beyerdynamic MMX 200 im Test: Endlich ein Funk-Headset, das den Namen verdient
Mit dem MMX 200 gelingt beyerdynamic die vermeintliche Quadratur des Kreises: ein Funk-Headset mit gutem Klang und ebenso guter Mikrofonqualität, ohne die mit der Technik einhergehenden Limitierungen. Auch in Sachen Verarbeitung kann sich der Neuling sehen lassen.
Design, Verarbeitung und Preis
Vor knapp zwei Jahren hatte beyerdynamic mit dem MMX 100 und dem MMX 150 (Test) ein analoges und ein USB-Headset auf den Markt gebracht. Mit dem MMX 200 komplettiert der vor allem für seine klassischen (HiFi-)Kopfhörer bekannte Audio-Spezialist nun sein Gaming-Portfolio um eine kabellose Variante.
Diese reiht sich in Gestaltungsfragen nahtlos in die bestehende Serie ein und unterscheidet sich auf den ersten Blick nur durch einen anderen Namensaufdruck. Die grundlegende Gestaltung, welche die Form des Mikrofons und die Farbwahl mit einschließt, ist gegenüber den kleineren Brüdern gleich geblieben. Der vorliegende Testkandidat präsentiert sich in einem hellen Weißgrau, bei dem, wie bereits bei den anderen Modellen der Serie, über orangefarbene Bedienelemente Akzente gesetzt werden. Auf Wunsch ist das Headset wie bei den anderen Vertretern der Serie auch in Schwarz erhältlich. In seiner Form weist das MMX 200 zunächst ebenfalls eine gewisse Schlichtheit auf, die auf den ersten Blick nicht unbedingt den Preis von 249 Euro widerspiegelt. Das liegt nicht zuletzt auch an den verwendeten Materialien, bei denen sich Aluminium und Kunststoff in einer sehr guten Verarbeitung verbinden und das Headset sehr robust machen.
beyerdynamic MMX 200 | beyerdynamic MMX 150 | beyerdynamic MMX 100 | |
---|---|---|---|
Bauform: | Over Ear, geschlossen | ||
Treiber: | Neodymium, 40 mm | ||
Anschlüsse: | USB, Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar | 3,5 mm Klinke, USB, Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar | 3,5 mm Klinke, Kabel am Headset abnehmbar |
Drahtlose Verbindungen: | Funk, Bluetooth | – | |
Frequenzbereich Kopfhörer: | Klinke: 20 Hz – 20.000 Hz USB: 20 Hz – 20.000 Hz Funk: 20 Hz – 20.000 Hz Bluetooth: 20 Hz – 20.000 Hz |
Klinke: 5 Hz – 30.000 Hz USB: 5 Hz – 30.000 Hz |
Klinke: 5 Hz – 30.000 Hz |
Laufzeit bei drahtloser Verbindung: | 35 Std | – | |
Entfernung bei drahtloser Verbindung: | ? | – | |
Drahtloses Laden: | Nein | ||
Bedienelemente am Headset: | Ja | ||
Kabelfernbedienung: | Nein | ||
Integrierte Soundkarte: | Ja | Nein | |
Raumklang: | Nein | ||
Frequenzbereich Mikrofon: | USB :50 Hz – 18.000 Hz Funk: 50 Hz – 18.000 Hz Bluetooth: 50 Hz – 18.000 Hz |
Klinke: 5 Hz – 18.000 Hz USB :5 Hz – 18.000 Hz |
Klinke: 5 Hz – 18.000 Hz |
Mikrofon Eigenschaften: | abnehmbar, stummschaltbar, justierbar, Popschutz | ||
RGB-Beleuchtung: | Nein | ||
Kühlung: | – | ||
Vibrationsfunktion: | Nein | ||
Gewicht: | 360 g | 304 g | 296 g |
Preis: | ab 199 € | ab 99 € | ab 49 € |
Ebenso unverändert sind die mit Kunstleder überzogenen Polster am Kopfbügel und an den Ohrmuscheln, wo sie leicht ausgewechselt werden können. Während letztere eine sehr gute und nicht zu weiche Dämpfung aufweisen, hätte die Polsterung am Bügel etwas dicker ausfallen können. Dieser sorgt mit seiner Metallverstärkung für einen nicht zu starken Anpressdruck, so dass das Headset bei einem Gewicht von 360 g selbst bei schnellen und plötzlichen Bewegungen sicher auf dem Kopf verbleibt.
