Linux News der Woche: Linux bis 2036, AMD Control Center und EndeavourOS
Nicht immer lässt sich zeitnah über jede Neuigkeit berichten, manche Ereignisse sind es aber dennoch Wert, Erwähnung zu finden. In dieser Zusammenfassung überblickt die Redaktion alle wichtigen Meldungen aus der Linux-Welt der vorangegangen Woche.
Alternatives AMD Control Center „LACT“ erhält vBIOS Dumping
So umfangreich und hilfreich AMDs Treiber-Interface unter Windows auch ist, so sehr fehlt es unter Linux. Entsprechend hat sich die Community diesem Mangel angenommen und eigene Lösungen entwickelt. Dazu gehört auch das Projekt LACT (Linux AMDGPU Control Application). Neben GPU Informationen, Overclocking und Lüftersteuerung zieht mit Version 0.5.4 nun auch die Möglichkeit in die Anwendung ein, das aktuelle GPU vBIOS in einer Datei zu speichern. Als weitere Hauptfunktion gibt es die neue Möglichkeit, ein neues Fenster mit Graphen für Takt, Temperatur und Stromverbrauch in Relation zur Zeit auszugeben. Sämtliche Neuerungen finden sich in den dazugehörigen Patch-Notes.
EndeavourOS aktualisiert Abbilder
Als Rolling Release ist EndeavourOS für seine Nutzer stets aktuell, doch auch die ISO-Abbilder für Neuinstallationen erfahren regelmäßige Updates. Mit EndeavourOS Gemini rückt KDE Plasma 6 in den Fokus, sowohl für das Live-System als auch die Offline-Installation. Damit einher geht auch Wayland als neuer Standard. Passend zur neuen Qt 6 Basis läuft auch das Installations-Programm Calamares mit neuer Qt-Version. Neben Versionssprüngen für Firefox, Mesa und den Nvidia-Treiber stellt der Linux-Kernel 6.8.7 die neue Basis des Systems dar. Was hingegen entfernt wurde, ist die Unterstützung für Arm-Installationen. Alle Änderungen finden sich im entsprechenden Blogeintrag.
Proton Experimental mit einer langen Liste an Neuerungen
Die wesentliche Neuerung an der Experimental-Version zum Stand vom 22.04.2024 umfasst die lange Liste an Spielen, die nun als spielbar gelten. Valve listet hierbei auf:
Tekken 8, Black Desert Online, Hero's Land, Onimusha: Warlords, Warlords Battlecry III, SimCity 3000 Unlimited, Command & Conquer: Red Alert 2 and Yuri’s Revenge, Command & Conquer Tiberian Sun and Firestorm, Aisling and the Tavern of Elves, Snares of Ruin 2, Iragon, Insanity's Blade, Bloody Walls, Sonic Colors: Ultimate
Neu ist auch die initiale Unterstützung von OpenVR, einer Schnittstelle zur Kommunikation mit der VR-Hardware – unabhängig vom Hersteller. Als Beispiel führen die Entwickler das Spiel Battlezone Gold Edition im DX12-Modus an.
Zahlreiche Fehlerbehebungen finden sich ebenfalls in den Patch-Notes, darunter fallen unter anderem:
- Horizon Forbidden West meldet nicht mehr veraltete Treiber im Zusammenspiel mit Nvidia-GPUs.
- Overwatch 2 stürzt nicht mehr aus dem Nichts ab.
- Videowiedergabe in Age of Empires II: Definitive Edition funktioniert wieder.
- Borderlands GOTY Enhanced gilt wieder als lauffähig.
- Sea of Thieves spielt auf dem Steam Deck erneut Videos ab.
- Cities: Skylines funktioniert nun auch unter Intels GPUs.
- Helldivers 2 sollte nun zuverlässiger auf verschiedenen Systemen laufen.
