Ryzen 7 8700G & 5 8600G (OC) im Test: AMDs Zen-4-RDNA-3-APU vs. 5700G, Radeon, GeForce & Xe
Ryzen 8000G ist AMDs erste APU für den Sockel AM5. Sie setzt auf Zen-4-CPU-Kerne und eine RDNA-3-iGPU. Der Sprung gegenüber Ryzen 5000G mit Zen 3 und Vega-iGPU ist im Test der beiden neuen Topmodelle Ryzen 7 8700G und Ryzen 5 8600G entsprechend groß.
Der Test enthält jetzt auch Spiele-Benchmarks mit von der offiziellen Spezifikation DDR5-5200CL32 auf DDR5-7200CL34 angehobenem Speichertakt, was dem Ryzen 7 8700G im Durchschnitt über den Testparcours zu 12 Prozent mehr FPS und 14 Prozent besseren Frametimes verhilft – in Einzelfällen sind es auch bis zu 20 Prozent.
AMD Ryzen 8000G ist schneller
AMDs neue APUs der Ryzen-8000G-Serie sind in Spielen schneller, als es der Test der Redaktion bisher gezeigt hat. Das haben Nachtests der Redaktion ergeben, die angestoßen wurden, nachdem das erste Notebook mit AMD Ryzen 8000 Mobile „Hawk Point“ zum Testen in der Redaktion eingetroffen war und sich als wesentlich schneller erwies, obwohl der darin verbaute Ryzen 9 8945HS dieselbe Konfiguration wie der 8700G nutzt und etwas niedriger taktet. „STAPM“ waren indes nicht der Grund.
STAPM – bis dato in Spielen kein Thema
STAPM steht für „Skin Temperature Aware Power Management“ und soll im Endeffekt sicherstellen, dass Notebooks nicht zu heiß laufen, um unangenehm bis gefährlich heiße Oberflächen zu vermeiden. Wie Gamers Nexus bereits vor einer Woche berichtet hatte, ist die Funktion, die den maximalen Verbrauch unter Dauerlast senkt, überraschender Weise auch bei den Desktop-APUs aktiv: Sie lässt die maximal erlaubte PPT von 88 auf 65 Watt (die offizielle TDP) fallen. AMD hat bestätigt, dass das nicht so sein soll und BIOS-Updates in Aussicht gestellt.
Gleich nach Bekanntwerden dieser Problematik hatte die Redaktion die eigenen Spiele-Testergebnisse auf einen bis dato nicht erkannten Einfluss durch STAPM geprüft, aber keinen festgestellt – Taktraten und Package-Power lagen im Benchmark auf dem erwarteten hohen Niveau.
Der mit dem neuen Razer Blade 14 (2024) am Freitag in der Redaktion eingetroffene Ryzen 9 8945HS zeigte mit Testergebnissen deutlich über dem Niveau des Ryzen 7 8700G allerdings, dass trotzdem etwas so ganz und gar nicht stimmte.
13 Prozent mehr FPS als im Januar
Und um das vorläufige Ergebnis direkt vorweg zu nehmen: Ja, Ryzen 8000G ist in Spielen schneller, als ComputerBase das bisher berichtet hatte. An STAPM lag das aber nicht.
Im Gaming-Testparcours erweisen sich sowohl Ryzen 7 8700G als auch Ryzen 5 8600G im Nachtest im Durchschnitt jeweils als 13 Prozent schneller als zuvor präsentiert, bei den Frametimes ging es 8 respektive 13 Prozent nach oben. Zwar schwanken die Testergebnisse mit den iGPUs aller Leistungsklassen und Hersteller grundsätzlich überdurchschnittlich stark, der Leistungszugewinn betraf aber alle Spiele und war eindeutig.
Auf Basis der neuen Benchmarks zeigt die neue Desktop-APU mit Zen-4-CPU-Kernen und RDNA-3-iGPU einen deutlicheren Zuwachs gegenüber der von ComputerBase im Parcours ebenfalls getesteten Notebook-APU Ryzen 9 6900HS aus dem Jahr 2022 (Zen 3 statt Zen 4, RDNA 2 statt RDNA 3, max. 2.400 MHz statt max. 2.900 MHz iGPU-Takt) und liegt im Fall des Ryzen 7 8700G nur noch gut 20 statt vormals fast 40 Prozent hinter einem System mir Radeon RX 6400 mit ebenfalls 12 CU starker GPU zurück.
Auch im Vergleich zum Ryzen 9 8945HS passt der „baugleiche“ Ryzen 7 8700G jetzt ins Bild, dessen Ergebnisse werden allerdings erst in Kürze separat veröffentlicht.
