USB-Sticks: Qualität der Speicherchips soll immer mehr abnehmen
Das auf Datenrettung spezialisierte Unternehmen CBL hat anhand eigener Erfahrungen festgestellt, dass die Qualität der in USB-Sticks und Speicherkarten eingesetzten Speicherchips immer weiter abnimmt. Davon seien überwiegend Werbegeschenke betroffen, darunter aber auch Markenprodukte.
Die CBL Datenrettung GmbH mit Sitz in Kaiserslautern beschäftigt sich seit über 20 Jahren als Dienstleister mit der Wiederherstellung „verlorener“ Daten etwa bei beschädigten Datenträgern. Somit wandern auch diverse USB-Sticks durch die Labore der Spezialisten.
Chips ohne Logo gelten als minderwertig
Die Firma prangert an, dass dabei mehr und mehr minderwertige Speicherchips zum Einsatz kommen. Das sei daran erkennbar, dass auf den Chips das Herstellerlogo, etwa von Samsung, Micron, Sandisk oder SK Hynix, fehlt. Dies wiederum sei ein Indiz für bei der Qualitätskontrolle durchgefallene Chips:
Beim Öffnen defekter USB-Sticks fanden wir im vergangenen Jahr erschreckend häufig minderwertige Speicherchips mit reduzierter Kapazität und entferntem Herstellerlogo auf dem Chip. Es werden auch offensichtlich ausgemusterte und unkenntlich gemachte microSD-Karten auf einen USB-Stick gelötet und statt mit dem internen Controller der microSD mit dem externen auf der USB-Stick-Platine verwaltet
Conrad Heinicke, Geschäftsführer CBL Datenrettung GmbH
Bei dem Großteil der „USB-Sticks zweifelhafter Qualität“ handele es sich um Werbegeschenke, doch sollen darunter auch Markenprodukte gewesen sein. Ohne Produktnamen zu verraten, zeigen Fotos die Speicherchips bei denen das Logo entweder unkenntlich gemacht oder ganz entfernt wurde. In manchen Fällen wurde auch schlicht eine microSD-Karte (ebenfalls ohne Logo) auf die Platine eines USB-Sticks gelötet.
Hohe Speicherdichte bringt Nachteile mit
Erschwerend hinzu komme, dass immer mehr Bit pro Speicherzelle bei Flash-Speicher eingesetzt wird. SLC mit 1 Bit pro Zelle oder MLC mit 2 Bit sind längst nicht mehr gängig, stattdessen kommt TLC- oder QLC-Speicher mit 3 Bit respektive 4 Bit zum Einsatz. Potenziell nimmt mit jedem weiteren Bit die Beschreibbarkeit wie auch die Dauer der Speicherfähigkeit ab. Controller müssen immer aufwendigere Mechanismen zur Fehlerkorrektur besitzen, um dies auszugleichen. Ferner würden auch temperaturbedingte Bit-Fehler bei höherer Speicherdichte ausgeprägter. Werden Flash-basierte Datenträger über einen sehr langen Zeitraum ohne Stromzufuhr gelagert, können Daten mit der Zeit verloren gehen.
Schon bei hochwertigen Speicherchips ist der Aufwand, der von den Herstellern für Fehlerkorrekturmechanismen im Controller betrieben werden muss, enorm. Dass man mit USB-Sticks, in denen ausgemusterte Chips verbaut sind, Datenverlust erleidet, ist nicht verwunderlich
Conrad Heinicke, Geschäftsführer CBL Datenrettung GmbH
Diese Entwicklung mache die Datenrettung für Firmen wie CBL nicht einfacher. Doch habe man durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die eigenen Tools verbessern können.
Tipps für die dauerhafte Datensicherung bei Flash-Speicher
Die Profis empfehlen Anwendern, die häufig Daten auf USB-Sticks sichern, mehrere Sticks im Wechsel zu verwenden, da die Anzahl der Schreibzyklen nun einmal begrenzt ist. Physisch große Sticks seien zudem zu bevorzugen, da die Wärmeableitung oftmals besser ist und sich zudem die Kraft beim Einstecken nicht so sehr auf die Chips auswirke wie bei sehr kompakten Sticks.
Für eine Langzeitarchivierung von Daten auf Flash-Speicher empfiehlt CBL folgende Punkte:
- Kühle Lagerung – hohe Temperaturen beschleunigen den schleichenden Datenverlust.
- Hochwertige Speicher verwenden – der Werbegeschenk-USB-Stick ist wahrscheinlich kein guter Langzeitspeicher.
- Speicher jährlich oder halbjährlich in Betrieb nehmen und lesen – so können die Fehlerkorrekturmechanismen „verblassende“ Daten intern kopieren.
- Wenig benutzte Speicher verwenden, nicht randvoll beschreiben – die internen Datenpflege- und Fehlerkorrekturmechanismen hochwertiger Flash-Medien können so länger funktionieren.