Mac Studio mit M2 Ultra im Test: Windows-Gaming mit dem Game Porting Toolkit auf dem Mac

Jan-Frederik Timm
160 Kommentare
Mac Studio mit M2 Ultra im Test: Windows-Gaming mit dem Game Porting Toolkit auf dem Mac

Mit Apples eigenem Game-Porting-Toolkit lassen sich Windows-Spiele auf dem Mac ausführen. Es richtet sich an Entwickler, kann aber von jedermann genutzt werden. Wie gut das funktioniert, hat sich ComputerBase mit dem Mac Studio samt Top-SoC M2 Ultra angesehen. Verhilft das Toolkit Gaming auf dem Mac zum Durchbruch?

Danke, Proton: Windows-Spiele unter Linux!

Spielen unter Linux – früher in der Regel Utopie, ist das inzwischen selbst bei immer mehr AAA-Titeln direkt zum Start möglich. Und das liegt nicht daran, dass Entwickler ihr Spiel auch für Linux entwickeln.

Grund ist vielmehr, dass Valve den ursprünglichen Ansatz, mehr Spiele „nativ“, also explizit für Linux auf den Markt zu bringen, ad acta gelegt und seit Jahren auf DirectX-zu-Vulkan-Übersetzer setzt, die Linux-Umsetzungen überflüssig machen, weil „einfach“ Windows-Games unter Linux ohne (großen) Leistungsverlust ausführbar sind.

Cyberpunk 2077 läuft als Windows-Titel dank Proton auch auf dem Steam Deck mit Linux
Cyberpunk 2077 läuft als Windows-Titel dank Proton auch auf dem Steam Deck mit Linux

Nativ für Vulkan auf Linux zu entwickeln, wäre zwar weiterhin der bessere Ansatz, aber der Aufwand rechnet sich für die meisten Entwickler nicht. Dafür zu sorgen, dass das eigene Spiel mit Proton funktioniert, ist eine viel kleinere Hürde.

Die wesentlichen Werkzeuge für die Nutzung von Windows-Spielen unter Linux sind die Windows-kompatible Laufzeitumgebung Wine und das von Valve zusammen mit CodeWeaver entwickelte Proton. Letzteres übersetzt DirectX-Befehle, die nur Windows kennt, mit Hilfe von DXVK in Vulkan-Befehle – und Vulkan existiert auch unter Linux.

Apples Game Porting Toolkit vs. Valves Proton

Auch unter macOS gibt es schon länger die Möglichkeit, ausgewählte Windows-Spiele auszuführen, beispielsweise über Parallels oder das ebenfalls von CodeWeavers entwickelte CrossOver Mac. Die Liste der kompatiblen Games und die zu erwartende Leistungsfähigkeit fielen allerdings mau aus. Mal eben prüfen, was mit dem eigenen Windows-Spiel überhaupt auf dem Mac möglich wäre, war damit auch für Entwickler zumeist nicht drin. Mit dem im Sommer zur WWDC 2023 vorgestellten Game Porting Toolkit hat Apple das Thema jetzt selbst in die Hand genommen.

Apples Game Porting Toolkit im Überblick

Der technische Ansatz steht dem von Valve verfolgten sehr nahe. Windows-Titel werden mit dem Game Porting Toolkit unter macOS spielbar, weil ihre Windows-DirectX-API-Aufrufe an die macOS-API „Metal“ weitergegeben werden.

Basis ist auch in diesem Fall Wine, das auf allen POSIX-kompatiblen Betriebssystemen läuft. Darüber hinaus nutzt Apple CrossOver-Technologie (22.1.1) von CodeWeavers. Mit D3DMetal bringt der US-Konzern aber auch ganz neuen Code mit.

