sind zudem mit Schach, Scribble, Solitaire und Sudoku noch vier Spiele vorhanden. Die Pro-Variante des Readers beinhaltet darüber hinaus den bereits erwähnten Web-Browser, den Musikplayer, die native App der Onleihe und die PocketBook-Cloud.
Fazit
PocketBook vereint die Touch-Lux- und die Touch-HD-Serie in einer gemeinsamen Reihe und packt sie in ein neues Gewand. Auch wenn beide Reader sich dahingehend bereits vorher ähnelten, werden sie nun zumindest kompakter. Die Verarbeitung lässt keinen Grund zur Kritik aufkommen und befindet sich auf dem von PocketBook bekannten hohen Niveau. Damit wären die Neuerungen im Grunde bereits abgehandelt, denn unter der Haube hat sich nur wenig getan.
Die verschiedenen Möglichkeiten zur Befüllung der Reader suchen nach wie vor ihresgleichen, was auch für die Formatunterstützung gilt. Die gute Textdarstellung sorgt auch beim normalen Verse trotz der geringeren Auflösung für ein komfortables Lesen, im direkten Vergleich schneidet der Verse Pro wie erwartet aber dennoch besser ab. Bei der Einflussnahme auf die Textdarstellung verliert PocketBook jedoch den Anschluss, da sind andere Hersteller wie unter anderem Amazon deutlich weiter.
Auch die Unterteilung zwischen einem günstigeren Einsteigergerät und einem Premium-Reader wird von PocketBook konsequent weiterverfolgt. Das bringt eine teilweise unterschiedliche Ausstattung zum Vorschein: So verfügt der normale Verse über die Möglichkeit zur Erweiterung des Speichers mittels SD-Karte, die Pro-Variante besitzt dafür das höher auflösende Display, den Wasserschutz und die Audio-Unterstützung, die neben der Vorlesefunktion auch Bluetooth beinhaltet. Dadurch fällt die Formatunterstützung ebenso etwas unterschiedlich aus.
An anderen Stellen wirkt die Trennung der Reader jedoch recht willkürlich, etwa bei den integrierten Apps: Hier kann manches Fehlen der kleinen Helferlein beim normalen Verse nicht nachvollzogen und eher mit einem gewollten „Weglassen“ erklärt werden. Zum einen verfügte der Vorgänger Touch Lux 5 (Test) noch über die Integration der PocketBook-Cloud, die nun fehlt und anscheinend der Pro-Version vorbehalten ist. Darüber hinaus findet sich kein wirklicher Grund, dem günstigeren Reader den Browser und die Onleihe vorzuenthalten – außer eben eine künstliche Beschneidung, um Nutzer zum teureren Gerät zu bringen. Hier sollte PocketBook dringend nachbessern.
Preislich wäre zumindest der Verse Pro sehr attraktiv: Der direkte Konkurrent Kindle Paperwhite (Test) von Amazon bietet zwar das leicht größere Display samt neuerer Carta-Technologie und einen Helligkeitssensor, dafür ist er etwas größer und schwerer. Mit einem Preis von 150 Euro ist er zwar zunächst günstiger zu erstehen, dann aber mit Werbung. Für ein Exemplar ohne Amazons „Spezialangebote“ liegt der Preis dann mit 170 Euro über dem Verse Pro.
Der normale Verse wird es dagegen deutlich schwerer haben, wartet der vergleichbare Kindle doch mit einem UVP von rund 100 Euro auf. Trotz des geringeren Preises besitzt er ein höher auflösendes Display und doppelt so viel Speicher. Lediglich auf den Blaulichtfilter muss verzichtet werden.
Beide Lesegeräte von PocketBook eint dagegen die größere Formatvielfalt.
- hochwertige Verarbeitung
- gute Darstellung
- hohe Formatunterstützung inklusive PDF
- Bedientasten
- Keine integrierter Zugang zur Onleihe
- geringe Auflösung
- Helligkeit könnte höher sein
- etwas ungleichmäßige Beleuchtung
- geringe Texteinstellungen
- hochwertige Verarbeitung
- sehr gute Darstellung
- helle Beleuchtung
- hohe Formatunterstützung inklusive PDF
- Bedientasten
- Audio-Wiedergabe
- Bluetooth-Unterstützung
- Wasserschutz
- kompaktes Gehäuse
- etwas ungleichmäßige Beleuchtung
- geringe Texteinstellungen
ComputerBase wurden der Verse und der Verse Pro leihweise von PocketBook zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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