Corsair Virtuoso Pro im Test: Dieses Headset ist in erster Linie Kopfhörer

Michael Schäfer
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Corsair Virtuoso Pro im Test: Dieses Headset ist in erster Linie Kopfhörer

Das analoge, offene PC-Headset Corsair Virtuoso Pro vereint einen guten Klang in modernem Gewand, bei dem sich zur UVP von immerhin 199,99 Euro (in der Black Week 2023 aktuell ab ca. 170 Euro*) auch die Verarbeitung und die Materialwahl sehen lassen können. Das Mikrofon ist in Ordnung, aber nicht für jedermann.

Design, Verarbeitung und Preis

Beim Virtuoso Pro von Corsair handelt es sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern seiner Gattung (Over-Ear & analog: 981 geschlossen, 41 offen), um ein offenes Headset – d.h. Schall kann die Ohrmuschel verlassen respektive von außen eindringen.

Diese technische Eigenschaft, die einen klanglichen Unterschied macht (größere Bühne, aber auch besser Wahrnehmbare Nebengeräusche und weniger Abschirmung für Dritte im selben Raum) wird durch die luftige Bauweise unterstrichen.

Materialwahl und Verarbeitung

Wird das mit 200 Euro nicht unbedingt günstige Virtuoso Pro (in der Black Week 2023 aktuell ab ca. 170 Euro*) zum ersten Mal aus der Transportschale, die der Hersteller seinem Neuling ebenso beilegt, herausgenommen, fällt sofort die solide Verarbeitung gepaart mit einer guten Materialwahl ins Auge. So weist das Headset eine sinnvolle Kombination aus Metall und Kunststoff auf, die es einerseits hochwertig, aber auch stabil erscheinen lässt. Die Gestaltung wirkt dabei durch leichte Akzente wie die metallenen Abdeckungen an den Seiten elegant, auf ihre eigene Art und Weise jedoch auch wieder dezent.

Corsair Virtuoso Pro im Test
Corsair Virtuoso Pro im Test

Im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern setzt der Hersteller beim Testkandidaten sowohl beim Kopfbügel wie auch bei den Ohrpolstern auf Stoffbezüge, wobei letztere austauschbar sind. Das macht das Headset zwar wegen nicht schwitzender Ohren angenehmer zu tragen, die Reinigung fällt dafür aber ebenso aufwendiger aus. Die Ohrmuscheln sind ebenfalls an Metallhalterungen aufgehangen, die sich zudem um rund 100 Grad drehen lassen. Zusammen mit der leichten Neigung der Ohrmuscheln passt sich das Headset damit gut an die jeweilige Kopf- und Ohrform an. In Kombination mit dem metallverstärkten Bügel wird ein bequemer Sitz ermöglicht, bei dem das Headset trotz seines Gewichtes von immerhin knapp 340 g selbst bei schnellen und plötzlichen Bewegungen nicht vom Kopf rutscht. Die Spannung des Kopfbügels könnte dennoch dem einen oder anderen Nutzer etwas zu stark sein.

Corsair Virtuoso Pro beyerdynamic MMX 150 beyerdynamic MMX 100 Teufel Zola
Bauform: Over Ear, offen Over Ear, geschlossen
Treiber: Neodymium, 50 mm Neodymium, 40 mm
Anschlüsse: 3,5 mm Klinke, Kabel am Headset abnehmbar 3,5 mm Klinke, USB, Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar 3,5 mm Klinke, Kabel am Headset abnehmbar 3,5 mm Klinke, USB, Kabel am Headset abnehmbar
Drahtlose Verbindungen:
Frequenzbereich Kopfhörer: Klinke: 20 Hz – 40.000 Hz Klinke: 5 Hz – 30.000 Hz
USB: 5 Hz – 30.000 Hz
Klinke: 5 Hz – 30.000 Hz Klinke: 10 Hz – 20.000 Hz
USB: 10 Hz – 20.000 Hz
Laufzeit bei drahtloser Verbindung:
Entfernung bei drahtloser Verbindung:
Drahtloses Laden: Nein
Bedienelemente am Headset: Nein Ja Nein
Kabelfernbedienung: Nein Ja
Integrierte Soundkarte: Nein Ja Nein Ja
Raumklang: Nein Ja
Frequenzbereich Mikrofon: Klinke: 100 Hz – 10.000 Hz Klinke: 5 Hz – 18.000 Hz
USB :5 Hz – 18.000 Hz
Klinke: 5 Hz – 18.000 Hz Klinke: 100 Hz – 16.000 Hz
USB :100 Hz – 16.000 Hz
Mikrofon Eigenschaften: abnehmbar, stummschaltbar, justierbar, Popschutz
RGB-Beleuchtung: Nein
Kühlung:
Vibrationsfunktion: Nein
Gewicht: 336 g 304 g 296 g 330 g
Preis: 199,99 € ab 91 € 99 € 129,98 €

