Alexa Custom Assistant: So hört sich der neue Sprachassistent für Mini und BMW an
Im Rahmen des letztjährigen Amazon Devices and Services Events hatte BMW angekündigt, künftig auf den Alexa Custom Assistant für den Sprachassistenten im Auto zu setzen. Im neuen Mini feiert diese Integration jetzt ihre Premiere, wie sich ComputerBase jüngst im Technology Office USA des Unternehmens ansehen konnte.
Über die Amazon Alexa Custom Assistant Technology erhält BMW Zugang zur Sprach-KI von Amazon, was sich positiv auf das Verständnis der Anfragen und Befehle auswirken soll. Unternehmen, die auf diese Technologie setzen, können Alexa weitreichend anpassen und so einen eigenen Sprachassistenten realisieren, wie er im neuen elektrischen Mini zum Beispiel mittels „Hey Mini“ aktiviert werden kann. Direkte Anfragen an das Auto verbleiben dort und werden lokal verarbeitet. Alexa selbst lässt sich aber ebenso nutzen, denn die BMW Group macht von der Koexistenz Gebrauch.
Koexistenz bedeutet in diesem Fall, dass Mini-Fahrer mittels „Hey Mini“ fahrzeugspezifische Funktionen (Navigation, Reifendruck) nutzen können, mittels „Alexa“ aber auch Zugriff auf das online gelagerte Wissen von Amazon sowie deren Smart-Home-Integration erhalten, sofern zuvor den Datenschutzbestimmungen von Amazon zugestimmt wurde, was bei der Nutzung lediglich von „Hey Mini“ nicht notwendig ist, da in diesem Fall keine Daten an externe Unternehmen abfließen.
Zuerst im Vereinigten Königreich verfügbar
Im September 2022 hatte BMW in Aussicht gestellt, erste Fahrzeuge mit der neuen Generation des Sprachassistenten im Laufe der nächsten zwei Jahre anzubieten. Im Rahmen eines Besuchs des BMW Group Technology Office USA im kalifornischen Mountain View zum 25-jährigen Jubiläum des Standortes erfolgte jetzt die konkrete Ankündigung für den neuen Mini, in dem der neue Sprachassistent zunächst im Vereinigten Königreich und ab Anfang 2024 auch in den USA, Kanada und Mexiko angeboten werden soll. Auf Nachfrage hieß es, dass Deutschland wenige Monate später folgen werde.
Neuer Sprachassistent kommt nur für Android-Infotainmentsysteme
Während die UK-Auslieferungen des Mini ab Werk mit dem neuen Sprachassistenten laufen, wird für die anderen Regionen ein OTA-Update benötigt. Der neue Mini macht einen großen technologischen Sprung und wechselt von der veralteten iDrive-6-Generation zum neuen Mini OS 9 auf einem runden OLED-Bildschirm. Den Tech-Stack dafür wiederum teilt sich der Mini mit BMW OS 9, also der jüngsten Generation auf Basis des Android Open Source Project (AOSP) ohne Google-Dienste, auch Google Automotive Services (GAS) genannt. Neben den RSU-Upgrades können neue Funktionen damit auch als Android-App über den neuen Store Einzug halten, anstatt aufwendig für die alte Linux-Basis entwickelt werden zu müssen. Linux bildet zum Beispiel noch beim i7 und i5 die Basis. Diese Fahrzeuge haben mit BMW OS 8.5 aber immerhin die Benutzeroberfläche von BMW OS 9 erhalten. Das OS 8.5 wiederum läuft allerdings nur auf Fahrzeugen mit neuer Head-Unit respektive ab einem gewissen Produktionsdatum.
Für die Alexa Custom Assistant Technology gilt aber, dass diese ausschließlich in Fahrzeugen mit Android Einzug halten wird. Eine Portierung auf Linux ist nicht geplant, wie die Redaktion auf Nachfrage bei der BMW Group in Erfahrung bringen konnte.
„Hey Mini“ und „Alexa“ in Aktion
Wie sich „Hey Mini“ und „Alexa“ im neuen Mini schlagen, davon konnte sich ComputerBase in Mountain View einen Ersteindruck verschaffen. Dabei wurden Anfragen für fahrzeugspezifische Funktionen von „Spike“ beantwortet, der als neuer digitaler Charakter für die neue Modellfamilie zum Einsatz kommt. Anfragen wurden im Vergleich zum aktuellen Intelligent Personal Assistant (IPA) von BMW schneller und mit einer natürlichen Sprachausgabe beantwortet, die bisherigen Umsetzung im Konzern überlegen war. Der positive Einfluss der besseren Sprach-KI von Amazon war auf Anhieb wahrzunehmen. Wird hingegen direkt mit Alexa gesprochen, erfolgt die Ausgabe mit der von Amazon bekannten Stimme und ein entsprechendes Branding erscheint im rechten Bereich des OLED-Bildschirms. Langfristig gesehen soll es bei entsprechender Einwilligung des Kunden aber auch möglich sein, alle Anfragen mit „Hey Mini“ abzuwickeln. Handelt es sich um eine nicht auf das Fahrzeug bezogene Anfrage, kann dann automatisch zum externen Wissen von Alexa gewechselt werden.
Alexa macht manchmal Fehler
Das wiederum bedeutet aber auch, dass sich bei Antworten vollständig auf die Richtigkeit von Amazon verlassen werden muss, während BMW respektive Mini über fahrzeugspezifische Anfragen die Hand hält. Bei der ersten Demo in Mountain View kam es zum Beispiel dazu, dass Alexa für das nächste Heimspiel der San Jose Sharks das falsche Datum nannte. Eine kurze Überprüfung mit der Google-Suche auf dem Smartphone ergab, dass das nächste Heimspiel deutlich früher als von Alexa genannt stattfinden wird. Solchen Fehlern können Anwender aber potenziell auch bei Google und Siri oder Anwendungen wie ChatGPT begegnen. Bei den internen Anfragen mit „Hey Mini“ behält BMW hingegen die volle Kontrolle und scheint nach dem ersten Ausprobieren der Alexa Custom Assistant Technology tatsächlich einen größeren Schritt nach vorne für einen schnell und natürlich agierenden Sprachassistenten im Auto gemacht zu haben.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Mountain View erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und drei Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.