Akko Mod 007B HE im Test: Massive Materialschlacht hat eindeutige Vorteile

Max Doll
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Akko Mod 007B HE im Test: Massive Materialschlacht hat eindeutige Vorteile
Bild: Akko

2 kg für eine Kompakttastatur sind eine Ansage: Akko schöpft bei der Mod 007 HE aus dem Vollen. Maximal gebaut ist nicht nur das Gehäuse: Der Ansatz schließt einstellbare Next-Gen-Taster und selbst die Software ein. Die brachiale Materialschlacht erzielt einen beachtlichen Effekt.

Mod 007 HE im Überblick

Bis auf „Drucken“ und „Menü“ verbaut Akko alle Tasten einer Tenkeyless-Tastatur, ordnet sie aber kompakter an. Ergänzt wird darüber hinaus ein Drehregler, der sowohl die Audio-Lautstärke als auch die Helligkeit der Tastaturbeleuchtung ändern kann. Das mittlerweile verbreitete Layout trifft den aktuell besten Mix aus möglichst schmaler Form und möglichst geringem (Tasten-)Verzicht, was den Umstieg ins Kompaktsegment erleichtert.

Rahmendaten der Mod 007 entsprechen der Preisklasse. Bluetooth 5 (125 Hz Polling Rate), 2,4-GHz-Funk und USB-C-Kabel (1.000 Hz) übertragen Daten, ein 3.600-mAh-Akku spendet Strom. Darüber hinaus gibt es einen Mac-Modus für die Nutzung mit Apple-Produkten. Doppelfunktionen für Mediensteuerung, Grundfunktionen der Tastatur und Systemfunktionen liegen auf der FN-Ebene, sind aber auf den Tasten nicht hinterlegt – die FN-Ebene kann weitgehend frei belegt werden, Beschriftungen würden dann hinfällig.

Was Akko aus der Masse hebt und neben den Tastern den Preis von rund 240 Euro rechtfertigen muss, ist der massive Materialeinsatz. Rund 2 kg Gewicht sind eine Menge, erst recht im Kompaktformat. Dazu kommen zwei Schichten Dämmmaterial, ein zusätzliches Gewicht an der Unterseite und ein auf Gummis gelagertes PCB. Konstruktiv entspricht das dem Stand der Technik im Kaninchenbau der Custom-Szene. Mehr geht aktuell kaum.

Akko Mod 007B HE
Endgame Gear KB65HE
Größe (L × B × H): 33,3 × 14,1 × 4,1 cm 31,5 × 10,8 × 3,7 (4,1) cm
Layout: 81 Keys 68 Keys
Gewicht: 1.969 g 1.050 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: 1,60 m, USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth, Funk ? 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular)
Hub-Funktion:
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: Akko Cream Yellow Magnetic
Analoge Taster
Gateron KS-37B
Analoge Taster
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Zusatztasten: Scrollrad (Helligkeit, Lautstärke)
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück Stumm, Lautstärke
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Office-Funktionen Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 1 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar
Preis: ab 230 € 160 €

Magnettaster

Für die Signalerfassung setzt Akko auf eigene „Cream Yellow Magnetic Switches“, ein Derivat des Kailh Pink Magnetic Switches mit anderer Feder und Schmierung. Sie sind mit einem Widerstand von rund 50 g und einem Hub von 4 mm „mittelschwer“ ausgelegt. Da extrem leichtgängige Taster mit frühem Signalpunkt Spezialisten werden, insbesondere was Zusatzfunktionen der Technik angeht, erscheint die leicht erhöhte Betätigungskraft sinnvoll. Sanftes Eingleiten und ein relativ geringes Spiel des Stempels entsprechen dem Segment. Die Feder hat dem Fingervernehmen nach etwas weniger initialen Widerstand als bei Wooting. In beiden Fällen sind Fehlauslösungen durch versehentliches Eindrücken unwahrscheinlich. Der Vorgang lässt sich gut kontrollieren.