Bedienelemente und Kabel-Lieferumfang

Bedienelemente finden sich am Headset selbst keine und auch die Anzahl der Anschlüsse fällt gering aus. Das hat seinen Grund: Beim Virtuoso Pro handelt es sich um ein reines analoges Headset, das lediglich einen Klinkenstecker in der Größe 3,5 mm zur Verbindung mit dem Quellgerät bietet. Die klangliche Komponente, auf die an späterer Stelle noch genauer eingegangen wird, ist somit auch von der Qualität des jeweiligen Audio-Interfaces abhängig.

Das Headset besitzt an jeder Ohrmuschel und somit für jeden Kanal einen Klinkenanschluss, die linke Buchse ist zudem für das abnehmbare Mikrofon vorgesehen. Eine Aussparung sorgt dafür, dass die Stecker dem richtigen Kanal zugeordnet werden.

Die Ohrmuscheln sind beim Virtuoso Pro aus Metall gefertigt
Die Ohrmuscheln sind beim Virtuoso Pro aus Metall gefertigt

Um die notwendige Verbindung zum jeweiligen Quellgerät herzustellen, gibt Corsair dem Virtuoso Pro zahlreiche Kabel mit auf seinen Lebensweg. So liegt dem Case ein rund 1,90 m langes Anschlusskabel mit einem vierpoligen Klinkenstecker auf der einen Seite und zwei Monoanschlüssen für den jeweils linken und rechten Kanal bei. Bei diesem ist das Mikrofon samt Stummschaltung zudem direkt in das Kabel eingearbeitet. Damit dieser Umstand keinen Nachteil darstellt, hat der Hersteller zusätzlich ein in etwa gleich langes reines Analog-Kabel hinzugefügt, mit dem sich das Virtuoso Pro als Kopfhörer verwenden lässt. Für ältere Sound-Karten, die noch getrennte Ein- und Ausgänge für Kopfhörer und Mikrofon voraussetzen, liegt obendrein ein entsprechender Adapter bei.

Corsair liefert das Virtuoso Pro in einer stabilen Tasche aus
Corsair liefert das Virtuoso Pro in einer stabilen Tasche aus
Das Mikrofon des Virtuoso Pro samt Kabelei
Das Mikrofon des Virtuoso Pro samt Kabelei
Dem Lieferumfang liegen einige Kabel und Adapter bei
Dem Lieferumfang liegen einige Kabel und Adapter bei

Technisch solide, klanglich überraschend

Corsair verbaut beim vorliegenden Testkandidaten Neodym-Treiber in einer Größe von 50 mm, die einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 40 kHz abdecken sollen. Die Membran besteht aus Graphen. Graphen ist eine nanometer dünne Kohlenstoff-Struktur, die eine extreme Reißfestigkeit aufweist. Das Material liegt in der Audiobranche derzeit im Trend, im Frühjahr hatte beispielsweise auch Logitech mit dem Logitech G Pro X 2 Lightspeed (Test) ein PC-Headset mit Graphen-Membran vorgestellt.

Da sich beim Virtuoso Pro um ein analoges Headset handelt, das keine eigene digitale Klangwandlung besitzt, ist der Nutzer von einem entsprechenden Interface abhängig, das die technischen Möglichkeiten auch ausreizen kann. In digitalen Headsets wird das Audiosignal erst im Kopfhörer selbst in ein analoges Signal, das die Lautsprecher verarbeiten können, umgewandelt – sie sind vom Zuspieler unabhängig.

