PocketBook InkPad Color 3 im Test: E-Book-Reader mit Farb-Display werden immer besser
Kein halbes Jahr nach dem InkPad Color 2 hat PocketBook Ende 2023 bereits das InkPad Color 3 nachgeschoben – was kann sich da schon getan haben? Beim Display so einiges, zeigt der Test: Die verbesserte Farbdarstellung weiß zu überzeugen. Andere verbesserungswürdige Bereiche hat der Hersteller dagegen unangetastet gelassen.
InkPad Color 3 vs. InkPad Color 2
Erst im April 2023 stellte der Schweizer Spezialist für digitale Lesegeräte PocketBook das InkPad Color 2 (Test) vor, zur Buchmesse im Herbst erschien überraschend bereits der Nachfolger. Was unterscheidet sie?
Design, Haptik und Preis
In Gestaltungsfragen unterscheiden sich die beiden, von dem nun dunkelgrauen statt bisher silbernen Rahmen abgesehen, nicht. Auch Abmessungen und Gewicht fallen gegenüber dem Vorgänger gleich aus, sodass PocketBook dem Anschein nach das gleiche Gehäuse verwendet.
Nicht zuletzt dadurch lässt auch beim vorliegenden Testkandidaten die Verarbeitung keinen Grund zur Kritik aufkommen: Alle einzelnen Teile fügen sich elegant zu einer Einheit zusammen, die wie aus einem Guss gefertigt zu sein scheint. Somit folgt der Hersteller auch mit der dritten Generation seines Farb-Inkpads der vor einiger Zeit mit dem Era (Test) eingeführten Design-Sprache, die den neuen Sprössling ebenfalls sehr kompakt erscheinen lässt.
Aufgrund der genannten Aspekte reiht sich der Reader nahtlos in das aktuelle Portfolio des Herstellers ein. Preislich gibt es im Übrigen keine Änderungen, denn das InkPad Color 3 ist wie der Vorgänger mit einem UVP von 319 Euro versehen.
Äußerlich fällt gegenüber dem aktuellen Graustufen-Bruder InkPad 4 (Test) vor allem das eingelassene statt plane Display auf, das PocketBook vom Vorgänger übernommen hat. Daraus resultiert eine nicht mal 1 mm hohe Kante an den Rändern, die bei der Navigation per Wischgesten aber nicht stört. Unter dem Display befinden sich die von PocketBook bekannten und frei mit diversen Funktionen belegbaren vier Tasten, mit denen sich der Reader zu großen Teilen bequem bedienen lässt. Durch die leichte Erhöhung lassen sie sich auch gut erfühlen.
PocketBook InkPad Color 3 | PocketBook InkPad Color 2 | PocketBook InkPad Color | PocketBook InkPad 4 | |
---|---|---|---|---|
Betriebssystem: | Linux | |||
Display: | 7,80 Zoll 1.404 × 1.872, 300 ppi E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben |
7,80 Zoll 1.404 × 1.872, 300 ppi E-Ink Kaleido Plus, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben |
7,80 Zoll 1.404 × 1.872, 300 ppi E-Ink New Kaleido, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben |
7,80 Zoll 1.404 × 1.872, 300 ppi E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet |
Blaulichtfilter: | Ja | – | Ja | |
Helligkeitssensor: | – | |||
Bedienung: | Physische Tasten, Touch | |||
SoC: | 1,8 GHz, 4 Kern/e | 1,0 GHz, 4 Kern/e | 1,0 GHz, 2 Kern/e | |
RAM: | 1.024 MB | ? | ||
Interner Speicher: | 32 GB (28,0 GB verfügbar) |
16 GB, erweiterbar | 32 GB (? verfügbar) |
|
Konnektivität: | USB 2.0 Typ C 802.11 b/g/n |
USB Typ C 802.11 b/g/n |
USB 2.0 Typ C 802.11 b/g/n |
USB Typ C 802.11 b/g/n |
Bluetooth: | Ja | |||
Mobilfunk: | – | |||
Größe (B×H×T): | 134,0 × 189,0 × 7,9 mm | 137,0 × 195,0 × 8,0 mm | 134,0 × 189,0 × 7,9 mm | |
Gewicht: | 267 g | 225 g | 265 g | |
Schutzart: | IPX8 | – | IPX8 | |
Akku: | 2.900 mAh | 2.000 mAh | ||
Kabellose Laden: | Nein | |||
Textformate: | CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT | ACSM, CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT | CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT | |
DRM-Formate: | Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care | |||
Audio-Formate: | MP3, OGG, M4B | |||
Vorlesefunktion: | Text-To-Speech | |||
Preis: | ab 283 € | 319 € | 299 € | ab 243 € |
Am unteren Ende des Readers ist wie gewohnt der USB-C-Anschluss platziert, der Daten jedoch nach wie vor nur mit USB-2.0-Geschwindigkeit überträgt. Dies dürfte bei digitalen Büchern in den wenigsten Fällen eine wirkliche Rolle spielen, denn obschon deren Dateigrößen durch die farbigen Inhalte etwas größer ausfallen, dürften sie meistens nach wie vor lediglich wenige Megabyte betragen. Bei Hörbüchern könnte dieser Umstand jedoch anders aussehen.