Wie konnte das passieren?
Doch wie konnte es dazu kommen, dass erst jetzt die mutmaßlich korrekten Ergebnisse vorliegen? Eine Ursachenforschung – mit offenem Ausgang.
Benchmarks im luftleeren Raum
ComputerBase hatte Ryzen 7 8700G und Ryzen 5 8600G im Januar unter NDA getestet. Zur Verfügung gestellt wurden von AMD damals die beiden APUs, Grafik- und Chipsatz-Treiber (5.09.20.417) sowie ein Reviewer's Guide mit Hersteller-Benchmarks. Die sind im Falle der Spiele-Benchmarks aber selten hilfreich und waren es auch in diesem Fall nicht, weil andere Spiele und/oder andere Settings Verwendung fanden. Darüber hinaus stellte AMD nur einen Vergleich innerhalb der 8000G-Serie an. Die präsentierten Benchmarks in Anwendungen wurden, sofern es Übereinstimmungen gab, von der Redaktion konsistent übertroffen.
Ryzen 8000G wurde für den Test auf einem neu eingerichteten Windows 11 getestet. Alle Einstellungen (insb. die leistungsrelevanten Windows-11-Sicherheitseinstelllungen) wurden korrekt und einheitlich getroffen. Den Anfang machte der Ryzen 5 8600G mit 8 CUs, der Ryzen 5000G klar schlug und den Ryzen 9 6900HS mit 12 CUs einholte. So weit, so passend.
Es folgte der Wechsel auf den Ryzen 7 8700G und die erste Neuinstallation des kompletten Systems stand ins Haus.
Denn der Ryzen 7 8700G lag in vielen Benchmarks trotz 12 statt 8 CUs nicht vor, sondern knapp hinter dem Ryzen 5 8600G und damit auch hinter dem mobilen Ryzen 9 6900HS. Das konnte nicht sein. Die Einstellungen stimmten, die Treiber waren dieselben, der Verbrauch in den Spiele-Benchmarks lag nahe der 88-Watt-Grenze. Doch die Ergebnisse blieben dieselben – dieselben schlechten.
Dass Probleme mit der Windows-Installation ohne erkennbaren Grund Gaming-Benchmarks torpedieren, ist der Redaktion aus dem Testalltag gut bekannt. Nicht lange zögern und damit Zeit vergeuden, sondern direkt alles neu installieren, lautet die übliche Devise.
Probleme unter NDA behoben
Nach der kompletten Neuinstallation lag der Ryzen 7 8700G dann im Durchschnitt knapp 20 Prozent vor dem Ryzen 5 8600G und knapp 15 Prozent vor dem Ryzen 9 6900HS. Das schien schlüssig, war doch bereits von Ryzen 5000G bekannt, dass der größere iGPU-Ausbau nur zu einem Teil in Mehrleistung umgesetzt werden kann. Das Bild schien, wenngleich durchaus auch mit etwas mehr gerechnet worden war, stimmig:
- Ryzen 7 8700G ca. 20 Prozent vor Ryzen 5 8600G
- Ryzen 7 8700G ca. 15 Prozent vor Ryzen 9 6900HS
- Ryzen 8000G schlägt Ryzen 5000G deutlich
- Eine Radeon RX 6400 (12 CU RDNA 2) bleibt mit GDDR6 und Infinity Cache klar in Front
AMD Reviewer's Guide bot leider keine weitere Orientierung: Er präsentierte lediglich Testergebnisse von 8700G, 8600G und 8500G in Spielen, einen Vergleich mit 5000G, dedizierten Grafikkarten oder mobilen Ablegern gab es nicht. Der präsentierte Leistungsunterschied zwischen 8700G und 8600G lag darüber hinaus im Durchschnitt sogar (noch) niedriger.
Auf Basis der vorliegenden Daten, deren bestmöglicher Plausibilisierung (Settings, Software, Logs) und in Ermangelung davon abweichender Vergleichsergebnisse entschied ComputerBase Ende Januar daher, den Test zu veröffentlichen.
Auch nach dem Test vorerst kein Anlass zum Zweifeln
Der Test wurde also vor gut einer Woche am 29. Januar zum Fall des Embargos veröffentlicht. Zwar zeigten sich einige Leser ob des vergleichsweise geringen Leistungszuwachses gegenüber der zwei Jahre alten Notebook-APU Ryzen 9 6900HS und der großen Lücke zum dGPU-Testsystem mit 12-CU-Radeon-RX-6400 enttäuscht, einen Anlass an den Testergebnissen zu zweifeln lieferte aber weder die Community noch die internationale Presse, die bei Ryzen 8000G in vergleichsweise kleinem Rahmen bemustert wurde und oftmals mit kleinerem Testumfang (Spiele, Vergleichskandidaten, wenig Informationen zum Testverfahren) getestet hatte.
