Im Test vor 15 Jahren: Mit der Nvidia GeForce GTX 295 zurück zur Leistungskrone
Im Test vor 15 Jahren stand mit der GeForce GTX 295 (Test) Nvidias Antwort auf AMDs Dual-GPU-Modell Radeon HD 4870 X2, die für eine kurze Zeit den Titel der schnellsten Grafikkarte innehatte. Für die Leistungskrone reichte es mit der GeForce GTX 295 wieder, Nutzer mussten dafür aber einige Abstriche in Kauf nehmen.
Dual-GPU dank 55-nm-Verfahren
Die GeForce GTX 295 setzte auf eine überarbeitete GT200-GPU, die im moderneren 55-nm-Verfahren statt des 65-nm-Verfahrens der originalen GT200 hergestellt wurde. Das führte dazu, dass die gleiche Anzahl an Transistoren auf eine kleinere Fläche passten, was im Umkehrschluss die Kosten senkte, da mehr Chips auf einen Wafer passten. Zudem arbeiteten die GPUs dank des 55-nm-Verfahrens effizienter, wodurch die GeForce GTX 295 mit zwei GPUs erst möglich wurde.
Technisch handelte es sich bei dem GT200b um einen GT200 in einer Ausführung, die zwischen die der GeForce GTX 260 216 und der GeForce GTX 280 lag. Gegenüber dem Single-GPU-Flaggschiff GeForce GTX 280 fiel das Speicherinterface dementsprechend mit 448 zu 512 Bit etwas schmaler aus. Der Speicher war mit 896 zu 1.024 MByte ebenfalls geringfügig kleiner. Dafür verfügte die GeForce GTX 295 pro GPU über die gleiche Anzahl an Shader-Einheiten und TMUs wie die GeForce GTX 280, wobei diese mit den Taktraten der GeForce GTX 260 arbeiteten. Anders als die Radeon HD 4870 X2, bei der beide GPUs auf einem geteilten PCB saßen, wählte Nvidia bei der GeForce GTX 295 einen anderen Weg und spendierte jeder der beiden GPUs ein eigenes PCB, die sich beide auf einer Grafikkarte befanden.
Radeon HD 4870 X2 |
GeForce GTX 260 216 |
GeForce GTX 280 |
GeForce GTX 295 |
|
---|---|---|---|---|
Chip | 2 × RV770 | GT200 | GT200 | 2 × GT200b |
Transistoren | ca. 2 × 965 Mio. | ca. 1,4 Mrd. | ca. 1,4 Mrd. | ca. 2 × 1,4 Mrd. |
Fertigung | 55 nm | 65 nm | 55 nm | |
Chiptakt | 750 MHz | 576 MHz | 602 MHz | 576 MHz |
Shadertakt | 750 MHz | 1.242 MHz | 1.296 MHz | 1.242 MHz |
Shader-Einheiten (MADD) |
2 × 160 (5D) | 216 (1D) | 240 (1D) | 2 × 240 (1D) |
FLOPS (MADD/ADD) | 2 × 1.200 GFLOPS | 805 GFLOPS | 933 GFLOPS | 2 × 894 GFLOPS |
ROPs | 2 × 16 | 28 | 32 | 2 × 28 |
Pixelfüllrate | 2 × 12.000 MPix/s | 16.128 MPix/s | 19.264 MPix/s | 2 × 16.128 MPix/s |
TMUs | 2 × 40 | 72 | 80 | 2 × 80 |
TAUs | 2 × 40 | 72 | 80 | 2 × 80 |
Texelfüllrate | 2 × 30.000 MTex/s | 41.472 MTex/s | 48.160 MTex/s | 2 × 46.080 MTex/s |
Shader-Model | SM 4.1 | SM 4 | ||
Hybrid-CF/-SLI | – | ✓ | ||
Effektive Windows Stromsparfunktion |
✓ | |||
Speichermenge | 2 × 1.024 MB GDDR5 | 896 MB GDDR3 | 1.024 MB GDDR3 | 2 × 896 MB GDDR3 |
Speichertakt | 1.800 MHz | 999 MHz | 1.107 MHz | 999 MHz |
Speicherinterface | 2 × 256 Bit | 448 Bit | 512 Bit | 2 × 448 Bit |
