Kartellrechtliche Hürden: Adobe stoppt 20-Milliarden-USD-Übernahme von Figma

Michael Schäfer
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Kartellrechtliche Hürden: Adobe stoppt 20-Milliarden-USD-Übernahme von Figma

Adobe hat den im vergangenen September angekündigten Kauf der Cloud-basierten Designer-Plattform Figma vorerst gestoppt. Als Grund für die gescheiterte Übernahme, die auf 20 Milliarden US-Dollar beziffert wird, nannte der Konzern vor allem kartellrechtliche Hürden in Europa.

So habe Adobe für die kartellrechtlichen Genehmigungen in der Europäischen Union und Großbritannien „keinen klaren Weg“ für eine der größten Übernahmen des Unternehmens gesehen. Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) hatte bereits im letzten Monat erklärt, dass die Übernahme von Figma ihrer Ansicht nach der Innovation von Software vor allem in den Bereichen Produktdesign, Bildbearbeitung und Illustration schaden würde, die von der überwiegenden Mehrheit der britischen Digitaldesigner verwendet wird.

Auch die EU hat Vorbehalte

Zu einem ähnlichen Ergebnis sind auch die EU-Wettbewerbshüter in ihren Analysen gekommen. Auch sie sehen die Gefahr einer Einschränkung des Wettbewerbs. Auch der hohe Kaufpreis war den Aufsichtsbehörden ein Dorn im Auge. Er erweckte den Eindruck, dass sich Adobe mit dem Kauf auf schnelle Weise eines Konkurrenten entledigen wollte.

Dass es sich bei Figma um ein florierendes Unternehmen mit großer Zukunft handelt, zeigte das aktuelle Geschäftsjahr: Während die Zahl der Mitarbeiter von 800 auf 1.300 erhöht wurde, wird der Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich um 40 Prozent auf über 600 Millionen US-Dollar steigen.

Keine Einigung zwischen Adobe und Wettbewerbshütern

Um einen Weg zum Abschluss der Transaktion finden zu können, sollen sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters die beiden Unternehmen im ständigen Kontakt mit den Kartellbehörden in Großbritannien, der EU und den Vereinigten Staaten befunden haben. In der letzten Woche habe die britischen Regulierungsbehörden jedoch angedeutet, dass sie Abhilfemaßnahmen verlangen würden, zu denen die Veräußerung von sich überschneidenden Geschäftsbereichen wie Illustrator oder Photoshop von Adobe oder dem Figma-Kernprodukt Figma Design gehören würde – ansonsten würde die CMA die Übernahme untersagen.

Adobe weigerte sich jedoch, der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde Abhilfemaßnahmen anzubieten. Als Begründung führte der Konzern an, dass keine Abhilfemaßnahme, die die Vorteile der Übernahme bewahren könnte, ausreichen würde, um die Bedenken der Behörde zu zerstreuen. Darüber hinaus gab der Photoshop-Hersteller an, dass er in keiner Weise mit Figma konkurrieren würde.

Bereits im November erklärte das Unternehmen, dass sein einziges Produkt, das für die kartellrechtliche Frage relevant sei, das Design-Werkzeug Adobe XD sei, das in den letzten drei Jahren als eigenständige Anwendung dem Unternehmen jedoch einen Verlust von 25 Millionen Dollar beschert hatte.

Beide Unternehmen engagieren sich stark im Bereich der künstlichen Intelligenz, die Übernahme hätte daher eine Bündelung der Kräfte zur Folge. So hatte Figma zuletzt neue Funktionen eingeführt, während Adobe generative Foto-Tools wie Firefly herausgebracht hatte.

Während die CMA auf eine Anfrage von Reuters erklärte, sie werde ihre Untersuchung einstellen, reagierte die Europäische Kommission nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme.

Kritik an behördlichem Vorgehen

Analysten sehen die Entscheidung der Wettbewerbshüter mehr als kritisch. Ihnen zufolge unterstreicht die Absage, wie strengere Prüfungen von Fusionen und Übernahmen auch Chancen für Start-ups zunichte machen könnte. So erklärte Michael Ashley Schulman, Chief Investment Officer bei Running Point Capital Advisors, gegenüber Reuters, dass die Auswirkungen „nicht nur bei den großen Technologieunternehmen zu spüren sein werden, sondern auch bei kleineren Technologieunternehmen, die möglicherweise nicht so günstige Ausstiegsprämien erzielen können“. Im Fall von Figma hatte das Unternehmen ein Angebot von Adobe angenommen, das doppelt so hoch wie seine Bewertung war.

Figma dennoch Gewinner

Für Figma zahlt sich die Absage dennoch aus: So soll Adobe dem Unternahmen laut Reuters gemäß den Fusionsvereinbarungen eine Abfindung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar haben zukommen lassen. Figma wird nun laut Index Ventures-Partner Danny Rimer „als unabhängiges Unternehmen mit einem unglaublichen Team, einer klaren Mission und einem klaren Fokus gedeihen“, so dieser in einer per E-Mail versandten Erklärung.

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