Die an Metallbügeln befestigten Ohrmuscheln weisen zwar nur einen geringen Bewegungsspielraum auf, der aber ausreicht, damit sich das Headset an die jeweilige Ohr- und Kopfform anpasst und sich dadurch über mehrere Stunden hinweg komfortabel tragen lässt. Allerdings liegen die die Treiber verbindenden Kabel offen, sodass sie bei einem Transport nicht sonderlich gut geschützt sind.
Viele Bedienelemente
Während sich an der rechten Ohrmuschel lediglich der Einschaltknopf befindet, hat beyerdynamic alle weiteren notwendigen Bedienelemente auf der linken Seite untergebracht. Hier finden sich neben der Lautstärkeregelung, die gleichzeitig als Aktivierung für den Augmented-Modus und zur Stummschaltung des Mikrofons dient, ebenso der Wahlschalter für die Funk- und Bluetooth-Verbindung sowie der USB-C-Anschluss, über den das Headset kabelgebunden genutzt und aufgeladen werden kann. Gleichzeitig kann das MMX 200 über diesen Port mittels eines optionalen USB-Klinke-Kabels auch analog genutzt werden.
Lichtspiele werden beim MMX 200 nicht unterstützt, hier soll der Preis in die klanglichen Komponenten fließen. Lichterlos ist das Headset deswegen aber nicht: Ein kleiner LED-Kranz um den Lautstärkeregler gibt jederzeit Informationen über Akkustand, Verbindung und weitere Aspekte.
Neben dem MMX 200 finden sich ein 2 m langes USB-Kabel und der zum Funkbetrieb benötigte USB-Donglei. Letzteren hat der Hersteller mit einem USB-C-Anschluss versehen, womit er auch an entsprechenden Mobilgeräten verwendet werden kann. An einem herkömmlichen USB-Port kann dieser über den ebenfalls beiliegenden Adapter angeschlossen werden.
Konnektivität und Laufzeit
Das MMX 200 kann auf verschiedenen Wegen eine Verbindung zur jeweiligen Quelle aufnehmen. Dazu steht zunächst die drahtlose Verbindung bereit, die beyerdynamic werbewirksam „Meta Link Connect“ nennt. Sie vereint mit Funk (hier „Low Latency Mode“ genannt) und Bluetooth 5.3 zwei Drahtlosverbindungen, die separat oder als Hybrid-Mode gemeinsam verwendet werden können. So kann das MMX 200 zum Spielen an einem PC oder einer PlayStation 4 und 5 sowie einer Switch angeschlossen werden, gleichzeitig jedoch auch Anrufe über das Smartphone entgegennehmen.
Als Bluetooth-Profile wird neben dem gewohnten A2DP auch bei entsprechender Quelle LC3 unterstützt, der eine höhere Qualität selbst bei niedrigen Datenraten bieten soll. Gleichzeitig beherrscht der Codec Abtastraten von bis 48 kHz und eine Auflösung von maximal 24 Bit.
Der Hersteller selbst macht keine Angaben über die mögliche Reichweite, die zumindest bei Bluetooth auch von der Sendequalität des Quellgerätes abhängig ist. Im Test schafften es Sender und Empfänger, die Verbindung mit zwei Trockenbauwänden und einer Betondecke dazwischen über zwei Stockwerke mit 15 m Luftlinie aufrechtzuerhalten.
Neben den beiden drahtlosen Nutzungsszenarien kann das MMX 200 auch kabelgebunden genutzt werden. Hier steht zum einen die digitale, via USB-C-Kabel realisierte Lösung bereit. Über ein optional erhältliches Adapterkabel kann das Headset auch analog per Klinkenstecker genutzt werden.
Die maximale Akkulaufzeit wird von beyerdynamic mit bis zu 35 Stunden angegeben. Solche Werte sind bei aktuellen kabellosen Headsets keine Seltenheit, werden aber meist von verschiedenen Faktoren wie Lautstärke, Qualität der Funkverbindung und den Inhalten beeinflusst. Daher würde ein entsprechender Laufzeittest eine nur bedingte Aussagekraft besitzen. Zudem könnte dieser in der kurzen Testzeit nicht verifiziert werden. Während des Tests, zu dem zahlreiche Stunden mit Spielen, Musikhören und Testaufnahmen gehörten, ist der Energiespeicher nicht mal um die Hälfte geschrumpft. Ein ausgedehntes „Zocker-Wochenende“ sollte das Headset somit ohne Probleme überstehen.