Die technische Basis sorgt im Test für eine kleine Überraschung: Für ein Headset bietet das Virtuoso Pro eine sehr breite Bühne und damit eine hohe Räumlichkeit gepaart mit einem satten Klang, der genügend Druck erzeugen kann. Das Klangbild ist dabei zunächst recht ausgewogen, wobei der Hochtonbereich stellenweise leicht überbetont ist, womit die Ausgabe für manchen Hörer etwas zu grell erscheinen kann. Der Bassbereich ist zwar prägnant, könnte aber in den Frequenzen noch etwas mehr absinken. So fehlt bei manchen Spielen oftmals das erhoffte „Grummeln“ . Aber insgesamt kann der Klang überzeugen.

Durch die mit Stoff überzogenen Polster gibt es keine schwitzenden Ohren
Durch die mit Stoff überzogenen Polster gibt es keine schwitzenden Ohren

Durch die hohe Räumlichkeit lassen sich vor allem Games, bei denen es auf eine schnelle und präzise Ortung ankommt, gut spielen. Aber auch eher epische und von einer großen Kulisse getragene Titel machen auf dem Virtuoso Pro Spaß. Gleiches gilt sowohl für Filme wie auch für Musik.

Aufgrund der offenen Bauweise soll der Spieler laut Corsair beim Spielen auch seine Umgebung noch wahrnehmen können (und seine Umgebung seinen Spiele-Sound). Das hängt natürlich in erster Linie von der Lautstärke ab, zu viel sollte aber nicht erwartet werden. Bei leisen Passagen ist noch gut etwas von dem mitzubekommen, was sich außerhalb des Headsets abspielt. Bei nur etwas höherer Lautstärke wird es dann jedoch schwieriger. So ist der Effekt letztlich deutlich geringer als bei Lösungen anderer Hersteller, die zu diesem Zweck zusätzlich kleine Mikrofone in das Headset einbauen. Auf die Übertragung der Umgebung über das Mikrofon sollte nicht unbedingt gesetzt werden. Je nach verwendeter Audio-Einheit können die Latenzen für Irritationen sorgen.

Mit der analogen Ausrichtung besitzt das Headset natürlich auch keinen Raumklang. Dieser muss entsprechend von der Quelle eingespeist werden.

Sehr empfindliches Mikrofon

Corsair verbaut beim Virtuoso Pro ein omni-direktionales Mikrofon mit Nierencharakteristik, das laut Hersteller einen Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 kHz abdecken soll. Dieser Umstand verwundert besonders im Hinblick auf den hohen Frequenzumfang des Kopfhörers und dem Umstand, dass durch die analoge Ausrichtung der Übertragung innerhalb eines gewissen Rahmens zunächst kaum Grenzen gesetzt sind – von den Möglichkeiten der Audio-Karte einmal abgesehen.

Das Mikrofon de Virtuoso Pro besitzt einen soliden klang
Das Mikrofon de Virtuoso Pro besitzt einen soliden klang

Ein Blick auf die Frequenzanalyse der Testaufnahmen zeigt jedoch ein anderes Bild: Hier reicht der Frequenzgang weit über 20 kHz hinaus. Damit ist das Virtuoso Pro grundsätzlich auch für Aufnahmen mit höherem Anspruch gewappnet sein – die Realität sieht jedoch etwas anders aus. Zunächst bildet die Aufnahmeeinheit die Stimme recht dünn ab, was für Spiele und normale Voicechats allerdings vollkommen ausreichend sein dürfte – und das ist am Ende auch der Haupteinsatzbereich des Virtuoso Pro. Für professionellere Einsatzzwecke wie Podcasts, die den Anspruch haben, die Sprecher mit einer „warmen“ Stimme einzufangen, ist das aber nichts.

Generell vor Probleme wird das Mikrofon durch Plosivgeräusche gestellt, denen selbst mit dem beiliegenden Popschutz kaum beizukommen ist. Das kann im Ergebnis dazu führen, dass die Übertragung an einigen Stellen nur schwer zu verstehen ist. Die einzige Möglichkeit zur Vermeidung wäre, das Mikrofon nicht mehr so nahe am Mund zu positionieren, womit die Stimme jedoch auch leiser und noch dünner abgebildet wird und eventuelle Störungen von außen deutlicher zu vernehmen sind. Egal für welche sich der Nutzer entscheidet, eine optimale Lösung gibt es in dem Fall nicht – eine „extrem klare Stimmwiedergabe“, wie sie Corsair in der Produktbeschreibung vollmundig angibt, kann der Test dem Mikrofon also nicht bescheinigen.

