HHKB Professional Hybrid im Test: Diese Tastatur muss man wirklich wollen, doch dann...
Als Eingabegerät für Profis und Programmierer stellt Happy Hacking Keyboard die Professional Hybrid vor. Zu einem hervorragenden Arbeitsgerät wird die teure Tastatur durch seltene Taster von Topre und eine ungewöhnliche Tastenanordnung. Das macht sie zu einer Schreibmaschine für Liebhaber.
Formfaktor und Design
Für die rund 300 Euro teure Professional Hybrid nimmt HHKB das 60-%-Format mit US-ANSI-Layout und modifiziert es an allen Ecken. Eine FN-Taste findet sich neben der rechten Shift-Taste, über der Eingabetaste sitzt statt der Rücktaste „Entfernen“. „Windows“ und „Alt“ werden vertauscht. Die größte Abweichung vom Normlayout betrifft „Strg“. Die entsprechenden Tasten am unteren Rand der Tastatur verschwinden, ihre Funktion übernimmt hier Capslock. Mit dieser Anordnung, erklärt der Hersteller, sollen die Hände die mittleren Tastenreihen beim Schreiben nicht verlassen müssen.
Grobe Einstellungen können über einen DIP-Block auf der Unterseite vorgenommen werden, um z. B. dort aus „Entfernen“ wieder eine Rücktaste zu machen oder den Betriebsmodus zwischen HHKB (deaktivierte Windows-Taste), Windows und Mac zu wechseln. Tasten beschriftet HHKB entsprechend für beide Betriebssysteme. Für tiefergehende Anpassungen wird eine Software zum Neuprogrammieren von Tasten inklusive der Funktionsebene angeboten.
Verbunden wird die Tastatur entweder über ein USB-C-Kabel, das trotz des hohen Kaufpreises nicht zum Lieferumfang gehört, oder via Bluetooth 4.2 mit bis zu vier Geräten. Strom spenden zwei AA-Batterien, die an der Rückseite eingesetzt werden.
HHKB Professional Hybrid | |
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Größe (L × B × H): | 29,5 × 12,1 × 3,8 (4,8) cm |
Layout: | Sonstiges |
Gewicht: | 569 g |
Gehäuse-Material: | ? |
Kabel: | USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth (10,00 m) |
Hub-Funktion: | – |
Key-Rollover: | 6-KRO |
Schalter: | Topre |
Switch Plate: | ? |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: dye sublimation Kapazitive Tasten |
Zusatztasten: | – |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke |
Zusatzfunktionen: | Helligkeit (regeln, ausschalten) |
Beleuchtung: | – |
Makros & Programmierung: | Hardware-Wiedergabe vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar |
Preis: | 295 € |
Taster
In der Professional Hybrid verbaut HHKB Topre-Taster mit einem Druckpunkt von 45 g aus der Mitte des Topre-Sortiments. Der Hub beträgt klassische 4 mm. Die Aufnahmen der Tastenkappen sind dabei Topre-spezifisch: Anders als bei der CM Storm Novatouch vor acht Jahren, die Stempel mit Kreuzaufnahmen verbaut hat, bleibt HHKB bei unveränderten Tastern. Kappen aus dem Zubehör sind damit keine Option.
Ausgestattet ist die Professional Hybrid bereits mit PBT-Tastenkappen und haltbarer Dye-Sublimation-Beschriftung. Aufgrund des geringen Kontrastes ist die Ablesbarkeit der schwarzen Variante schlecht. Wer zum Schreiben oft auf die Tastatur schaut, kann zu einer grau-weißen Variante greifen. Wer keine Beschriftung benötigt und Belegungen ohnehin ändert, nimmt ein „Stealth“-Modell ohne Aufdruck auf den Tasten.
Topre-Technik erklärt
Was Topre-Taster besonders macht, ist ihre Mittelstellung zwischen klassisch mechanischen und Rubberdome-Tastern. Dazu setzen sie Gummiglocken ein, unter denen sich eine konische Feder befindet. Beides sorgt für einen weichen, aber klaren Druckpunkt und das charakteristische, leise „Tock“ am Anschlag, das dieser Taster-Art eigen ist.
Signale werden über elektrostatische Sensoren erfasst, die im Grunde das Herunterdrücken der Feder messen – zum Auslösen muss der Taster damit nicht an den Anschlag gehauen werden, sondern lediglich eine festgelegte Position erreichen. Auch dadurch unterscheiden sie sich von Rubberdome-Tastaturen, bei denen bei maximalem Durchdrücken der Taste zur Signalerzeugung zwei Leiterfolien zusammengedrückt werden.
Alltagserfahrungen
Was der Professional Hybrid auf den ersten Blick abgeht, ist eine dem Preis entsprechende Anmutung. Das Gehäuse besteht aus funktionalem, rauem Kunststoff. Die Haptik wäre okay zum zweistelligen Euro-Preis. Klarer Pluspunkt ist dafür die Balance: Die Tastatur steht sicher, lässt sich aber zugleich kinderleicht verschieben – HHKB trifft exakt den richtigen Punkt. Darüber hinaus erfreut die hier endlich mal nicht proprietäre Stromversorgung. Das ist schlicht alltagstauglich und nachhaltig.
Hervorragendes Schreibgefühl
Äußerlichkeiten werden beim Schreiben schnell nebensächlich. Topre-Taster sind etwas anderes. Der weiche, aber klare Druckpunkt, der nach dem Widerstand Rubberdome-typisch stark abfällt, verbindet sich mit der Präzision mechanischer Taster. Die präzise Rückmeldung reduziert Vertipper, durch die Gummiglocke wird zudem der Anschlag sanft. Es schreibt sich auf Topre-Tastern in der Summe angenehm.