Software nur für Firmware
Software-seitig bietet der Hersteller für das MMX 200 nur den „Update Hub“, mit dem, wie der Name bereits offenbart, lediglich neue Firmware-Versionen für das Headset und den Sender aufgespielt werden können. Über andere Funktionen wie Klangeinstellungen oder Pegelregelungen für das Mikrofon verfügt er nicht.
Ausgewogener Klang
beyerdynamic verwendet beim MMX 200 Neodym-Treiber in einer Größe von 40 mm, mit denen die geschlossene Kopfhörereinheit den gewohnten Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz bieten soll. Die Abstimmung ist wie vom Hersteller gewohnt recht ausgewogen, aber ebenso mit dem berühmt-berüchtigten „beyer-Peak“ versehen. Dabei handelt es sich um eine Überspitzung der hohen Frequenzen, die besonders bei S-Lauten auftritt. Gleichzeitig bietet das MMX 200 eine hohe Räumlichkeit mit einer breiten Bühne, die vor allem bei Musik ihre Vorteile ausspielen kann.
Auf der anderen Seite lässt der Testkandidat ein wenig die tiefen Frequenzen vermissen, womit es bei Spielen nicht so „rumpelt“, wie es der Nutzer vielleicht von anderen Headsets gewohnt sein könnte. In Games, bei denen es auf eine gute Ortung ankommt, kann der Testkandidat wiederum punkten.
Da beyerdynamic, wie bereits beschrieben, keine Software zur Klanganpassung mitliefert, ist der Nutzer zur Minderung dieses Umstands auf den jeweiligen Player oder auf die Gunst der Spieleentwickler angewiesen. Die Ergebnisse können dabei recht unterschiedlich ausfallen, da die klanglichen Fähigkeiten der Tools ebenfalls oftmals unterschiedlicher Natur sind.
Nicht mehr den Paketboten verpassen
Damit Spieler sich nicht komplett von der Außenwelt abschotten müssen und auf Wunsch wahrnehmen können, was um sie herum passiert, hat beyerdynamic den „Augmented Mode“ eingeführt. Mit dieser Funktion wird im Prinzip ein offenes Headset „simuliert“, mit dem auch das Klingeln des Telefons oder der Paketbote an der Tür nicht überhört wird.
Die Funktionsweise ist dabei relativ einfach: Über jeweils ein kleines, in jede Ohrmuschel eingearbeitetes Mikrofon werden die Umgebungsgeräusche an die Klanggeber weitergeleitet. Durch die Positionierung der Aufnahmeeinheit ist somit auch eine Ortung möglich. Aufgrund der fehlenden separaten Lautstärkeregelung kann die Funktion jedoch nur ein- und wieder ausgeschaltet, aber nicht in der Intensität geändert werden. Auch hier wäre eine feinere Justierung per Software von Vorteil. Dennoch schafft es der Modus, die Umgebung wie bei einem offenen Kopfhörer einzubinden, ohne dessen klangliche Nachteile zu besitzen.
Mikrofon überrascht
Das verbaute Elektret-Kondensatormikrofon mit Nierencharakteristik soll laut den technischen Daten des Herstellers einen Frequenzgang von 50 Hz bis 18 kHz bieten, was für ein Funk-Headset mehr als ungewöhnlich wäre. Die Frequenzanalyse der Testaufnahmen liefert jedoch schnell die Bestätigung und offenbart sogar noch mehr: So konnte das Headset bei drahtloser Nutzung eine Maximalfrequenz von 20 kHz erreichen. Bei einer Verbindung per USB-Kabel sind dagegen sogar bis zu 22 kHz möglich.
Der Hersteller verspricht dabei eine „Klang- und Sprachqualität auf Studioniveau“, was am Ende dann doch etwas zu hoch gegriffen ist. Dennoch bildet das MMX 200 die Stimme sehr gut ab, wenn auch aufgrund der etwas defensiv agierenden tieferen Frequenzen ein wenig „Wärme“ fehlt und sie stellenweise zu „drahtig“ klingt. Durch diesen Umstand eignet sich das Headset nicht nur für schnöde Voicechats in Spielen, sondern (mit entsprechender leichter Nachbearbeitung) durchaus auch für Podcasts und Streams.
Der kleine aufgesetzte Popschutz dürfte dabei eher kosmetischer Natur sein, denn auch ohne zeigt sich das Mikrofon recht unbeeindruckt von Plosivlauten. Gegenüber anderen Störquellen verhält es sich ebenfalls relativ normal.
