Manifest V3: Google überarbeitet API zugunsten von Werbeblockern

Marc Stöckel
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Manifest V3: Google überarbeitet API zugunsten von Werbeblockern
Bild: pexels.com / Sarah Blocksidge

Die Einstellung des alten Manifest V2 für Browsererweiterungen hatte Google aufgrund massiver Kritik zuletzt mehrfach verschoben. Nun gibt es mit Juni 2024 einen neuen Termin dafür. Die neuere Erweiterungs-API Manifest V3 hat der Konzern derweil überarbeitet – zugunsten von Werbeblockern.

Google kündigt Änderungen für Manifest V3 an

Die Debatte besteht im Grunde schon seit mehreren Jahren: Google will Entwickler von Browsererweiterungen dazu zwingen, auf das neuere Manifest V3 umzusatteln und dessen Vorgänger zugleich vollständig aus dem Weg räumen. Insbesondere für Anbieter von Adblockern geht das aber mit Nachteilen einher, da die neuere Erweiterungs-API im Hinblick auf die Filterung von Webinhalten restriktiver ist.

In einem neuen Blogbeitrag erklärt Google aber nun, der Konzern habe auf Basis des Feedbacks der Entwickler einige Anpassungen an Manifest V3 vorgenommen. Dazu zählen unter anderem auch Änderungen, die sich auf die Filterung von Webinhalten beziehen und sich damit unmittelbar auf Werbeblocker-Erweiterungen auswirken.

Demnächst sind mehr Regelsätze erlaubt

Für weitere Details diesbezüglich hat Google noch einen separaten Blogbeitrag veröffentlicht. Dort heißt es, Entwicklern sei es ab Version 120 von Chrome möglich, unter Manifest V3 bis zu 100 statische Regelsätze für Content-Filter zu definieren, wobei bis zu 50 davon gleichzeitig aktiv sein dürfen. Bisher waren maximal 50 statische Regelsätze erlaubt, davon 10 aktiv. Firefox und Safari unterstützen die neuen Grenzwerte wohl ebenfalls.

Eine Version später, also ab Chrome 121, können Entwickler von Browsererweiterungen außerdem auf bis zu 30.000 dynamische Regelsätze zurückgreifen – zuvor waren hier nur 5.000 erlaubt. Diese Änderung geht allerdings mit einer Bedingung einher: Das neue Limit gilt nur für jene Regeln, die von Google als „weniger risikoreich“ eingestuft werden. Für Regeln, die nicht unter diese Kategorie fallen, gilt nach wie vor die alte Grenze von 5.000.

Google behauptet, die meisten Regeln seien ohnehin statisch und würden mit Updates der jeweiligen Erweiterungen ausgeliefert. Dynamische Regelsätze hingegen erlauben es den Entwicklern, benutzerdefinierte Regeln zu unterstützen oder ihren Erweiterungen selber dynamisch neue Regeln hinzuzufügen, ohne erst über den Chrome Web Store ein Update verteilen zu müssen.

Schon seit Chrome 118 werde laut Google bei Regeln, die nach URL filtern, standardmäßig nicht mehr zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden. Das ermögliche es Entwicklern, die Größe ihrer Regelsätze erheblich zu reduzieren.

Ab Chrome 127 darf Manifest V2 gehen

Für das Ende von Manifest V2 nennt Google nun auch einen neuen Zeitplan. Ab Juni 2024 will der Konzern damit beginnen, Erweiterungen, die von der alten API abhängig sind, in Chrome automatisch zu deaktivieren. Den Start macht Version 127 des Google-Browsers, beginnend mit dem Dev-, Canary-, und Beta-Channel. Eine Installation betroffener Extensions über den Chrome Web Store soll dann auch nicht mehr möglich sein.

Zwar ist Manifest V3 nach den jüngsten Änderungen offenkundig etwas weniger restriktiv, frei von Kritik bleibt die API aber nach wie vor nicht. So erklärte etwa Alexei Miagkov von der Electronic Frontier Foundation (EFF) gegenüber The Verge, Manifest V3 gehe noch immer mit unnötigen Beschränkungen einher. Er halte die Änderungen von Google zwar für hilfreich, jedoch seien dies letztendlich nur Korrekturen an einem System, das aufgrund seiner grundlegenden Gestaltung von vornherein limitiert sei. „Wir sind jetzt alle davon abhängig, dass Google die API weiterentwickelt, um mit den Werbetreibenden und Trackern Schritt zu halten“, so Miagkov.