Cherrys MX2A-Taster im Test: Das Taster-Imperium bewegt sich
Premium-Taster inner- und außerhalb der Custom-Szene werben gegenüber Cherrys MX-Tastern mit weniger Toleranzen, mehr Schmierung und allerlei weiteren Dingen, die das Tippgefühl verschönern sollen. Mit „MX2“ respektive „MX2A“ zieht Cherry nun nach. Die Neulinge müssen sich zunächst in der Office-Tastatur KC 200 MX beweisen.
Cherry KC 200 MX mit „MX2A“-Tastern im Test
Für das Büro braucht eine Tastatur vor allem Tasten. Deshalb finden sich auf der KC 200 MX zwar Cherrys neue MX2, sonst aber kaum etwas. Zusammengerückte Tastenblöcke, Status-LEDs unter den Tasten und ein schmales Gehäuse sparen maximal Platz ohne Streichbedarf. Dazu kommen vier Extratasten über dem Nummernblock. Das ist im Grunde alles, was Cherry anbietet.
Beleuchtete Tasten, Makro-Funktionen, schnelle Reaktionszeiten, eine Handballenauflage und Marketing-Extras werden weggelassen. Klassisch „Büro“ eben, wenn auch zum Kurs von 90 Euro selbstbewusst bepreist. Die Last der Rechtfertigung liegt damit bei den Tastern.
Cherry KC 200 MX | |
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Größe (L × B × H): | 43,0 × 12,2 × 3,8 (4,1) cm |
Layout: | 105 ISO |
Gewicht: | 755 g |
Gehäuse-Material: | ? |
Kabel: | 1,58 m, USB 2.0 |
Hub-Funktion: | – |
Key-Rollover: | N-KRO |
Schalter: | Cherry MX2A Silent / Brown |
Switch Plate: | ? |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser etched |
Zusatztasten: | 3 × Medien 1 × Extra |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke |
Zusatzfunktionen: | Programmverknüpfungen |
Beleuchtung: | – |
Makros & Programmierung: | teilweise programmierbar |
Preis: | ab 68 € / ab 72 € |
Die MX2A-Taster im Detail
Hier sollen die zunächst als Red, Black, Brown, Speed und Silent sowie jeweilige RGB-Versionen aufgelegten MX2 die langsam aufgehende Lücke zu Wettbewerbern schließen. In sperriger Nomenklatur wird der Nachfolger der „MX1A“ als „MX2A“ vorgestellt. Die Visitenkarte liest sich beeindruckend: Die neuen Modelle versprechen leiser zu sein, weniger Spiel im Stempel zu haben, sanfter und feiner einzugleiten – und wären damit richtig premium.
Werkseitig wird nun Schmiermittel auf Ölbasis verwendet, das in seinen Eigenschaften dem in der Custom-Community beliebten Krytox GPL 205 ähneln soll. Es findet sich auf dem neu geformten Dom in der unteren Hälfte des Taster-Gehäuses aufgetragen. Führungen für die Feder am Stößel und polierte Oberflächen sollen ebenso dazu beitragen, dass die Taster sanfter und geschmeidiger eingedrückt werden können.
Die Schmierung soll darüber hinaus das Federgeräusch reduzieren. Deren Form hat Cherry ebenfalls geändert – von Zylinder zu Fass. Dies reduziere Verformungen und sichere zusammen mit einer Federzentrierung durch eine „Krone“ aus „Rippen“ auf dem Stempel sowie verringerten Fertigungstoleranzen eine anhaltend gleichförmige Rückmeldung.
Auch die Debounce-Verzögerung kann Cherry senken. Sie liege nun bei „weniger als 1 Millisekunde“, allerdings nur als „typischem“, nicht garantiertem Wert. Die Maßnahme ist ein klarer Versuch, im Gaming-Segment relevant zu bleiben, wo Hersteller wie Corsair, Razer oder Asus auf teils optomechanische Lösungen mit auf dem Papier beeindruckend geringen Reaktionszeiten setzen. Vorteile in Ergebnissen lassen sich bislang nicht ausmachen, der größte Gewinn liegt im Werbewert.
Alltagserfahrungen mit Cherrys MX2A-Tastern
All diese Änderungen versprechen einen deutlichen Sprung in der Taster-Qualität, der sich in diesem Umfang mit den Silent Red der MX 200 nicht bestätigen lässt. Unterschiede fallen auf, jedoch nur in sehr dezentem Rahmen. Das geringere Spiel im Stempel und die geringeren Toleranzen machen sich am ehesten bemerkbar: MX2 Silent Red fühlen sich etwas straffer an und geben eine einheitlichere Rückmeldung als die Vorgängerversion.
