Netatmo Smartes Türschloss im Test: Ohne Motor, ohne Internet, mit NFC-Schlüssel und Smartphone
Das Smarte Türschloss von Netatmo kommt ohne Internet aus und besitzt keinen Motor. Es setzt stattdessen auf NFC-Schlüssel und das Entsperren mit dem Smartphone per Bluetooth. Damit unterscheidet es sich deutlich vom Marktführer Nuki. Verarbeitung und Umsetzung sind hervorragend, das Aktivieren per Smartphone aber zu langsam.
Smart Lock ohne Internet und ohne Motor
Das Smarte Türschloss von Netatmo geht einen anderen Weg: Es verzichtet auf eine Internetanbindung, besitzt keinen Motor und nutzt NFC-Schlüssel oder Bluetooth über die App, um den Drehknauf auf der Außenseite freizugeben und die Tür öffnen oder abschließen zu können. Die Unterschiede zu einem smarten Türschloss wie dem Nuki Smart Lock (Test) oder Yale Linus (Test), die die Tür alleine aufschließen können und die man auch aus der Ferne steuern kann, könnten auf den ersten Blick kaum größer sein. Während Nuki und Yale an der Innenseite auf das vorhandene Schloss mit eingesetztem Schlüssel aufgesetzt werden, ersetzt Netatmo den Schließzylinder in der Eingangstür vollständig und ist auch von außen zu erkennen.
Zum Lieferumfang des „Netatmo Smartes Türschloss und Schlüssel“ gehören neben dem Türschloss mit Drehzylindern drei NFC-Schlüssel, eine Schlüssel-Besitzerkarte, vier AAA-Batterien, ein Messwerkzeug, eine Befestigungsschraube M5-60 und zwei Verlängerungen für den Schließzylinder (35 und 40 mm). Zusätzliche Verlängerungen mit 45 und 50 mm können separat für jeweils rund 30 Euro erworben werden. Das Smarte Türschloss kostet bei Netatmo 379,99 Euro – weitere Kosten etwa für ein Abonnement oder eine Bridge fallen nicht an. Zusätzliche Smart Keys können einzeln für 39,99 Euro oder im 3er-Set für 99,99 Euro erworben werden.
Das Smarte Türschloss im Detail
Edelstahl-Zylinder für bis zu 10 cm dicke Türen
Der Zylinder von Netatmo lässt sich sowohl an der Innen- als auch Außenseite in seiner Länge anpassen, um verschieden dicke Türen bis maximal 10 cm zu unterstützen – die Mindestdicke beträgt 40 mm. Innen und außen kann die Länge des Zylinders zwischen 30 und 50 mm angepasst werden. Sollen an der Außenseite mehr als 40 mm eingestellt werden, müssen jedoch die erwähnten Erweiterungen erworben werden. Innen lässt sich der Zylinder hingegen über einen Schiebemechanimus in der Länge verändern, der mit einer kleinen Schraube fixiert wird. Die Einstellung hierfür verbirgt sich unter dem Gehäuse des Drehknaufs. Es ist aufgeschraubt und kann abgedreht werden. Der Zylinder ist aus Edelstahl gefertigt und wird, wie ein herkömmlicher Schließzylinder, mit einer Schraube in der Tür fixiert – hier kann die mitgelieferte Schraube genutzt werden oder aber man greift auf die vorhandene Schraube des alten Zylinders zurück. Laut Netatmo ist der Zylinder mit einem Anti-Bohr-Einsatz und drei Sicherheitsstiften verstärkt, so dass er gegen äußerliche Gewalt geschützt ist. Auch das Abbrechen des Türknaufs an der Außenseite verschafft noch keinen Zugang zum Haus oder zur Wohnung. Es erfüllt die Anforderungen gemäß der Norm EN15684 für Schlösser und Baubeschläge.
Das Smarte Türschloss soll in einem Temperaturbereich von -25 bis 65 °C funktionieren.