Wasserschutz statt Speichererweiterung
Auf eine Erweiterung des 32 GB großen Speichers muss auch beim InkPad Color 3 zugunsten des Wasserschutzes nach IXP8 verzichtet werden. Mit diesem soll der Reader ein Eintauchen in Süßwasser bis zu einer Tiefe von 2 m für bis zu 60 Minuten unbeschadet überstehen. Der Einschaltknopf, den mancher Besitzer eines früheren Readers von PocketBook noch an dieser Stelle vermutet, ist jetzt in die rechte der vier Funktionstasten gewandert.
In Bezug auf die Rückseite gleichen sich beide Reader ebenfalls wie ein Ei dem anderen. Auch bei der neuen InkPad-Generation sorgt die geriffelte Struktur dafür, dass der Reader im feuchten Terrain griffig bleibt und nicht zu leicht aus der Hand rutscht. Hier befindet sich eine schmale Klappe, unter der sich der „Anschluss für Smartgeräte“ befindet. Gemeint sind damit unter anderem Hüllen mit zusätzlichem Akku, welche die schon bereits hohe Laufzeit zusätzlich verlängern.
Trotz des Wasserschutzes müssen Käufer des InkPad Color 3 nicht auf dem mit dem Era eingeführten kleinen Lautsprecher zur Ausgabe von Audio-Inhalten verzichten. Dieser vermittelt, so viel sei an dieser Stelle bereits verraten, zwar keine klanglichen Hochgenüsse, eignet sich aber durchaus für die Ausgabe von Hörbüchern oder die Nutzung der Text-to-Speech-Funktion. Ist das nicht ausreichend, können über die integrierte Bluetooth-Funktion oder über einen entsprechenden USB-C-Adapter weitere Ausgabegeräte wie Lautsprecher oder Kopfhörer angeschlossen werden. Somit eignet sich der Reader auch für die Ausgabe von Musik. Auf diese Funktion wird an anderer Stelle im Test noch genauer eingegangen werden.
Display mit wenigen, aber wirkungsvollen Neuerungen
Dafür, dass nicht mal ein Jahr nach seiner Vorstellung bereits der Nachfolger des InkPad Color 2 erschienen ist, lassen sich zwei Punkte aufführen: So haben sowohl das InkPad Color 2 wie auch die Kaleido-Plus-Technologie des Displays sehr großen Anklang gefunden, womit der Hersteller E-Ink nicht mehr genügend Panels liefern konnte. Gleichzeitig ist mit Kaleido 3 bereits der Nachfolger veröffentlicht worden, bei dem die Darstellung in einigen Punkten verbessert werden konnte. Um weiterhin einen E-Book-Reader mit einem Display in der Größe rund um 8 Zoll anbieten zu können, ist PocketBook auf die neue Technologie umgestiegen.
