Asus ROG Falchion RX im Test: Software killed the Hardware-Star
Mit der Falchion verspricht Asus eine wundervoll flache Kompakttastatur mit einer Reihe toller Eigenschaften. Ein Tuch legt man besser über einen anderen Aspekt: Ihr Kryptonit ist das, was alle Lifestyle-Gaming-Tastaturen von der obersten Stufe des Treppchens fegt.
Die Asus ROG Falchion RX Low Profile im Detail
Im Fall der Falchion (Namensursprung) hat sich Asus für ein 65-%-Layout entschieden, bei dem F-Reihe und Nummernblock gestrichen werden.
Formfaktor und Design
Die häufig genutzten Pfeil- und Funktionstasten fügen sich auf Kosten einer geschrumpften Shift-Taste rechts am Tastenfeld an, um die Einschränkungen im Alltag zu minimieren. Fehlende Funktionen liegen wie Makro-, Medien-, LED- und Lautstärkesteuerung auf der FN-Ebene. Dazu kommt ein Touchpanel auf der Rückseite, das das verbreitete Scrollrad ersetzen soll.
Kompakt wird die Tastatur auch in der Höhe. Mit 2,6 cm liegt sie deutlich unterhalb normaler mechanischer Tastaturen. Lediglich Modelle mit Cherrys MX ULP, den mechanischen Notebook-Tastern, sind noch einmal erheblich flacher.
Akkulaufzeit
Platz für Akkulaufzeit hat Asus dennoch. Maximal erreicht die Falchion RX bei deaktivierten LEDs eine Laufzeit von 430 Stunden mit 2,4-GHz-Funk des Omni-Receivers, den der Hersteller übergreifend für verschiedene Wireless-Produkte einsetzt. Mit halber Helligkeit sind es immer noch beachtliche 108 Stunden. Via Bluetooth steigen diese Werte auf 575 und 110 Stunden respektive, was erneut eindrucksvoll unterstreicht, wie sehr rund 70 LEDs den Verbrauch treiben. Gleichzeitig heißt das auch: Bei voller Helligkeit bleiben bei linear ansteigendem Strombedarf nochmals deutlich weniger Stunden übrig. Für eine vollständige Ladung des Akkus braucht die Tastatur laut Herstellerangaben etwa 7 Stunden, allerdings ist die gleichzeitige Nutzung im USB-Betrieb möglich.
Asus ROG Falchion RX Low Profile |
Logitech MX Mechanical Mini |
Wooting 60HE |
|
---|---|---|---|
Größe (L × B × H): | 30,6 × 11,0 × 2,6 (3,4) cm | 31,4 × 13,2 × 2,6 cm | 30,2 × 11,6 (21,0) × 3,8 cm Handballenauflage optional |
Layout: | 68 Keys | 73 Keys | 66 Keys („hacker“) |
Gewicht: | 595 g | 612 g | 605 g |
Gehäuse-Material: | ? | ||
Kabel: | 1,81 m, USB 2.0 + Bluetooth + Funk ? | Bluetooth ? | 2,00 m, USB/Type-C-USB (modular) |
Hub-Funktion: | – | ||
Key-Rollover: | N-KRO | 6-KRO | – |
Schalter: | Asus ROG RX Red Low Profile | Kailh Choc Red V2 / Blue V2 / Brown V2 | Gateron Lekker Linear60 Hot-Swap-fähig Analoge Taster |
Switch Plate: | ? | ||
Tasten: | Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser cut flache Tasten |
Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser cut Variante Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: Double-shot molding |
|
Zusatztasten: | – | ||
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück | Lautstärke, Abspielen/Pause | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück |
Zusatzfunktionen: | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Makroaufnahme | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen, System-Funktionen | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen, System-Funktionen |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
Farbe: Weiß Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus |
Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
Makros & Programmierung: | 6 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig, softwarelos programmierbar |
teilweise programmierbar | 8.192 kB, 4 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar |
Preis: | ab 160 € | ab 113 € / ab 135 € / ab 115 € | 180 € / 200 € |
Die Taster im Detail
Den Flachbau ermöglichen kompakte Taster, die Asus als „ROG Low Profile Red“ vorstellt.
ROG Low Profle Red mit Lichtschranke
Signale werden bei diesen Modellen optisch, also mit Hilfe einer Lichtschranke erfasst. Das reduziert die Entprellzeit. Die Latenzvorteile bestehen wie gehabt vor allem auf dem Papier.