Die Verarbeitung ist hervorragend
Die Verarbeitung des Türschlosses ist sehr gut und im Detail wird deutlich, wie viel Entwicklung Netatmo in die Technik gesteckt hat. Da die Signale vom Knauf an der Innenseite, der einen Durchmesser von 50 mm aufweist, durch den beweglichen Zylinder bis zum Knauf an der Außenseite mit NFC und Micro-USB geleitet werden müssen, sind unten kleine Kontakte eingearbeitet, die auch durch die Erweiterungen bei dickeren Türen verlängert werden. Das Türschloss wiegt rund 330 g.
Batterien und Micro-USB für Notstrom
Denn unter einer kleinen Abdeckung an der Außenseite, die magnetisch einrastet, verbirgt sich ein Micro-USB-Anschluss, der gewährleistet, dass man das Schloss auch von außen über ein Micro-USB-Kabel und eine Powerbank mit Strom versorgen kann, wenn die Batterien im Knauf an der Innenseite einmal leer sein sollten. Das Entriegeln muss dann weiterhin per Schlüssel oder App erfolgen, Micro-USB dient nur als Stromquelle, stellt also kein Sicherheitsrisiko dar. Dass bei Netatmo noch Micro-USB genutzt wird, hängt vor allem mit der langen Entwicklungszeit des Smart Locks zusammen. Aus Sicht des Nutzers wäre der Wechsel auf USB-C dennoch Pflicht gewesen.
Normalerweise versorgen jedoch vier AAA-Batterien das Türschloss mit Energie. Netatmo nennt eine Batterielaufzeit von einem Jahr – im Test über mehrere Wochen lässt sich hierzu noch keine gehaltvolle Aussage treffen. Gehen die Batterien ihrem Ende entgegen, wird allerdings eine Benachrichtigung an das Smartphone des Nutzers gesendet, um sie rechtzeitig zu wechseln.
Flache NFC-Schlüssel aus Metall
Wie erwähnt, steckt in den flachen Schlüsseln, die 58 mm lang und 26 mm breit sind und rund 20 g wiegen, NFC, das mit Verschlüsselungsalgorithmen versehen ist, wie sie bei biometrischen Pässen oder Bankkarten zum Einsatz kommen. Wird ihr Stift in das Türschloss gesteckt, werden die Daten vom NFC-Empfänger gelesen, das Schloss entsperrt und der Freilauf des äußeren Knaufs aufgehoben, so dass man ihn und den Zylinder drehen und die Tür öffnen kann. Die Schlüssel sind ebenfalls aus Metall gefertigt, so dass sich über ihre Flügel genug Kraft übertragen lässt, um auch etwas schwergängigere Türen abzuschließen. Im Test kommt eine solche zum Einsatz: eine alte Holztür, die sich je nach Wetter etwas verzieht.
Die NFC-Schlüssel lassen sich nicht vervielfältigen. Der NFC-Chip im Schlüssel wurde von Netatmo speziell für das Schloss entwickelt und verfügt über eine Spiralantenne, die in das röhrenförmige Format des Schlüssels passt. Aufgrund seiner spezifischen Form ist das Schloss technisch aber nicht in der Lage, NFC-Daten mit einem Smartphone auszutauschen. Ein Smartphone mit integriertem NFC kann also nicht als Schlüssel dienen.
Bei Verlust oder Diebstahl eines Schlüssels können diese jederzeit über die „Home + Security“-App deaktiviert werden. Zur Verwaltung der Schlüssel liegt eine Besitzer-Sicherheitskarte bei, die sicher verwahrt werden muss, da nur mit ihr eine Verwaltung und das Zurücksetzen des Schlosses möglich sind.
Kommen mehrere Smarte Türschlösser von Netatmo zum Einsatz, lässt sich ein Schlüssel auch mit mehreren Türschlössern nutzen – bis zu 80 Schlösser kann ein Schlüssel schließen, um genau zu sein.
Sicherheit ohne Internet
Wie bereits erwähnt, verzichtet Netatmo auf eine Internetanbindung des Smart Locks, wodurch es noch besser gegen Softwareangriffe geschützt sein soll – es ist das erste nicht vernetzte Produkt von Netatmo. Beim Öffnen mit dem Smartphone wird eine sichere, verschlüsselte Bluetooth-Verbindung genutzt. Hierfür wird Bluetooth 4.2 eingesetzt. Jedes Türschloss von Netatmo enthält ein Secure Element, das allein sämtliche Aktionen des Öffnens, Schließens und Hinzufügens neuer Schlüssel verwaltet.
