AI-Entwicklung: Wettbewerbshüter nehmen OpenAI und Microsoft ins Visier
Sowohl die amerikanischen als auch die britischen Wettbewerbsbehörden nehmen die Partnerschaft zwischen OpenAI und Microsoft ins Visier. Der Verdacht: Microsoft habe zu viel Einfluss auf den ChatGPT-Entwickler, was aus kartellrechtlicher Perspektive fragwürdig sein kann.
Eine offizielle Ermittlung der amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) läuft aber noch nicht, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind.
Änderungen nach Altman-Drama im Fokus
An Relevanz hat die Enge der Partnerschaft von Microsoft infolge der Entlassung und Rückkehr von CEO Sam Altman gewonnen. In der Folge wurde der Verwaltungsrat ausgetauscht, Microsoft erhält künftig auch einen Sitz, allerdings ohne Stimmrecht. Wer den Platz für Microsoft einnimmt, ist aber noch nicht bekannt.
Die FTC will die Vorgänge nicht kommentieren. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters erklärt Microsofts President Brad Smith, seit dem Wechsel im OpenAI-Verwaltungsrat habe sich nur geändert, dass Microsoft einen Beobachterplatz ohne Stimme habe. Das sei ein gravierender Unterschied zu Googles Deepmind-Übernahme im Jahr 2014, so Smith.
Offizieller ist der Fall bei der britischen Competition and Markets Authority (CMA). Diese hat bereits mitgeteilt, dass man prüfen will, inwieweit die veränderte Partnerschaft die britischen Fusionsgesetze berührt und ob damit der Wettbewerb beeinträchtigt wird. Noch ist es aber kein förmliches Verfahren, zunächst sollen alle Beteiligten Stellungnahmen abgeben.
Partnerschaft ist aufgrund OpenAIs Firmenstruktur Neuland
Microsoft hat insgesamt rund 13 Milliarden US-Dollar in OpenAI investiert und nutzt die GPT-Sprachmodelle als technische Grundlage für den KI-Assistenten Copilot, der in praktisch alle Produktfamilien des Konzerns integriert wird. Microsoft soll laut den Angaben von Reuters einen Anteil von 49 Prozent an der Capped-Profit-Sparte von OpenAI (OpenAI LLC) halten. Die untersteht aber nach wie vor OpenAI Inc. als Dachorganisation, die gemeinnützig ausgerichtet ist.
Microsoft vertritt nun die Auffassung, OpenAI trotz des Investments nicht kontrollieren zu können. Auch die KI-Entwickler betonen stets die Unabhängigkeit, im Fokus stehe die Mission – also das Entwickeln einer AGI. Inwieweit diese Einschätzungen tatsächlich mit dem US-Recht übereinstimmen, werden voraussichtlich die Wettbewerbshüter prüfen. Aufgrund der besonderen Struktur von OpenAI ist das aber auch für diese eine neue Situation. Sowohl von dieser speziellen Partnerschaft als auch der generellen Entwicklung im AI-Geschäft ausgehend werden die kartellrechtlichen Prüfungen daher mit Spannung erwartet.
Microsoft kündigte nun bereits an, mit der CMA kooperieren zu wollen. Überraschend ist das nicht, die britische Aufsichtsbehörde hatte durch ihr Veto bereits die Übernahme von Activision Blizzard deutlich verzögert. Auch der Umgang mit der amerikanischen FTC dürfte im Fokus stehen, die Vorsitzende Lina Khan ist eine Vertreterin eines strikten Wettbewerbsrechts, das vor allem die Macht der Big-Tech-Konzerne eingrenzen soll.