Das Virtuoso Pro besitzt einen höheren Frequenzgang als von Corsair angegeben
Das Virtuoso Pro besitzt einen höheren Frequenzgang als von Corsair angegeben

Bei Störgeräuschen verhält sich das Virtuoso Pro normal: Die simulierten Windgeräusche sorgen für ein tieffrequentes Surren und auch die Tastaturgeräusche sind deutlich zu vernehmen.

Beispielaufnahmen Corsair Virtuoso Pro

Corsair Virtuoso Pro - Popschutz
Corsair Virtuoso Pro - Ohne Popschutz
Corsair Virtuoso Pro - Störgeräusche

Beispielaufnahmen der Konkurrenten

Beispielaufnahmen Teufel Zola

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

beyerdynamic MMX 150

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

beyerdynamic MMX 100

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Masters & Dynamic MG20

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Austrian Audio PG 16

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

JBL Quantum 800

Aufnahmen zur Mikrofonqualität mit und ohne Störgeräusche(n)

Fazit

Auf der Habenseite des Virtuoso Pro sind zunächst die hochwertige Verarbeitung und die sinnvoll eingesetzten Materialien zu verorten, die in dieser Kombination gleichzeitig für eine hohe Stabilität sorgen. Dank der mit Stoff bezogenen Ohrmuscheln lässt sich das Headset auch über längere Zeit bequem tragen, ohne dass die Ohren schwitzen – warm kann es darunter dennoch werden.

Auch klanglich braucht sich der Testkandidaten nicht zu verstecken, wenngleich dies aufgrund der analogen Ausrichtung nicht zuletzt auch vom Quellgerät abhängt. Ist eine solide Quelle vorhanden, besticht das Virtuoso Pro mit einem guten, breiten und ausgewogenen Klang, der die Höhen dem tiefen Grummel vorzieht.

Corsair Virtuoso Pro im Test

Das Mikrofon hinterlässt einen ambivalenten Eindruck. Zum einen untertreibt Corsair in Sachen Frequenzgang, der bei den Testaufnahmen doppelt so hoch wie angegeben ausfiel: Das Virtuoso Pro schafft, je nach Audio-Interface, also deutlich mehr als die angegebenen 10 kHz. Für Voicechats in Spielen und Ähnlichem ist die gebotene Klangqualität ausreichend, als Aufnahmeeinheit für eine hochwertige Podcasts und Video-Vertonungen hingegen ungeeignet. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich das Mikrofon als sehr empfindlich gegenüber Plosivgeräuschen erweist, die sich auch mit dem beigelegten Popschutz nicht auf ein erträgliches Maß reduzieren lassen.

Wer vorrangig einen Kopfhörer mit einem modernen Äußeren und gutem Klang, aber eben auch einem Mikrofon für Voice-Chats – also ein Headset – sucht, kann damit am Ende beim Corsair Virtuoso Pro zugreifen – aktuell gibt es das Headset ab rund 170 Euro* statt der hohen 199,99 Euro UVP kaufen.

Wer auf das Virtuoso in erster Linie über seine Klangeigenschaften aufmerksam geworden ist und gar nicht auf der Suche nach einem Headset war, der sollte hingegen den Blick zu klassischen Kopfhörern werfen, die dieselben Klangeigenschaften schon für weniger Geld zu bieten haben. Potentiell lassen sich sich über ein Ansteckmikrofone günstig, aber hochwertig zum Headset aufwerten.

Corsair Virtuoso Pro
Produktgruppe Headsets, 17.11.2023
  • Verarbeitung
    +
  • Klangqualität
    +
  • Mikrofonqualität
  • gute Verarbeitung
  • gute Materialwahl
  • modernes Äußeres
  • guter Klang
  • Stoffbezüge
  • Mikrofon sehr empfindlich für Plosivgeräusche

ComputerBase wurde das Virtuoso Pro leihweise von Corsair für diesen Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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