Pioneers of Pagonia: Benchmarks und erster Eindruck
2/2Pioneers of Pagonia kann als Indie-Projekt nicht mit der Grafik aktueller Blockbuster-Spiele mithalten, ist aber dennoch hübsch anzusehen – bei 2,4 Gigabyte Download-Umfang. Envision Entertainment bedient sich einer heiteren Farbpalette und stilisierter Cartoon-Optik; grafischer Realismus wird nicht geboten. Die Systemanforderungen und auch Benchmarks spiegeln das wider, auf jeder Kartoffel läuft das Aufbauspiel aber auch nicht.
GPU-Benchmarks auf GeForce und Radeon
Für die Benchmarks hat ComputerBase auf das übliche Testsystem mit Ryzen 9 7950X3D und 48 GB RAM zurückgegriffen. Zum Einsatz kamen Windows 11 und aktuelle Treiber. Grafik-Presets bietet Pioneers of Pagonia keine, sodass mit benutzerdefinierten Einstellungen getestet wurde. Die Benchmark-Szene sowie die konkret gewählten Optionen sind den nachfolgenden beiden Screenshots zu entnehmen. Weil ein Update am 6. Dezember einen Spielstand vom 5. Dezember nicht mehr nutzen ließ, fanden die Benchmarks auf einer nur leicht bebauten Insel statt.
Es kommt nicht der von Spiele-Tests gewohnte Grafikkarten-Fuhrpark zum Einsatz, sondern eine angepasste Auswahl, die auch die in die Jahre gekommene GeForce GTX 1060 und die Radeon RX 580 berücksichtigt. Gemessen wurde in Full HD und in UHD.
Es zeigt sich, dass GeForce-Grafikkarten in der Regel etwas besser abschneiden als ihre Radeon-Pendants. So kann sich die GeForce RTX 4070 Ti in Full HD sogar vor die Radeon RX 7900 XTX setzen; absolut flüssig läuft das Spiel aber auf beiden Grafikkarten. GeForce GTX 1060 und Radeon RX 580 wiederum haben mit den gewählten Einstellungen bereits Probleme, ein flüssiges Spielerlebnis zu liefern. Luft nach unten besteht aber, sodass sich Pioneers of Pagonia auch mit Grafikkarten dieser Leistungsklasse gut spielen lässt, wenn die Einstellungen entsprechend gesetzt werden.
In UHD ziehen die Anforderungen dann ordentlich an; stabile 60 FPS sind mit den gewählten, überwiegend hohen Einstellungen erst ab einer Radeon RX 7800 XT drin. Nur knapp darunter gibt es dann eine Überraschung: Die Arc A770 greift nach den Sternen und landet vor GeForce RTX 4060 Ti und Radeon RX 7700 XT. Die Radeon RX 7900 XTX wiederum kann sich nun vor die GeForce RTX 4070 Ti setzen, bleibt aber 40 Prozent hinter der GeForce RTX 4090. Diese wiederum liefert satte 158 FPS, benötigt dafür aber auch im Schnitt 395 Watt. In Full HD waren es bereits 350 Watt.
An den Grafikspeicher stellt Pioneers of Pagonia keine besonderen Ansprüche. In Full HD sollten 6 GB VRAM in allen Lebenslagen ausreichen und in UHD sind Spieler ab 8 GB VRAM gut gewappnet – zumindest in den ersten Stunden eines Spiels. Es ist möglich, dass später mehr Grafikspeicher benötigt wird. Erwähnenswert ist zudem noch, dass das Spiel Upscaling per FSR 1 unterstützt. Moderne Upscaling-Methoden werden nicht geboten. Ob sich das noch ändern wird, bleibt abzuwarten.
Wie spielt sich Pioneers of Pagonia?
ComputerBase konnte Pioneers of Pagonia bereits seit dem 5. Dezember ausprobieren. Dabei stand nicht exakt die Version des Spiels zur Verfügung, die als Early-Access-Fassung dienen wird, sondern zunächst der Release Candidate 0 (RC0). Die Early-Access-Version wird hingegen auf der bis dahin neuesten stabilen Version basieren, sodass einige Änderungen bereits vorprogrammiert sind, beispielsweise beim Balancing der Gegner oder Quests. Im Großen und Ganzen entspricht das angespielte Pioneers of Pagonia aber dem Spiel, das am 13. Dezember erscheinen wird.
Endlich mit Zielen und Herausforderungen
Der erste Kontakt zu Pioneers of Pagonia im Rahmen der Demo respektive offenen Alpha-Testphase Anfang Oktober lief noch ein wenig holprig ab. Nun, im zweiten Anlauf und zwei Monate später, läuft alles deutlich runder. Das mag auch daran liegen, dass erste Erfahrungen mit dem Spiel bereits vorhanden sind. Aber zweifellos auch daran, dass Envision Entertainment in der Zwischenzeit viel optimiert und ergänzt hat, sodass Pioneers of Pagonia nun tatsächlich als funktionierendes und reizvolles Spiel auftritt. Während das Siedeln zuvor lediglich ein Selbstzweck war, gibt es nun immer neue Karten zu entdecken, Orte zu erkunden, Gegner zu besiegen und Freunde zu gewinnen.