Einbau des Netatmo Smart Lock
Bevor man das Smarte Türschloss von Netatmo kauft, sollte man den Kompatibilitätstest auf der Website durchführen, um zu prüfen, ob das Schloss installiert werden kann.
Bevor man das Smarte Türschloss einbauen kann, müssen die Innen- und Außenlänge des Schließzylinders bestimmt werden. Hierfür liegt eine Schablone bei, die man an der Schraube seitlich am Türblatt ansetzt, um die Dicke der Tür inklusive etwaiger Beschläge zu messen. Die gemessenen Werte müssen dann eingestellt werden. Innen wie erwähnt, indem der Knauf abgedreht und die Länge eingestellt wird. An der Außenseite muss die kleine Abdeckung zur Seite geschoben und die untere Schraube gelöst werden. Nun kann das Endstück entfernt und eine Erweiterung eingesetzt werden. Nach dem Aufsetzen des Endstücks kann es mit einer längeren Schraube wieder befestigt werden. Wichtig zu wissen ist, dass Erweiterungen nicht kombiniert werden können. Die Erweiterung von 35 und 40 mm lässt sich also nicht zu 75 mm zusammensetzen. Bei der optionalen Erweiterung von 50 mm ist deshalb Schluss, was die maximale Türdicke von insgesamt 100 mm erklärt.
Auch der Einbau selbst ist mit dem eines Schließzylinders vergleichbar und sehr einfach. Ist der alte Zylinder ausgebaut und die richtige Länge beim Netatmo-Zylinder eingestellt, wird der Außenknauf über eine Innensechskantschraube gelöst und der Zylinder einfach von innen durch die Tür gesteckt. Nachdem die seitliche Schraube wieder durch die Tür in den Zylinder geschraubt wurde, kann der kleine Knauf außen aufgeschoben und festgeschraubt werden. Auf der Innen- und Außenseite sollte ausreichend Spiel sein, dass sich der Knauf jeweils leicht drehen lässt. Im letzten Schritt werden nun die Batterien eingesetzt, was das Türschloss mit einem Piepen quittiert.
Der im Durchmesser 50 mm dicke Knauf an der Innenseite ist rund 59 mm lang. Es muss also darauf geachtet werden, dass sich die Klinke noch normal herunterdrücken lässt – im Normalfall ist dies aber kein Problem. Der äußere Türknauf hat einen Durchmesser von 26,5 mm und steht rund 20 mm hervor.
Ist diese Montage abgeschlossen, lässt sich das Smarte Türschloss von Netatmo theoretisch bereits nutzen, denn die drei mitgelieferten NFC-Schlüssel sind schon auf das Schloss codiert und geben den Außenknauf frei, sobald sie eingesteckt werden.
Einrichtung des Smart Locks in der App
Vollständig eingerichtet ist das Smart Lock aber erst, wenn es nun auch noch in der „Home + Security“-App von Netatmo eingerichtet wird. Während das Smart Lock auf eine Internetanbindung verzichtet, verzichtet die App nicht auf ein Benutzerkonto, das zwingend eingerichtet werden muss. Wird das Smarte Türschloss ausgewählt, führt die App durch den Einrichtungsprozess. Dabei muss ein Schlüssel ins Schloss gesteckt, ihm ein Name gegeben und der HomeKit-Code gescannt werden, der im Innenknauf aufgeklebt ist oder auch auf der beiliegenden Besitzerkarte zu finden ist. Das funktioniert nicht nur mit einem iPhone, sondern auch mit einem Android-Smartphone, wobei während der Einrichtung ebenfalls der HomeKit-Code gescannt wird. Im Test zeigte sich die Einrichtung auf einem iPhone als widerspenstig und brach nach dem Scannen des HomeKit-Codes mehrfach ab. Mit einem Android-Smartphone wurde der Prozess hingegen beim ersten Versuch erfolgreich abgeschlossen.