Das Game Porting Toolkit übersetzt Windows-Spiele so, dass macOS sie versteht
Das Game Porting Toolkit übersetzt Windows-Spiele so, dass macOS sie versteht (Bild: Apple)

Während es Valve mit Proton in der Tat darum geht, Windows-Spiele unter Linux lauffähig zu machen, verfolgt Apple mit dem Game Porting Toolkit derzeit noch ein anderes Ziel: Es soll Entwickler endlich dazu bringen, ihre Games auch in einer nativen macOS-Variante anzubieten. Das Game Porting Toolkit soll dabei vor allem in drei Punkten helfen:

  1. Entwickler sollen im Optimalfall noch vor eigenen Eingriffen in ihr Windows-Spiel erste Erfahrungen mit dem Titel unter macOS sammeln können, weil das Spiel durch das Game Porting Toolkit direkt ausführbar wird. Ohne das Toolkit waren erste Gehversuche im Endeffekt erst nach der Portierung möglich – also wenn ein Großteil der Arbeit bereits investiert wurde.
  2. Das mit dem Game Porting Toolkit unter macOS lauffähige Spiel soll Entwicklern früh aufzeigen, wo sie Schwerpunkte bei der Portierung setzen müssen.
  3. Die mit dem Game Porting Toolkit angebotenen Entwicklerwerkzeuge sollen die Portierung der Windows-Technologien (Grafik, Input, Audio etc.) deutlich vereinfachen.

Für Entwickler, nicht für Endkunden

Apple hat mit dem Game Porting Toolkit also weiterhin zum Ziel, dass Entwickler mehr Spiele nativ für macOS entwickeln, so wie zuletzt mit Resident Evil 4 Remake, Resident Evil Village und Assassin's Creed Mirage geschehen. Es richtet sich aktuell nicht an Endanwender, wie der komplexe Installationsprozess deutlich macht. Wer will, kann es auf eigene Gefahr trotzdem ausprobieren. ComputerBase hat genau das getan.

Ein erweiterter „Metal HUB“ soll Entwicklern bei der Analyse helfen
Ein erweiterter „Metal HUB“ soll Entwicklern bei der Analyse helfen (Bild: Apple)

Der Apple Mac Studio mit M2 Ultra

ComputerBase stand für die ersten Gehversuche mit dem Game Porting Toolkit der von Apple im Sommer 2023 vorgestellte neue Mac Studio zur Verfügung, den es mit M2 Max und dem im Juni parallel präsentierten M2 Ultra gibt. Das Testmuster verfügte über den M2 Ultra, also Apples bis dato und auch nach Vorstellung der M3-SoCs stärkstes SoC. Weil die Redaktion auf dieses SoC als einziges in der M2-Generation noch keinen separaten Blick geworfen hatte, bot sich die Kombination beider Perspektiven an.

Der M2 Ultra im Überblick

Der M2 Ultra besteht aus zwei per UltraFusion verbundenen M2 Max und liefert so immer 24 CPU-Kerne und 60 oder 76 GPU-Kerne. Die Bandbreite zwischen den beiden so verbundenen SoC liegt bei 2,5 TB/s. Von den 24 CPU-Kernen sind 16 als High-Performance-Kerne ausgelegt und 8 als Efficiency-Kerne. Bei der GPU kann zwischen einer Variante mit 60 und 76 Kernen gewählt werden.

GIF M2 Ultra mit UltraFusion (Bild: Apple)

Laut Apple ist der in 5 nm gefertigte M2 Ultra mit 134 Milliarden Transistoren – 20 Milliarden mehr als beim M1 Ultra – bei der CPU-Leistung 20 Prozent schneller als der M1 Ultra. Bei der GPU soll der Leistungszuwachs im Vergleich zum Vorgänger bei 30 Prozent liegen. Der Mac Studio kann mit bis zu 192 GB Unified Memory bestellt werden, 50 Prozent mehr als bisher. Der Speicher ist mit 800 GB/s angebunden, also doppelt so schnell wie beim M2 Max. Die interne SSD kann wie bisher maximal 8 TB groß sein. Die Media Engine des M2 Ultra soll bis zu 22 8K-ProRes-Videos gleichzeitig abspielen können.

Benchmarks mit dem M2 Ultra

Bevor es an die Installation des Game-Porting-Toolkits ging, wurde der M2 Ultra zuerst durch den bekannten Benchmark-Parcours gejagt, den zuletzt auch die Notebook-SoC der M1- und M2-Serie durchlaufen mussten.