Low Profile ROG vs. Cherry MX
Im Aufbau unterscheiden sich die ROG-Taster deutlich von anderen Low-Profile-Lösungen und den MX-Standardtastern. Die größte Ähnlichkeit haben die ROG LP Red noch mit Gaterons optischen, flachen Tastern. Statt eines (Kreuz-)Stempels in der Mitte des Tasters setzt Asus aber eine Variante ein, die in der Mitte eine Aussparung besitzt. Hier befindet sich die LED, die dadurch nicht durch den Stempel hindurchleuchten muss. Das maximiert die Lichtausbeute und kann als ein Baustein für längere Akkulaufzeiten betrachtet werden.
Das Design sorgt zudem für einen gleichmäßigen Widerstand unabhängig davon, wo der Finger auf der Kappe beim Eindrücken zu liegen kommt, und reduziert Spiel. Zusammen mit werkseitiger Schmierung gleiten die Taster tatsächlich sanft und gleichmäßig ein. Dabei fühlen sie sich stramm und präzise an – die Tastenkappe wackelt kaum. Das liegt auch daran, dass sie in den Ecken des Stempels eingefasst wird. Der offenkundige Nachteil dieser Lösung: Man muss mit den Asus-Tastenkappen aus (UV-)beschichtetem ABS-Kunststoff leben. Quasi unzerstörbare PBT-Double-Shot-Varianten bleiben einmal mehr den „Normtastern“ mit Kreuzstempel vorbehalten.
Technische Eckdaten im Vergleich
Asus ROG RX Red Low Profile |
Razer Linear Low Profile Optical Switch |
Cherry MX Red |
|
---|---|---|---|
Charakteristik: | linear | ||
Hubweg: | 2,8 mm | 4,0 mm | |
Position des Signalpunktes: | 1,0 mm | 1,2 mm | 2,0 mm |
Widerstand am Signalpunkt: | 45 g | ||
Widerstand am Druckpunkt: | – | ||
Lebensdauer (Anschläge): | 80 Mio. | 70 Mio. | 100 Mio. |
Alltagserfahrungen
Ein Blick auf die Hardware
Flache, früh auslösende Taster werden im Gaming-Segment leicht hypersensibel, um schnelle Reaktionszeiten zu suggerieren. Asus trifft hier indes einen gutem Kompromiss. Gegenüber anderen roten Tastern werden der initiale und der beim Auslösen gegebene Widerstand erhöht. Obwohl der Signalpunkt bei nur wenig Hub erreicht wird, sinkt die Gefahr versehentlicher Auslösungen merklich. Gleichzeitig reicht ein bewusstes „Antippen“ der Taster, um etwas einzugeben. Die Vorzüge dieser agilen Abstimmung für das Spielen liegen auf der Hand, für das Schreiben sind es die gleichen. Dank flacher Bauweise und schnellem Auslösen tippt es sich genauso zügig wie präzise.
Mit geschmierten Tastern und Gehäuse, einer doppelten Geräuschdämmung sowie der flachen Bauform bleibt die Falchion RX zudem ausnehmend leise. Nicht einmal ein Nachhallen der Feder lässt sich vernehmen oder auch nur provozieren. Man kann sie insofern als echte Silent-Tastatur bezeichnen, die auf ComputerBase das vielleicht leiseste bislang getestete mechanische Modell ist.
Mit dem von Asus erdachten Layout lässt sich arbeiten. Medienfunktionen zu aktivieren, erfordert dabei eine zweite Hand, „Einfügen“ und „Entfernen“ wären vertauscht vielleicht nützlicher. Man muss sich zudem an die verkleinerte rechte Shift-Taste gewöhnen. Es braucht ein wenig, bis sich das auf normale Tastaturen trainierte Muskelgedächtnis umgewöhnt hat.
Selbst das Touchpanel, dessen Existenz auf dem Papier nach einem reinen Marketing-Trick ohne praktischen Mehrwert klingt, bringt Nutzen mit sich. Im Grunde handelt es sich um den 3-Wege-Taster der ROG Azoth in platzsparender Form.