Hot Swap bringt Freiheiten und Einschränkungen

Die Hot-Swap-Funktion bringt überraschende Einschränkungen und Freiheiten mit sich. Hall-Effekt-Taster können nur durch die beiden von Akko angebotenen Varianten getauscht werden, Modelle anderer Hersteller wie Gateron sind inkompatibel. Der Hersteller erklärt dies mit unterschiedlichen Ausrichtungen der Magneten im Stempel der Taster, Polaritäten sowie verschiedenen Arten und Positionen der Hall-Effekt-Sensoren. Hierfür gebe es keine einheitlichen Standards.

Was allerdings funktioniert, ist die Verwendung normaler mechanischer Taster mit 3-Pin-Layout. Sie können einfach auf das PCB gesteckt werden, lediglich der maximale Hub muss anschließend kalibriert werden. Hall-Effekt-Vorteile entfallen dann, allerdings lassen sich so beispielsweise Taster mit Druckpunkt verwenden. Selbst eine Mischbestückung akzeptiert die Mod 007 klaglos, wobei nach dem Wechsel von Tastern in jedem Fall eine Tastenkalibrierung nötig ist, für die jede Taste einmal gedrückt werden muss.

Akko nutzt eigene Hall-Effekt-Taster
Akko nutzt eigene Hall-Effekt-Taster
Der aufwändige Aufbau sorgt für geringe Lautstärke
Der aufwändige Aufbau sorgt für geringe Lautstärke (Bild: Akko)
In die Hot-Swap-Sockel können auch normale mechanische Taster gesetzt werden
In die Hot-Swap-Sockel können auch normale mechanische Taster gesetzt werden

Hall-Effekt kann viel

Softwareseitig bietet Akko fast alles, was geht. Bei den HE-Tastern kann stets der Auslösepunkt frei gewählt werden. Doppelbelegungen einer Taste können über die Aktivierung von zwei Signalpunkten erfolgen, wobei allerdings erst das eine und dann bei tieferem Druck das zweite Signal generiert wird.

Etwas anders agiert „Mod Tap“. Wie bei Wooting unterscheidet die Tastatur zwischen dem Antippen einer Taste und längerem Druck, wobei die Haltedauer feinjustiert werden kann. So ist es möglich, zwischen beiden Funktionen einer Taste zu unterscheiden. Lediglich als Thumbstick können sich Tasten nicht ausgeben. Diese Option ist allerdings ohnehin eher eine Notlösung.

Für schnelle Spiele können außerdem „Rapid Trigger“ aktiviert werden. Ausgelöst wird dann dynamisch. Das Feature überträgt ein Signal, sobald ein Taster eingedrückt wird, und unterbricht die Auslösung sofort, sobald ausgefedert wird. Ein erneutes Auslösen ist zudem jederzeit und ohne komplettes Loslassen einer Taste möglich – sie muss nur wieder um die angegebene Distanz eingedrückt werden. Ein Signal wird so verlässlich exakt dann und nur so lange ausgelöst, wie man dies möchte. In schnellen Shootern sorgt dieses schnelle Ansprechverhalten für eine absolute Unmittelbarkeit von Eingaben.

Tastenkappen sind hochwertig und langlebig beschriftet, aber nicht lichtdurchlässig. Die unter den Tastern platzierten LEDs („South Facing“) leuchten deshalb lediglich das Tastenbett aus und bleiben sehr dezent. Im kabellosen Betrieb werden sie ohnehin zum Laufzeitfresser.

Alltagserfahrungen: Leise und flexibel

Der massive Materialeinsatz bringt nicht nur für das Aussehen und die Haptik etwas, er zielt vor allem auf das „Sounding“. Klanglich macht sich der Aufwand definitiv bezahlt: Auch ohne „Silent-Switches“ ist die Mod 007 eine angenehm ruhige, dezente Tastatur. Nebengeräusche gibt es nicht, mehr als ein dumpfes und leises „Tock“ lässt sich nicht vernehmen. Selbst gegenüber einer ebenfalls vergleichsweise massiven Endgame Gear KB65HE macht das noch einmal einen erheblichen Unterschied aus.