In den Anwendungs-Benchmarks ohne Nutzung der (i)GPU kann der M2 Ultra in Multi-Core-Szenarien dabei gegenüber dem M2 Max mit halb so viel CPU-Kernen im Durchschnitt noch einmal um 66 Prozent zulegen, nur AMDs 16-Kern-Ryzen-7000 im BGA-Package, der Ryzen 9 7945HX „Dragon Range“, ist noch 1 Prozent schneller – der Verbrauch steht dabei auf einem anderen Blatt. In den drei Single-Core-Tests bleibt auch Intels aktuelle mobile Speerspitze einen Hauch in Front.

Leistungsrating CPUs
Leistungsrating CPUs – Multi-Core
    • Apple Mac Studio (2023)
      M2 Ultra (24C/76C), 192 GB LPDDR5, 8 TB
      85
    • Asus Strix Scar 17 (2023)
      Ryzen 9 7945HX, 4090M, 32 GB DDR5-4800, Performance
      84
    • MSI Titan GT77HX 13V
      i9-13950HX (150/220), 4090M, 64 GB DDR5-4000
      79
    • MSI Titan GT77HX 13V II
      i9-13950HX (55), 4090M, 64 GB DDR5-4000
      54
    • Apple MacBook Pro 14" (2023)
      M2 Max (12C/38C), 96 GB LPDDR5, 4 TB
      51
    • Apple Mac mini (2023)
      M2 Pro (12C/19C), 32 GB LPDDR5, 2 TB
      51
    • Razer Blade 14 (2023)
      Ryzen 9 7940HS, 4070M, 16 GB DDR5-5600, Boost
      48
    • Medion Erazer Major X10
      Core i7-12700H, Arc A730M, Turbo
      46
    • Asus ROG Zephyrus G14 (2022)
      Ryzen 9 6900HS, RX 6800S, Turbo
      42
    • Apple MacBook Pro 16" (2021)
      M1 Pro (10C/16C), 16 GB LPDDR5, 1 TB
      41
    • Lenovo Yoga Slim 9i (2022)
      Core i7-1280P, Iris Xe, Leistung
      38
    • Asus ROG Strix G15 (2021)
      Ryzen 9 5900HX, RX 6800M, Turbo
      38
    • Apple MacBook Pro 14" (2021)
      M1 Pro (8C/14C), 16 GB LPDDR5, 512 GB
      37
    • Asus Zenbook 13S (2022)
      Ryzen 7 6800U, 680M, Leistung
      32
    • Lenovo ThinkPad Z13 G1
      Ryzen 5 6650U Pro, 660M, Leistung
      30
    • Apple MacBook Air (2022)
      M2 (8C/10C), 16 GB LPDDR5, 512 GB
      29
    • Lenovo Yoga Slim 7
      Ryzen 7 4800U, Vega8, DDR4...
      29
    • Microsoft Surface Laptop 5
      Core i7-1255U, 16 GB LPDDR5X-4266
      25
    • Dell XPS 13 (9315)
      Core i5-1230U, 16 GB LPDDR5-5200
      18
    • Dell XPS 13 (9360)
      Core i5-7200U, 8 GB LPDDR3-1866
      7
Einheit: Prozent, Geometrisches Mittel

Kommt die (i)GPU mit ins Spiel, also die 76-Kern-Grafikeinheit des M2 Ultra auf der einen oder eine bis zu 175 Watt verbrauchende mobile GeForce RTX 4090 Laptop GPU auf der anderen Seite, kann sich der M2 Ultra in zwei synthetischen Benchmarks und beim Export einer Projektdatei in Adobe Premiere Pro (Export mit Filtern, die die CPU und die GPU fordern) an die erste Stelle schieben. Der M2 Ultra vor einer GeForce RTX 4090 Laptop GPU? Ob das auch für Spiele gilt?

