Das Ende der SMS: Apples iPhone wird nun doch über RCS mit Android texten
Apple hat angekündigt im kommenden Jahr den seit 2016 existierenden MMS- und SMS-Nachfolger RCS in die hauseigene App für Nachrichten zu integrieren. Damit wird es möglich ohne Drittanbieter wie WhatsApp zwischen Android und Apple-Systemen mehr als 160 Zeichen in einer Nachricht zu versenden.
Wie 9to5Mac erfahren haben will, plant der iPhone-Hersteller nun doch die Adaption des modernen Rich Communication Services-Standards (RCS) über ein Softwareupdate „später im nächsten Jahr“. Der Konzern möchte allerdings auch weiter an iMessage festhalten und den neuen Standard parallel zum bestehenden Messenger einführen. Eine Zusammenführung von iMessage und RCS ist damit nicht geplant. Das Update und damit die Interoperabilität wird auf iPhone, iPad und dem Mac sowie der Apple Watch erscheinen.
RCS beerbt SMS und MMS
Bei RCS handelt es sich um den technischen Nachfolger des MMS und SMS-Protokolls. Während Nutzer über SMS einfache Textnachrichten austauschen konnten, stellte eine MMS die Möglichkeit dar Dateiformate wie Bilder über das Mobilfunknetz zu versenden. Beide Standards sind jedoch sehr veraltet: Sie verfügen nicht über eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und lassen keine modernen Funktionen wie Reaktionen oder größere Dateitransfers zu.
RCS benötigt demzufolge keine eigene Drittanbieter-App, sondern kann wie die SMS direkt über das Mobilfunknetz versendet werden und landet nicht auf den Servern von gegebenenfalls ausländischen Unternehmen. Die SMS wird damit endgültig Geschichte werden.
Für Apple eine Zeitenwende
Für Apple kommt der Schritt RCS in den hauseigenen Messenger zu integrieren einer Zeitenwende gleich. Der Konzern sträubte sich bisher vehement den eigenen Dienst für die Smartphones des Konkurrenten Google mit dem Android-Betriebssystem zu öffnen. Erst vergangenes Jahr erklärte CEO Tim Cook, dass die Implementierung von RCS nicht notwendig sei da Nutzer nicht daran interessiert wären.
iMessage ein Absatztreiber
Einen anderen Grund für die Beharrlichkeit lässt sich anhand von Gerichtsdokumenten und Marktberichten erahnen: Die Öffnung der Nachrichten-App, die auch iMessage beinhaltet, könnte Apple in die Absatzparade des iPhones fahren. Bereits im Jahr 2016 hielt Apple in internen E-Mails fest, dass der Dienst für die iPhone-Verkäufe von größerer Bedeutung ist. Wie groß der Einfluss des geschlossenen Systems tatsächlich ist, bleibt unklar, er scheint aber zumindest in den Vereinigten Staaten enorm zu sein: Beinahe 90 Prozent der Jugendlichen gaben an ein iPhone zu besitzen, was auch auf den „iMessage lock-in“ zurückzuführen ist, der in den USA kulturelle Züge annimmt, wie neben dem The Wall Street Journal auch der YouTuber Marques Brownlee festhält. Diese Situation führte erst vor wenigen Tagen zu dem Versuch von Nothing Phone mit einer eigenen Android-App in das iMessage-Ökosystem einzudringen.
Druck von Seiten der Regulierungsbehörden
Wenig verwunderlich also, dass sich der Konzern nicht ganz freiwillig zu dieser Entscheidung umgerungen haben wird. Maßgeblich verantwortlich dürfte das Gesetz über digitale Märkte (GDM) der Europäischen Union sein, welches elementare Internet-Plattformen („Torwächter“) dazu zwingt unfaire Geschäftspraktiken gegenüber Marktteilnehmern und Endnutzern einzustellen. Das Ziel ist ein freier und offener digitaler Markt. Bis März 2024 hat Apple Zeit sich den Regeln zu unterwerfen, da der Konzern auf der Liste der Torwächter steht – iMessage als Dienst jedoch nicht.
Der Konzern kommt einer möglichen Entscheidung damit zuvor: Noch im September berichtete die Financial Times, dass der iPhone-Hersteller den DMA nicht auf iMessage für anwendbar hält, da die Nutzerzahl unter 45 Millionen liegen würde. Konkurrenten wie Google wollen, dass die EU hier nun eingreift.