Nach wie vor keine native Farbdarstellung
Wie gehabt verfügt auch das InkPad Color 3 über eine Auflösung von 1.404 x 1.872 Bildpunkten bei einer Display-Größe von 7,8 Zoll. Die Anzahl der darzustellenden Farben ist neben den 16 Graustufen mit 4.096 ebenfalls gleich geblieben. Dafür hat sich die Pixeldichte bei der Farbdarstellung erhöht: Ist sie beim Vorgänger bei der Darstellung von farbigen Inhalten von 300 ppi bei Graustufen auf 100 ppi gesunken, konnte sie beim neuen Reader um 50 Prozent auf nun 150 ppi erhöht werden. Das sorgt im direkten Vergleich zwischen Graustufen- und Farbdarstellung zwar immer noch für ein leicht gröberes Schriftbild, lässt es aber dennoch glatter als beim Vorgänger erscheinen. Gleichzeitig soll die Farbsättigung um 30 Prozent erhöht worden sein, was für einen besseren Kontrast sorgt.
Anders als bei „normalen“ E-Book-Readern besitzen Lesegeräte mit Farbdarstellung neben der Darstellungseinheit für Graustufen eine weitere Schicht: das sogenannte „Color Filter Array“ (CFA). Letzteres zeichnet für die benötigten Farben verantwortlich und legt sich im vorliegenden Fall über die Carta-1200-Einheit. Beides zusammen sorgt aber für eine etwas dunklere Darstellung, wodurch wiederum etwas mehr Helligkeit für ein angenehmes Lesegefühl benötigt wird. Ein weiterer Nachteil der verwendeten Umsetzung liegt im nach wie vor leicht gesprenkelten Hintergrund.
Durch die vorliegende Wahl der Technik wird ebenso deutlich, dass Nutzer trotz neuer Technologie weiterhin auf eine native Farbdarstellung in nur einem Pixel im Consumer-Bereich weiterhin warten müssen. Während die eher für größere Anzeigetafeln entwickelte Gallery-3-Technologie aus selbem Haus über das Vier-Partikel-Tintensystem unter Verwendung von Cyan, Magenta, Gelb und Weiß nativ bis zu 50.000 Farben darstellen kann, wird die Farbdarstellung bei Kaleido 3 weiterhin über RGB-Subpixel realisiert, die zusammen mit den grauen Bildpunkten eine farbige Darstellung ergeben.
Die genutzte Technologie unterscheidet sich in einer weiteren Hinsicht von herkömmlichen Panels: Während die verwendete Matrix normalerweise in Streifen angeordnet ist, setzt E-Ink bei Kaleido auf eine diagonale Anordnung. Dadurch entsteht bei der Farbmatrix zu jedem Subpixel ein Spalt, durch den die Graustufen durchscheinen und das fertige Pixel ergeben. Im Gegensatz zur Vorgängergeneration konnte das CFA jedoch näher an die Graustufenschicht herangebracht werden, womit die Pixeldichte auf die genannten 150 ppi erhöht werden konnte.
Unterschiede deutlich zu erkennen
In der Praxis weiß die neue Technologie des InkPad Color 3 durchaus und vor allem im direkten Vergleich zum Vorgänger zu überzeugen. Größere farbige Flächen wirken glatter, während bisher bei diesen immer wieder feine weiße Linien zu beobachten waren. Des Weiteren wirken sowohl farbige Schriften wie auch schräge Linien in ihren Abstufungen ebenfalls deutlich feiner. Auch die vom Hersteller angegebene kräftigere Farbdarstellung kann bestätigt werden.
Die Helligkeit hat gegenüber dem Vorgänger mit vormals im Durchschnitt 68 cd/m² abgenommen und rangiert mit durchschnittlich 55 cd/m² nun in einem Bereich, der selbst für E-Book-Reader etwas gering ausfällt. Zwar besitzt diese Form von Lesegeräten den Vorteil, dass auf ihnen bei ausreichender Umgebungshelligkeit auch ohne eigene Beleuchtung gelesen werden kann, dennoch gibt es Situationen, in denen sie durchaus hilfreich sein kann. Erfahrungsgemäß reichen für ein komfortables Lesen 30 bis 40 cd/m² durchaus aus. Es ist allerdings immer gut, noch ein paar Reserven zu haben – und die fallen beim InkPad Color 3 gering aus. Wird der Blaulichtfilter komplett ausgereizt, fällt die maximale Helligkeit bei einer Farbtemperatur von 2.700 K sogar auf 41 cd/m². Die Ausleuchtung kann zudem noch als gleichmäßig bezeichnet werden.