Leistungsrating (i)GPU
    • Apple Mac Studio (2023)
      M2 Ultra (24C/76C), 192 GB LPDDR5, 8 TB
      100
    • MSI Titan GT77HX 13V
      i9-13950HX (150/220), 4090M, 64 GB DDR5-4000
      85
    • Asus Strix Scar 17 (2023)
      Ryzen 9 7945HX, 4090M, 32 GB DDR5-4800, Performance
      77
    • MSI Titan GT77HX 13V II
      i9-13950HX (55), 4090M, 64 GB DDR5-4000
      70
    • Apple MacBook Pro 14" (2023)
      M2 Max (12C/38C), 96 GB LPDDR5, 4 TB
      51
    • Razer Blade 14 (2023)
      Ryzen 9 7940HS, 4070M, 16 GB DDR5-5600, Boost
      47
    • Asus ROG Strix G15 (2021)
      Ryzen 9 5900HX, RX 6800M, Turbo
      44
    • Medion Erazer Major X10
      Core i7-12700H, Arc A730M, Turbo
      40
    • Asus ROG Zephyrus G14 (2022)
      Ryzen 9 6900HS, RX 6800S, Turbo
      35
    • Apple Mac mini (2023)
      M2 Pro (12C/19C), 32 GB LPDDR5, 2 TB
      33
    • Apple MacBook Pro 16" (2021)
      M1 Pro (10C/16C), 16 GB LPDDR5, 1 TB
      26
    • Apple MacBook Pro 14" (2021)
      M1 Pro (8C/14C), 16 GB LPDDR5, 512 GB
      24
    • Apple MacBook Air (2022)
      M2 (8C/10C), 16 GB LPDDR5, 512 GB
      18
    • Asus ROG Zephyrus G14 (2022), iGPU
      Ryzen 9 6900HS, 680M, Turbo
      11
    • Lenovo Yoga Slim 9i (2022)
      Core i7-1280P, Iris Xe, Leistung
      11
    • Medion Erazer Major X10, iGPU
      Core i7-12700H, Iris Xe, Turbo
      10
    • Microsoft Surface Laptop 5
      Core i7-1255U, 16 GB LPDDR5X-4266
      9
    • Asus Zenbook 13S (2022)
      Ryzen 7 6800U, 680M, Leistung
      8
    • Lenovo ThinkPad Z13 G1
      Ryzen 5 6650U Pro, 660M, Leistung
      8
    • Lenovo Yoga Slim 7
      Ryzen 7 4800U, Vega8, DDR4...
      6
    • Dell XPS 13 (9315)
      Core i5-1230U, 16 GB LPDDR5-5200
      6
    • Asus ROG Strix G15 (2021), iGPU
      Ryzen 9 5900HX, Vega8, Turbo
      6
    • Dell XPS 13 (9360)
      Core i5-7200U, 8 GB LPDDR3-1866
      2
Einheit: Prozent, Geometrisches Mittel

Die Antwort lautet Nein. Doch bevor sie auf der Hand liegt, muss zuerst das Game Porting Toolkit auf dem Mac Studio installiert werden, was die Studie einiger Tutorials und Anleitungen erforderte. Bedenken vor dem Einsatz des Terminals (Eingabeaufforderung) sollten Anwender nicht haben.

Erfahrungen mit dem Game-Porting-Toolkit

Installation und Einrichtung

Bei der Einrichtung des Game-Porting-Toolkits hilft beispielsweise die Anleitung von AppleGamingWiki, die auch einen Link zu Apples Game-Porting-Toolkit-Installer auf GitHub enthält. Dieses Werkzeug konnte schon kurz nach Veröffentlichung des Game-Porting-Toolkits viele der zuvor manuell über das Terminal vorzunehmenden Schritte automatisiert ablaufen lassen.

Wichtig ist: Die Installation bedarf Geduld. Je nach SoC kann es durchaus eine Stunde dauern, bis alle erforderlichen Dateien installiert und Anpassungen an macOS vorgenommen wurden. Auf dem M2 Ultra war der Installationsprozess nach ca. 25 Minuten abgeschlossen.

Ist das Game Porting Toolkit installiert, geht es an die Installation der bekannten „Launcher“. ComputerBase hat sich dabei auf Steam beschränkt.

Der Client wird (wie unter Linux) über das Toolkit in der Windows-Version installiert. Er kann in der Wine-Umgebung parallel zu seiner etwaigen macOS-Variante auf demselben Mac installiert sein.

Die nachfolgenden Tests wurden bereits Ende September durchgeführt. Für einen Eindruck von den Fähigkeiten des Game-Porting-Toolkits wurde eine Vielzahl aktueller, aber nicht nativ auf macOS verfügbarer Titel heruntergeladen. Hinzu kamen das ab Tag 1 auch nativ verfügbare Baldur's Gate III und das schon länger auch für macOS, wenn auch nicht für Macs mit Apple Silicon optimierte Rise of the Tomb Raider (die Steam-Version von Shadow of the Tomb Raider für macOS ließ sich zum Testzeitpunkt nicht installieren).