Gamers Nexus' Meldung, die Leistung der neuen APUs könnte im Benchmark zu niedrig ausfallen, weil auch die Desktop-APUs die Leistungsaufnahme drosseln um die Temperaturen im Zaum („STAPM“) zu halten, konnte ComputerBase für den eigenen Gaming-Parcours darüber hinaus nicht bestätigen – der Verbrauch lag in allen Spiele-Benchmarks nahe oder sogar am erlaubten Maximum.
Damit behielten die präsentierten Benchmarks bis zum vergangenen Wochenende ihre Gültigkeit.
Doch dann kam das neue Razer Blade 14 mit Ryzen 9 8945HS, der dieselbe Chip-Konfiguration wie der Ryzen 7 8700G bei leicht geringeren Taktraten besitzt, in die Redaktion. Und dessen Messwerte ließen sofort Alarmglocken schrillen.
Der Ryzen 9 8945HS als Wachrüttler
Denn das Notebook zeigte unter Verwendung der iGPU im Durchschnitt über den Parcours mehr als zehn Prozent mehr Leistung als der identisch konfigurierte Ryzen 7 8700G. Ja, die Notebook-APU bietet nach Spezifikationen den schnelleren Speicher. Aber da sie sogar den zuvor auch mit DDR5-7200 getesteten Ryzen 7 8700G schlug und in Einzelfällen über 20 Prozent vor der Version mit DDR5-5200 lag, lag auf der Hand: Hier stimmt etwas nicht.
An den Windows-Einstellungen lag es nicht und das Notebook setzte in Ermangelung eines aktuellen Grafiktreibers, der Ryzen 8000 Mobile unterstützt, sogar noch auf den Adrenalin 23.20.24, während im Test von Ryzen 8000G der Pressetreiber 23.20.44 zum Einsatz kam.
Am Grafiktreiber sollte es also nicht gelegen haben, nichtsdestoweniger wurde das Ryzen-8000G-Testsystem auf den inzwischen verfügbaren Adrenalin 24.1.1 gewechselt – die Ergebnisse blieben dieselben.
Es hakte, nur warum?
Um nicht schon wieder Windows neu aufsetzen zu müssen und entgegen der eigenen Faustregel „direkt alles neu“ griff die Redaktion am gestrigen Montag auch zu wenig erfolgversprechenden Strohhalmen wie der erneuten Installation des von AMD bereitgestellten Chipsatz-Treiber (5.09.20.417), der zuvor schon auf dem System installiert worden war.
Und siehe da: Nach dem Neustart erreichte der Ryzen 7 8700G auf Anhieb das Leistungsniveau, die das Notebook mit Ryzen 9 8945HS vorgelegt hatte – in allen Spielen.
Die anschließende Installation des inzwischen öffentlichen AMD Chipsatztreiber 6.01.25.342 änderte daran nichts mehr und auch ein Update auf das aktuelle BIOS Version 2412 des Asus ROG Strix B650E Gaming-E WiFi vom 31. Januar 2024 nicht. Es enthält auch das neue AGESA Combo AM5 PI 1.1.0.2b.
Wie das sein kann? Auf diese Frage hat ComputerBase keine zufriedenstellende Antwort.
Mehr Leistung, aber jetzt zieht STAPM?
Allerdings zeigte sich mit dem auf diesem Weg „geheilten“ System ein neues Verhalten: Beim squentiellen Ablaufen des Spiele-Testparcours erwies sich das System von Zeit zu Zeit immer noch als „zu langsam“, doch in diesem Fall half allein ein Neustart aus.
Das klingt nach STAPM, denn die Drosselung der Leistung stellt sich erst mit der Zeit ein, wenn das eingestellte Verlustleistungsbudget erreicht worden ist.
Und in der Tat ließ sich das Einsetzen der Bremse auf dem Testsystem jetzt nachweisen, nachfolgend protokolliert in Cyberpunk 2077 und F1 23.
Nach ca. 300 Sekunden fällt in beiden Fällen die Verlustleistung, weil STAPM die Grenze von 65 Watt, also die TDP erreicht hat (analog EWMA bei Intel). Die CPU Fällt von PPT = 88 Watt auf 65 Watt, um das auf 65 Watt ausgelegte Kühlsystem nicht zu überfordern und damit indirekt zu hohe Notebook-Gehäuse-Temperaturen zu vermeiden.
