Licht, 3D-Display und Düfte: BMW experimentiert mit neuen User Interfaces im Auto
Die erste Verbindung eines Mobiltelefons mit dem Auto, das Abspielen von Musik über den iPod, der Autoschlüssel im Smartphone oder das bevorstehende Panoramic Vision: Für all diese Ideen kam bei BMW der initiale Impuls aus dem Technology Office im Silicon Valley. Dort experimentiert man derzeit mit neuartigen User Interfaces.
BMW inmitten der Technologie-Giganten
Ein vergleichsweise kleines Team von rund 30 Ingenieuren und Entwicklern hat in Mountain View unweit von Google und anderen Größen des Silicon Valley mit BMW einen Arbeitgeber gefunden, der den kalifornischen Standort – damals noch in Palo Alto – bereits 1998 gewählt hat, um inmitten der Technologie-Giganten den Geist und die Kultur dieser Region aufzusaugen, sich inspirieren zu lassen, Kooperationen aufzubauen und diese Ströme in eigene Projekte fließen zu lassen, die es potenziell zur Serienreife schaffen und damit in zukünftigen Fahrzeugen zum Einsatz kommen könnten.
Es ist dieser Standort, zu dessen jüngsten erfolgreich nach München transferierten Projekten zum Beispiel der Digital Key Plus (Test) zählt, der gemeinsam mit Apple entwickelt und zur WWDC vorgestellt wurde. Auch das Panoramic-Vision-Display in der Windschutzscheibe des Vision Neue Klasse hat seine Wurzeln in Mountain View.
Das BMW Group Technology Office USA feiert dieser Tage 25-jähriges Jubiläum. Der Standort hat sich über das letzte Vierteljahrhundert jedoch nicht zu einem aufgeblähten Büro entwickelt, sondern stößt mit einem bewusst reduzierten Team aus lokalen und zum Beispiel aus München temporär umgesiedelten Mitarbeitern neue Projekte an, zu denen aktuell unter anderem neue Bedienkonzepte für den Innenraum zukünftiger Fahrzeuge von BMW und weiterer Marken des Konzerns zählen.
User Interfaces, wo zuvor keine waren
Eines davon ist ein dynamisches Interieurlicht mit Laser-Projektoren und Kameras zur Erkennung von Gesten des Anwenders. Die im Dachhimmel des Fahrzeugs integrierte Projektionseinheit projiziert dabei eine Benutzeroberfläche zur Steuerung etwa von Multimedia und Klimatisierung auf die Oberflächen von Türen und Mittelkonsole und schafft somit neuen Raum für Eingaben, wo sich keine Displays oder Schalter befinden. Nachdem die Eingaben getätigt wurden, verschwinden die Bedienelemente wieder, sodass Leder, Holz und andere Materialien erneut zum Vorschein kommen.
Neben diesen statischen Oberflächen, die sich im Auto immer an derselben Position befinden, kann die Projektion kleinerer Benutzeroberflächen auch direkt in die Hand des Fahrers und der Mitfahrer erfolgen. Über eine Geste, bei der Ringfinger und Daumen zusammengebracht und von der Kamera erkannt werden, lässt sich ein kleines User Interface starten und auf die Handinnenfläche projizieren, wo es Schaltflächen zum Beispiel für Play und Pause, das nächste und vorherige Lied oder Informationen zum aktuellen Wetter kurzzeitig anzeigen kann, bevor es wieder verschwindet.
Anzeigen im Auto können demnach nicht mehr nur auf fixierten Bildschirmen erfolgen, sondern temporär auf unterschiedlichsten Oberflächen oder dynamisch auf der frei im Raum bewegten Hand der Insassen. Doch auch bei den klassischen Displays forscht BMW in Mountain View an neuen Ausführungen, die es zur Serienreife schaffen könnten.
Dimensional Display mit 3D-Struktur
Hinter dem Entwicklungsnamen „Dimensional Display“ erforscht der Konzern Bildschirme, deren Panels nicht mehr nur plan ausgeführt sind, sondern die Erhebungen aufweisen, um gewisse Bedienelemente wie immer wieder betätigte Multimedia-Schaltflächen einfacher greifbar zu machen sowie um den Anwendern eine Möglichkeit zu geben, die Finger in einem gewissen Bereich des Panels auflegen und ruhen lassen zu können.
Im Technology Office wird für eine Umsetzung dieser Art ein Bildschirm mit einem facettierten Kristall kombiniert, der von unten mit den Pixeln durchleuchtet wird und von oben Touch-Eingaben entgegennimmt. Final ist an dieser Bastellösung derzeit noch nichts, wie der experimentelle Aufbau mit USB- und HDMI-Anbindung von einem PC verdeutlicht, doch diesen Anspruch hat BMW im Technology Office auch gar nicht. Stattdessen probiert man sich an neuen Ideen, baut Prototypen, entwickelt diese in verschiedenen Iterationen weiter oder verwirft sie potenziell auch wieder.
Standorte mit Gerüchen verbinden
Als vergleichsweise experimentell lässt sich auch die „Intelligent Dynamic Scent Journey“ beschreiben, die zu einem multisensorisches Erlebnis während der Fahrt beitragen soll. Dahinter verbirgt sich ein Beduftungssystem, das situativ und mit den Standortdaten des Fahrzeugs verknüpft für unterschiedliche Duftnoten im Auto sorgen kann. Im Gegensatz zu bisherigen Lösungen, wie sie in der Vergangenheit auch schon BMW etwa im 7er angeboten hat, werden diese Düfte lediglich kurzzeitig in der Kabine ausgeströmt und sind somit nur für wenige Sekunden wahrnehmbar. Diese Gerüche können zum Beispiel mit der Ankunft zuhause, auf der Arbeit und weiteren Standorten im Alltagsablauf aktiviert werden, sodass eine Assoziation von Duft und Lokalität entsteht.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Mountain View erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und drei Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.