Internet of Things: Telefónica erprobt 5G RedCap im eigenen Mobilfunknetz
Der Netzbetreiber Telefónica hat im Münchener Netz erfolgreich den noch jungen Mobilfunkstandard 5G RedCap erprobt, der sich anschickt, speziell für das Internet of Things (IoT) die Lücke zwischen der bisherigen 4G-Vernetzung und hochleistungsfähigen 5G-Anwendungen zu schließen. 5G arbeitet dabei mit reduzierter Funktionalität.
5G RedCap steht dabei für 5G mit „Reduced Capability“ und wird vom globalen Standardisierungsgremium der 3GPP im Release 17 definiert. Der Standard wird auch als NR-Light (New Radio Light) bezeichnet, da es sich um eine Lösung zwischen einfachsten IoT-Modems und komplexen Gigabit-Lösungen wie im Smartphone handelt. Das Ziel von 5G RedCap ist eine reduzierte, auf die tatsächlichen Einsatzzwecke angepasste 5G-Vernetzung von Wearables, industriellen Sensoren und Überwachungssystemen.
5G mit reduzierter Funktionalität
An die Gigabit-Geschwindigkeiten von 5G im Smartphone kommt 5G RedCap nicht heran, hohe Übertragungsraten gehören aber auch gar nicht zum Anforderungsprofil der Technologie. Stattdessen sollen Millionen Geräte effizient und günstig über den aktuellen Standard vernetzt werden. 5G RedCap bietet eine ähnliche Leistung wie LTE Cat. 4 und bedient damit die Lücke zwischen klassischem 5G und der bisherigen IoT-Vernetzung über LTE-M und Narrowband IoT. Der Standard ermögliche laut Telefónica eine größere Skalierbarkeit von 5G-Diensten, sodass Betreiber künftig alle IoT-Geräte über das 5G-Netz ansteuern können. Die Geschwindigkeit ist demnach weniger relevant, im Fokus stehen zuverlässige Konnektivität und reduzierte Latenzen.
5G RedCap in München erprobt
Dem Netzbetreiber zufolge sei das eigene Netz bereits für das Angebot von 5G RedCap vorbereitet, da es dafür keine dedizierten Antennen brauche. Der Standard selbst ist zwar mit den normalen 5G-Frequenzen kompatibel, aufseiten der Endgeräte werden aber entsprechende Funkmodule benötigt, die 5G RedCap unterstützen. Telefónica will mit Modul- und Geräteherstellern zusammenarbeiten, um die Entwicklung des Standards weiter voranzutreiben. Ab 2025 soll eine wachsende Zahl von 5G-RedCap-fähigen IoT-Endgeräten verfügbar sein. Der Netzbetreiber zitiert eine Studie von Juniper Research, wonach die Zahl der 5G-vernetzten IoT-Geräte in Mobilfunknetzen von 35 Millionen im Jahr 2024 auf über 360 Millionen im Jahr 2028 steigen soll.
Qualcomm bietet passendes Modem an
Ein passendes Modem für 5G RedCap hat unter anderem Qualcomm mit dem Snapdragon X35 im Portfolio. Das Anfang 2023 vorgestellte Modem ist das erste seiner Art und soll im ersten Halbjahr 2024 verfügbar sein. Das Snapdragon X35 unterstützt ausschließlich noch 4G und 5G, soll dadurch kleiner bauen und günstiger zu integrieren sein. Das Modem-RF-System eigne sich laut Hersteller damit zum Beispiel für Smartwatches, die bislang maximal mit LTE angeboten werden. Aber auch das Segment der AR- und XR-Brillen könnte Qualcomm damit bedienen. Die Lösung sei signifikant kleiner und energiesparender auch als bisherige LTE-Modems. Auch IoT-Geräte wie smarte Überwachungskameras sollen sich mit dem X35 an das 5G-Netz anbinden lassen.
Das Snapdragon X35 unterstützt nur einen Carrier mit 20 MHz Bandbreite im Sub-6-GHz-Spektrum (FDD und TDD) und erreicht maximal 220 Mbit/s im Downlink und bis zu 100 Mbit/s im Uplink. Standard ist zudem lediglich eine Antenne für Empfang respektive Übertragung. Das Snapdragon X35 setzt auch auf eine vereinfachte Modulation von 256 QAM für den Down- und 64 QAM für den Uplink. Neben dem Verzicht auf 2G und 3G verliert das Modem über diese Maßnahmen an Komplexität und reduziert die Kosten.