Wegen antisemitischen Inhalten: Musk attackiert Unternehmen, die Anzeigen auf X stoppten

Update Andreas Frischholz
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Wegen antisemitischen Inhalten: Musk attackiert Unternehmen, die Anzeigen auf X stoppten
Bild: X | Andrew Ross Sorkin

Elon Musk attackierte am Mittwoch die Unternehmen, die Werbekampagnen auf X (ehemals Twitter) stoppten, weil er antisemitische Inhalte teilte. Die Konsequenzen könnten weitreichend sein. Musk sprach sogar von einem drohenden Ende der Plattform.

Zu den aktuellen Vorfällen äußerte Musk sich auf der DealBook-Konferenz. In einem Interview sagte er, dieser Werbeboykott werde das Unternehmen zerstören, sollten die Unternehmen nicht zurückkehren. Die Schuld sieht er dabei offenbar bei den Unternehmen, heißt es in dem Bericht von The Verge.

Musk hatte Mitte November einen Beitrag mit einer antisemitischen Verschwörungsideologie befürwortet. Gleichzeitig veröffentlichte die Organisation Media Matters eine Analyse, laut der die Werbeanzeigen prominenter Marken neben rechtsextremen Inhalten ausgespielt werden. Konzerne wie Apple, Bravo, Disney, IBM, Oracle und Xfinity (Comcast) stoppten darauf hin die Werbeschaltungen auf X, insgesamt sind es über 100 Unternehmen. Laut internen Zahlen droht X damit ein Umsatzausfall von bis zu 75 Millionen US-Dollar.

Musk bezeichnet die gestoppten Werbeanzeigen nun als Erpressung, seine Worte sind eindeutig.

If somebody is going to try to blackmail me with advertising, blackmail me with money, go fuck yourself. Go fuck yourself. Is that clear? I hope it is.

Elon Musk auf der DealBook-Konferenz

Speziell richtete er sich auch gegen Disney. Dessen CEO Bob Iger sagte zuvor, er wolle nicht, dass Disney mit Musk in Verbindung gebracht werde.

CEO Yaccarino versucht zu beschwichtigen

Linda Yaccarino, seit Mai offiziell CEO und explizit mit dem Werbegeschäft vertraut, versuchte erneut, die Wogen zu glätten. Musks Äußerungen bezeichnete sie in einem X-Beitrag als „offene“ und „weitreichend“, verweist aber auch auf seine Entschuldigung für die Vorfälle. X sei aber dennoch eine interessante Plattform für Werbetreibende, weil man sich an einer „einzigartigen und erstaunlichen Kreuzung von freier Rede und Main Street“ befinde, so Yaccarino.

Musk selbst sagte auch bei der DealBook-Konferenz erneut, er sei kein Antisemit. Mittlerweile gesteht er sogar einen Fehler ein, er habe diesen Beitrag nicht teilen sollen. Für ihn war es aber offenbar vor allem ein Missverständnis, durch das er Kritikern eine „geladene Waffe“ überreicht habe.

Update

Mit seinen Aussagen scheint Musk die Lage auf dem Werbemarkt nochmals verschärft zu haben. Wie die Nachrichtenagentur Reuters und die New York Times berichten, wollen verschiedene Marken die zeitweise pausierten Werbeschaltungen nun dauerhaft stoppen. Die New York Times bezieht sich dabei auf ein halbes Dutzend Agenturen, die verschiedene Marken repräsentieren.

Eine Rückkehr von Werbekunden ist demnach nicht in Sicht. Vielmehr verstärkt Musk die ohnehin bestehenden Zweifel. „Da ist kein Werbewert, der das Risiko für die Reputation auf dieser Plattform ausgleichen würde“, so Lou Paskalis, Gründer der Beratungsagentur AJL Advisory. Das gelte auch für Marketing-Firmen und Agenturen. Diese Unternehmen müssten die Marken schützen, für die sie arbeiten.