„Total unrealistisch“: Europa wird sein 20‑%‑Ziel der Chip-Produktion verfehlen
Hinter vorgehaltener Hand weiß man es längst, nun wird es auch ausgesprochen. Die „heimische Chip-Produktion“ kommt nicht in Fahrt, das einmal anvisierte Ziel in Europa wird mit den aktuellen Plänen weit verfehlt, erklärte ASMLs Chef jüngst, nachdem zuvor NXPs CEO bereits ähnliches verlauten ließ.
Anspruch trifft nun Wirklichkeit
Bereits vor einem Jahr berichtete auch ComputerBase vom effektiv lahmenden und quasi bereits geschrumpften Chips Act, und das daraus resultierende Ziele, die einmal inmitten der Coronakrise Anfang 2021 aufgestellt wurden, eigentlich nicht erfüllbar seien. Dieses Bild wird nun klarer und auch andere trauen sich mit Kritik in die Öffentlichkeit.
„Es ist total unrealistisch“ zitiert Reuters passend dazu nun ASMLs CEO Peter Wennink. Selbst wenn man den aktuellen Wert der Chip-Produktion in Europa mit 8 Prozent Anteil in der Welt schön rechne, braucht es bis zu den einmal anvisierten 20 Prozent deutlich mehr Investitionen und viele zusätzliche neue Fabriken. Angesichts der voranschreitenden Zeit und nicht wirklich zusätzlichen neuen Planungen am Horizont, die wiederum auch schnell 4, 5 Jahre bis zur Umsetzung in Anspruch nehmen, dürfte Wennink hier direkt ins Schwarze treffen.
Wennink traut sich mit seinen Aussagen nun weiter vor als zuletzt, was auch daran liegt, dass er sich im April in den Ruhestand verabschiedet. Selbst Vorzeige-Projekte wie Intels Fabriken oder TSMCs Werk in Zusammenarbeit mit Infineon, Bosch und NXP sind nur ein kleiner Tropfen. Wennink traut der Chip-Fertigung in Europa für das Automotive-Segment so ebenfalls höchstens zehn Prozent Anteil am Weltmarkt zu. Und das, wo doch jeder diese Chips benötigen werde, auch China, wie Wennink sagt, die aktuell ebenfalls höchstens zehn Prozent der Chips für Elektroautos selbst fertigen können.
Ähnliches ließ Kurt Sievers, NXP-CEO, bereits vor einiger Zeit verlauten. Wenn Europa die 20 Prozent in der weltweiten Halbleiterfertigung stemmen will, brauche das mindestens die Verdreifachung der heutigen Kapazitäten, eher noch die Vervierfachung, erklärte er. Mit 43 Milliarden Euro aus dem EU Chips Act kommt man damit aber nicht weit, berichtete Politico. Seinerzeit brachte Sievers die Investmentsumme von 500 Milliarden Euro ins Spiel, die nötig wäre, um Europa wirklich wieder in die gleiche Liga zu stellen und die anvisierten 20 Prozent zu erreichen.