Fire HD 10 (2023) im Test: Software und Alexa

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Michael Schäfer
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Software-Konzept seit einem Jahrzehnt überholt

Nachdem beim Vorgänger das eigene Android-Derivat Fire OS in Version 7 noch auf Android 9 beruhte, erfolgte mit Fire OS 8 der Umschwung auf Android 11. Bei der Erstellung des vorliegenden Tests belief sich die aktuelle OS-Version auf Fire OS 8.3.2.1.

Nach wie vor ist beim von Amazon geschaffenen System nichts von einem eigentlichen Ursprung zu erkennen. Im Laufe der Zeit haben zwar neue Funktionen wie Bild in Bild oder verschiedene Gesten Einzug gehalten, wenn aber bedacht wird, dass Google bei Android mittlerweile bei Version 14 angekommen ist und Version 15 bereits erste Schatten wirft, steht Amazon hier in keinem guten Licht – auch wenn der Konzern seine Systeme stetig mit Patches versorgt.

Auch Fire OS 8 bietet kaum Anpassungsmöglichkeiten
Auch Fire OS 8 bietet kaum Anpassungsmöglichkeiten

In den Tests auf ComputerBase wurde die Verschlossenheit des Systems bereits seit Beginn immer wieder kritisiert. Natürlich darf nicht vergessen werden, dass die Tablets wie auch die E-Book-Reader Kindle von Amazon für den Grund geschaffen wurden, Medieninhalte zu konsumieren, die das Unternehmen gleichzeitig anbietet. Somit kann von einer gewissen Subvention gesprochen werden. Daran, dass der Online-Händler somit seine Geräte genau darauf auslegt und die Software entsprechend anpasst, ist daher zunächst nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Wer sich ausschließlich oder größtenteils im Amazon-Universum bewegt, wird die enge Verzahnung schnell als Vorteil und großen Komfort empfinden. Einmal auf dem Homescreen von links nach recht gewischt, schon werden dem Nutzer eine Reihe von Vorschlägen für neue Inhalte angezeigt. Entgegengesetzt gelangt er zu seiner Bibliothek mit den bereits erstandenen digitalen Büchern, Apps, Musik oder Videos. Alles in allem ist das einfacher, als verschiedene Applikationen oder Dienste für den gleichen Zweck öffnen zu müssen.

Doch vieles geschieht mittlerweile mit einer dermaßigen Penetranz, dass Amazon dabei zahlreiche wichtige Dinge entweder aus den Augen verloren hat oder dem Nutzer bewusst vorenthält. So hat sich die Oberfläche von Fire OS in den letzten Jahren bis auf ein paar grafische Elemente im Grunde kaum verändert. Nach wie vor erinnert es eher an einen virtuellen Bauchladen als an ein Betriebssystem, das dem Besitzer die Nutzung seines Tablets erleichtern soll. Während die früheren OS-Versionen schon viele Funktionen vermissen ließen, scheint auch Fire OS 8 aus der Zeit gefallen und daher bereits seit Jahren überholt.

Amazon verwehrt bei seinem System dem Nutzer viele Möglichkeiten, das System an seine Wünsche sowie Bedürfnisse und somit an seinen Alltag anzupassen – mehr als die App-Icons auf dem Startbildschirm in Ordner zu organisieren, ist nicht möglich. Die Icons lassen sich nicht einmal frei auf dem Bildschirm positionieren, sondern werden wie auf der berühmten Perlenschnur alphabetisch nacheinander aufgereiht. An Widgets, die gewünschte Informationen oder Funktionen auf dem Homescreen darstellen, darf nicht mal gedacht werden. Vieles, was bei Android in den letzten zehn Jahren selbstverständlich geworden ist, enthält Amazon seinem Kunden vor.

