Niederlande investieren: 39 Mio. Euro pro Wort einer Drohung von ASML

Update Volker Rißka
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Niederlande investieren: 39 Mio. Euro pro Wort einer Drohung von ASML
Bild: ASML

Es waren drastische Worte von ASML zum jährlichen Report mit der Drohung der Abwanderung, die niederländische Regierung wurde folglich sehr schnell weichgeklopft: 2,5 Milliarden Euro gibt sie nun an ASML, sodass sie ja im Land bleiben.

Es waren nur 64 Wörter, die ASMLs CEO Ende Januar bei der Präsentation des Annual Reports 2023 aussprach:

If we cannot get the people here, we'll get the people somewhere else. It's very simple. We are a company, we are a global company. We will go where we need to go to make sure the company can grow and service our customers. If the Netherlands shuts down, because we cannot get immigrants or foreign students, fine. You have to accept the consequences.

ASML-CEO Peter Wennink

Das zahlt sich aus: Jedes Wort der Drohung ist am Ende nun jeweils über 39 Millionen Euro Wert, denn in Summe sind es 2,5 Milliarden Euro, die ASML von der niederländischen Regierung als „Charme-Offensive“, wie es in anderen Medien genannt wird, erhalten wird. Die Drohung der Abwanderung von ASML, die seit einigen Wochen im Raum stand, konnte und kann sich die Niederlande keinesfalls leisten. Aber das wusste und weiß auch ASML, weshalb sie entsprechend hoch gepokert und am Ende gewonnen haben.

ASML ist bekanntlich einmalig in der Halbleiterbranche. Als Fabrikausrüster stellen sie Gerätschaften her, die kein anderes Unternehmen bietet und die für die Fertigung modernste Halbleiterchips notwendig sind. Und das weiß das Unternehmen, gerade in der aktuellen Zeit, wo Fabriken aus dem Boden schießen und ausgerüstet werden wollen. Dass die Politiker dies nun mit Aussagen wie „ASML ist unser Messi“, in Anlehnung an den Weltfußballer Lionel Messi, darlegen, hebt ASML letztlich nur noch auf einen höheren Sockel.

Ohne Subventionen geht nichts mehr

Inwiefern Subventionen für einen Marktführer, der gerade ein Rekordjahr vermeldet hat und zuletzt 7,8 Milliarden Euro Gewinn pro Jahr einstreicht, gerechtfertigt sind, steht bekanntlich auf einem anderen Papier. Die Regierung erklärt, dass das Geld in Infrastruktur, verbesserte Lebensbedingungen und mehr fließen soll, um talentierte Fachkräfte ausbilden und anlocken zu können. AMSL soll dafür aber seinen steuerlichen Sitz in der Region behalten, sonst würde es entsprechende Anpassungen geben, erklärte die niederländische Regierung als kleine Warnung. Die dürfte ASML jedoch kaum beeindrucken, schließlich hat man die 2,5 Milliarden Euro theoretisch in nicht einmal 4 Monaten als Gewinn erwirtschaftet.

Für den Standort Europa ist es dennoch wichtig, dass an den Global Playern festgehalten wird – dafür muss im weltweiten Vergleich dann auch hier viel öffentliches Geld fließen. Insbesondere im Bereich der Halbleiterindustrie hat Europa zwar einige Firmen, die global mitspielen, als Standort für eine modernste Chip-Industrie spielt Europa bisher jedoch nicht in der gleichen Liga wie andere Regionen. Doch das soll sich in Zukunft etwas bessern, neue Fabriken und Ausbauten diverser Firmen wurden mit Hilfe des EU Chips Act auf den Weg gebracht.

Update

Die in der Meldung getroffene Behauptung, dass ASML die 2,5 Milliarden Euro erhält, ist falsch. Tatsächlich investieren die Niederlande und die Region in die Infrastruktur und Standortbedingungen rund um ASML, beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr, für den allein über eine Milliarde bereitgestellt werden soll, um den Standort für Fachkräfte sowohl für die Arbeit als auch das private Leben interessant zu machen. Fast eine halbe Milliarde wird in den Wohnungsbau investiert und zudem soll in den Ausbau des Stromnetzes investiert werden, um dessen Stabilität und Leistungsfähigkeit sicherzustellen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.