Game Porting Toolkit vs. natives Spiel

Es gibt sie, Spiele für macOS auf Steam, deren Zielplattform Windows war und ist. Aber die Auswahl ist und bleibt beschränkt. Diese Titel bieten sich allerdings für einen direkten Vergleich der Leistung eines nativen Spiels mit einem über das Game Porting Toolkit gangbar gemachten an.

Aus dem großen Fundus der Redaktion kamen mit halbwegs aktueller Technik nur Rise of the Tomb Raider, Shadow of the Tomb Raider und das brandaktuelle Baldur's Gate III für einen Vergleich zwischen einer nativen Umsetzung für macOS und der übersetzten Windows-Variante in Frage.

Weil sich die macOS-Version von Shadow of the Tomb Raider nicht installieren ließ (das Problem auf Steam besteht seit Monaten) und Baldur's Gate III in der Windows-Version nicht mit dem Game Porting Toolkit starten wollte, blieb am Ende nur der älteste der drei Titel für einen direkten Vergleich übrig: Rise of the Tomb Raider, das nativ und als Windows-Version im Game Porting Toolkit lief.

Rise of the Tomb Raider: Diese Einstellungen wurden für den Test mit der nativen macOS-Version und der Windows-Version über das Toolkit genutzt
Rise of the Tomb Raider: Diese Einstellungen wurden für den Test mit der nativen macOS-Version und der Windows-Version über das Toolkit genutzt

ComputerBase hat den im Spiel integrierten Benchmark in Full HD in drei verschiedenen Grafik-Presets sowohl in der nativen als auch in der Windows-Version via Game Porting Toolkit ausgeführt.

Rise of the Tomb Raider (FHD, Preset Sehr Hoch)
avg. FPS – Rise of the Tomb Raider (FHD, Preset Sehr Hoch)
  • Berggipfel:
    • macOS (nativ)
      262,7
    • Windows (DX11) via Game Porting Toolkit
      137,7
    • Windows (DX12) via Game Porting Toolkit
      127,3
  • Syrien:
    • macOS (nativ)
      124,9
    • Windows (DX11) via Game Porting Toolkit
      93,6
    • Windows (DX12) via Game Porting Toolkit
      72,8
  • Geothermales Tal:
    • macOS (nativ)
      104,5
    • Windows (DX11) via Game Porting Toolkit
      57,0
    • Windows (DX12) via Game Porting Toolkit
      111,4
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Die Ergebnisse sind so durchwachsen wie die Erfahrungen mit dem Game Porting Toolkit aktuell ohne angepasste Spiele vielerorts noch sind: Die Windows-Version mit dem Toolkit zu nutzen, kann deutlich Leistung kosten, muss es aber nicht – je nach Titel, Szene etc. pp. können die Ergebnisse ganz unterschiedlich ausfallen. Aber: Sowohl die DirectX-11- als auch die DirectX-12-Version des Games liefen nach anfänglichen Ruckelorgien im Menü.

Läuft: Cyberpunk 2077

Cyberpunk 2077 gibt es nicht für macOS, aber als einer der seit drei Jahren bekanntesten Titel war er auch der erste, den Entwickler direkt nach Freigabe des Game-Porting-Toolkits auf einem Mac zum Laufen brachten. Auch in der Redaktion startete das über Steam (Windows-Version, gestartet über das Toolkit) heruntergeladene Spiel auf Anhieb problemlos, bot alle bekannten Einstellungen (FSR: ja, DLSS & RT: nein (weil der M2 Ultra beides nicht unterstützt)).

Im integrierten Benchmark, der mit und ohne FSR 2 „Quality“ in FHD und UHD ausgeführt wurde, zeigte sich, dass das Hinzuschalten von Upscaling in beiden Auflösungen immer nur einen kleinen Leistungsvorteil zur Folge hat, der in UHD immerhin noch etwas größer ausfällt als in FHD. Der Flaschenhals ist demzufolge aber eher nicht die GPU-, sondern die CPU-Leistung.

CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Niedrig mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Niedrig mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Niedrig ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Niedrig ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Ultra mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Ultra mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Ultra ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: FHD Ultra ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Niedrig mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Niedrig mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Niedrig ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Niedrig ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Ultra mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Ultra mit FSR Quality
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Ultra ohne FSR
CP2077 Integrierter Benchmark: UHD Ultra ohne FSR

In der bekannten Benchmark-Szene der Redaktion erreichte der M2 Ultra in Full HD mit dem Preset „Ultra“ ohne FSR 40 bis 45 FPS, die Frametimes fielen spürbar schlechter aus. Zum Vergleich: Eine GeForce RTX 3060 erzielt im Durchschnitt 60 FPS bei 1 %-Percentil-Frametimes von knapp 50.

FPS in der klassischen Ingame-Benchmark-Sequenz der Redaktion (FHD Ultra)
FPS in der klassischen Ingame-Benchmark-Sequenz der Redaktion (FHD Ultra)

Cyberpunk 2077 funktioniert über das Game Porting Toolkit also grundsätzlich problemlos, die Leistung der GPU des M2 Ultra kann ihr in Benchmarks gezeigtes Potential aber nicht im Ansatz ausspielen.

Läuft: Spider-Man – Remastered

Das trifft auch auf einen weiteren Titel, der mit dem Game Porting Toolkit lauffähig war, zu: Spider Man – Remastered (Miles Morales wollte hingegen nicht starten).

In der bekannten Benchmark-Szene der Redaktion erreichte das System bei maximalen Details ohne Upscaling und Raytracing zwischen 50 und 70 FPS – eine GeForce RTX 4090 Laptop GPU erzielt hingegen bis zu 150 FPS.

Spider-Man: Remastered läuft, zeigt aber Grafikfehler auf dem Wasser

In Spider-Man: Remastered liegt aber nicht nur die Leistung im Argen, mit Blick auf das Meer zeigen sich auch starke Grafikfehler.

Läuft: Jagged Alliance 3

In der Benchmark-Szene ohne Grafikfehler präsentiert sich nach problemlosem Start Jagged Alliance 3, das mit knapp 60 FPS im Vergleich zu Windows-PCs auch besser läuft als CP 2077 und Spider-Man: Der M2 Ultra erreicht in diesem Fall das Niveau einer Radeon RX 6800 XT oder GeForce RTX 3070.

Jagged Alliance 3 läuft in der Benchmarkszene fehlerfrei

Läuft: Shadow of the Tomb Raider

Als native Version über Steam nicht lauffähig, lief nach Rise of the Tomb Raider auch Shadow of the Tomb Raider auf Anhieb mit dem Game-Porting-Toolkit, auch wenn der Titel beim Starten über Steam jedes Mal meckerte.

Shadow of the Tomb Raider meckert beim Start, läuft dann aber ohne Probleme

Die Leistung liegt in diesem Fall ebenso nicht dort, wo man sie hätte erwarten können, wenn man das Abschneiden in den synthetischen Benchmarks herangezogen hätte.

Shadow of the Tomb Raider meckert beim Start, läuft dann aber ohne Probleme
Shadow of the Tomb Raider meckert beim Start, läuft dann aber ohne Probleme

Laufen nicht: 3DMark, Jedi Survivor und Co.

Weitere Benchmarks respektive Spiele, die die Redaktion ausprobieren wollte, aber nicht liefen, waren der aktuelle 3DMark, Star War Jedi: Survivor (Fallen Order geht aber), Hogwarts Legacy und Guardians of the Galaxy.

Der 3DMark will nicht
Der 3DMark will nicht
Der 3DMark will nicht
Der 3DMark will nicht
Der 3DMark will nicht
Der 3DMark will nicht
Ebenso erging es Star Wars Jedi: Survivor
Ebenso erging es Star Wars Jedi: Survivor
Und auch Marvel's Gardians of the Galaxy
Und auch Marvel's Gardians of the Galaxy

Die Liste kompatibler Spiele wächst

Hogwarts Legacy soll der Liste der zum Game Porting Toolkit kompatiblen Spiele laut AppleGamingWiki allerdings inzwischen angehören. Mit Stand 31. Oktober enthält sie 92 Windows-Titel, die mit dem Game Porting Toolkit lauffähig sind, und ist damit seit dem Start im Juni schon deutlich gewachsen. Über die Hälfe läuft gut, also mit annehmbarer Leistung ohne Grafikfehler.

