Logitech MK950 im Test: Wer keine Ahnung von PCs hat, kauft dieses Office-Set

Max Doll
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Logitech MK950 im Test: Wer keine Ahnung von PCs hat, kauft dieses Office-Set

Logitechs Signature-Set MK950 soll eine kabellose Premiumlösung für das Büro sein. Besonderen Wert legt der Hersteller auf geringe Geräuschemissionen. Als Arbeitstier kann das schlicht gestaltete Set dank einiger Extras überzeugen – sofern man keine Ahnung von PCs hat, denn diese Zielgruppe wird gezielt an die Hand genommen.

Tastatur im Detail

Den Tastatur-Part des rund 120 Euro teuren MK950 stellt die in Grauweiß oder Graphit erhältliche K950-Tastatur, die einzeln für rund 90 Euro angeboten wird. Sie nutzt vor allem in Notebooks gängige, weil besonders flache, im einfachen Pad-Printing-Verfahren beschriftete Scissor-Tasten im Chiclet-Design und kann über Bluetooth Low Energy in Version 5.1 mit bis zu drei Geräten gekoppelt werden.

Alternativ kann Logitechs Bolt-Universalempfänger genutzt werden, der dem Lieferumfang beiliegt. Auf eine Kabelverbindung wird verzichtet. Maximal soll die Reichweite der Tastatur 10 m betragen und die Laufzeit über zwei AAA-Batterien 36 Monate, wenngleich unbestimmt „in Abhängigkeit von Nutzungs- und Umgebungsbedingungen“.

Auf den Tasten sind zudem Funktionen für Windows, macOS und ChromeOS hinterlegt. Dazu kommen FN-Funktionen für Emojis, von denen Logitech nicht lassen kann, eine Diktierfunktion, App-Umschalter oder Bildschirmhelligkeit. FN+Esc schaltet dabei dauerhaft zwischen den Ebenen um. Außerdem rückt der Hersteller „Einfügen“ in die FN-Ebene, als primäre Tastenfunktion wird der Wechsel zwischen Tastatur-Layouts einprogrammiert.

Status-LEDs gibt es nur für Capslock, den Ladezustand und die drei Tasten zum Wechseln der Verbindung. Eine Neubelegung der doppelt belegten Zusatztasten und der Maus ist mit der Options-Software möglich, die es nur für nacOS und Windows gibt. iOS, iPadOS, Linux, Android und ChromeOS müssen ohne auskommen.

Maus im Detail

Zeigerbewegungen übermittelt die neue M750-Maus mit sechs Tasten. Sie ist der äußerlich unveränderte Nachfolger der M650. Laut Datenblatt besitzt sie nun einen dpi-Umschalter. Darüber hinaus hat sich die Abtastrate des Sensors von 2.000 auf 4.000 dpi verdoppelt, minimal sind 400 dpi möglich. Als „Nennwert“ für den Sensor werden jedoch weiterhin 1.000 dpi genannt. Es wird sich demnach um eine Software-Änderung handeln. Die Funkreichweite des Eingabegeräts beziffert Logitech auf 10 m, die Laufzeit auf maximal 24 Monate mit einer AA-Batterie.

Verpackt wird das in einem symmetrischen Rechtshänder-Gehäuse (Daumentasten links) mit gummierten Griffflächen, bei dem an der Unterseite zwischen bis zu drei Geräten umgeschaltet werden kann. Kompakte Abmessungen (108 × 61 × 39 mm) treffen dabei auf ein relativ hohes Gewicht von knapp über 100 g. Auffällig ist die „Clickyness“: Logitech verwendet bei der M750 nun leise klickende Tasten. Das Scrollrad ändert zudem die Scrollgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Drehgeschwindigkeit.

Im Alltag: Leise & flach

Beide Eingabegeräte erweisen sich als leise Bürobegleiter. Bei der Tastatur wäre alles andere eine Überraschung gewesen, denn Tastentechnik und flache Bauweise sind das klassische Rezept für leises Tippen. Der Nager übertrifft die Erwartungen: Die Primärtasten der Maus lassen sich selbst in absoluter Stille kaum wahrnehmen, die Seitentasten sind nur minimal lauter. Lediglich der dpi-Schalter klickt hell und hörbar. Schallgedämpfte Tasten klicken dabei spürbar weicher, aber immer noch taktil.

Logitech K950

Handhabung

Durch die geringe Höhe lässt sich auch ohne Handballenauflage ergonomisch mit der K950 arbeiten. Durch ihre kompakte Form bleibt die M750 gut dirigierbar. Zwei Finger bleiben aufgrund des symmetrischen Körpers auf dem Untergrund hängen, das vergleichsweise hohe Gewicht fällt zudem auf. Deutlich bemerkbar machen sich die Low-Energy-Eigenschaften und die günstige Sensorik. Mit höherer Latenz und Abfragerate sowie der relativ geringen Auflösung geht der M750 die letzte Präzision ab. Das summiert sich. Zwischen ihr und einer G Pro Superlight am anderen Ende des technischen Spektrums liegt eine kleine Welt, die versierten Anwendern mit Vergleichsmöglichkeiten deutlich auffällt.

Flache Tasten im Chiclet-Design versprechen leises Tippen
Flache Tasten im Chiclet-Design versprechen leises Tippen

Als Zielgruppe schält sich so eher ein anspruchsloser Büromitarbeiter heraus, was insbesondere auch die Präsentation verdeutlicht: Statt von dpi wird in Laiensprache einfach von Zeigergeschwindigkeit geredet. Ein solcher Büromitarbeiter freut sich über das ebenso leise, nur minimal gerasterte Scrollrad. Ganz freigestellt wie bei einer MX Anywhere 3 ist es nicht, fühlt sich bei schneller Bewegung aber fast so an. Derart beschleunigt kommt das Scrollen genug in Schwung, um bei längeren Dokumenten oder Artikeln mit ein wenig Übung zügig die Stelle zu wechseln.