Riegel vorgeschoben

Mögliche Einschränkungen in der Oberfläche lassen sich bei Android normalerweise einfach durch das Aufspielen eines anderen Launchers bewerkstelligen. Das hat Amazon seinen Nutzern in den letzten Jahren bereits immer schwerer gemacht, mittlerweile ist es im Grunde gar nicht mehr möglich. Selbst die als Schweizer Taschenmesser für Fire-Tablets gehandelte Fire Toolbox ist dazu nicht mehr in der Lage. Das Installieren ist dabei nicht das Problem, sondern die entsprechende Integration in das System, dass der neue Launcher nach jedem Tipp auf den virtuellen Homebutton auch aufgerufen wird. Das war zwar schon länger nur noch über Umwege und weitere Tools wie „Launcher Hijack“ möglich, bei dem Amazon einige Zeit lang zu der Möglichkeit gegriffen hat, Apps anhand der ID aus der Ferne vom Tablet zu löschen. Nach der Einrichtung hat das System aber wie vom Nutzer gewünscht funktioniert.

Dabei könnte der Online-Händler diesem Vorgehen in einer wesentlich positiveren Art den Wind aus den Segeln nehmen: Er müsste dem Nutzer lediglich ein oder zwei Seiten auf dem Homescreen zur freien Verfügung und eigenen Gestaltung überlassen – links und rechts kann er immer noch seine Verkaufsstände anbringen. Das würde das Fire-Tablet enorm aufwerten und es wieder zu einer kostengünstigen Alternative zu anderen Android-Tablets machen. Doch davon entfernt sich Amazon immer mehr, womit die Reihe zunehmend ihre Daseinsberechtigung verliert.

Trauerspiel App-Store

Ein weiterer großer Nachteil für die Tablet-Reihe ist im eigenen App-Store zu finden. Nachdem Amazon sich seinerzeit mit Apple um die Namensgebung gestritten und Großes angekündigt hatte, ist es sehr still um dem Marktplatz für Applikationen im eigenen System geworden. Alleine das Fehlen der Google-Dienste wie unter anderem YouTube macht das System für viele unattraktiv. Aber auch das restliche Angebot bleibt sowohl quantitativ wie auch qualitativ deutlich hinter dem Play Store von Google zurück. Im Gegensatz zu den Launchern lässt sich dieser Umstand jedoch schnell beseitigen und der Marktplatz des Suchmaschinenbetreibers leicht aufspielen. Anleitungen finden sich hierfür zahlreich im Netz.

Nutzer von Smarthome-Geräten finden mit dem Geräte-Dashboard eine übersichtliche Auflistung aller verbundenen kompatiblen und eingerichteten Geräte, was einzeln aufzurufende Apps obsolet machen will.

Alexa, bitte melden

Amazon hat das Öko-System rund um seine digitale Assistentin Alexa in den letzten Jahren stetig erweitert, womit auch immer mehr Geräte die Sprachsteuerung unterstützen. Das ist nicht zuletzt auch den Fire- und Echo-Produkten zuzurechnen. Auf den Fire-Tablets kann die Assistentin weiterhin auf zwei Arten aufgerufen werden: manuell und für mehr Kontrolle über die Home-Taste oder mittels Code-Wort über den Hands-free-Modus. Auch wenn die Anzahl der für Alexa generell möglichen Begriffe mit „Alexa“, „Amazon“, „Computer“, „Echo“ und „Ziggy“ mittlerweile gestiegen ist, können auf dem Fire-Tablet lediglich die ersten beiden genutzt werden. Eigene Code-Wörter sind ebenso nach wie vor nicht möglich. Für etwas Erheiterung können Skills wie etwa der „Bösemodus“ sorgen, bei dem Alexa ihre Freundlichkeit vergisst und teilweise sehr beleidigend antwortet.

Die Spracherkennung fällt dabei auch beim Testkandidaten sehr gut aus. Amazon gibt für eine vernünftige Erkennung der Sprachbefehle zwar nach wie vor eine Entfernung von 2 bis 3 m an, im Test wurden jedoch auch dieses Mal leise gesprochene Wörter auf über 5 m korrekt verstanden. Solche Werte sind natürlich von der Stärke der Umgebungsgeräusche abhängig, aber selbst bei normal lauter Umgebung sollte die von Amazon vorgegebene Entfernung ausreichend sein.

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