Helligkeitsverteilung des InkPad Color 3 in cd/m² | ||
---|---|---|
53 | 52 | 53 |
59 | 55 | 57 |
57 | 56 | 58 |
Durchschnittshelligkeit: 55 cd/m² Farbtemperatur: 6.850 K |
Einen Helligkeitssensor lässt auch das InkPad Color 3 vermissen, womit sich sowohl die Stärke der Beleuchtung wie auch die Ausrichtung des integrierten Blaulichtfilters nicht automatisch den jeweiligen realen äußerlichen Begebenheiten anpassen. Eine Automatisierung ist jedoch zumindest indirekt möglich, wenn auch nur im gröberen Sinn und daher ohne auf besondere Umstände einzugehen. So lassen sich in den Einstellungen bereits seit Längerem über ein Diagramm die Helligkeit und der Blauanteil des Lichts für jede Stunde des Tages festlegen. Das setzt aber die immer gleichen Verhaltensweisen des Nutzers voraus, auf abweichende Umstände kann das System nicht reagieren. Daher muss dieser selber entscheiden, ob er genannte Einstellungen über die Automation vornehmen lässt oder die Punkte lieber manuell über die Einstellungen oder über das Wischen am Bildschirmrand an seine Vorstellungen anpasst.
Gewohnt große Quellenwahl
E-Book-Reader von PocketBook besitzen einen deutlichen Vorteil gegenüber mancher Konkurrenz: Es gibt keine Account-Bindung, auch wenn im ersten Moment der Eindruck erweckt wird. Führt der Nutzer den Einrichtungsprozess mit aktiviertem WLAN durch, kommt dieser um die Account-Eingabe nicht herum – diese kann nur bei deaktiviertem WLAN übersprungen werden. Für PocketBook besitzt dieses Vorgehen seinen Grund:
Der Hintergrund [für die Kontoeingabe] ist der, dass viele Support-Anfragen eingingen, die darauf zurückzuführen waren, dass die Einrichtung eines Kontos am Anfang geskippt wurde (zum Beispiel dass die PocketBook Cloud nicht richtig funktioniert – diese ist eben nur mit Konto nutzbar). Dieser Schritt dient also dazu, sicherzustellen, dass die Funktionalität der Geräte gleich von Anfang an in vollem Umfang gegeben ist.
Hier wäre ein Hinweis für den Nutzer, wenn auch nur auf der Verpackung, mehr als hilfreich, denn die meisten dürften hierbei von einem Kontozwang ausgehen.
Von diesem etwas verwirrenden Umstand einmal abgesehen, bietet auch das InkPad Color 3 reichhaltige Möglichkeiten, die 32 GB des internen Speichers zu befüllen. So lassen sich Inhalte am einfachsten ganz klassisch per USB-Verbindung auf das Lesegerät bringen. Darüber hinaus stehen der von PocketBook integrierte Shop und weitere Dienste wie PocketBook-Sync oder PocketBook-Cloud zur Verfügung. Gleiches gilt für Send-To-PocketBook, mit dem sich Inhalte direkt per Mail an den Reader senden lassen. Nicht zu vergessen sind der seit langer Zeit integrierte Dropbox-Client und die Anbindung zum Verleihdienst der öffentlichen Bibliotheken Onleihe. Sollte diese Anzahl an Quellen wider Erwarten nicht ausreichen, können über den zum System gehörenden Online-Browser weitere Quellen erreicht werden. Dazu kann neben weiteren Bücher-Shops auch das eigene NAS gehören.
In Sachen Rechtemanagement zeigt sich das System ebenfalls vielseitig: Neben dem bekannten DRM-Schutz von Adobe versteht sich das InkPad Color 3 auf das neue LCP/Care-System, auf das vor allem die Onleihe künftig verstärkt setzen will.
