Corsair K70 Core RGB im Test: Basis-Keyboard ist für 99 Euro geschmiert und gedämmt
Ein günstiges Produkt zu bauen, ist einfach, wenn man Teures spart. Corsair wählt einen anderen Ansatz. Die K70 Core spart überall bis aufs Blut und punktet dort, wo es drauf ankommt. Für knapp unter 100 Euro kann das Unternehmen so eine leise, aber auch behäbige Basis-Tastatur anbieten, die vor allem eines kann: Spiele.
Corsairs K70 Core – Das wurde gestrichen
Bei Corsair hat sich „Core“ als Namenszusatz für Produkte etabliert, die sich dem Hersteller zufolge auf die wesentlichen Aspekte einer Serie fokussieren. Core gibt es bei Gehäusen, SSDs, Lüftern, Mäusen und jetzt auch bei Tastaturen.
„Core“ bedeutet auch bei der K70 zunächst, eine Geschichte des Weglassens zu erzählen. Ein abnehmbares (textilummanteltes) Kabel, der vergoldete USB-Stecker oder Zubehör im Lieferumfang entfallen. Außer Tastatur und Handballenauflage, mit der erstere 120 statt 100 Euro kostet, liegt nichts im Karton.
Der Tastatur selbst bleiben ein einzelner Multifunktions-Button und der Drehregler mit wählbarer Funktion. Da das Gehäuse des Modells in seiner Form im Vergleich mit anderen K70-Tastaturen in der Tiefe eingekürzt und abgeflacht wurde, wird er nicht als Scrollrad ausgeführt, sondern aufgestellt. So kann er trotz des flachen Chassis besser gegriffen werden.
Weitere Funktionen werden als Doppelbelegung ausgeführt. Die Tastenbeleuchtung gibt dabei Hinweise auf die Belegung. Wer „FN“ drückt, sieht nur belegte Tasten. Zur Core-Ausgabe gehört außerdem eine Kunststoff-Handballenauflage, die magnetisch an Ort und Stelle hält. Was der neuen K70 bleibt, sind Dinge, die es sonst zu diesem Preis bei großen Anbietern nicht gibt: geschmierte Taster und eine zweilagige Geräuschdämmung.
Corsair K70 Core | Corsair K70 Max | |
---|---|---|
Größe (L × B × H): | 44,8 × 13,4 × 3,9 (4,9) cm Variante 44,8 × 13,4 (21,4) × 3,9 (4,9) cm Handballenauflage |
44,2 × 16,5 (22,6) × 3,8 (4,9) cm Handballenauflage |
Layout: | 105 ISO (erweitert) Variante 104 ANSI |
105 ISO (erweitert) |
Gewicht: | 837 g | 1.395 g |
Gehäuse-Material: | ? | |
Kabel: | 1,80 m, USB 3.0 | 1,82 m, USB/Type-C-USB (modular) |
Hub-Funktion: | – | |
Key-Rollover: | N-KRO | |
Schalter: | Corsair MLX Red | Corsair MGX Polling-Rate wählbar Analoge Taster |
Switch Plate: | ? | |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser cut |
Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: Double-shot molding |
Zusatztasten: | 1 × Extra Scrollrad (Lautstärke) |
5 × Medien 3 × Extra Scrollrad (Lautstärke) |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück | |
Zusatzfunktionen: | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus, Makroaufnahme |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
|
Makros & Programmierung: | 1.024 kB, 5 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar |
8.192 kB, 50 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar |
Preis: | ab 100 € / ab 120 € / 110 $ | ab 194 € |
Taster: DIY statt Zukauf (bei Cherry)
Das neue Einstiegsmodell bekommt Corsairs neue „Red“-Taster. Die Spezifikationen und das Funktionsprinzip gleichen auf dem Papier den Cherry MX Red, werkseitige Schmierung soll allerdings ein sanftes Eingleiten gewährleisten.
Geschmierte Taster aus dem Hause Corsair
Das kann der Taster halten, lediglich größere Tasten mit Stabilisator geben ein minimal kratziges Feedback, wenn man sie nicht zentriert betätigt. ABS-Tastenkappen mit einfacher Beschriftung und Standardlayout sind als Partner für die Tasten aber fast ein wenig zu günstig – Corsair möchte schließlich 100 Euro.