Das Steam Overlay sollte nun auch mit EAC EOS funktionieren und die Proton-Bestandteile dxvk, dxvk-nvapi sowie vkd3d-proton sind auf aktuellem Entwicklungsstand. Für bestimmte Spiele wurde die Anzahl der CPU-Kerne beschränkt, welche diesen gemeldet werden, um so vor allem ältere Titel wie Far Cry 2 problemlos auch auf Systemen mit vielen Kernen spielen zu können. Hierbei handelt es sich nur um einen Auszug der Neuerungen, die vollständige Liste findet sich direkt auf GitHub.
Long-term Support Ubuntu 24.04, Codename: Noble Numbat
Zwölf Jahre Support – soviel sind mit einem Ubuntu Pro Abonnement möglich. Daher wird Ubuntu 24.04 bis mindestens 2036 nutzbar sein. Interessant ist so etwas für alle, die Sicherheitsupdates und Planbarkeit für einen solchen Zeitraum benötigen. Dem normalen Nutzer stehen wie üblich bei einer LTS-Variante 5 Jahre kostenlose Updates zur Verfügung. Doch was bringt die Neuerscheinung zum Release mit?
Linux Kernel 6.8 bildet die Basis für das freie Betriebssystem. Damit einher gehen zahlreiche Performance-Verbesserungen in den LTS-Build. Dazu zählen verbesserte Systemaufrufe, das bcachefs-Dateisystem sowie Funktionen aus dem Low-Latency Kernel. Insbesondere gibt es auch für Server-Prozessoren ab der 4. Generation der Intel Xeon Scalable Prozessors Verbesserungen im Bereich der Verschlüsselung, Kompression, Netzwerkleistung sowie Speicher-Anwendungen.
Entwicklerwerkzeuge haben Updates erfahren und so erscheint Ubuntu 24.04 mit Python 3.12, Ruby 3.2, PHP 8.3 sowie Go 1.22. Auch erfolgt ein weiterer Fokus auf .NET, Java und Rust. So ist das OpenJDK 21 der neue Standard, wobei die Versionen 17, 11 und 8 weiterhin unterstützt werden. Ausgebaut wurde ebenso das Windows Subsystem for Linux (WSL). Besonderer Fokus liegt auch in der Unterstützung für Cloud- und Datacenter Anwendungen.
Aus Sicht der Administration setzt der Installer der LTS-Variante erstmalig auf den Gleichen wie in der Ubuntu-Server Edition und setzt damit auf das moderne und in Flutter erstellte Design. Das bedeutet auch, dass Installationsabbilder angepasst und per Autoinstall ausgeliefert werden können. Für Umgebungen, die neben Ubuntu auch Windows einsetzen, ist es über den Active-Directory-Group-Policy-Client aus dem Ubuntu Pro Abo möglich, Skripte per remote execution auszuführen und das Privilege Managment sowie die Proxy Configuration durchzuführen .
Von den Entwicklern selbst stammt ein Blogeintrag den Release betreffend.
Gnome 46.1 zur Freude von Nvidia-Nutzern
Bereits im Vorfeld zum Gnome-Update war durch Patch-Notes eine verbesserte Unterstützung von Nvidia-Grafikkarten unter Gnome bekannt geworden, insbesondere wenn es sich um eine dedizierte Grafikkarte im Hybrid-Verbund handelt. Doch während es sich hierbei um Neuerungen in der technischen Basis handelt, gibt im es Zuge des Updates auf 46.1 auch Änderungen an weiteren Bestandteilen der Desktop-Umgebung.
- Die Übersetzungen für zahlreiche System-Anwendungen wurde erweitert oder sind neu hinzu gekommen.
- Das Gnome Control Center wurde um Fehler wie die Absturzursache im Display-Tab bereinigt, welche beim drücken der ESC-Taste herbeigeführt werden konnte.
- Gnome Maps behebt den Fehler des sich nicht bewegenden Positionsmarkers beim Updaten des Standorts.
- Gnome Online Accounts behebt Abstürze mit Kerberos/Fedora und führt erweiterten WebDAV-Support für Fastmail und Mailbox.org ein.
- In Gnome Software wurde eine Absturzursache beim Installieren von Flatpak-Anwendungen behoben.
Die vollständigen Änderungen, auch die einzelnen Anwendungen betreffend, findet sich in den Patchnotes zum 46.1 Release.