Reichhaltige Formatunterstützung
Obschon sich bei den unterstützten Formaten nicht allzu viel getan hat, bleibt die Anzahl nach wie vor unübertroffen. So kann auch das der aktuelle Proband 21 Buchformate darstellen, zu dem bereits seit Längerem im Übrigen das Kindle-eigene AWZ-Format gehört – wenn auch nur ungeschützt. Comic-Freunde werden dagegen über die Unterstützung der beiden Formate CBR und CBZ erfreut sein, die vor allem wegen des Farbdisplays zu besonderer Geltung kommen dürften. Audio-Inhalte nimmt der Reader dagegen in sechs, Grafiken in vier Formaten entgegen.
Aufgeräumte Bibliothek
Nicht zuletzt aufgrund der großen Formatunterstützung kann die eigene Büchersammlung schnell anwachsen und dabei irgendwann unübersichtlich werden. Hier können sich E-Book-Reader beweisen und dem Nutzer genügend Hilfsmittel an die Hand geben, um der Flut von Inhalten Herr zu werden und schnell das zu finden, was er gerade lesen will.
In dieser Disziplin hat PocketBook seit jeher die Nase mit Abstand vorne. So lassen sich Inhalte durch zahlreiche Werkzeuge trotz des kleinen Displays ohne Probleme übersichtlich organisieren. Dazu gehört das Filtern nach verschiedenen Vorgaben wie Autor, Genre, Titel oder diversen Schlagwörtern genauso wie das Sortieren nach Hinzufüge- oder Öffnungsdatum, Autor, Titel oder anderen Vorgaben. Zur besseren Übersicht können Bücher auch zu sogenannten „Sammlungen“ zusammengefasst werden, was ein Auffinden ebenfalls erleichtert. Ebenso besteht die Möglichkeit zum Anzeigen von Klappentexten. Wer seine Inhalte genauestens kennt, kann auch über die Ordnerstruktur darauf zugreifen.
Einen Kritikpunkt hat der Hersteller nach wie vor nicht aus der Welt geräumt: So werden Audio-Inhalte immer noch nicht in der Bibliothek angezeigt, sondern müssen über die jeweilige Applikation ausgewählt werden.
Hoher Lesekomfort
Bei Texten kann der Käufer auch beim Testkandidaten auf die sehr gute Darstellungsqualität des Herstellers vertrauen, die dank der hohen Auflösung scharf und kontrastreich ausfällt. Wie bereits beschrieben, werden darüber hinaus Bilder kräftiger und etwas besser aufgelöst angezeigt, obwohl sich die 4.096 möglichen Farben eher für Grafiken als für Fotos eignen. Durch die Zwei-Schichten-Lösung fällt der Hintergrund jedoch etwas dunkler als bei herkömmlichen Lesegeräten aus, woran sich der Nutzer allerdings schnell gewöhnt. Dank des neuen und nun mit 1,8 GHz betriebenen Vierkern-Prozessors liegt das InkPad Color 3 beim Seitenwechsel bei komplett farbigen Inhalten in etwa auf dem Niveau des InkPad 4 bei Graustufen. Bei Letzterem wechselt das neue Modell sogar etwas schneller die Inhalte aus.
Wer es lieber dunkel hat, für den steht der Dark-Mode zur Verfügung, bei dem die Darstellung invertiert wird: die Schrift wird weiß, der Hintergrund schwarz. Bilder können auf Wunsch von der Invertierung ausgenommen werden.
Das Problem des Ghostings, also das Durchscheinen vorheriger Inhalte nach einem Seitenwechsel, das durch nicht gänzlich neu ausgerichtete Pixel hervorgerufen wird, gehört bei E-Book-Readern in den meisten Fällen bereits seit Langem der Vergangenheit an. Da macht auch das InkPad Color 3 keine Ausnahme. Lediglich bei Grafiken oder Menü-Anzeigen kann es ein bis zwei Seiten dauern, bis sie komplett neutralisiert sind. Wer dem vorbeugen will, wählt in den Einstellungen eine Invertierung, also eine komplette Neuausrichtung der Pixel für jede Seite. Das soll zwar die Dauer des Seitenwechsels und den Stromverbrauch erhöhen, in der Praxis ist davon aber nichts zu bemerken.