Mit dem NFC-Stift an der Besitzerkarte kann das Smart Lock von außen auch zurückgesetzt werden, indem er zwölf Sekunden hineingedrückt wird. Ein Piepen zeigt an, dass die Besitzerkarte erkannt wurde und ein Reset erfolgt.
Über das Schlüssel-Symbol in der App kann nun das Smart Lock entriegelt werden, um es ohne NFC-Schlüssel durch drehen des Knaufs an der Außenseite zu öffnen. Der Knauf an der Innenseite öffnet und schließt das Schloss immer, er hat keinen Freilauf. In den Einstellungen kann das Smart Lock kalibriert werden, obwohl es keinen Motor hat. Dies ist aber dennoch sinnvoll, damit in HomeKit der richtige Status des Türschlosses, also offen oder abgeschlossen, angezeigt wird. Hierfür wird das Schloss einfach ein Mal auf- und ein Mal abgeschlossen.
Zudem kann in der App jedem Schlüssel ein eindeutiger Name gegeben werden, um ihn später einfacher identifizieren zu können. Welcher Schlüssel welcher ist, findet man über die kaum sichtbar an der Seite des Stifts platzierten Seriennummern heraus.
Smart Lock mit HomeKit
Da das Smarte Türschloss auch HomeKit unterstützt, ist es nach der Einrichtung zudem in Apple Home vertreten und kann auf Wunsch über die App von Apple gesteuert werden. Hier wird das Schloss ebenfalls über die Schaltfläche mit einem Klick aktiviert, um es hinterher manuell auf- oder zuzuschließen.
Über die Anbindung an HomeKit lassen sich zudem Routinen erstellen, etwa um das Licht oder die Heizung ein- oder auszuschalten, wenn das Türschloss geöffnet oder abgeschlossen wird. Noch kennt Home nur zwei Zustände für Smart Locks: offen oder abgeschlossen – das europäische Entriegeln, ohne die Falle zu ziehen, folgt erst im nächsten Jahr.
Besitzt man einen Apple TV, einen HomePod oder ein iPad, das als Home Hub eingerichtet ist, lassen sich Benachrichtigungen zum Sperren/Entsperren und zum Status des Türschlosses auch in der Ferne empfangen. Hierfür muss der Home Hub aber in Reichweite des Smart Locks sein.
Gast-Zugang ohne Account
Mit der App von Netatmo können auch Einladungen an andere Personen versenden werden, um ihnen einen zeitlich begrenzten Zugang, der jederzeit widerrufen werden kann, zu gewähren. Die Einladung wird einfach per Nachricht mit Link (E-Mail, SMS, WhatsApp usw.) an den Gast geschickt. Gäste können dann mit ihrem eigenen Smartphone über die „Home + Guest“-App Zugang zum Zuhause erhalten, ohne dafür selbst ein Konto oder Passwort einrichten zu müssen. Voraussetzung ist aber, dass der Gast irgendeinen Internetzugriff über sein Smartphone hat, wenn er das Smart Lock öffnen möchte.
Das Versenden von Einladungen funktioniert sogar, ohne in der Nähe des Smart Locks zu sein. Das verwundert zunächst, da man erwarten würde, dass die verschickte Einladung auch auf dem Smart Lock aktiviert werden muss. Die Nähe zum Smart Lock ist allerdings nur nötig, um die smarten Schlüssel zu verwalten, also sie hinzuzufügen oder zu entfernen. Eine Smartphone-Einladung an Gäste kann hingegen von überall gesendet werden, damit sie mit ihren eigenen Smartphones per Bluetooth die Tür auf- und zuschließen können. Die Zeitbeschränkung wird von der App geregelt und in der Cloud gespeichert, deshalb muss der Gast mit dem Internet verbunden sein, um das Smart Lock aktivieren zu können. Wenn der Gast seine Einladung nutzen will, wird sie zunächst mit den in der Cloud gespeicherten Daten der Einladung verglichen und anschließend, wenn die Daten übereinstimmen, die Bluetooth-Authentifizierung mit dem Schloss bestätigt. Es gibt keine Beschränkung für die Anzahl der gleichzeitig aktiven Einladungen.