Topre-typisch ist zudem die geringe, weitgehend nebengeräuschfreie Lautstärke. Zum einen müssen die Taster nicht mit Wucht an den Anschlag gehauen werden, was die Geräuschkulisse senkt. Zum anderen sind sie von Haus aus ruhig – die HHKB lässt sich als leise Rubberdome-Tastatur einordnen. Dem eher hellen Klang hätte allerdings gerade mit Blick auf den Preis eine Lage Geräuschdämmung vielleicht gutgetan.
Denn festzuhalten bleibt auch, dass mechanische Tastaturen mit Doppeldämmung aufgeholt haben und keine Welten mehr lauter sind. Klassische mechanische Taster moderner Serien gleiten zudem sanft und möglichst reibungsarm ein. Diese Eigenheit haben Topre nicht, sie vermitteln eine leicht kratzige Rückmeldung beim Herunterdrücken.
Das Layout braucht Zeit
Das Layout erweist sich als im Wortsinn gewöhnungsbedürftig. „Strg“ umzulegen, erscheint anfangs unsinnig, nach einer Weile funktioniert die neue Position reibungsfrei und tatsächlich etwas angenehmer als an der Tastaturecke: Verknüpfungen müssen nicht mehr mit der Handkante aktiviert werden. Das ist keine neue Erkenntnis, Capslock lässt sich auf Kompakttastaturen sonst mit Gewinn für die FN-Taste nutzen. Auch andere Abweichungen, etwa die FN-Position bei HHKB, werden nach kurzer (!) Zeit zu natürlichen Begleitern in Arbeitsabläufen – und stellen dann stets eine Verbesserung dar.
Die US-Tastenbelegung erscheint gerade im Profisegment nicht zwingend als Nachteil, da ohnehin quasi blind geschrieben wird – was die schwer lesbare Tastenbeschriftung sowieso erforderlich macht. Und etwas umgewöhnen muss man sich aufgrund der alternativen Tastenanordnung definitiv. Im Auslieferungszustand verdirbt den Spaß zunächst aber das Fehlen der Rücktaste, an die sich nicht zu gewöhnen war. Erst die „Normalisierung“ des Layouts ermöglichte hier wieder ein reibungsloses Arbeiten. Dann aber gefiel auch der etwas kürzere Weg zur Rücktaste: HHKB schafft es, Handbewegungen dezent zu minimieren, was sich, ganz nebenbei, auch in Spielen angenehm gestaltet. Versprechen gehalten!
Konfiguration regelt
Um die Anpassung der Tastatur auf allen Wegen kommt man ohnehin nicht herum. Der DIP-Block dient vor allem allgemeinen Einstellungen hinsichtlich des Betriebssystems. Da im Auslieferungszustand die designierte „Windows-Taste“ keine Funktion hat, muss zumindest ein Schalter umgelegt werden. Wer „Entfernen“ über den DIP-Block wieder durch „Backspace“ ersetzt, stellt jedoch fest, dass sich die FN-Belegung nicht ändert und nun „Entfernen“ im Layout fehlt. Das kann nur eine Notlösung sein.
Es ist deshalb genauso nötig, auch zur Software zu greifen. Sie ist übersichtlich und leicht zu nutzen, sofern man herausgefunden hat, dass die FN-Ebene per Klick auf die FN-Taste im Tastatur-Symbolbild konfiguriert werden kann. Die Firmware der Tastatur wird bei Änderungen allerdings überschrieben – es gibt nur ein Profil für alles. Im Gegenzug geht das Belegen schnell und schnörkellos. Neu belegte Tasten werden darüber hinaus blau markiert. Schön, wenn jemand mitdenkt!
Fazit: Ein Liebhaber-Schreibgerät
Wer zur HHKB greift, tut das aus nur einem Grund: Er möchte eine dezente Arbeitstastatur mit genau der einzigartigen Charakteristik, die Topre-Taster bieten. Die Mischung aus Tastern und dem zum Arbeiten nach einer Eingewöhnungsphase tatsächlich sehr sinnvollen Layout funktioniert jedenfalls gut, egal ob als Schreibmaschine oder in Spielen – ein Fazit, das nach der ersten Stunde mit der Professional Hybrid undenkbar schien.
Ob das den Preis wert ist, wird so zu einer akademischen und letztlich individuellen Frage. Festzuhalten bleibt, dass die notorisch schwer, vor allem im Ausland erhältlichen Topre-Tastaturen das Portemonnaie immer belasten. Spätestens nach Versand und Zoll ähneln sich die Preise: ca. 300 Euro sind es stets. Das Besondere war schon immer teuer.
Die Zielgruppe kann damit eng umrissen werden: Es sind vor allem Liebhaber. Denn schon für deutlich weniger Geld gibt es Tastaturen, die besser verarbeitet sind, besser lesbare Tastenbeschriftungen haben und besser konfigurierbar sind. Nur einen Mecha-Rubberdome-Mixtaster haben sie nicht. Unterm Strich wird das in den meisten Fällen aber mehr als genug sein: Auch mit normalen mechanischen Tastern lässt sich ausreichend leise und überaus angenehm eingeben – mit einer lauteren Wooting 60HE (Test) oder Asus ROG Falchion (Test) etwa.
- Topre-Taster & angenehmes Schreibgefühl
- Layout-Änderungen bringen Vorteile
- Stromversorgung mit AAA-Batterien
- Sinnvolle Konfigurationsmöglichkeiten
- Tastenbeschriftung schwer ablesbar
- Layout erfordert Übung & Anpassung
- Eher günstige Anmutung des Gehäuses
ComputerBase hat die Professional Hybrid von HHKB leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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