Nach Ubisofts AAAA-Vorstoß: The Witcher 4 wird AAAAA-Spiel, scherzt CD Projekt
Nachdem Ubisofts CEO Yves Guillemot das Vollpreis-Servicespiel Skull and Bones in die eigens neugeschaffene Pseudo-Qualitätskategorie „AAAA“ eingeordnet hat, lanciert CD Projekt jetzt ein fünftes „A“: Zukünftige Spiele des polnischen Publishers werden „AAAAA“-Projekte sein, versichert die Investoren-Abteilung amüsiert.
AAAAbsurde Klassifizierungsmanie
Es war für Gaming-Journalisten und Spieler selbst ein Quell ergiebiger Freude, als Ubisofts CEO Yves Guillemot zu einem Neologismus griff, um Skull and Bones 70-Euro-Vollpreis in einer Konferenz gegenüber Investoren zu rechtfertigen: Das Live-Service-Piratenspiel sei keinesfalls ein Grind-lastiges AA-Projekt mit Free-to-Play-Qualitäten, wie es spätere Tests und Rezensionen nahelegen sollten, sondern ein vollwertiges Premium-Produkt, das hinsichtlich Maßstab und Qualität sogar noch oberhalb etablierter AAA-Titel läge, lautete die kurzfristig anberaumte Botschaft.
Guillemot bescherte dem Piratenabenteuer nicht zuletzt über diesen mutmaßlich unüberlegten Kommentar einen Stapellauf in stürmische Fahrwasser. Es folgte ein kurzlebiger Katastrophentourismus, finanziell ist das Spiel aber schon jetzt ein Schiffbruch – trotz Mikrotransaktionen im Vollpreisspiel.
Ein inhaltsloser AAAA-Begriff
Insofern stand unweigerlich die Frage im Raum: AAAA, was soll das sein? Immer wieder wird der ursprünglich zur Klassifizierung von Videospielen anhand von Entwicklungs- und Werbebudget sowie Entwicklerzahl und Zielgruppe konzipierte Begriff AAA auch bemüht, um wertende Aussagen über die vermeintliche Qualität eines Videospiels zu transportieren. Versierte Spieler allerdings haben längst verstanden, dass das Budget allein über die letztlichen Wertungen eines Spiels keine notwendige Aussage treffen muss und die AAAA-Kategorie in einem System, wo AAA definitionsgemäß schon für den größten Maßstab steht, jegliche Bedeutung vermisst.
Für CD Projekt eine Steilvorlage
In der Gaming-Branche ist diese Erkenntnis nicht neu, sodass augenscheinlich auch Publisher und Entwickler auf Ubisofts AAAA-Vorstoß mit Heiterkeit reagieren. Schon während einer Konferenz mit Investoren am 29. März fiel im Nachgespräch die erst jetzt medial aufgegriffene und von CD Projekts eigenem Finanzvorstand Piotr Nielubowicz durchaus scherzhaft formulierte Frage nach CD Projekts Selbstverständnis als AAA-Publisher, wo die Konkurrenz doch bereits in höheren AAAA-Sphären agiere. Karolina Gnaś, im Unternehmen verantwortlich für Investoren, antwortete auf die Vorlage amüsiert: Zukünftige Entwicklungen von CD Projekt Red „werden AAAAA“.
Mit dem Schüren letztlich zu hoher Erwartungen und überbordenden Versprechen hat freilich auch CD Projekt Red reichlich Erfahrung, wie Cyberpunks miserabler Release-Zustand als Mahnmal erinnern lässt. Häme steht insofern auf dünnem Eis.
Das nächste The Witcher wird „AAAAA“
Gemeint war in diesem Kontext allerdings insbesondere Project Polaris, gemeinhin bezeichnet als „The Witcher 4“. Am nächsten Spiel im Hexer-Universum arbeiten bei CD Projekt Red inzwischen über 400 Entwickler, noch ist der Titel allerdings in der Pre-production. Jüngst hatte CD Projekt bekanntgegeben, Project Polaris sei „definitiv kein The Witcher 3 mit neuem Anstrich“. Das ambitionierte Spiel werde zwar auf dem Fundament dessen errichtet, was der Entwickler bisher veröffentlicht habe, aber es werde viele neue Gameplay-Mechaniken und „bahnbrechende Neuheiten“ geben.
Mikrotransaktionen allerdings sind damit nicht gemeint, diese hätten in einem Einzelspieler-Titel keinen Platz, so CD Projekt. Ein Unterscheidungsmerkmal zwischen AAAA- und AAAAA-Spielen ist damit gegeben.