Nach Musks Antisemitismus-Eklat: X drohen 75 Millionen US-Dollar Verlust an Werbeeinnahmen
Interne Dokumente von X (ehemals Twitter) zeigen, dass die Plattform bis zum Jahresende mehr als 75 Millionen US-Dollar an Werbeeinnahmen verlieren könnte, weil große Unternehmen abspringen oder Kampagnen stoppen. Die Reaktion erfolgte nach Musks jüngstem Antisemitismus-Eklat.
Mehr als 200 Unternehmen stoppten Anzeigenschaltung
Die internen Dokumente konnte die New York Times einsehen. Demnach sind es über 200 Werbeabteilungen von Unternehmen wie Airbnb, Amazon, Coca-Cola und Microsoft, die die Anzeigenschaltung auf X stoppten oder diesen Schritt erwägen. So soll etwa Netflix Anzeigen im Wert von fast 3 Millionen US-Dollar gestoppt haben. Insgesamt werden mehr als 100 Marken in den Dokumenten als „pausiert vollständig“ geführt, Dutzende andere Firmen fallen unter die Kategorie „gefährdet“.
Dass Konzerne wie Apple, Bravo, Oracle, Xfinity (Comcast) und IBM die Werbeschaltung pausierten, war bereits kurz nach den Vorfällen der letzten Woche bekannt. Auslöser für den aktuellen Exodus war Elon Musk, der einen antisemitischen Beitrag teilte. Für das Verbreiten von verschwörungsideologischen Inhalten steht er seit geraumer Zeit in der Kritik.
Hinzu kam noch ein Bericht der Organisation Media Matters, laut dem X die Werbeanzeigen prominenter Marken neben rechtsextremen Inhalten einblendete. Aufgrund dieses Berichts hat X aber eine Klage gegen Media Matters eingereicht.
Werbeloch in der Weihnachtszeit
Die internen Dokumente stammen in diesem Fall von einem X-Verkaufsteam, das nachverfolgen soll, wie sich die Werbeausfälle in diesem Monat entwickeln. X erklärte auf Anfrage der New York Times, dass 11 Millionen US-Dollar an Einnahmen gefährdet seien. Die Zahl schwanke allerdings, weil etwa nicht klar sei, ob Werbepartner zurückkehren oder andere die Ausgaben erhöhen. Dokumente, die der New York Times vorlägen, müssten daher veraltet sein oder es handle sich nur um eine interne Übung.
Für die Social-Media-Plattform kommt dieser Werbestopp in einer kritischen Phase. Denn spätestens seit dem Black Friday erreicht das Weihnachtsgeschäft den Höhepunkt, dementsprechend investieren Unternehmen mehr in die Anzeigenschaltung. Eigentlich wollte X-Chefin Linda Yaccarino das Werbegeschäft wieder ankurbeln X kämpft ohnehin mit sinkenden Werbeeinnahmen, laut New York Times liegt der Rückgang bei rund 60 Prozent in diesem Jahr.
Aufgrund von Musks erratischen Entscheidungen kurz nach der Übernahme distanzierten sich Marken und Unternehmen von der Plattform, der Einbruch nahm seinen Lauf. Im Sommer äußerte sich Yaccarino dann aber mehrfach zuversichtlich, Werbekunden würden zurückkehren. Nun steht man aber erneut unter Druck.
Die Entwicklung wirkt sich auch auf den Wert von X aus. Für die Übernahme im Oktober 2022 zahlte Musk noch 44 Milliarden US-Dollar, laut internen Zahlen wird der Wert aber nur noch mit rund 19 Milliarden US-Dollar beziffert. Dieser ergibt sich aus den Aktienzuteilungen, die Mitarbeiter erhalten haben. Niedriger fiel derweil die Prognose der Nachrichtenagentur Reuters aus, basierend auf den Umsätzen rechnet diese mit einem Marktwert von rund 8 Milliarden US-Dollar.