Mit der Tastatur lässt sich ebenso ordentlich arbeiten. Durch die vergrößerte, dadurch leichter zu erreichende Esc-Taste muss jedoch eine zusammengeschobene F-Reihe in Kauf genommen werden. Eine blinde Nutzung wird so erschwert. Doppelbelegungen sind recht sinnvoll, wenn der wenig versierte Anwender im Hinterkopf bleibt.

Software

Alle anderen haben von den Zusatzfunktionen einen geringen Nutzen. Die Suche z. B. findet sich unter Windows ohnehin im Startmenü und kann via Windows-Taste schneller als per Suchen-Taste über dem Nummernblock aufgerufen werden. Statt der Screenshot-Taste liefert die Kombination Win+Shift+S bequemer ein schnelleres Ergebnis. Kurz: Wer sich auskennt, hat sogar eher Nach- als Vorteile. Warum sich zudem die Lautstärke über eine Taste direkt erhöhen lässt, Stumm und Leiser aber eine Tastenverknüpfung erfordern, erschließt sich nicht. FN- und Standardebene können über FN+Esc getauscht und via Software neu belegt werden.

Logitech benennt Grundfunktionen sehr einfach
Logitech benennt Grundfunktionen sehr einfach
Tasten können vielfältig neu belegt werden
Tasten können vielfältig neu belegt werden
Smart Actions sind im Prinzip Makros
Smart Actions sind im Prinzip Makros

Logitech verspricht jedoch noch mehr als das, nämlich die Kombination von „Arbeit und Privatleben“, um im Zusammenspiel aus Hard- und Software „mehr zu tun, als Sie sich jemals erträumt haben“. Gemeint ist damit die „Smart-Actions-Funktion“, was wiederum lediglich ein schöner Begriff für klassische Makros ist, die völlig unnötig hinter einer Registrierung bei Logitech versteckt werden – ohne bleibt der Zugang zu dieser Funktion verwehrt. Der Grund dafür wird mit Blick auf die Hardware ein wenig klarer. Da die Tastatur keinen integrierten Speicher besitzt, ist dies der einzige Weg, Einstellungen zwischen Geräten zu synchronisieren. Unnötig und lästig bleibt der Kontozwang trotzdem.

Mehr tun als in seinen Träumen, das heißt hier zudem laut den Vorschlägen von Logitech, sich über Arbeit lustig zu machen. Funktionen wie „Netflix-Pause“, „Pause für soziale Medien“, „KI-Antwort auf eine Nachricht“, die ChatGPT nach einer Antwort auf eine Nachricht fragt, oder im „Arbeitsmodus“ alle Office-Apps auf einmal in den Vordergrund zu rücken, bieten kaum Mehrwert. Im Gegenteil: Sie scheinen das Konzept von „Arbeit“ als produktives Schaffen zynisch auf die Schippe zu nehmen.

Der praktische Nutzen? Fraglich und sicher nichts, was sich ein einigermaßen versierter Anwender erträumt oder nicht mit einer anderen Tastatur auch und ohne Registrierung umsetzen könnte. Die einzige Gruppe, die daraus Vorteile zieht, sind am Ende die Nutzer, die auf dem Desktop lange nach Icons suchen, in Windows-Umgebungen noch unsicher unterwegs sind und sich im „Neuland“ nur schwer zurechtfinden.

Fazit

Für aktuell rund 100 Euro gibt das MK950-Set eine ordentliche Figur ab. Es ist ergonomisch-flach, verspricht lange Laufzeiten und bleibt extrem leise. Kritisieren lässt sich neben der simplen Maussensorik lediglich die Tastenbeschriftung: In Relation zum Preis der Tastatur, die mit einem Einzelpreis von rund 90 Euro den größten Teil des Bundles ausmacht, passt das Verfahren nur bedingt.

Dabei muss man klar festhalten, dass die Zielgruppe eine ganz andere ist, als die der sonst auf ComputerBase getesteten Peripherie. Es geht dem Set nicht um versierte Enthusiasten, sondern um die Anwender, die mit „dieser Technik“ ein wenig auf Kriegsfuß stehen und sich nicht blind im Betriebssystem orientieren können: Wer wenig oder keine Ahnung von Computern hat, kauft das MK950 und ist damit nicht schlecht bedient.

Das M950 ist ein leises Office-Set mit Stützrädern für unsichere Anwender
Das M950 ist ein leises Office-Set mit Stützrädern für unsichere Anwender

Denn auch wenn Logitechs hochtrabende Versprechungen reine Traumtänzerei sind: Diese Gruppe profitiert unter Umständen von den Zusatzoptionen, die Tastatur und Software anbieten. Die klare, sehr untechnische Bezeichnung von Funktionen hat ebenfalls diese Zielgruppe im Blick.

Sauer stößt hier vor allem der Kontozwang für die Smart-Action-Makrofunktion auf, die sich rein funktional nicht rechtfertigen lässt. Insgesamt erfüllt das Set jedoch seinen Zweck – wenn man weiß, für wen.

Logitech MK950
Produktgruppe Tastaturen, 26.04.2024
  • Sehr leise
  • Zusatzfunktionen für Zielgruppe sinnvoll
  • Ergonomisches Design
  • Lange Laufzeiten
  • Maus-Sensorik technisch einfach
  • Kontozwang für „Smart Actions“

ComputerBase hat das MK950 von Logitech leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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