Nur wenig Einfluss auf Textdarstellung
Auch wenn PocketBook an anderen Stellen viele Möglichkeiten bietet, um den Reader an die eigenen Vorlieben anzupassen, bleiben sie im Fall der Textdarstellung mittlerweile weit hinter der Konkurrenz zurück. So kann der Leser zwar aus 26 Schriftarten sowie meist aus den drei Darstellungen Normal, Fett und Kursiv wählen, bei anderen Einstellungen muss er sich aber mit deutlich weniger zufriedengeben: So können lediglich Zeilenabstand und der Abstand zu den Außenrändern in nur drei vorgegebenen Abstufungen gewählt werden, nicht mal Einfluss auf die Textausrichtung kann genommen werden – für ein Lesegerät dieser Preisklasse ist das eindeutig zu wenig.
Eigene Schriftarten können weiterhin über den Ordner „system/fonts“ eingefügt werden. Eine Vergrößerung oder Verkleinerung des angezeigten Textes kann im entsprechenden Menü oder einfach per Zoom-Geste vorgenommen werden. Um zusätzlich etwas mehr Platz auf dem Bildschirm zu schaffen, ist es möglich, Kopf-und Fußzeile auszublenden.
Wie bereits erwähnt, lassen sich die vier unter dem Bildschirm angebrachten Tasten frei mit vordefinierten Funktionen belegen. Das gilt unabhängig von ePUB- und PDF-Dokumenten, für jedes Format können eigene Belegungen gewählt und auf Wunsch in Profilen gespeichert werden.
PDF-Darstellung wie immer sehr gut
Bereits bei Lesegeräten mit kleineren Bildschirmen hat PocketBook gezeigt, dass PDF-Dateien auch darauf komfortabel betrachtet werden können. Während der Hersteller bei den normalen Texteinstellungen schon lange den Anschluss verloren hat, steht er in dieser Disziplin nach wie vor an der Spitze und gibt dem Nutzer für dieses Format zahlreiche Hilfsmittel an die Hand.
Bei nicht allzu großen Dokumenten kann bereits die Crop-Funktion eine große Hilfe darstellen, mit der sich ungenutzte und dadurch überflüssige Ränder an den Seiten „abschneiden“ lassen und damit der eigentliche Inhalt vergrößert angezeigt wird. Auch ein Wechsel ins Querformat, der dank des Vierkern-Prozessors schnell erfolgt, kann eine Möglichkeit zur besseren Lesbarkeit darstellen. Bei Zeitschriften oder Zeitungen ist zudem ein Abarbeiten der einzelnen Spalten möglich, die auch meist korrekt erkannt werden.
Hilft das alles nicht, kann zum PDF-Reflow gegriffen werden. Hierbei wird der Text aus dem Dokument gelöst und versucht, ihn mitsamt seiner Formatierung darzustellen. Das funktioniert bei einfachen Dokumenten in der Regel auch gut, lediglich bei vielen Bildern und Bildunterschriften kann das System schon mal aus dem Tritt kommen. Im Anschluss kann wie bei einem normalen E-Book Einfluss auf den Text genommen werden. Dies ist aber nur möglich, solange das PDF aus reinem Text und nicht komplett aus einer Bilddatei besteht.
Unveränderte Vorlesefunktion
Bei der Vorlesefunktion setzt PocketBook für deutsche Bücher weiterhin auf die Dienste von Lena, Max und Tim – oder zumindest auf die von der Ivona-TTS-Engine zur Verfügung gestellten und mit den Namen versehenen Stimmen. An der Qualität der Funktion hat sich gegenüber anderen Readern des Herstellers nichts geändert: So liegen die Stimmen weiterhin deutlich hinter dem, was bereits dieser Tage mit künstlicher Intelligenz geschaffen werden kann – an die Qualität von professionellen Sprechern ist noch weniger zu denken. Dies macht sich an vielen Stellen durch falsche Betonungen und nicht immer passende Pausen bemerkbar.
