Pioneers of Pagonia: Eindrücke und Benchmarks zur wuseligen Aufbaustrategie
Pioneers of Pagonia startet am 13. Dezember auf Steam in den Early Access. ComputerBase konnte das Aufbauspiel von Siedler-Erfinder Volker Wertich schon eine Woche früher ausprobieren und hat auch erste Benchmark-Ergebnisse erstellt.
Die GPU-Benchmarks enthalten jetzt auch ein Ergebnis mit der iGPU Radeon 680M (12 CU RDNA 2) aus dem Ryzen 9 6900HS. Das Spiel weist beim Starten darauf hin, dass die iGPU nicht unterstützt wird, lässt den Start aber zu. Die Grafikeinstellungen im Spiel sind daraufhin auf das absolute Minimum voreingestellt und lassen sich auch nicht verändern. Die iGPU erreicht 41 FPS, was auf dem Niveau der Radeon RX 580 oder GeForce GTX 1060 mit deutlich höheren Grafikeinstellungen liegt. Das zeigt wiederum auch, dass – wie angedeutet – noch Luft nach oben in Sachen Performance gegenüber den Benchmarks der Redaktion ist.
Der von der Redaktion genutzte Build lässt sich problemlos über Steam mit Proton unter Linux starten. Als Distribution dient Arch Linux mit Kernel 6.6, Mesa 23.2.1 und KDE 5.27. Grafikfehler sind dabei nicht aufgefallen, Leistungsprobleme ebensowenig. Was sich aktuell nicht einstellen lässt, ist die Kantenglättung MSAA – aber das ist die einzige Einschränkung, die ComputerBase beim Gehversuch unter Linux aufgefallen ist. Pioneers of Pagonia funktioniert dabei sowohl mit AMD (Radeon RX 580) als auch mit Nvidia (GeForce RTX 3070 Ti).
Early-Access-Start mit drei neuen Features
Zur Vorstellung des neuen Aufbauspiels stellte Indie-Entwickler Envision Entertainment Anfang des Jahres in Aussicht, dass Pioneers of Pagonia schon im Winter 2023 erscheinen soll. Und genau so kommt es nun auch, am 13. Dezember erscheint der Titel zum Preis rund 30 Euro auf Steam. Es handelt sich um ein Spiel im Early Access, das heißt fertig ist Pioneers of Pagonia noch nicht. Die Arbeiten laufen im Jahr 2024 weiter, interessierte Spieler können aber bereits einsteigen und die Entwicklung damit unterstützen – sowohl finanziell als auch mit Feedback.
Trotz des frühen Starts stellt Pioneers of Pagonia ein vollwertiges Aufbauspiel dar, betonen die Entwickler. Insgesamt 42 Gebäude, 71 verschiedene Waren und bis zu 3.000 Siedler auf einer Karte stellen einen Umfang dar, von dem Ubisofts geflopptes Die Siedler: Neue Allianzen nur träumen kann. Und später soll es von allem noch mehr geben, wobei sich mit der finalen Version, die nach aktuellen Planungen frühestens in sechs Monaten erscheinen wird, auch der Preis erhöhen kann – verbindlich wollten sich die Entwickler dazu aber im Gespräch mit ComputerBase noch nicht äußern. Wohl aber zu einigen größeren Neuerungen, die seit der Demo hinzugekommen sind.
Umfassend anpassbarer Map Generator
Bei der ersten handelt es sich um den Map Generator. Versprochen war die Funktion bereits von Anfang an: Prozedural generierte Karten sollen Abwechslung und Wiederspielwert liefern, so hieß es schon zur Ankündigung im Februar 2023. Mit dem Early-Access-Release lässt sich das Feature dann erstmals ausprobieren, wobei Spielern nebst vorgefertigten Karten und vorgefertigten Parametern auch umfangreiche Einstellungen zur Anpassung zur Verfügung stehen. In jedem Fall sei aber gewährleistet, so Envision Entertainment, dass „märchenhaft verwinkeltes“ und garantiert passierbares Gelände erzeugt werde.
