Apple verliert vor Gericht: Blutsauerstoffmessung wird aus watchOS entfernt
Im Patentstreit um die Pulsoximetrie-Funktion in der Apple Watch hat der Konzern aus Cupertino beschlossen, auf die Blutsauerstoffmessung gänzlich zu verzichten, um die Apple Watch Ultra 2 und Series 9 weiterhin verkaufen zu können. Der US-Zoll hat bereits zugestimmt. Apple hofft nun auf ein neues Urteil.
Apple könnte Messung entfernen...
Hoffte Apple nach Medienberichten im vergangenen Monat den Apple-Watch-Bann in den USA mittels Modifikation des Pulsoximetrie-Algorithmus' umgehen zu können, scheint sich die Strategie gewandelt zu haben: Anstelle die Funktion umzuschreiben, hat sich der Konzern einem Bericht von Bloomberg zufolge doch dazu entschieden, die Blutsauerstoff-App auf der Apple Watch Ultra 2 und Series 9 ganz aus watchOS 10 zu entfernen.
...wenn der Bann nicht ausgesetzt bleibt
Allerdings werde das nur geschehen, sofern das US-Bundesberufungsgericht in Washington D.C. die Aussetzung des Verkaufsverbotes nicht weiter verlängert. Gegenwärtig steht dort noch eine Entscheidung aus, von der Apple wohl das eigene Vorgehen abhängig macht, wie der in der Regel in Bezug auf Apple gut vernetzte Mark Gurmann auf X berichtet.
US-Zoll wohl einverstanden
Nach Angaben von 9to5Mac und Bloomberg hat der US-Zoll bereits am 12. Januar die Einfuhr von Apple Watches mit der neuen modifizierten watchOS-Version genehmigt und erste Produkte sind auf dem Weg in den Einzelhandel. Eine offizielle Erklärung der Behörde steht noch aus, die Informationen über den US-Zoll stammen von Masimo, deren Patente Apple verletzt hat.
Das Ende im Patentstreit?
Damit könnte sich vorerst auf die ein oder andere Weise das Ende des Patentstreits anbahnen. Mit dem Verzicht auf die Blutsauerstoffmessung kann Apple weiterhin die Series 9 und Ultra 2 in den USA verkaufen. Der Konzern hat sich bisher nicht geäußert. Entscheidet das Appellationsgericht in Washington hingegen zu Apples Gunsten, wird dieser Schritt nicht länger nötig sein.
Beginnen noch Verhandlungen?
Möglich wäre aber auch, dass zwischen Apple und dem Medizintechnikunternehmen Masimo, dessen Patente potentiell verletzt wurden, in Zukunft eine Lizenzierungsvereinbarung entsteht. Damit wäre der iPhone-Hersteller in der Lage, die Funktion auch langfristig aktiv zu halten und damit zu werben. Vergangenen Monat hieß es von Masimo noch, man sei bereit zu reden. Der Konzern aus Cupertino hat von dieser Möglichkeit allerdings noch keinen Gebrauch gemacht und macht sich stattdessen bereit.
Auswirkungen auf EU-Nutzer unwahrscheinlich
Mit dem möglichen Ende der Blutsauerstoff-App in watchOS steht die Funktion Nutzern, die ab dem 15. Januar 2024 eine Apple Watch in den USA gekauft haben, potenziell nicht länger zur Verfügung. Auswirkungen auf europäische Nutzer sind von der Softwareänderung nicht zu erwarten. Ebenfalls dürften US-Nutzer einer bereits vor Weihnachten erworbenen Apple Watch weiterhin Zugriff auf die Messungen haben.
Apple verliert vor Gericht
Das US-Berufungsgericht in Washington D.C. hat entschieden, die Aufhebung des Verkaufsstopps nicht weiter zu verlängern. Damit darf Apple ab Donnerstag um 23 Uhr MESZ keine Smartwatches mit Pulsoximetrie-Funktion mehr in die Vereinigten Staaten importieren, was einen Verkauf von Series 9 und Ultra 2 mit Blutsauerstoffmessung rechtlich unmöglich macht. (Apple Inc. v. ITC, 24-1285, US Court of Appeals for the Federal Circuit)
Bestätigen sich vorangegangene Medienberichte, wird Apple nun kurzerhand die Blutsauerstoff-App aus neuen Apple Watch Ultra 2- und Series 9-Modellen entfernen. Für den Konzern endet damit vorerst die Möglichkeit, mit der Funktion zu werben und die Funktion neuen Kunden zugänglich zu machen.
Entscheidung über Appelation steht noch aus
Gleichzeitig hat das Gericht über die eigentliche Berufung gegen den Bann bisher nicht entschieden. Eine Entscheidung steht hier also noch aus. Der Konzern aus Cupertino rechnet damit, dass mit einer möglichen richterlichen Aufhebung des Verkaufsverbotes erst in frühestens einem Jahr gerechnet werden kann, wie Bloomberg berichtet.
Möglich aber, dass die Richter sich auch hier gegen Apple stellen, dann bleibt dem iPhone-Hersteller nur noch der Weg, mit Masimo – dem Inhaber der Patente – zu verhandeln, um die Funktion wieder auf den Markt bringen zu dürfen.
Uhren ab heute angepasst im Handel
Apple hat sich über Nacht geäußert und bestätigt, dass ab dem heutigen Donnerstag die Apple Watch Ultra 2 und Series 9 ohne die Funktion zur Blutsauerstoff-Messung verkauft werden. Damit beugt sich der iPhone-Hersteller den Anweisungen des Gerichts und der US-ITC.
Funktion nur deaktiviert
Zudem bestätigen sich vergangene Medienberichte, denn die Funktion wird nur per Software abgeschaltet und nicht technisch aus den Smartwatches entfernt. Eine Aktivierung aus der Ferne ist damit theoretisch möglich. Es ist daher davon auszugehen, dass Apple weiterhin auf eine Aufhebung der Verkaufsstopps hofft und weiter daran arbeitet, die Patentrechtsverletzung noch per Software-Anpassung umgehen zu können.
Keine Auswirkungen auf Europa
Der Konzern betont ebenfalls, dass bereits verkaufte (US-)Uhren nicht von dieser Funktionslimitierung betroffen sind und Uhren außerhalb der USA weiterhin mit der Blutsauerstoff-Funktion beworben und verkauft werden.