Schlagabtausch nach Klage: OpenAI veröffentlicht Auszüge alter E-Mails von Elon Musk

Andreas Frischholz
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Schlagabtausch nach Klage: OpenAI veröffentlicht Auszüge alter E-Mails von Elon Musk
Bild: pixabay.com / Tumisu

Infolge der Klage von Elon Musk geht OpenAI nun zum offenen Schlagabtausch über. In einem Blog-Beitrag hat der ChatGPT-Entwickler Auszüge aus alten E-Mails veröffentlicht. Die Botschaft: Musk war mit dem Weg zu einer profitorientierten Gesellschaft einverstanden, er wollte nur mehr Kontrolle.

OpenAI bezieht sich mit den veröffentlichten Interna vor allem auf zwei Bereiche:

  • Die Summe, die Musk in der Gründerzeit in OpenAI investiert hat
  • Die Gründe für seinen Ausstieg

Musk hatte selbst zeitweise erklärt, mehr als 100 Millionen US-Dollar in OpenAI investiert zu haben. Medienberichte legten bereits nahe, dass es eher rund 50 Millionen US-Dollar waren. Und OpenAI erklärt nun, die Summe lag bei unter 45 Millionen US-Dollar. Die hätte Musk zum Start beigesteuert, 90 Millionen US-Dollar stammten derweil von anderen Investoren.

Generell ging es laut den von OpenAI beschriebenen Auszügen schon in den Anfangstagen um die Frage, wie viel Geldmittel das Unternehmen benötigt. Musk hatte das Ziel, einen Konkurrenten zu Google DeepMind aufzubauen.

Während Greg Brockman und Sam Altman zu Beginn rund 100 Millionen US-Dollar auftreiben wollten, brachte Musk bereits 1 Milliarde US-Dollar ins Spiel. „Ich übernehme alles, was andere nicht bereitstellen“, soll er in einer Mail geschrieben haben.

Musk soll gewinnorientiertem Kurs zugestimmt haben

Ende 2017 drehten sich die Gespräche dann um die Frage, wie sich OpenAIs Ziel – also das Entwickeln eines AGI-Systems zum Wohle der Allgemeinheit – erreichen lässt. Sowohl Musk als auch die OpenAI-Führungsriege um Sam Altman, Greg Brockman und Ilya Sutskever waren sich offenbar einig, dass eine gewinnorientierte Abteilung der nächste Schritt sei. Im Zuge dieses Mail-Verkehrs kündigte Sutskever, OpenAIs Chefwissenschaftler, bereits an, dass man vom OpenSource-Kurs rasch Abstand nehmen werde. Das „Open“ in OpenAI stehe demnach nicht für eine offen-zugängliche Technologie, sondern dafür, dass jeder von den Entwicklungen profitieren soll. Musk bestätigte diese Ausführungen mit „Yup“.

Das Problem war daher eher, dass Musk die Kontrolle über die neue Abteilung wollte. Das galt für die Aktienmehrheit, die anfängliche Kontrolle über den Verwaltungsrat und den CEO-Posten. Während der Diskussionen, die nicht in seinem Sinne verliefen, stoppte er zeitweise sogar den Geldfluss. Andere Investoren mussten einspringen, um den Betrieb zu sichern.

Eine Einigung erfolgte nicht, OpenAI wollte damals einer Person nicht so viel Macht über das Unternehmen geben. Musks Vorschlag lautete dann, OpenAI bei Tesla zu integrieren. So sollten ausreichend Gelder bereitgestellt werden, seiner Ansicht nach waren weiterhin Milliarden-Investitionen nötig.

Musk verließ schließlich das Unternehmen, um einen seriösen DeepMind-Wettbewerber aufzubauen, der auch mit den entsprechenden Finanzmitteln ausgestattet ist. Eine AI-Abteilung innerhalb von Tesla war für ihn offenbar der einzige Ansatz, den er als vielversprechend erachtete. OpenAI gab er zum Abschied eine Erfolgschance von 0 Prozent, wolle das Unternehmen aber unterstützen, einen eigenen Weg zu finden. Im Dezember 2018 erklärte er dann nochmals in einer Mail, dass selbst das Beschaffen von mehreren 100 Millionen US-Dollar nicht ausreiche. „Es benötigt Milliarden pro Jahr oder wir können es vergessen“, so Musk.

Gerichte sollen über Capped-Profit-Modell entscheiden

Den zahlungskräftigen Investor, der Milliarden ins Unternehmen steckt, fand OpenAI am Ende mit Microsoft. Gerade diese Partnerschaft ist aber einer der Vorwürfe in der Klageschrift, die in der letzten Woche eingereicht wurde. Microsoft habe OpenAI in eine „Closed-Source“-Tochtergesellschaft verwandelt, statt um das Wohl der Allgemeinheit gehe es nur noch um Gewinnmaximierung.

Laut Musks Klage verrate OpenAI zudem die eigene Mission. Seine Forderung ist daher, dass das Unternehmen zur alten Strategie zurückkehrt. Zudem will er klären lassen, ob das Firmenkonstrukt mit dem Capped-Profit-Modell überhaupt rechtmäßig ist. Damit öffnete sich OpenAI zwar für Investoren, doch deren Gewinne sind begrenzt. Laut Medienberichten liegt diese bei dem 100-fachen der ursprünglichen Investitionssumme. Wer also 10 Millionen US-Dollar investiert, kann maximal 1 Milliarde US-Dollar mitnehmen.

Wie aus den veröffentlichten E-Mail-Auszügen sowie einem internen Memo klar wird, weist OpenAI jegliche Vorwürfe „kategorisch“ zurück. Verantwortlich für die Klage sei demnach vor allem Musks Ego.