Allerdings zeigt sich in beiden Spielen dadurch überhaupt kein Leistungsverlust, das dafür verantwortliche Verhalten ist offensichtlich dasselbe: Während die CPU deutlich eingebremst wird, steigt der iGPU-Takt mitunter sogar leicht – in beiden Spielen. Andere Spiele mögen sich anders verhalten, Anwendungen sowieso, aber in CP 2077 und F1 23 reduziert STAPM die Leistung nicht.
Probleme nicht vom Tisch
Dass STAPM weder konsequent vor dem „Heilen“ des Systems noch von Zeit zu Zeit auf dem „geheilten“ der Grund war, warum die Leistung niedriger ausfiel, zeigt dann auch das Log zweier F1-23-Durchläufe – also des Spiels, das sich von STAPM quasi unbeeindruckt zeigt:
Obwohl in diesem Fall sogar die TDP mit knapp 85 Watt identisch war, fielen das Ergebnis vor dem Neustart (ca. 54 FPS) und das danach (ca. 70 FPS) signifikant anders aus. Irgendwas hakte und hakt in Spielen, aber STAPM war es nicht und ist es nicht. Das Verhalten ließ sich beim erneuten Testen der beiden Ryzen 8000G mehrmals beobachten.
Kein Problem mit Ryzen 7 7500F und RX 6400
ComputerBase hatte auf derselben APU-Plattform mit denselben Treibern im Übrigen auch die Kombination aus Ryzen 7 7500F und Radeon RX 6400 getestet. Ihr Nachtest ergab im Durchschnitt keine relevanten Veränderungen bei den FPS im Testparcours, auch die von Zeit zu Zeit fallende Leistung war nicht anzutreffen – das Problem hat demzufolge nur die APUs betroffen bzw. betrifft sie nur.
Zwischenfazit und ToDo-List
Ohne abschließend zu wissen, woran es genau gelegen hat und woran es auf dem Testsystem noch immer liegt, hat ComputerBase alle Gaming-Benchmark-Ergebnisse von Ryzen 7 8700G, Ryzen 5 8600G (Zusatz (neu!)), der Kombination aus Ryzen 7 7500F und Radeon RX 6400 sowie dem Ryzen 9 6900HS aktualisiert. Alle Ergebnisse sollten frei von störenden Einflüssen gewesen sein, eine Garantie darauf geben kann die Redaktion auf Basis der aktuellen Erkenntnisse aber noch nicht. Der Transparenz wegen sind die alten Ergebnisse der 8000G noch enthalten.
Die Ergebnisse der anderen Testkandidaten, die auf anderen Plattformen erstellt wurden, entsprechen hingegen weiterhin den vor einer Woche veröffentlichten.
Sobald finale BIOS-Updates ausgerollt wurden, die STAPM auf den Desktop-APUs abschalten (erste Beta-Version gibt es seit heute), und AMD gegenüber der Redaktion bestätigt hat, dass es mit den dann verfügbaren Treibern und AGESA-Versionen zu den von AMD erwünschten Ergebnissen kommen sollte, wird sich ComputerBase den APUs nach diesem zeitraubenden „Zwischen-Nachtest“ noch einmal annehmen.
Dann wird es auch noch einmal aktualisierte Benchmarks in Anwendungen geben um einen Einfluss von STAPM auch dort ausschließen zu können. Auch RAM-OC-Benchmarks und Benchmarks mit reduzierter TDP werden nachgereicht. Denn wenn F1 23 und CP 2077 im 65-Watt-Limit auf dieser Seite eins gezeigt haben, dann dass die APUs ab Werk in Spielen viel zu ineffizient unterwegs sind.
Der Podcast zum Update
Der steinige Weg zu korrekten und damit jetzt schnelleren Testergebnissen der neuen Ryzen-8000G-APUs hat es auch in die 55. Episode des ComputerBase-Podcasts CB-Funk geschafft. Wer den Inhalt des großen Updates also lieber oder zusätzlich gerne auf die Ohren haben will, kommt gleich zu Beginn der neuen Ausgabe auf seine Kosten.
CB-Funk lässt sich nicht nur über den in den Testbericht eingebetteten Podigee-Player abspielen, sondern auch bequem direkt in den Podcast-Apps eurer Wahl abonnieren und hören. Verfügbar ist der ComputerBase-Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Amazon Music und ebenso auf Deezer.