Sammelklage: Google vereinfacht Sideloading und zahlt 700 Millionen Dollar

Nicolas La Rocco
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Sammelklage: Google vereinfacht Sideloading und zahlt 700 Millionen Dollar

Nachdem Google im September eine Sammelklage von mehr als 30 US-Bundesstaaten im Namen von rund 21 Millionen Konsumenten durch eine Einigung beigelegt hatte, sind deren Details jetzt öffentlich. Google geht im eigenen Blog auf die bevorstehenden Maßnahmen wie ein vereinfachtes Sideloading und eine hohe Millionenzahlung ein.

Die Details der Einigung mit allen 50 obersten Rechtsberatern der Regierung in den US-Bundesstaaten ist unabhängig von der jüngsten Entscheidung gegen Google in dem Kartellrechtsstreit mit Epic zu betrachten. Der vorsitzende Richter am Bezirksgericht von San Francisco war mit James Donato in beiden Fällen aber derselbe. Im Verfahren zwischen Epic und Google wurde am 11. Dezember geurteilt, dass Google mit dem Google Play Store und dem Google Play Billing Service ein illegales Monopol betreibe.

Google verpflichtet sich zu Maßnahmen

Bei dem Rechtsstreit zwischen Google und den 30 US-Bundesstaaten hätte es am 6. November zu einer Verhandlung kommen sollen, bevor Googles bis dato unter Verschluss gehaltener Maßnahmenkatalog zu einer von allen beteiligten Parteien zugestimmten, jedoch vorläufigen Einigung geführt hatte. Zugestimmt werden muss dem Vergleich noch von Richter James Donato am 8. Februar des kommenden Jahres. Erst dann werden die Maßnahmen auch in Kraft treten. Parallel dazu will Google das Urteil in dem anderen Verfahren gegen Epic, bei dem es nicht zu einem Vergleich gekommen war, weiter anfechten.

In der aktuellen Einigung verpflichtet sich Google zu folgenden Maßnahmen:

  • Eine Zahlung von insgesamt 700 Millionen US-Dollar.
  • 629 Millionen US-Dollar gehen an Konsumenten in den USA, die möglicherweise zu viel für Apps und In-App-Käufe über Google Play bezahlt haben.
  • 70 Millionen US-Dollar gehen an die US-Bundesstaaten und sollen verwendet werden, wie es die obersten Rechtsberater der Regierung für richtig befinden.
  • 1 Million US-Dollar gehen an die Administration des Vergleichs.
  • Für 7 Jahre verpflichtet sich Google dazu, Android technisch die Installation von Drittanbieter-Apps über andere Wege als Google Play zu ermöglichen.
  • Für 5 Jahre lässt Google Entwickler andere In-App-Zahlungssysteme als Google Play nutzen (User Choice Billing).
  • Für 5 Jahre zwingt Google Entwickler nicht mehr dazu, ihre besten Preise nur Kunden über Google Play und Google Play Billing anzubieten.
  • Für 4 Jahre zwingt Google Entwickler nicht mehr dazu, ihre Titel auf Google Play zur selben Zeit mit denselben Features anzubieten.
  • Für 5 Jahre werden Unternehmen nicht mehr dazu gezwungen, Google Play exklusiv auf dem Endgerät zu installieren oder auf den Homescreen zu legen.
  • Für 4 Jahre dürfen OEMs nicht mehr davon abgehalten werden, für vorinstallierte Apps auch Installationsrechte zu erteilen.
  • Für 5 Jahre muss Google nicht mehr um Zustimmung gebeten werden, bevor ein OEM einen Drittanbieter-App-Store auf dem Gerät vorinstalliert.
  • Für 4 Jahre wird Google Drittanbieter-App-Stores die Aktualisierung von Apps ohne Zustimmung des Anwenders erlauben.
  • Für 4 Jahre wird Google Drittanbieter-App-Stores, die mittels Sideloading installiert wurden, Zugriff auf die eigenen APIs und „Feature Splits“ geben.
  • Für 5 Jahre wird Google die zwei Sideloading-Warnhinweis zu einem zusammenfassen.
  • Für 5 Jahre wird Google Entwicklern erlauben, bei Nutzung des alternativen User Choice Billing den Kunden mitzuteilen, dass anderweitig bessere Preise angeboten werden und dass die Transaktion auch über webbasierte Zahlungssysteme des Entwicklers in einer Webansicht innerhalb der App abgeschlossen werden kann.
  • Für 6 Jahre wird es Google Entwicklern ermöglichen, dass diese nach Einwilligung des Kunden deren außerhalb oder innerhalb einer App gewonnenen Kontaktinformationen für die Out-of-App-Kommunikation nutzen dürfen.
  • Für 6 Jahre wird Google reinen „Konsum-Apps“ wie zum Beispiel Netflix ermöglichen, die Kunden über bessere Preise zu informieren, ohne dass diese jedoch darauf verlinken dürfen. Erlaubt ist etwa ein Hinweis auf einen niedrigeren Preis auf der Website, allerdings ohne Link.
  • Für 6 Jahre darf Google Entwickler nicht daran hindern, mit Google Play oder Googles Zahlungssystem verbundene Gebühren den Kunden mitzuteilen.

Sideloading unter Android vereinfacht

Wie der neue Warnhinweis für das Sideloading von Apps unter Android künftig aussehen wird, zeigt Mishaal Rahman auf X. Demnach kommt es fortan nicht mehr erst zu einer Pop-up-Warnung und erst nach dem Antippen der Schaltfläche „Einstellungen“ auf einem zweiten Bildschirm zu der Option, die App-Installation über die entsprechende App (etwa den Browser) zu ermöglichen, sondern die Aktivierung wird künftig in einem Rutsch über nur noch einen einzelnen Warnhinweis möglich sein.

Neuer Sideloading-Warnhinweis unter Android
Neuer Sideloading-Warnhinweis unter Android (Bild: Mishaal Rahman (X))

Epic kritisiert Google weiterhin

Wie The Verge sich über einen Google-Sprecher bestätigen ließ, erhalten Entwickler, die sich für das User Choice Billing entscheiden, einen Rabatt von 4 Prozentpunkten, sodass statt 30 Prozent noch 26 Prozent an Gebühren für Google anfallen. Epic und CEO Tim Sweeney kommentieren den Vergleich entsprechend von der Seitenlinie mit einer nach wie vor vorliegenden Benachteiligung von Konsumenten. Epic ist wie eingangs erwähnt nicht an diesem Vergleich beteiligt, letztlich geht es jedoch um dieselben kartellrechtlichen Streitpunkte.

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