Speicherbandbreite | 2 × 115.200 MByte/s | 111.888 MByte/s | 141.696 MByte/s | 2 × 111.888 MByte/s |
Die GeForce GTX 295 nutzte Nvidias SLI-Technologie, die wiederum intern auf „Alternate Frame Rendering“ (AFR) setzte, um beide GPUs für Spiele-Rendering zu verwenden. Dabei wurden abwechselnd Frames von den GPUs berechnet, was mit den üblichen Nachteilen dieser Technologie einherging. Dazu gehörten sowohl Mikroruckler – also wahrnehmbares Stottern trotz hoher Frameraten – als auch ein limitierter Videospeicher. Da bei AFR beide GPUs die gesamte Szene samt allen Inhalten im Speicher vorhalten mussten, stand effektiv nur der verfügbare Speicher pro GPU zur Verfügung – summiert wurde er also nicht. Insbesondere bei einer Flaggschiff-Grafikkarte wie der GeForce GTX 295 war dies ärgerlich, da sie zwar eine sehr hohe Rechenleistung besaß, der Speicher mit 896 MByte allerdings mager ausfiel.
Zurück an die Spitze
In den Benchmarks konnte Nvidia mit der GeForce GTX 295 AMD die Leistungskrone wieder abnehmen. Die GeForce GTX 295 war etwa 10 Prozent schneller als AMDs Radeon HD 4870 X2, wobei dieser Vorsprung mit steigender Auflösung und höheren Qualitätseinstellungen auf etwa 5 Prozent zusammenschrumpfte. Verglichen mit der GeForce GTX 280 arbeitete die GeForce GTX 295 etwa 50 bis 65 Prozent flotter – abhängig von den Einstellungen. Eine Ausnahme des Nvidia-Vorsprungs gab es in 2.560 × 1.440 Pixeln und bei aktivierter Kantenglättung sowie anisotroper Filterung: In diesem Fall lag AMD um ca. 12 Prozent vorne.
Vollkommen überzeugen konnte die GeForce GTX 295 in den B-Noten nicht. Insbesondere bei der Lautstärke erwies sich die Grafikkarte mit 52,5 dB(A) im Leerlauf und 61,5 dB(A) unter Last als echter Schreihals und belegte damit den ersten Platz als lauteste Grafikkarte. Bei der Leistungsaufnahme rettete der 55-nm-Prozess die GeForce GTX 295, die nur wenig Mehrleistung verglichen zu der GeForce GTX 280 aufnahm und vor der Radeon HD 4870 X2 lag. Trotz der lauten Kühlung fielen die Temperaturen der GPUs vergleichsweise hoch aus und ließen nicht viel Spielraum übrig.
Fazit
Mit der GeForce GTX 295 erlangte Nvidia den Titel des Herstellers, der die schnellste Grafikkarte anbot. Verglichen mit der Radeon HD 4870 X2 fiel die Mehrleistung relativ gering aus, wobei beide Modelle mit den typischen Multi-GPU-Problemen geplagt waren. Für Anwender war vor allem die hohe Lautstärke ein deutliches Manko, das den Spaß an der Grafikkarte verderben konnte. Mit einem Preis von etwa 460 Euro lagen die Kosten zudem ein gutes Stück über der Radeon HD 4870 X2, für die knapp 370 Euro fällig wurden. Insgesamt war den meisten Anwendern von der GTX 295 eher abzuraten und stattdessen eine schnelle und leise Single-GPU-Grafikkarte zu empfehlen, sofern die Leistung benötigt wurde.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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