BIOS-Updates ohne Infos: Intel muss jetzt erklären, was im „Baseline Profile“ steckt
Mit neuem „Baseline Profile“ versucht Intel seit circa einer Woche Problemen mit instabilen, weil mit der Zeit qualitativ abbauenden K-CPUs der 13. und 14. Gen Core per BIOS-Update anzugehen, ohne dieses neue Profil bisher erklärt zu haben. Das Ergebnis ist Chaos. Intel muss jetzt mit Details ans Licht und nicht erst im Mai.
„Baseline Profile“: Spezifikationen einhalten
Die neuen Profile sollen laut den Release Notes der Mainboard-Hersteller dafür sorgen, dass CPUs innerhalb der offiziellen Spezifikationen betrieben werden. So schreibt beispielsweise Asus:
The update introduces the Intel Baseline Profile option, allowing users to revert to Intel factory default settings for basic functionality, lower power limits, and improving stability in certain games.
Asus zum Baseline Profil
Das passt grundsätzlich zu dem Statement, das Intel in der vergangenen Woche gegenüber Mainboard-Herstellern abgegeben hatte und das am Wochenende an die Öffentlichkeit gekommen war. Darin hieß es, dass Partner es Nutzern in Zukunft „default“ (also ohne Eingriff) ermöglichen müssen, die CPUs des Herstellers spezifikationskonform zu betreiben. Intel nennt in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe an Stellschrauben, die Mainboard-Hersteller zuletzt eigenverantwortlich angepasst haben. Im Baseline Profile sollen hingegen die „Intel Recommended Settings“ Anwendung finden.
Intel requests system and motherboard manufacturers to provide end users with a default BIOS profile that matches Intel recommended settings.
- Intel strongly recommends customer’s default BIOS settings should ensure operation within Intel’s recommended settings.
- In addition, Intel strongly recommends motherboard manufacturers to implement warnings for end users alerting them to any unlocked or overclocking feature usage.
Doch was heißt „Intel Recommended Settings“ konkret?
ComputerBase hatte sich bereits Ende der vergangenen Woche angesehen, was ein aktiviertes „Baseline Profile“ auf dem Asus ROG Maximus Dark Hero mit Z790-Chipsatz auf einem Core i7-14700K bedeutet – die Erwartungen wurden weitestgehend erfüllt.
Die 125-Watt-CPU, die von Intel öffentlich mit PL1 = PL2 = 253 Watt spezifiziert wurde, wurde von Asus im Baseline Profile bei genau diesen Obergrenzen gedeckelt und nicht mehr dauerhaft ab Werk auf „unlimitiert“ („4.096 Watt“) gesetzt. Darüber hinaus wurde die Spannungs-Takt-Kurve auf (SVID Behavior) sowie die „Überstromschutzmechanismen“ IA CEP/SA CEP und IA TDC Current Limit auf Intels Vorgaben gesetzt. Der Leistungsverlust dieser Einstellungen im Vergleich zu in der Vergangenheit manuell gesetzten 253-Watt-Limits ist zu vernachlässigen. Soweit, so wenig überraschend.
Doch Benchmarks des neuen Baseline Profiles auf einem Mainboard von Gigabyte, die Uniko's Hardware veröffentlicht hatte, sprachen eine ganze andere Sprache: 125 Watt langfristig und nur 188 Watt kurzfristig lagen in diesem Fall auf einem Core i9-13900KF an – weit weniger als die öffentlich kommunizierten 253 Watt. Entsprechend deutlich fiel die Leistung in diesen Benchmarks gegenüber dem unlimitierten Betrieb ab.
Weil Uniko's Hardware ein Qualification Sample des Core i9-13900KF nutzte, wurde spekuliert, dass das die Ursache für die gewählten Werte war. Doch dem ist nicht so.
Zum einen führt der Einsatz eines Core i7-13700K als Engineering Sample auf dem Asus ROG Maximus Dark Hero zu den bekannten 253/253 Watt. Zum anderen hat Hardware Unboxed inzwischen ebenfalls Tests auf einer Platine von Gigabyte durchgeführt und ein Core i9-14900K aus der Serie wurde dort erneut nur mit 125/188 Watt betrieben. Wie kann das sein?
125/188 Watt wirklich eine „Baseline“?
Aus der Luft gegriffen sind die 125/188 Watt als „Baseline“ nicht. Wie Igor's Lab bereits im Jahr 2021 und damit noch vor Veröffentlichung der 12. Generation Core berichtet hatte, existierte für die 12. und die 13. Gen Core neben den später öffentlich kommunizierten Verbrauchsobergenzen von PL1 (kurzfristig) = PL2 (langfristig) = max. 241 Watt (Alder Lake) respektive max. 253 Watt (Raptor Lake) auch eine von Intel intern als „Baseline“ bezeichnete 125/188-Watt-Spezifikation.
Dass 125/188 Watt allerdings wirklich das sind, was Intel derzeit als neue „Baseline“ gesetzt sehen will, muss stark bezweifelt werden. Wahrscheinlicher erscheint zur Stunde, dass Gigabyte über das Ziel hinaus geschossen ist.
Intel muss für Klarheit sorgen
Neue BIOS-Update mit Baseline Profile, die auf Mainboards von Asus und Gigabyte ganz unterschiedlich ticken und bei Gigabyte dabei sogar die bis dato bekannten „Werksspezifikationen“ unterbieten: Kein Wunder, dass sich zu der berechtigten Empörung, dass Intels jüngste K-CPU-Flaggschiffe offensichtlich wirklich Schaden nehmen können, wenn sie „out of spec“ betrieben werden, auch Empörung ob der zu erwartenden Leistungsverluste gesellt.
Ist das, was Gigabyte macht, die neue „Baseline“, oder ist das, was Asus macht, korrekt? Eine Antwort liegt nahe, aber ist sie am Ende auch korrekt? Das weiß nur Intel.
Intel hat in dem Statement an Mainboard-Hersteller angekündigt, sich im Mai auch öffentlich zu dem Thema und was „Recommended Settings“ bedeutet, zu erklären. In Anbetracht der Tatsache, dass BIOS-Updates verfügbar und derart widersprüchlich sind, sollte das Statement allerdings so schnell wie möglich online gehen.
Oder wird Intel am Ende ohnehin nur erklären, Nutzer sollten „das Baseline Profile“ nutzen – und je nach Mainboard-OEM dann ganz unterschiedlich leistungsfähige CPUs ihr Eigen nennen?
Intel will be publishing a public statement regarding issue status and Intel recommended BIOS setting recommendations targeted for May 2024.