Trotz aller Kritik besitzt auch diese Funktion durchaus ihre Daseinsberechtigung: Geht es um die kurze Informationsübermittlung, können Lena, Max und Tim durchaus ihr Können ausspielen. Gleiches gilt für das Lernen von Fremdsprachen, zumindest um ein grundlegendes Gefühl für die jeweilige Aussprache zu bekommen. Dafür stehen mittlerweile 34 verschiedene Länder bereit.
Audio-Funktion und Bluetooth
Auch beim InkPad Color 3 ist die Audio-Funktion wieder mit an Bord. Während Nutzer noch bei ihrer Einführung externe Ausgabegeräte mittels USB-Adapter anschließen mussten, erfolgt dies nun seit einigen Modellen komfortabel per Bluetooth-Verbindung. Zusätzlich führte PocketBook mit dem Era einen kleinen Mono-Lautsprecher ein, der zwar nicht für klangliche Offenbarungen sorgte, für das Vorlesen von Texten und die Wiedergabe von Hörbüchern aber durchaus zu gebrauchen ist.
Die Verbindung mit einem Zielgerät ist schnell erfolgt. Im Test hatte der Reader mit einer größeren Auswahl von Bluetooth-Lautsprechern und -Headsets keine Probleme. Auch reine Dongles wurden schnell gefunden und verbunden.
Ausreichende Formatwahl
Die Audio-Wiedergabe unterstützt dabei die Formate MP3, OGG, M4A und M4B, zusätzlich versteht sich die Funktion auf in ZIP-Archive gepackte MP3- und OGG-Dateien. Wie bei vorangegangenen E-Book-Readern von PocketBook stehen dem Nutzer auch beim InkPad Color 3 zwei Apps zur Auswahl, die verschiedene Schwerpunkte abdecken wollen. Der reine Audio-Player versteht sich vor allem auf Musik, also die Wiedergabe einzelner Stücke. Die Hörbuch-App hingegen, wie der Name schon verdeutlichen will, ist auf Hörbücher spezialisiert. So ist auch nur letztere in der Lage, gepackte Dateien wiederzugeben. Der Vorteil der Unterteilung liegt darin, dass jeweilige Quellen getrennt behandelt werden können: So wird beim Audio-Player der Musikordner und bei der Hörbuch-App der Hörbuch-Ordner als Startpunkt angegeben, alternativ kann hierbei ebenso die Ordnerstruktur genutzt werden.
Die Möglichkeiten der Apps halten sich jedoch in Grenzen und fallen teilweise unterschiedlich aus. So können nur in der Hörbuch-App Lesezeichen angelegt werden, die generelle Funktionsvielfalt geht nicht über das Anlegen von Abspiellisten, die Wahl der Wiedergabegeschwindigkeit und einfache Klangeinstellungen hinaus. Die Cover der jeweiligen Titel werden zwar auf dem InkPad Color 3 ebenfalls in Farbe angezeigt, beide Player verschenken aber nach wie vor viel Platz, womit die Cover durchaus größer dargestellt werden können.
Hilfreiche App-Auswahl
PocketBook hat bereits vor langer Zeit damit begonnen, das System mit kleinen Applikationen zu versehen, die die Nutzung des Readers erweitern oder verbessern sollen. Dazu gehören unter anderem die bereits erwähnten Dropbox- und Onleihe-Clients, aber auch andere Apps wie ein Notizbuch, ein Taschenrechner, der Webbrowser und für ein wenig Ablenkung Spiele wie Solitaire, Schach oder Sudoku.
Fazit
E-Book-Reader mit Farb-Display merzen ihre Kinderkrankheiten aus und bieten eine immer bessere Darstellungsqualität, das verdeutlicht das nur ein halbes Jahre nach dem InkPad Color 2 veröffentlichte InkPad Color 3 von PocketBook auf erfreuliche Weise. Auch wenn sich den reinen Daten zufolge kaum etwas beim neuen Sprössling aus dem Hause PocketBook gegenüber den Vorgängern geändert hat, sind die Folgen vor allem im direkten Vergleich deutlich zu erkennen. So werden dank der um 50 Prozent gestiegenen Auflösung bei Farbinhalten Kanten wesentlich feiner und größere Flächen gleichmäßiger dargestellt.