Was der Taster nicht ganz so gut wie versprochen kann, sind „flüssige, schnelle Tastenanschläge“ – zumindest nicht in Gänze. Schnell sind sie im Grunde, flüssig weniger. Das liegt an der Feder. Sie vermittelt ein leicht schwammiges Gefühl und schiebt die Taste zu gemächlich wieder in ihre Ausgangsposition – zumindest gefühlt. Cherry MX Red und Speed oder Corsairs OPX- und MGX-Taster vermitteln im Vergleich trotz nominell gleichem Widerstand den Eindruck größerer Leichtgängigkeit und Agilität.
Corsair Red | Cherry MX Red | Corsair OPX | |
---|---|---|---|
Charakteristik: | linear | ||
Hubweg: | 4,0 mm | 3,2 mm | |
Position des Signalpunktes: | 1,9 mm | 2,0 mm | 1,0 mm |
Widerstand am Signalpunkt: | 45 g | ||
Widerstand am Druckpunkt: | – | ||
Lebensdauer (Anschläge): | 70 Mio. | 100 Mio. | 150 Mio. |
Taster einfach anzutippen, um den Stempel über den Signalpunkt zu „schlagen“, wird aufgrund dieser Abstimmung schwieriger. Instinktiv neigt man dazu, die Tasten ein wenig wie blaue Varianten beim Schreiben strenger nacheinander zu betätigen. Man tippt also eher behäbig als schnell. Selbst nach mehreren Tagen Einsatz und Übung lagen die Geschwindigkeit und der Komfort beim Tippen unter denen der „Premium-Taster“. Zudem kam es bei forciert schnellem Schreiben regelmäßig zu Buchstabendrehern.
Beim Spielen stellt sich die Frage, inwiefern diese Charakteristik mit dem dort präsenten Wunsch nach suggerierter Präzision zusammenpasst. Die Abstimmung der Red-Taster wird auch dem Segment geschuldet sein, denn so entsteht ein erfühlbarer Abstand zu Corsairs Premiumserien, deren Mehrwert sonst in Frage gestellt würde. Ein „extrem angenehmes Gaming“ ermöglichen die Taster nicht (immer). Sie sind, das steht außer Frage, akzeptabel und dann empfehlenswert, wenn eher schwergängige Taster bevorzugt werden, aber eben nicht das, was „Gaming“-Taster sonst anbieten – und nicht ganz passend für ein Gaming-Produkt. Auch im mittleren Preisbereich geht das besser.
Zu Anfang zickte die Firmware
Ein weiteres Problem hat Corsair über ein Software-Update behoben. Zu Beginn des Tests kam es zu regelmäßigen Doppeleingaben beim Schreiben von Texten. Sie waren das Produkt fehlerhafter Firmware, die ein erstes Muster mit der aktuellen Version 1.18.50 immer noch aufwies. Erst ein zweites Exemplar der K70 übertrug Eingaben fehlerfrei. Die umgehende Aktualisierung nach der ersten Inbetriebnahme ist unbedingt zu empfehlen, da ein Arbeiten mit der Tastatur ansonsten unmöglich gemacht wird.
Alltagserfahrungen
Es braucht kaum mehr als ein paar Sekunden, um die Vorzüge der K70 Core zu ermitteln. Die doppelte Schalldämmung hat eine deutliche Wirkung: Tippen entlockt der Tastatur trotz der offenen Kulisse nur ein dumpfes, unauffälliges Klackern. Für diesen Lautstärke-Level muss normalerweise deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden.
Dass Corsair am Gehäuse ein wenig spart, fällt nur dann auf, wenn man danach sucht. Berührungspunkte mit den Kunststoff-Elementen gibt es nicht, auch die Qualität passt. Mit der Handballenauflage lässt sich leben, die harte Oberfläche erscheint akzeptabel – breiter darf sie jedoch gerne sein. Da allerdings auch die teureren K70 mit dieser Größe leben müssen, war wenig anderes zu erwarten. Es erscheint unrealistisch anzunehmen, dass Corsair eine solche Überarbeitung mit einer „Budget“-Tastatur einführt und ihr damit einen Vorteil gegenüber den teureren Modellen im Portfolio verschafft.