Es gibt zwei Arten von Einladungen: „Soforteinladungen“ mit einer Gültigkeit für eine Stunde und „programmierte Einladungen“ mit einer Gültigkeit für eine bestimmte Anzahl von Tagen. Geplante Einladungen können nicht regelmäßig wiederkehrend sein. Eine Einladung kann maximal ein Jahr im Voraus geplant werden und eine Gültigkeit von drei Monaten haben. Der Eigentümer des Smart Locks kann die Einladung und den Zugang jederzeit wieder löschen bzw. entziehen.
Die zeitliche Zugangsbeschränkung wird demnach über die App und nicht das Schloss geregelt, da der Eigentümer keine Daten an das Smart Lock übertragen muss, um die Einladung freizuschalten.
Da der Gastzugang ohne Account genutzt werden kann, ist dieser aber eben auch nicht an einen Account gebunden. Wer immer Zugriff auf die Nachricht mit dem Link hat, kann sich im Freigabezeitraum über die „Home + Guest“-App gegenüber dem Smart Lock authentifizieren und erhält so Zugang zum Haus. Als Eigentümer merkt man nicht, wenn ein Gast seinen Schlüssel mit anderen teilt. Das Teilen unter Gästen kann natürlich auch sinnvoll und gewollt sein, etwa bei einer Ferienwohnung, bei der man nicht jedem Gast derselben Familie einen eigenen Schlüssel ausstellen will, sondern sie einfach eine Freigabe teilt. Handelt es sich aber um das private Zuhause, muss gut überlegt sein, wem man einen Schlüssel für sein Zuhause gibt und wer darauf noch Zugriff haben könnte, auch wenn er virtuell ist.
Das Smarte Türschloss in der Praxis
Zuverlässig per NFC
Das Smarte Türschloss von Netatmo kommt im Alltag einem gewöhnlichen Türschloss näher als einem Nuki Smart Lock. Da man entweder das Smartphone oder einen NFC-Schlüssel zur Hand nehmen muss, greift man im Alltag meistens wieder zum Schlüssel, steckt ihn in den Knauf und dreht das Schloss auf. Bevor der Schlüssel erkannt wurde, dreht der Knauf an der Außenseite frei und das Schloss lässt sich nicht öffnen. Die Authentifizierung ist zwar schnell, man dreht den Schlüssel aber trotzdem schneller und muss sich erst daran gewöhnen, dem Schloss die kurze Pause für die Freigabe zu gewähren, bevor man den Schlüssel dreht. Alternativ kann man den Schlüssel auch einfach sofort drehen. Dann dreht man etwa zwei Umdrehungen frei, bevor der Knauf greift und man das Schloss ent- oder verriegeln kann – manchmal sind es allerdings auch vier oder sechs Umdrehungen.
Insgesamt funktioniert das Ver- und Entriegeln über die NFC-Schlüssel aber einwandfrei. Probleme, dass ein Schlüssel vom Schloss nicht erkannt wurde und man vor verschlossener Tür mit freilaufendem Knauf stand, traten in mehreren Wochen Testzeitraum nicht auf.
Einen NFC-Schlüssel an ein Android-Smartphone zu vergeben, so dass man nur das NFC des Smartphones an das Schloss halten muss, ist allerdings nicht möglich. NFC ist rein auf die physischen Schlüssel von Netatmo beschränkt.
Per Smartphone dauert es zu lange
Möchte man per Smartphone und App ins Haus oder es beim Verlassen abschließen, muss man nicht nur die App starten, sich in Funkreichweite zum Schloss befinden und die Schaltfläche drücken, sondern immer auch warten, bis eine Bluetooth-Verbindung zwischen Smartphone und Smart Lock aufgebaut wurde. Bis dann das Smart Lock aktiviert wurde und man den Knauf drehen kann, dauert es aber oft fünf bis sieben Sekunden – manchmal auch nur zwei, aber meistens deutlich länger. Mitunter hat das Drücken auf das Schloss-Symbol zudem nichts bewirkt, weil das Schloss angeblich außer Reichweite war. Ein kurzes Beenden der App und erneutes Öffnen hat dieses Problem jedoch immer sofort behoben.
