Von Kupfer- zum Glasfasernetz: Vorteile für Telekom durch taktisches Abschalten der Kupfernetze

Andreas Frischholz
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Von Kupfer- zum Glasfasernetz: Vorteile für Telekom durch taktisches Abschalten der Kupfernetze
Bild: planet_fox

Wenn Glasfasernetze entstehen, werden die Kupfernetze überflüssig. Die Frage ist nur, wie man beim Abschalten der alten Infrastruktur vorgehen soll. Der Breko fordert politische Regelungen, andernfalls könnte die Telekom die Kupfernetze so abschalten, dass man sich Vorteile gegenüber den Wettbewerbern verschafft.

Bewusst die dominante Position im Markt zu missbrauchen, wirft der Provider-Verband Breko der Telekom bereits im Streit um den strategischen Überbau konkurrierender Glasfaserprojekte vor. Beim Abschalten der Kupfernetze befürchtet man nun ein ähnliches Vorgehen. „Die Telekom darf keine Gelegenheit bekommen, die Abschaltung ihres Kupfernetzes strategisch zu nutzen und damit dem Wettbewerb im Glasfaserausbau zu schaden“, sagt Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Die Befürchtung lautet im Kern:

  • Wo Wettbewerber ausbauen, lässt die Telekom das Kupfernetz bestehen. So existiert eine alternative Infrastruktur vor Ort, die den Konkurrenzkampf erschwert.
  • Wo die Telekom ausbaut, schaltet sie das Kupfernetz schnell ab, damit Kunden migrieren müssen. Für die Telekom ist das so effizienter, weil man das eigene Glasfasernetz schneller auslastet und keine Infrastruktur parallel betreibt.

Die Telekom könnte sich also einen Vorteil verschaffen, wenn sie abhängig von der Wettbewerbslage vor Ort entscheidet, ob sie Kupfernetze abschaltet. Um das zu verhindern, sieht der Breko die Bundesnetzagentur in der Pflicht. Die Regulierungsbehörde soll die Abschaltung des Kupfernetzes in den Regionen, in denen die Telekom selbst Glasfaser verlegt hat, nur dann genehmigen, wenn das Kupfernetz auch in Gebieten abgeschaltet wird, die durch Wettbewerber vergleichbar gut mit Glasfaser versorgt sind. Es soll also ein einheitlicher Standard geschaffen werden.

Bis dato eröffnet die Telekom selbst die Verfahren, um ein Kupfernetz abzuschalten. Der Konzern muss einen Antrag bei der Bundesnetzagentur mindestens ein Jahr im Voraus stellen. In dieser Zeit wird geprüft, unter welchen Bedingungen die Migration von Kupfer aus Glasfaser erfolgt. Das betrifft unter anderem die Vorleistungsprodukte, die alternative Internet-Provider erwerben, um einen Anschluss über das Netz der Telekom zu schalten. Bei den Beschlüssen hat die Bundesnetzagentur zwar Ermessensspielraum, zur Abschaltung eines bestimmten Kupfernetzes zwingen kann die Behörde die Telekom aber nicht.

Glasfaser ist klimaschonender als das Kupfernetz

Um das Abschalten der Kupfernetze einheitlich zu regeln, gibt es laut einem Rechtsgutachten, das im Auftrag des Breko erstellt wurde, mehrere Wege. Möglich wären etwa rechtliche Vorgaben per Gesetz. Man könnte aber auch ein Anreizmodell nutzen, bei dem das Abschalten eines Kupfernetzes mit einer verschärften Regulierung in Regionen einhergeht, in denen die Wettbewerber die Glasfaserinfrastruktur betreiben.

Dass der Umstieg von Kupfer- auf Glasfasernetze wettbewerbskonform erfolgt, würde den Ausbau erleichtern. „Die sukzessive Abschaltung des Kupfernetzes in einzelnen Gebieten auf Basis objektiver Kriterien wäre ein Investitionsanreiz für alle Glasfaser ausbauenden Unternehmen, da sie mit einer hohen Auslastung ihrer Glasfasernetze rechnen können, sobald ein Gebiet annähernd flächendeckend versorgt ist“, so der Breko.

Ohnehin beschreibt es der Breko als nachhaltiger und wirtschaftlicher, die Kupfernetze rasch abzuschalten. Ein Parallelbetrieb verursache unnötige Kosten. Und generell benötige die Glasfaserinfrastruktur weniger Energie, ist also auch umweltfreundlicher.