Wer also eine Zielsetzung und einen Anspruch abseits des Siedelns bis zum nun deutlich höheren Bevölkerungslimit sucht, wird fündig. Das bedeutet auch, dass viele Spielmechaniken und Warenketten nun (noch) sinnvoller ineinandergreifen, wenn beispielsweise starke Einheiten dringend benötigt werden, um weiter expandieren zu können, dafür nötige Waffen aber mangels passender Ressourcenvorkommen im Startgebiet lediglich über den Handel erwerbbar sind. Und zwar nur im Tauschhandel gegen ein bestimmtes Gut, dessen Produktion zwar anspruchsvoll, aber mit den gegebene Ressourcen durchaus möglich ist.
Noch nicht fertig, aber trotzdem schon gut
Auch macht es Spaß, die verschiedenen Karten auszuprobieren und neue Landschaften zu erkunden. Die prozedural generierten Karten wissen dabei durchaus, zu überraschen – auch mit der Platzierung der Ressourcen. Insofern müssen Spieler ihren Spielstil anpassen, aktuell respektive zum Start des Spiels halten sich die Auswirkungen der verschiedenen Karten aber noch in Grenzen. Optisch hingegen wissen diese zu wirken; stellenweise sieht Pagonia wirklich idyllisch aus, wenngleich die Atmosphäre nach wie vor ein wenig steril wirken kann – auch bei den zunächst recht lieblos gestalteten freundlichen Dörfern, die aber im Early Access noch hübscher werden sollen, wie die Entwickler beschwichtigen.
Generell kann nicht verschwiegen werden, dass immer mal wieder der Wunsch nach Mehr aufkommt: Oberirdische Ressourcen sind endlich, Seen und auch das Meer leer, dritte Parteien weitestgehend statisch und die Steuerung der bislang nur vier Einheiten rudimentär bis fummelig: Im Grunde genommen lassen sich Soldaten lediglich einer groben Position zuweisen, die sie dann mehr oder minder motiviert bewachen – oder aber dort herumstehen, während Banditen fünfzehn Meter weiter ungeschoren vorbeilaufen. Die Benutzeroberfläche wirkt stellenweise unfertig und ein besserer Überblick mit mehr Statistiken wäre wünschenswert. Und wie viele Felder kann ein Bauer jetzt noch einmal bebauen? Anlegen kann man aktuell nämlich noch endlos viele, ohne dass es einen Hinweis gibt, was richtig ist.
Viele dieser Kritikpunkte finden sich bereits auf Envisions To-do-Liste für den Early Access; die Entwickler sind sich der vereinzelt durchschlagenden Schwächen also selbst bewusst. Für Freunde des Genres und insbesondere alter Siedler-Spiele ist Pioneers of Pagonia ohnehin bereits einen Blick wert – selbst, wenn die Entwicklung entgegen aller Erwartungen abrupt eingestellt würde, wäre Pioneers of Pagonia in aktueller Version ein solides Aufbauspiel, dass je Partie für einige Stunden beschäftigen kann.
Der Kaufpreis von 30 Euro auf Steam ist hingegen eine Investition in die Zukunft. Im Vergleich zu Ubisofts Die Siedler: Neue Allianzen zum Vollpreis-UVP von 60 Euro ist der Preis zwar mehr als nur gerechtfertigt. Allerdings bietet das Genre zu diesem Preis ebenso Spiele, die Pioneers of Pagonia hinsichtlich Umfang und Spielzeit übertreffen. Namentlich erwähnt sei an dieser Stelle erneut Farthest Frontier, ebenfalls ein Aufbauspiel im Early Access, das eine sehr ähnliche Konzeption mit realistischerer Welt und Grafik vereint, aber ebenso weniger liebenswürdig wuselt und deutlich mehr Micro-Management erfordert.
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft Pagonias beschreibt Envision Entertainment bereits mit einer Roadmap für den Early Access, die insbesondere drei größere Updates in Aussicht stellt: Ein Wirtschaftspaket, das Minen-Update und schließlich der kooperative Mehrspielermodus. Zunächst sollen im Februar Fischerhütten, größere Lager und Statistiken kommen, bevor zu einem noch nicht bestimmten Zeitpunkt unterirdische Minen, die neuen Ressourcen Gold, Edelsteine, Schmuck und Geologen Einzug halten werden.
Mittelfristig soll es außerdem im Laufe des Early Access mehr magische Einheiten – die Rede ist von Hexen und Zauberern –, neue Gegner, größere Karten, Schatzsucher sowie die Güter Bier und Wein geben. Abseits dessen will Envision Entertainment fortlaufend Quality-of-Live-Verbesserungen online stellen, die beispielsweise das Interface, das Militär und das Bauen betreffen. Details dazu stehen allerdings noch unter Verschluss.
ComputerBase hat Pioneers of Pagonia von Publisher Envision Entertainment zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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