Das nachfolgende Video zeigt die typische Situation, in der die App geöffnet und das Smarte Türschloss daraufhin über die Schaltfläche „Tap to activate“ aktiviert wird. Sobald in der App „Aktiviert“ steht, ist auch der Knauf an der Außenseite eingerastet und kann gedreht werden.
In Summe dauert das Öffnen der Tür mit dem Smartphone so einfach zu lange und ist zu umständlich. Den Schlüssel aus der Hosentasche zu nehmen und ins Schloss zu stecken, geht da wesentlich schneller. Aber: Obwohl das Nuki Smart Lock nicht ganz so lange braucht, bis der Befehl umgesetzt wird, ist das Öffnen per Smartphone hier ebenfalls die im Vergleich zum Schlüssel langsamere und umständlichere Methode, wenn man kein Auto-Unlock nutzt!
Der Weg über das Smartphone ist aber und vor allem dann interessant, wenn man keine weiteren Schlüssel für weitere Personen anschaffen möchte oder keine Schlüssel mitführen will. Dann hat man mit dem Smartphone, sofern es selbst nicht leer ist, immer einen (Ersatz-)Schlüssel dabei. Denn das Öffnen an sich hat mit dem Smartphone ebenso immer funktioniert, wenn auch manchmal erst im zweiten Versuch.
Beim Abschließen von außen hat sich im Test allerdings mehrfach die magnetische Abdeckung über dem Micro-USB-Port mitgedreht, wenn man das Schloss per App aktiviert, den Knauf alleine ohne Schlüssel nutzt und die Abdeckung mit der Hand berührt oder man Handschuhe trägt. Sie muss dann immer wieder zurückgedreht werden, da sie nur von rechts einrastet. Verlässt man das Haus, will man aber ohnehin nicht erst das Smartphone aus der Tasche holen, die App öffnen, auf die Schaltfläche klicken und warten, bis die Verbindung hergestellt ist und man den Knauf drehen kann.
Während man bei anderen Smart Locks darauf vertrauen muss, dass sie mit ihrem Motor nicht irgendwann ungewollt die Tür öffnen, muss man beim Netatmo Smart Lock darauf vertrauen, dass der Leerlauf des Knaufs zuverlässig aktiviert wird und nicht plötzlich doch das Schloss von außen geöffnet werden kann. Die Sorgen sind somit im Grunde dieselben.
Widget auf dem Smartphone und Bedienung per Watch
Um die Bedienung über das Smartphone etwas einfacher zu gestalten, kann mit iOS 17 auch die Widget-Funktion in Verbindung mit Apple Home genutzt werden, so dass eine Schaltfläche für das Netatmo Smart Lock schon auf dem Sperrbildschirm erreichbar ist und man nicht immer erst die App aufrufen muss. Besitzt man eine Apple Watch, kann man auch sie zum Authentifizieren verwenden, was gegebenenfalls schneller und bequemer ist, da nicht erst das Smartphone zur Hand genommen werden muss. Die Netatmo-App selbst ist zwar nicht für die Apple Watch verfügbar, aber auch hier funktioniert der Umweg über Home. Apples Home Key, bei dem das Smartphone über NFC als Schlüssel fungiert, unterstützt das Smart Lock allerdings wie bereits erwähnt nicht.
Kein Auto-Unlock und Lock 'n' Go
Doch was hier als umständlich beschrieben wird, haben andere Smart Locks doch schon vor Jahren mit Auto-Unlock und Lock 'n' Go gelöst, um mal bei den Begriffen des Smart-Lock-Marktführers Nuki zu bleiben. Netatmo bietet solche Funktionen aber nicht an. Geofencing in der App, so dass das Smartphone schon beim Nähern an das Schloss eine Verbindung herstellen und den Knauf aktivieren kann, gibt es nicht. Auch beim Gehen rastet der Knauf nicht automatisch ein, damit man ihn ohne Schlüssel oder Smartphone drehen und die Tür abschließen kann. Dabei wäre theoretisch eine Funktion denkbar, die den äußeren Knauf für ein paar Sekunden aktiviert, wenn man vorher die Tür von innen über das Schloss geöffnet hat.
