Nach Altmans Entlassung: Mehr als 500 OpenAI-Mitarbeiter drohen mit Kündigung
Nach der plötzlichen Entlassung steht nun eine Rückkehr von Sam Altman als CEO im Raum. Entsprechende Gespräche sollen bereits laufen, berichtet The Verge unter Verweis auf anonyme Quellen. Zu groß war offenbar der Druck von Mitarbeitern und Investoren.
Noch steht die Rückkehr aber nicht fest, denn Altman fordert als Bedingung unter anderem einen Umbau an der Spitze von OpenAI. Eine seiner Forderungen ist, dass der derzeitige Verwaltungsrat abtritt. Dieser besteht momentan aus OpenAIs Chef-Wissenschaftler Ilya Sutskever, Quora-CEO Adam D’Angelo, dem ehemaligen GeoSIM-CEO Tasha McCauley und Helen Toner – sie ist eine Direktorin am Center for Security and Emerging Technology (CSET) der Georgetown University.
Die Konstruktion ist insofern bemerkenswert, weil die Mitglieder – nicht wie üblich – Anteile am Unternehmen halten. Stattdessen sollen sie ausschließlich überwachen, dass OpenAI seine Mission verfolgt, also die Entwicklung einer künstlichen Superintelligenz (AGI), von der die Menschheit profitiert.
Verwaltungsrat hat Rücktritt bereits zugestimmt
Dem Rücktritt soll der Verwaltungsrat bereits zugestimmt haben, sagen Altman nahestehende Personen laut The Verge. Eine Rückkehr von Altman und Brockman steht damit aber noch nicht fest, denn der Verwaltungsrat habe eine Frist verstreichen lassen. Noch ist der Machtkampf also nicht final entschieden.
Für eine Rückkehr von Altman sprechen sich laut Informationen des Wall Street Journal die wichtigsten Investoren von OpenAI aus. Dazu zählen Microsoft, die einen Anteil von 49 Prozent halten sollen, sowie die Risikokapitalgesellschaft Thrive Capital. Wie Bloomberg berichtet, war insbesondere Microsoft-CEO Satya Nadella wütend über die Entlassung. Ihm wird eine enge Verbindung zu Altman nachgesagt, zudem soll Microsoft auch erst kurz vor der offiziellen Mitteilung von den Vorgängen erfahren haben.
Mitarbeiter wollen kündigen
Kritik stammt nicht nur von Investoren, auch Mitarbeiter und Branchenbeobachter können die Entlassung laut Medienberichten nicht nachvollziehen. Bei OpenAIs Belegschaft wird sogar ein Aderlass befürchtet, nach Brockman sollen bereits drei leitende Wissenschaftler das Unternehmen verlassen haben. Weitere dürften folgen, sofern Altman sich entscheidet, ein neues KI-Unternehmen zu gründen. Entsprechende Pläne soll er bereits mit Brockman diskutiert haben.
Wie Kevin Roose und Casey Newton im Hard-Fork-Podcast beschreiben, war Altman als CEO beliebt. Durch seine bisherigen Tätigkeiten wie dem Chefposten bei Y-Combinator sei er zudem eine der am besten vernetzten Personen im Silicon Valley. In einem X-Beitrag schrieb Altman am Samstagabend, wie sehr er das OpenAI-Team liebe. Interimschefin Mira Murati antwortete darauf mit einem Herz-Emoji.
Spannend ist nun, wie es mit OpenAIs Chefwissenschaftler Sutskever weitergeht. Er soll eine der treibenden Kräfte hinter der Demission von Altman gewesen sein, die intern als „Coup“ beschrieben wird, so The Verge. Vorausgegangen ist demzufolge offenbar ein Machtkampf zwischen Forschungs- und Produktabteilung von OpenAI.
Sam Altman kehrt nicht auf den Chefposten bei OpenAI zurück. Diesen übernimmt Twitch-Mitgründer Emmett Shear. Altman landet stattdessen aber bei Microsoft. Wie CEO Satya Nadella in einer Stellungnahme mitteilt, wird er gemeinsam mit Greg Brockman und weiteren OpenAI-Mitarbeitern ein neues KI-Forschungsteam bei Microsoft leiten.
Der Konzern ist OpenAIs wichtigster Partner. Microsoft nutzt die KI-Modelle des Unternehmens als Grundlage für den KI-Assistenten Copilot, den man mittlerweile in praktisch alle Bereiche integriert hat – von Windows über Microsoft 365 bis zu Cloud-, Entwickler- und Security-Lösungen.
Mehr als 500 OpenAI-Mitarbeiter drohen mit der Kündigung, sollte der Verwaltungsrat nicht zurücktreten und die bisherige Spitze wieder einsetzen. Das geht aus einem Brief hervor, von dem Medien wie The Verge und das WallStreet Journal berichten. Bei OpenAI sind rund 770 Personen beschäftigt.
In dem Schreiben heißt es, die Mitglieder des Verwaltungsrates hätten nicht „die Kompetenz, um OpenAI zu beaufsichtigen“. Es mangele an Urteilsvermögen sowie Sorgfalt im Umgang mit Mitarbeitern sowie der Mission des Unternehmens. Neben dem Rücktritt des Verwaltungsrates fordern die Unterzeichner auch, dass Altman und Brockman wieder ihre alten Aufgaben übernehmen.
Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, droht man mit dem Wechsel zu Microsoft. Der Konzern habe allen OpenAI-Mitgliedern angeboten, in die neue Tochtergesellschaft wechseln zu können, die Altman künftig leiten wird.
Auch Ilya Sutskever unterzeichnet das Schreiben
Erste Unterzeichnerin ist OpenAIs CTO und zwischenzeitige CEO Mira Murati. Erstaunlich: Unterschrieben wurde der Brief auch von Ilya Sutskever. Er galt eigentlich als treibende Kraft hinter der Entlassung, laut einem Wired-Bericht war er verärgert, dass er innerhalb des Unternehmens an Bedeutung verloren hat. Zudem habe er abgelehnt, mit welcher Geschwindigkeit Altman die Technologie kommerzialisierte. Nun scheint er die Vorgänge aber zu bereuen, wie er auch offiziell auf X mitteilt.