Schon bei den sechs vorgegebenen Karten können Spieler zwischen solchen wählen, bei denen sie lediglich auf freundlich gesinnte pagonische Dörfer treffen werden, die mit Handelsangeboten und Quests locken und solchen, die auch gegnerische Lager und damit einhergehend eine Bedrohung für die eigene Siedlung mitbringen. In der RC0-Version für die Presse waren die Karten noch nicht final geprüft, das soll sich bis zum 13. Dezember aber noch ändern.
Im Konfigurator stehen neben neun Schablonen zudem die Kartenziele Eroberung und Sandbox zur Verfügung, wobei lediglich feindliche und keine freundlichen Einheiten und Strukturen erstellt werden oder gar keine. Außerdem lässt sich die Größe der quadratischen Karte anpassen, von 900 × 900 m bis 1.150 × 1.150 m.
Erweiterte Kartenoptionen für Experimentierfreudige
In den erweiterten Einstellungen ist es schließlich möglich, im Detail festzulegen, wie häufig welcher Geländetyp vorkommen soll und wie hoch die Menge der zum Start und auf der Karte verfügbaren Ressourcen ausfallen soll. Ebenfalls lässt sich einstellen, wie häufig Dörfer und Gegnerlager generiert werden, wie schwer Quests ausfallen sollen und wie stark die Feinde sein sollen. Die vollständige Liste der anpassbaren Bereiche für den Map Generator liest sich wie folgt:
- Kartenziel (Quests, Quests und Feinde, nur Feinde, Sandbox)
- Startressourcen (Menge)
- Feinde (Vorkommen, Schwierigkeit)
- Pagonische Dörfer (Vorkommen, Schwierigkeit der Quests)
- Flaches Grasland (Vorkommen)
- Wälder (Vorkommen, Menge der Ressourcen)
- Berge und Klippen (Vorkommen, Gefälle, Menge der Ressourcen)
- Seen (Vorkommen, später: Menge der Ressourcen)
- Klimastil der übrigen Landschaft
Die Generierung einer neuen Karte könne je nach verbauter Hardware und Kartengröße zwischen wenigen Sekunden und bis zu einer Minute dauern, so Volker Wertich. Neben der CPU werde bei diesem initialen Vorgang auch die Grafikkarte beansprucht. Jede mögliche Karte hat einen eineindeutigen Seed respektive eine Map ID, sodass Spieler die eigene Karte beispielsweise mit Freunden teilen können. Die Entwickler merken allerdings an, dass diese Seeds mit größeren Updates für Pioneers of Pagonia invalide werden können.
Einheiten, Gegner und Kämpfe
Erstmals halten gegnerische Lager, Feinde und damit auch militärische Auseinandersetzungen Einzug in Pagonia, die Demo(s) boten diese Funktion noch nicht.
Zum Early-Access-Start kann die Spielwelt vier verschiedene Gegnertypen hervorbringen, die drei verschiedenen Lagern entstammen: Diebe, Banditen, Schemen und Werwölfe. Die ersten beiden operieren ausgehend von Diebes- und Banditenlagern, die beiden übernatürlichen Gegnertypen hingegen von Grabstätten und Mondschluchten. Dem gegenüber stehen auf Seite des Spielers Wachen, Soldaten, Waldläufer und Draufgänger.
Diebe und Banditen stehlen Waren
Diebe stellen die schwächste feindliche Einheit dar. Aus der Ferne sehen sie aus wie Träger, können sich also unbemerkt in die eigene Siedlung schleichen und Waren stehlen, die sie dann zurück ins eigene Lager bringen und horten. Dort verbleiben die Waren, bis Spieler das Camp erobern und zerstören, was auch das Spawnen neuer Diebe verhindert. Gewöhnliche Wachen allerdings können Diebe nicht selbst sehen; stattdessen bedarf es eines Waldläufers, um sie zu enttarnen. Einmal aufgedeckt, können alle Einheiten Diebe angreifen und verscheuchen.