Fazit
Das „Smarte Türschloss und Schlüssel“ von Netatmo geht einen anderen Weg als andere Smart Locks, die immer online, von überall aus steuerbar und über einen Motor angetrieben werden. Mit Bluetooth und NFC als einzige Schnittstellen, weniger Komfortfunktionen und dem manuellen Drehen des Knaufs macht es deshalb einen weniger smarten Eindruck als etwa ein Nuki Smart Lock.
Das Netatmo Smart Lock ist deshalb nichts für jemanden, der ein Nuki Smart Lock gewöhnt ist, sondern gerade für diejenigen interessant, die einem vernetzten Smart Lock bisher nicht über den Weg getraut haben – ob zu Recht oder Unrecht, sei an dieser Stelle dahingestellt. Das Netatmo Smart Lock geht quasi einen Schritt zurück, wodurch es für andere Käufer potenziell interessant wird. Außerdem ist es an der Innenseite der Tür mit dem Drehknauf sehr viel dezenter als ein Nuki Smart Lock mit Knauf und großem Batteriefach. Dennoch muss man sich vor dem Kauf darüber im Klaren sein, worin die Unterschiede liegen und was mit dem Netatmo Smart Lock möglich oder eben nicht möglich ist. Denn im Alltag führt es, anders als andere Smart Locks, nicht dazu, dass man dem Schlüssel abschwört, sondern die NFC-Schlüssel bleiben erste Wahl bei der Bedienung des Türschlosses – aber auch mit ihnen dreht man mitunter sechs Mal den Schlüssel herum, bevor das Schloss aktiviert wird. Die Steuerung per Smartphone dauert in der Praxis einfach zu lang, was im Grunde auch der größte Kritikpunkt am Netatmo Smartes Türschloss ist. Denn das, was es können soll, beherrscht es ansonsten sehr gut. Wenn Netatmo den Verbindungsaufbau mit einem Update noch irgendwie beschleunigen kann, wäre dies für Nutzer allerdings ein wahrer Segen.
Im Alltag fehlt dem Smarten Türschloss von Netatmo derzeit auch noch Zubehör wie ein Keypad mit Fingerabdrucksensor, wie es Nuki mit dem Keypad 2.0 (Test) bietet. Es kann – wie bei Nuki – über Bluetooth mit dem Smart Lock kommunizieren und eine zusätzliche Option zum Authentifizieren für das Öffnen und Verriegeln bieten, die komfortabler und schneller als das Smartphone ist, aber ebenfalls keinen Schlüssel erfordert. Funktionen wie Auto-Unlock und Lock 'n' Go würden den Komfort ebenfalls erhöhen, sofern sie nachträglich technologisch noch umsetzbar sind.
Das Teilen einer Zugangsberechtigung über die App, die für den Gast keinen Account, sondern nur die Gäste-App erfordert, ist zwar sehr komfortabel gelöst, dass Einladungen von Gästen aber wiederum beliebig weitergegeben werden können, ist zumindest zweifelhaft. Ja, der Anwendungsfall ist bei Ferienwohnungen gegeben, als Nutzer muss man sich dessen aber bewusst sein. Netatmo weist darauf allerdings auch extra hin, wenn ein Gast eingeladen wird.
Die Verarbeitung des Netatmo Smart Lock ist über jeden Zweifel erhaben – sie ist hervorragend. Eine Kleinigkeit, die den Komfort bei der Bedienung im Alltag aber noch erhöhen würde, wäre eine abgerundete Kante am inneren Drehknauf. Die scharfe Kante ist in der Praxis beim Auf- und Zuschließen des Schlosses unangenehm. Micro-USB trübt diesen Eindruck zwar, im Alltag hat dies jedoch keine Relevanz. Mit 379,99 Euro ist das Netatmo Smart Lock allerdings sehr teuer, vor allem da man als Kunde gefühlt weniger bekommt als bei anderen Smart Locks, die noch einen Motor, WLAN und eventuell sogar Matter integriert haben.
ComputerBase hat das „Smarte Türschloss und Schlüssel“ leihweise von Netatmo zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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