Viele der in der Liste geführten Titel sind durch das Game Porting Toolkit erstmals unter macOS nutzbar, mit CodeWeavers' CrossOver Mac ging es bisher nicht. Im Vergleich zu Proton für Linux ist die Liste allerdings kaum der Rede wert: Über 12.000 Windows-Games lassen sich inzwischen über Proton laut ProtonDB unter Linux spielen. Valve legt es bei Proton allerdings auch schon länger auf genau diese Kompatibilität an, während Apple das Tool derzeit in erster Linie noch als reines Entwicklerwerkzeug sieht.

Leistungsaufnahme und Lautstärke

Nicht außen vor bleiben darf bei der Leistungsbetrachtung aktueller Apple Silicon mit ARM-Architektur im Vergleich zu x86-Plattform der Stromverbrauch, denn der fällt signifikant geringer aus.

Stromverbrauch bei CPU-Last

So genehmigt sich der M2 Ultra unter maximaler CPU-Last maximal 70 Watt (Cinebench R23 Multi-Core; Adobe Premiere Pro CPU-Export: max. 58 Watt; Blender-Benchmark: max. 62 Watt), im Single-Core-Durchlauf des Cinebench R23 sogar nur 6,6 Watt.

CPU Package Power
CPU Package Power (Multi-Core)
064128192256320Watt (W) 150100150200250300Sekunden

Stromverbrauch bei GPU-Last

Die oben präsentierten Cyberpunk-2077-Tests absolvierte der M2 Ultra in FHD mit knapp 60 Watt kombinierte Package Power, in UHD stieg der Verbrauch des SoC auf maximal 82 Watt an.

An der Steckdose gemessen ergaben sich für den Mac Studio vor dem Netzteil 110 bis 115 Watt in Full HD und 140 Watt in UHD. In Blender bei Rendering auf der CPU lag der Gesamtsystemverbrauch bei 100 Watt, beim Rendern auf der GPU bei 130 Watt.

Auf dem macOS-Desktop genehmigt sich der Mac Studio mit M2 Ultra an der Steckdose gemessene 10,5 Watt, bei Fensterbewegungen sind es 16,0 Watt.

Flüsterleise auch unter Dauerlast

Der vergleichsweise niedrige Verbrauch und das massive, wenngleich kompakte Gehäuse des Mac Studio sorgen dafür, dass das Kühlsystem auch unter Dauerlast nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Selbst nach 20 Minuten Cyberpunk 2077 in Ultra HD ist das Kühlsystem nur in stiller Umgebung und aus geringem Abstand zum System wahrnehmbar, die übliche Messmethodik (Abstand von 40 cm zum System) liefert keinen Messbaren Wert (< 30 dB(A)). Nichstdestoweniger bleibt der Mac Studio kühl: Der wärmste Bereich ist das Lüftergitter an der Rückseite, das im Test bis zu 48 °C erreichte. Der Deckel erwärmte sich im hinteren Bereich auf maximal 43 °C.

Den Mac Studio gibt es mit M2 Max und M2 Ultra. In der getesteten Maximalausstattung mit M2 Ultra mit 192 GB Unified Memory und 8 TB großer SSD werden 10.000 Euro fällig
Den Mac Studio gibt es mit M2 Max und M2 Ultra. In der getesteten Maximalausstattung mit M2 Ultra mit 192 GB Unified Memory und 8 TB großer SSD werden 10.000 Euro fällig

Fazit

Nein, auch mit dem Game Porting Toolkit ist der Mac nicht über Nacht zu einer Gaming-Plattform geworden, denn weder laufen damit jetzt auf Anhieb hunderte Windows-Spiele, noch haben alle namhaften Entwickler mit der Portierung ihrer Titel auf den Mac angefangen.

Aber Apple unterstreicht damit die eigenen Ambitionen, immer mehr Entwickler zu genau dieser Portierung bekannter Windows-Titel auf macOS mit Apple Silicon (SoCs der M-Serie) zu bewegen, und führt neben den eigenen M-SoC auf der Hardware- jetzt auch das Game Porting Toolkit auf der Software-Seite als Argument ins Feld.