Darüber hinaus reduziert sich das Kratzen beim Eindrücken durch die Schmierung ein Stück weit, es bleibt aber wahrnehmbar, wenn darauf geachtet wird. Völlig „kontaktlos“, so wie versprochen, gleiten die neuen Taster nicht ein, wohl aber sauberer. Zur Lautstärke lässt sich kein Urteil abgeben. Die neuen Silent Red sind so leise wie zuvor, ein Nachhall der Feder ist beiden Generationen fremd. Was sich minimiert, sind die Federgeräusche beim Kontakt der Finger mit Tastenkappen – MX2 sind weniger „klackerig“.
Ob andere rote oder braune Taster tatsächlich profitieren, muss ein weiterer Direktvergleich zeigen. Am Ende handelt es sich insgesamt um feine Unterschiede, MX in Alt und Neu liegen keine Welten auseinander.
Auch wenn nur ein Taster aus einer ganzen Palette zum Test bereitstand, platzieren sich MX2 tendenziell wie gehabt im Midrange-Segment. Luxus-Taster können mehr, anders ausgeprägte Taster ebenso. Gateron Yellow Pro 3 aus der nerdytec Cykey (Test) sind eine solche Alternative, unter anderem weil sie besonders sanft und sauber betätigt werden können. Unstrittig ist allerdings, dass die MX2 ein rundes Gesamtpaket bieten.
Die KC 200 MX bietet dafür eine angemessene Plattform. Die etwas flacheren Tastenkappen und die platzsparende Bauweise ergeben für das Büro Sinn, die Geräuschkulisse bleibt dumpf. Ein klassisches, die Taster umschließendes Tastaturgehäuse kann die Lautstärke allerdings noch ein wenig weiter absenken, wie ein Direktvergleich mit einer Ducky One 3 SF (Test) mit MX1 Silent zeigt. Bemerkenswert dennoch: Das Gehäuse lässt sich selbst mit etwas Kraft nicht verbiegen – qualitativ spart Cherry nicht. Ein schönes und tatsächlich angenehmes Detail ist dabei die stärker gerundete Vorderseite der Leertaste, die das Auflegen des Daumens dezent bequemer macht.
Als bloße Basis-Tastatur funktioniert die KX 200 gut, kann aber im Grunde kaum mehr. Vier sinnvolle Zusatztasten helfen im Alltag, auf Doppelbelegungen verzichtet Cherry. Die F-Reihe ist über die universelle Keys-Software konfigurierbar, eine FN-Ebene bietet aber auch sie nicht. Zuvorderst macht das die Tastatur zu einem reinen Schreibgerät für Anwender, die auf mehr als die normalen Tastaturfunktionen eines 105-Tasten-Keyboards verzichten können.
Fazit
Eine lange Liste von Verbesserungen resultiert nicht automatisch in großen Fortschritt. Die MX2 respektive MX2A sind ein klares, nur eben ein kleines Upgrade und heben sich dezent positiv von ihren Vorgängern ab. Weniger Spiel und gleichmäßiges Feedback treten am deutlichsten hervor.
Die MX2 sind daher insgesamt das, als was sie beworben wurden: Eine Ablösung von MX1, die die Relevanz der MX-Serie in der Mittelklasse absichern wird. Zum High-End-Segment bleibt, je nach Anforderung an den Taster, noch ein wenig Luft. Wer besonders sanft eingleitende Switches sucht, findet sie anderswo. MX2 sind und bleiben wie ihre Vorgänger ein guter Standard-Taster.
Die KC 200 MX leistet genauso das, was sie muss. Sie ist eine unspektakuläre, schlichte Office-Tastatur mit leisem Betriebsgeräusch, die bis auf vier Extratasten keine Zusatzfunktionen bietet. Arbeiten lässt es sich damit gut, für rund 90 Euro Kaufpreis erscheint das dennoch als zu geringer Gegenwert. Handelspreise für eine schlichte, wenn auch sehr solide und leise Tastatur dürften daher noch sinken.
- Leise
- platzsparendes Design
- relativ flach
- Sehr eingeschränkt programmierbar
- Kaum Zusatzausstattung
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ComputerBase hat die KC 200 MX von Cherry leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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