Es darf aber ebenfalls nicht verschwiegen werden, dass die Darstellung von farblichen Inhalten aufgrund der Zwei-Schichten-Lösung immer noch mit einer geringeren Auflösung als bei der reinen Graustufendarstellung erfolgt. Es bleibt zu hoffen, dass E-Ink als Display-Hersteller künftig auch die Gallery-Technologie mit ihrer höheren Farbanzahl und der nativ in einem Pixel erfolgten Farbdarstellung in den Consumer-Bereich bringen wird – der im Dezember 2022 von PocketBook vorgestellte Viva lässt weiterhin auf sich warten. Die richtige Richtung hat das Unternehmen bereits eingeschlagen, denn für Bilderbücher, Comics oder Fachbücher mit vielen Grafiken eignet sich das InkPad Color 3 jetzt schon – für reine Fotografien bleiben Tablets aber nach wie vor die bessere Wahl.
Ansonsten überzeugt der neue Reader mit den bekannten Qualitäten. Die Textdarstellung ist sehr gut, auch wenn der Hintergrund gegenüber reinen Graustufen-Lesegeräten etwas dunkler ausfällt. Der Umgang mit PDF-Dateien gehört ebenfalls bereits lange zu den großen Vorzügen der Lesegeräte von PocketBook, hier macht der Testkandidat keine Ausnahme. Gleiches gilt für die große Formatunterstützung. Lesen macht somit auch auf dem InkPad Color 3 Spaß. Lediglich an den Anpassungen zur Textdarstellung sollte der Hersteller langsam mal in die Puschen kommen und mit Möglichkeiten aufwarten, die bei der Konkurrenz längst Normalität sind – etwa wie kräftig die Schrift dargestellt werden soll. Für ein schnelles Auffinden der eigenen Inhalte sorgt wie gehabt die gut organisierte Bibliothek, obschon darin so langsam auch die Audio-Inhalte Einzug halten sollten.
Bei den grundlegenden Kriterien patzt der Schweizer Hersteller hingegen nicht. So fällt die Verarbeitung gewohnt sehr gut aus, auch wenn das plane Display weiterhin der normalen InkPad-Reihe vorbehalten bleibt. Ein Kritikpunkt stellt jedoch die doch etwas geringe Helligkeit der integrierten Beleuchtung dar.
-
Ja, mit Monochrom-Display
-
Ja, mit Farb-Display
-
Ja, beide Typen
-
Nein
Durch den Wasserschutz nach IXP8 eignet sich der Testkandidat auch für Lesestunden in der heimischen Badewanne, am Planschbecken oder Pool. Die Audio-Funktion mit Bluetooth-Anschluss rundet das Gebotene ab.
Doch wer profitiert nun vom InkPad Color 3 und für wen würde sich ein Umstieg lohnen? Diese Frage lässt sich nur bedingt beantworten. Wer bereits ein InkPad 4 besitzt und hauptsächlich Texte liest, für den dürfte ein Neukauf trotz Farbunterstützung nicht von Vorteil sein. Gleiches gilt für Nutzer, die bereits den Vorgänger ihr Eigen nennen und mit ihm weiterhin zufrieden sind – auch hier erübrigt sich ein Umstieg. Wer aber über eine generelle Neuanschaffung nachdenkt (vielleicht auch, weil er von einem kleineren Gerät auf ein größeres wechseln will) und zumindest gelegentlich Bilderbücher oder Comics liest, sollte das InkPad Color hingegen in seine engere Auswahl fassen. Eine allgemeine Empfehlung ist trotz aller positiven Eigenschaften jedoch schwer auszusprechen.
- gute Verarbeitung
- gute Darstellungsqualität
- hohe Auflösung
- verbesserte Farbdarstellung
- Wasserschutz
- sehr gute Darstellung von PDF-Dokumenten
- Bluetooth-Funktion für alle Audio-Inhalte
- keine native Farbdarstellung für jedes Pixel
- farbige Texte nach wie vor nur in geringerer Auflösung
- Beleuchtung könnte heller sein
ComputerBase wurde das InkPad Color 3 leihweise von PocketBook zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.