Im Gegensatz zu Valves Proton, das sich ganz klar an versierte Linux-Nutzer richtet, sind Entwickler vorerst auch weiterhin die Zielgruppe von Apple. Das Game Porting Toolkit lässt sich zwar auch von Endanwendern installieren, aber zumindest aktuell ist das bei Apple nicht im Fokus. Dass der Konzern das Tool selber fortwährend anpasst, um immer mehr Games grundsätzlich kompatibel zu machen, wie das bei Proton der Fall ist, ist daher vorerst unwahrscheinlich. Zunächst geht es Apple um ein neues Werkzeug, das es Entwicklern schmackhaft macht, ihre Spiele auf den Mac zu portieren.

Gaming auf dem Mac: (Wann) kann Apple die Windows-Spiele-Welle rüber schwappen lassen?
Gaming auf dem Mac: (Wann) kann Apple die Windows-Spiele-Welle rüber schwappen lassen?

Die Liste der mit dem Game Porting Toolkit aktuell problemlos ausführbaren Windows-Spiele ist die letzten Monate bereits gewachsen, aber letztendlich noch sehr klein. Und wenn es doch und eventuell sogar gänzlich ohne Grafikfehler läuft, dürfen Spieler nicht die Leistung erwarten, die die etwaige M-SoC-GPU in synthetischen Benchmarks oder Compute-Anwendungen wie beim Rendering oder Video-Encoding zeigt. Nichtsdestoweniger sind viele der kompatiblen Titel (mit entsprechenden Abstrichen) mit dem Toolkit erstmals und auch auf kleineren M-SoC lauffähig, die Apple in der M3-Serie Ende Oktober um Hardware-Raytracing-Fähigkeiten ergänzt hat.

Spannender als die Frage, wo es in Sachen Hardware hingeht, ist am Ende letztendlich ohnehin die nach der Software: Wird Apple es beim Game Porting Toolkit bei einem Werkzeug für Entwickler belassen? In der Hoffnung, dass mehr Spiele nativ auf dem Mac erscheinen, dürfte das zumindest vorerst der Ansatz sein.

Doch was, wenn auch dieser Ansatz nicht fruchtet? Wird Apple dann mittelfristig denselben Weg wie Valve gehen und den Übersetzer von der DirectX- in die Metal-Welt den Kunden direkt in die Hände geben? Nativ für eine Plattform entwickelte Spiele sollten immer besser laufen, aber Valve hat vorgemacht, dass es für die meisten Spieler (auf dem Steam Deck) letztendlich wichtiger ist, dass Windows-Titel überhaupt spielbar sind, auch wenn das nicht immer ganz reibungslos funktioniert.

Reibungslos lief im Umgang mit dem Game Porting Toolkit die Kombination von M2 Ultra und Mac Studio. Auch unter Dauerlast flüsterleise und zugleich kühl und mit vielen Anschlüssen ausgestattet, erweisen sich am Ende die Einschränkungen bei Reparier- und Aufrüstbarkeit sowie der Preis als einzige Gegenargument: Das Testmodell mit großer Ausbaustufe des M2 Ultra, 192 GB RAM und 8 TB großer SSD schlägt mit 10.319 Euro zu Buche (ab 2.399 Euro mit M2 Max, 32 GB RAM und 512 GB großer SSD). Aus technischer Sicht gibt es am Mac Studio hingegen wenig bis nichts zu meckern.

CB-Funk lässt sich nicht nur über den eingebetteten Podigee-Player abspielen, sondern auch bequem direkt in den Podcast-Apps eurer Wahl abonnieren und hören. Verfügbar ist der ComputerBase-Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Amazon Music und Deezer. In die allermeisten Podcast-Player lässt sich CB-Funk außerdem via RSS einbinden. Die entsprechende URL lautet: https://computerbase.podigee.io/feed/mp3.

ComputerBase hat den Mac Studio mit M2 Ultra und das Studio Display leihweise von Apple zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

Du hast rund um den Black Friday einen tollen Technik-Deal gefunden? Teile ihn mit der Community!