Die Position des Fingers in Relation zur Breite des Panels bildet Asus sinnvollerweise über LEDs des ROG-Schriftzuges ab. Zum Regulieren der Lautstärke funktioniert das gut, wenngleich sehr schnelle Bewegungen des Fingers ignoriert werden – an der Rückseite der Tastatur zu arbeiten, fühlt sich aber stets ein wenig umständlich an. Das Panel ist mehr als Notlösung für seltener genutzte Funktionen zu sehen denn als integraler Bestandteil regelmäßiger Bedienabläufe.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten des Panels sind hingegen nutzlos. Der Medienplayer kann über die FN-Ebene einfacher gesteuert werden, was auch für Makros und andere, gängige Tastenfunktionen gilt. Keinen erkennbaren Nutzen hat die von Asus beigelegte Kunststoffschale. Als Abdeckung hat sie wenig Halt, als Unterlage hebt sie die Tastatur leicht an, findet aber weniger Grip auf dem Tisch als das eigentliche Chassis.
Ein Blick auf die Software
Damit kompakte Tastaturen richtig gut funktionieren, braucht es passende Software, mit der sich insbesondere die FN-Ebene und die Position der FN-Taste verändern lassen. Seit dem Blick auf die Asus ROG Azoth (Test) hat sich hier nichts getan. Asus erlaubt es weiterhin lediglich, Tastenfunktionen direkt zu verändern, Doppelbelegungen bleiben feste Vorgaben. In diesem Segment ist es jedoch von erheblicher Bedeutung, das Layout an individuelle Bedürfnisse anpassen zu können, um die verringerte Tastenanzahl optimal zu kompensieren. Capslock durch „FN“ zu ersetzen, hat sich beispielsweise als extrem sinnvoll erwiesen, um schnell einhändig „F“-Tasten zu aktivieren. Das kann gerade in Strategiespielen von Vorteil sein.
Deutlich mehr Optionen bietet die Beleuchtung. Sie kann von Spielen gesteuert und mit anderen Asus-Geräten synchronisiert werden. Das bunte Blinken kann bestenfalls kurzfristig davon ablenken, dass der Spielraum bei der Tastenbelegung zu gering bleibt. Dazu kommt, dass „Armoury Crate“ weiterhin Games verkaufen, Bildschirmhintergründe anbieten, als Launcher Spiele starten und System-Software sein möchte. Das macht es in seiner jetzigen Form unübersichtlich und irritierend. In der Vielzahl der Reiter geht das eigentliche Eingabegerät fast schon unter.
Fazit
Mit besserer Software wäre die Falchion RX wie schon die Asus ROG Azoth (Test) klar zu empfehlen. Sie fühlt sich beim Schreiben und Spielen grandios an, trägt weder bei der Lautstärke noch beim Fußabdruck dick auf, ist bei den Verbindungen flexibel – und liefert voll ab. Aber nur bei der Hardware.
Die bleibt lediglich die halbe Miete. Unverblümt geschrieben ließe sich die Falchion RX so zusammenfassen: „Tolle Tastatur, dumme Software.“ Dabei ist nicht einmal das Problem, dass Armoury Crate wie alle Apps von Lifestyle-Gaming-Anbietern überladen und konfus wirkt, sondern dass elementare Programmieroptionen wie schon vor einem Jahr weiterhin fehlen. In diesem Punkt liegt Asus Jahre zurück. Das wirkt sich deutlich aus. Durch die minimalen Spielräume bei der Funktion von Tasten lässt sich das volle Potential einer kompakten Tastatur nicht ausschöpfen.
So eignet sich auch diese Asus-Tastatur wieder nur für Anwender, die ihr Keyboard zumindest im Bereich der Tastenfunktionen nicht anpassen möchten; es handelt sich um ein reines Out-of-the-box-Produkt. Konkurrenten mit besserer Software hat sie lediglich die richtig guten, flachen Taster voraus. Wenn das kein zwingendes Kriterium ist, sondern nur ein kompaktes Layout im Vordergrund steht, werden die günstigere Nerdytec Cykey (Test) mit quelloffener Software oder die hervorragende, wenngleich nochmals lautere Wooting 60 HE (Test) mit exzellenter App unterm Strich zu einer klar besseren Wahl.
- Sinnvolles Basis-Layout
- Lange Akkulaufzeit
- Tolle Kompakttaster
- Geringe Lautstärke
- Tastenbelegung eingeschränkt möglich
- Überladene Software
- ABS-Tastenkappen
ComputerBase hat die ROG Falchion RX Low Profile von Asus leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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