Der neu gestaltete Drehregler fällt wie die Taster in die Kategorie „akzeptabel“. Er könnte noch besser zu greifen sein, wenn er noch etwas höher bauen und etwas weiter von den Tasten entfernt platziert würde. Gesteuert werden darf damit wie bei anderen K-Tastauren entweder die Audiolautstärke, die Helligkeit der Tastenbeleuchtung, der Zoom oder der Bildlauf. In Zeiten eines Mausrades und aufgrund der Tatsache, dass der Drehregler mit der Maushand bedient wird, bleibt der praktische Mehrwert weiterhin gering. Im Grunde regelt der Regler die Lautstärke.
Bei der Zusatztaste vergeudet Corsair hingegen Sparpotential. Sie zeigt erneut auf, warum besonders flache hinter großen Tasten keine ergonomisch sinnvolle Idee sind. Haptisch wäre ein Mikrotaster von Vorteil gewesen, im Alltag spielt die Taste aber ohnehin kaum eine Rolle: Da der Finger beim Bedienen aufgrund der Höhendifferenz stets gegen die „Num“-Taste stieß, ist der Anreiz, ihn zu nutzen, gering. K70 können das eigentlich besser, hier hätte man die Taste einfach streichen dürfen.
Ein Vorzug der K70 Core wird iCUE. Die Software erweist sich im Luxussegment als mäßig, zum kleineren Preis überzeugen Funktionsumfang und Flexibilität. Der interne Speicher der Tastatur schrumpft zwar deutlich, fünf speicherbare Profile und die Software-Optionen bleiben jedoch. LEDs und Tasten lassen sich weitreichend programmieren, wenn dies gewünscht wird, und in das Blink-Orchester eines einheitlichen Ökosystems einbinden. Einige eigenwillige Layout- und Designentscheidungen von iCUE sind demgegenüber ein kleines Übel, über das man in Anbetracht des Preises gut hinwegsehen kann.
Fazit
Wenn die K70 Core RGB eine leise, günstige Gaming-Tastatur sein soll, dann gelingt Corsair dieses Vorhaben. Meist sanft gleitende Taster und die Doppeldämmung zeigen Wirkung. Dazu kommen ein nutzbarer Drehregler und eine in diesem Segment überzeugende, weil mächtige Software.
Trotzdem bleibt der Eindruck, die K70 Core hätte noch viel besser sein können: Begeistern können die Taster nicht. Sie sind funktional, aber ein wenig zu schwergängig zum flotten Schreiben und agilen Spielen. Sie bleiben dadurch hinter den Tastern der Wettbewerber und derjenigen teurerer Konkurrenten aus eigenem Hause zurück und zwar auch nachdem Corsair unbeabsichtigte Doppeleingaben via Firmware-Update (via iCUE) aus der Welt geschafft hat. Die verspätete Veröffentlichung des Tests ist dann auch dem Umstand geschuldet, dass ComputerBase die Fehlerfreiheit mit einem zweiten Exemplar der Tastatur verifizieren musste.
Potentielle Käufer müssen genau abwägen, ob die Stärken der K70 Core zu den eigenen Anforderungen passen. Je universeller es sein soll, desto mäßiger wird sie – und ein ausgewogenes Paket sollte für die preisliche Mittelklasse eigentlich die Norm sein. Nur spielen und wenig schreiben oder unbedingt leise tippen? Dann kann Corsairs jüngster Spross Sinn ergeben. Das kann er zudem, wenn die Software oder das iCUE-Ökosystem eine große Rolle spielen.
Deshalb wird das Preis-Leistungs-Gefüge am Ende wieder etwas schwieriger, vor allem wenn die (zu schmale) Handballenauflage gewünscht wird und die K70 Core dann 120 Euro kostet. Eine Ducky One 3 oder Corsair Gaming K70 RGB MK.2 für rund 150 Euro sind den Mehrpreis eindeutig wert. Aber auch im ähnlichen Preisbereich gibt es unzählige, wenn auch meist ungedämmte Alternativen. Selbst NZXTs eigentlich uninspirierte Function (Test) wäre für rund 100 Euro eine solche – und günstiger.
- Leises Tippgeräusch
- Drehregler
- Mächtige Software + Onboard-Speicher
- Geschmierte Taster
- Detailabstimmung der Taster
- Schmale Handballenauflage
- Zusatztaste schlecht erreichbar
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ComputerBase hat die K70 Core von Corsair leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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