Banditen wiederum bedienen sich nicht Heimlichkeit, sondern roher Gewalt: Zumeist in Scharen suchen sie die eigene Siedlung heim, jagen den Pagoniern Angst ein und stibitzen Güter. Dabei sind auch Handelstransporte nicht sicher. Wachen stellen eine valide Antwort dar, noch stärker im Kampf gegen Banditen sind allerdings Soldaten mit Schwert und Schild.
Schemen und Werwölfe sind deutlich lästiger
Die erste magische Einheit stellen die Schemen oder aber Geister dar. Sie erschrecken Einheiten an der Grenze der Siedlung, die daraufhin vor lauter Panik ihre Ausrüstung fallen lassen und als gewöhnlicher Träger in die Siedlung zurückrennen – auch Wachen und Soldaten sind davor nicht gefeit. Spieler müssen die Ausrüstung also neu anfertigen lassen. Waldläufer und Draufgänger hingegen fürchten das Übernatürliche nicht und sind entsprechend die Einheiten der Wahl, um Schemen und deren Friedhöfe loszuwerden.
Der zum Early Access stärkste Gegnertyp ist der Werwolf. Sobald Einheiten in die Nähe geraten, stürmt ein Werwolf los und beißt die Pagonier, woraufhin sie infiziert werden, sich zum Werwolf-Lager zurückziehen und anschließend selbst zum Werwolf werden. Wer also nicht aufpasst oder sich rechtzeitig um die unerwünschten Nachbarn kümmert, kann eine riesige Horde nur schwer zu besiegender Gegner heranzüchten. Sinnvoll bekämpfen lassen sich Werwölfe nur mit Draufgängern und deren Silberklingen – letztlich sind aber auch diese nicht davor gefeit, irgendwann gebissen zu werden.
Generell gilt: Je näher die Siedlung eines Spielers in Richtung feindlicher Lager expandiert, desto aggressiver werden diese. Dann ist es beispielsweise auch möglich, dass ein Werwolf-Rudel in das eigene Dorf eindringt und zahllose Zivilisten infiziert. Aber auch erfolgreiche Diebe und Banditen kriegen Zulauf und werden insofern stärker, je länger Spieler sie gewähren lassen.
Jede Einheit hat verschiedene Stufen
Sowohl Gegner als auch Einheiten können in verschiedener Stufe existieren. Grausame Werwölfe sind beispielsweise stärker im Kampf als herkömmliche, hier gerät auch ein Draufgänger schnell in Schwierigkeiten. Nicht aber, wenn er in Stufe 2 mit eine magischen Silberschwert und verstärkter Rüstung ausgestattet ist. Und wenn Spieler Soldaten ausheben, können sie entscheiden, ob sie den Kriegern einen Holzschild und ein Bronzeschwert, einen Holzschild und ein Eisenschwert oder einen Eisenschild und ein Eisenschwert mitgeben. Letzteres ist zwar deutlich teurer und aufwändiger in der Produktion, dafür allerdings im Kampf stärker. Außerdem sind die wuseligen Pagonier offenkundig kleine Materialisten: Je praller die eigene Schatzkammer mit wertvollen Gegenständen gefüllt ist, desto motivierter ziehen Einheiten in die Schlacht.
Handel und Quests
Ebenfalls neu sind mit dem Early-Access-Start freundlich gesinnte pagonische Siedlungen, die gegenüber Spielern mit Aufgaben und Handelsangeboten auftreten. Gehandelt wird entweder im Tausch gegen andere Waren oder im Tausch gegen Ruf. Auch erfüllte Quests bringen Ruf bei der jeweiligen Partei ein. Erreichen Spieler die Marke von 100 Ruf, können sich Freundschaften bilden, was wiederum neue Handelsangebote freischaltet. Bei 200 Ruf werden Allianzen möglich, wobei es sich im Grunde genommen um eine friedliche Übernahme handelt.
Die Quests beschränken sich zumeist auf einfach Kurieraufgaben. Dörfer erbitten beispielsweise eine Lieferung einer bestimmten Ware zu einem bestimmten Ort oder wollen, dass Spieler auf der Karte Artefakte finden. Für gewöhnlich ist es nicht notwendig, dass Spieler sämtliche Aufgaben erfüllen, um im Ruf aufzusteigen.