Spielemesse: Die E3 ist offiziell und endgültig tot
Angesichts des Strauchelkurses der vergangenen Jahre wurde das Ende der Electronic Entertainment Expo in Los Angeles schon lange diskutiert. Jetzt ist es offiziell: Es wird keine neue E3 mehr geben, räumt der Veranstalter Entertainment Software Association ein – weder als Präsenz-Messe vor Ort noch als virtuelles Event.
Die E3 ist offiziell Geschichte
Im Juni 2023 wollte die ESA das Ende der ehemaligen Leitmesse der Gaming-Industrie noch nicht einräumen, als eine Tourismus-Kommission der Stadt Los Angeles die E3 2024 und E3 2025 aus dem Terminkalender strich. Die Zukunft der Electronic Entertainment Expo sei noch keine beschlossene Sache, hieß es damals knapp. Jetzt, rund ein halbes Jahr später, sieht das offenkundig anders aus; via Twitter respektive X macht die ESA das Ende offiziell: Good Game, Well Played.
Bislang war immer mal wieder von einer virtuellen Zukunft der E3 die Rede, falls das Event vor Ort in Los Angeles nicht mehr werde Fuß fassen können. Auch diese Pläne sind damit ad acta gelegt; der Name E3 ist tot. Erstmals wurde die Messe im Jahr 1995 abgehalten, nachdem Videospiele auf der CES in Las Vegas zur Randerscheinung verkamen. Trotz einiger Krisen fand die E3 bis inklusive 2019 jährlich statt. Was damals niemand ahnte: Die E3 2019 war das letzte Präsenz-Event der Marke.
Die E3 lag schon seit Jahren im Sterben
Nachdem die E3 im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagt wurde, es im Jahr 2021 nur ein Online-Event gab und die E3 2022 zwar stattfinden sollte, dann aber doch vollständig ausgefallen ist, sollte es 2023 wieder eine Präsenz-Messe in Los Angeles geben. Die ESA glaubte bis Anfang des Jahres noch fest an einen Erfolg, Branchengrößen aber nicht. Nach und nach wurde bekannt, dass Sony, Microsoft, Nintendo und zuletzt Ubisoft der Messe fernbleiben wollten. Sony war bereits in den letzten Jahren nicht mehr dabei, während Microsoft im Jahr 2019 eine Parallelveranstaltung im Microsoft Theater direkt gegenüber des Los Angeles Convention Center abhielt.
Für kleinere Entwickler waren wiederum die immer höher steigenden Standgebühren der E3 eine Belastung, sodass die Flucht zu anderen Veranstaltungen und Kanälen auf der Hand lag. Indie-Publisher Devolver Digital beispielsweise baute parallel zur letzten Präsenz-E3 im Jahr 2019 Zelte auf einem großen Parkplatz nur wenige hundert Meter neben dem offiziellen Messegelände auf.
Exklusive oder alternative Events übernehmen
Solche Gegenveranstaltungen zur gleichen Zeit oder abseits der üblicherweise enormen Nachrichtenflut zum Messezeitraum stellen für Entwickler, Hersteller und Publisher eine immer attraktivere und auch geläufigere Alternative zu den etablierten Fachmessen dar, gebührt einer exklusiven Präsentation doch ungeteilte Aufmerksamkeit. Und auch rein virtuelle Kanäle spielen eine stets größer werdende Rolle: Bereits in den vergangenen Jahren grub das Summer Game Fest der E3 zunehmend das Wasser ab und gilt inzwischen mitunter als etablierter virtueller Ersatz.
Für die Unternehmen sind derartige Online-Formate vorteilhaft, können auf diesem Wege doch Kosten gesenkt sowie kritische Nachfragen seitens Spielern und Journalisten vor Ort umschifft werden. An die Stelle einer Messe, deren Inhalte von der Fachpresse aufbereitet und analysiert publiziert werden, tritt ein Werbe-Livestream, der sich direkt an die Kunden richtet. Insofern verbleibt die Gamescom in Köln als größte und nunmehr wichtigste internationale Fachmesse für Videospiele. Im Jahr 2024 wird die Messe am 21. August anlaufen.