Gute Mobilqualitäten
Wer das MMX 200 eher mobil als reinen Kopfhörer nutzen möchte, muss dennoch nicht auf ein Mikrofon verzichten. In diesem Fall übernimmt eine der verbauten Augmented-Aufnahmeeinheiten die Arbeit und ermöglicht somit die Kommunikation. Die dabei auf rund 10 kHz abfallende Maximalfrequenz sollte in solchen Fällen nicht weiter stören, die Stimme bleibt in der Hinsicht weiterhin gut verständlich. Die Position des Mikrofons an der Seite der Ohrmuscheln wirkt sich dabei jedoch nicht nur negativ auf die Lautstärke der Stimme aus, sondern bindet die eventuell vorhandenen Umgebungsgeräusche stärker mit ein. In einer zu lauten Umgebung sollte daher nicht telefoniert werden.
Beispielaufnahmen beyerdynamic MMX 200
Beispielaufnahmen der Konkurrenten
beyerdynamic MMX 150
beyerdynamic MMX 100
Beispielaufnahmen Teufel Zola
Beispielaufnahmen Corsair Virtuoso Pro
Masters & Dynamic MG20
Austrian Audio PG 16
JBL Quantum 800
Fazit
Das MMX 200 schafft das, wozu die Konkurrenz bisher nicht im Stande war: Ein gut klingendes Funk-Headset mit einem guten Mikrofon zu verbinden. Das hat natürlich seinen Preis – mit 250 Euro müssen Interessierte sehr tief in die Tasche greifen.
Auch wenn beyerdynamic mit seinem „beyer-Peak“ die audiophile Gemeinschaft in all den Jahren umtreibt, muss dem MMX 200 dennoch ein ausgewogener Klang und eine gute Räumlichkeit attestiert werden. Wer also eine neutrale Klangausrichtung präferiert, sollte dem Headset sein Gehör schenken und es in seine engere Auswahl mit einbeziehen. Wer aber einen Klanggeber mit einer kräftigen Bassausgabe sucht, ist beim Testkandidaten an der falschen Adresse.
Neben dem klanglichen Aspekt hat das MMX 200 noch einiges zu bieten, zu dem nicht nur die Bluetooth-Funktionalität, sondern auch der Augmented-Modus gehört, der das ansonsten geschlossene Headset in ein simuliertes offenes System verwandelt.
Die Mikrofonqualität kann nur als sehr gut bezeichnet werden, was insbesondere für ein Funk-Headset gilt. Während andere Hersteller hier aufgrund der begrenzten Bandbreite den Frequenzgang bei meist 7.500 bis 8.000 Hz abriegeln müssen, gelingt es beyerdynamic, diesen mehr als zu verdoppeln und damit eine sehr gute Stimmabbildung zu gewährleisten – und das vollkommen ohne hörbare Eingriffe in das Signal. Dank seiner klanglichen Fähigkeiten ist der Testkandidat somit vielseitig einsetzbar.
Die Aufnahmeeinheit lässt sich dabei auch nicht durch Plosivgeräusche oder andere Störungen aus dem Gleichgewicht bringen. Wer mobil unterwegs ist, kann eines der kleinen, hauptsächlich für den Augmented-Modus in die Ohrmuschel verbauten Mikrofone nutzen, um so erreichbar zu bleiben. Der hierbei auf 10 kHz limitierte Frequenzgang dürfte dabei zu vernachlässigen sein.
Ebenso kann kein negatives Wort über die Verarbeitung geäußert werden. Auch wenn beim ersten Blick auf das MMX 200 vor allem der verwendete Kunststoff direkt ins Auge fällt, sind die wichtigsten Segmente des Headsets aus Metall gefertigt oder zumindest damit verstärkt, was dem Probanden eine hohe Stabilität bei einem gleichzeitig futuristischen Äußeren verleiht. Durch den hohen Tragekomfort lässt sich das Headset zudem ohne Probleme über einen längeren Zeitraum nutzen.
- gute Verarbeitung
- guter, ausgewogener Klang
- hohe Stabilität
- gutes Mikrofon mit hohem Frequenzgang bei Funk-Nutzung
- Bluetooth-Funktion
- lange Akku-Laufzeit
- „beyer-Peak“
- keine Software zur Klangeinstellung
ComputerBase wurde das MMX 200 leihweise von beyerdynamic für diesen Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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