Die Schattenseite dieser Akustik: Aufgrund (sehr kleiner) Griffmulden ist das Anheben der Tastatur ein mühsames Geschäft. Pingende Taster mit Federhall klingen zudem hell und blechern, hier hat die Alu-Hülle weniger deutlich positive Auswirkungen. Was zudem fehlt: Ein Platz für den Funkempfänger.

Akko Mod 007 HE
Der glatte Drehregler lässt sich gut greifen
Der glatte Drehregler lässt sich gut greifen
Auf der Unterseite sitzt eine Aluminiumplatte
Auf der Unterseite sitzt eine Aluminiumplatte

Das Layout von Akko erweist sich als runde Sache, das Legen von „Entfernen“ an eine gut erreichbare Einzelposition ergibt im Alltag Sinn. Tasten können bei Nichtgefallen allerdings nicht so einfach neu programmiert werden. Besser sieht das auf der FN-Ebene aus. Hier müssen nur die Einstellungen der Tastatur selbst an Ort und Stelle bleiben. Alle anderen Doppelfunktionen können verschoben oder ergänzt werden.

Software ist Himmel und Hölle

Damit Hall-Effekt-Taster ihre Stärken ausspielen können, braucht es gute Software. Gleiches gilt für Kompaktlayouts. Akko hat in beiden Punkten aufgepasst und ermöglicht weitreichende Anpassungen, die sinnvolle Vorteile haben. Toll ist zudem die Idee, Einstellungen über einen Clouddienst mit anderen Benutzern teilen zu können.

Eine höllische Note bekommt sie durch die Übersetzung. Der „Cloud Driver“ ist ungelenk und führt schnell in die Irre, viel lässt sich erst durch Experimentieren verstehen. In Teilen liegt dies am Aufbau, vor allem aber an der deutschen Übersetzung, die wirkt, als wäre wörtlich aus dem Englischen übernommen worden.

Eingeschränkte Neubelegungsoptionen auf der Hauptebene sind zudem ein unnötiges Manko. Taster selbst zu konfigurieren, erfordert ebenfalls ein wenig Probieren, bis sich die Funktion dank mäßiger Erklärung erschlossen hat. Dass nur ein Profil zur Wahl steht, stört ein wenig: Lediglich ein individuelles Setting kann konfiguriert werden, daneben bietet Akko drei (per Hotkey wechselbare) Voreinstellungen für Red- und Speed-Taster sowie die Rapid-Trigger-Funktion.

In Teilen wirkt Akkos „Cloud Driver“ wie ein uninspirierter Nachbau der Wooting-Software: Funktional ist sie dicht dran, in der Umsetzung qualitativ aber mindestens eine Liga darunter. Allerdings reicht das noch, um sich deutlich von Mainstream-Produkten abzusetzen, und ist ein Fortschritt seit dem letzten Test einer Akko-Tastatur vor über einem Jahr.

Fazit

Viel hilft Akko viel. Der massive Materialeinsatz ergibt eine akustisch dezente, hochwertige Tastatur mit breitentauglichem, sinnvoll angelegtem Kompaktlayout. Viele Features und die doppelte Flexibilität bei Tastern sind weitere Pluspunkte: Neben einstellbaren Hall-Effekt-Modellen können normale mechanische Modelle eingesetzt werden.

„Massivbauweise“ und Software machen die Mod 007 zu einer exzellenten Tastatur
„Massivbauweise“ und Software machen die Mod 007 zu einer exzellenten Tastatur

Auch die Software überzeugt im Kern durch die angebotenen Funktionen, zumal die Möglichkeiten der Hall-Effekt-Technologie hier weitreichend genutzt werden. Übersetzung und Umsetzung lassen dennoch zu wünschen übrig: Besser als der Mainstream, deutlich hinter dem Klassenprimus, das ist für viel Geld am Ende ein wenig enttäuschend. Der „Cloud Driver“ ist ein Produkt, das man einmal nutzt, um die Tastatur zu konfigurieren, und dann beiseite legt.

Wenn das reicht, macht die materiallastige Umsetzung die Akko allerdings zu einer klanglich und qualitativ überzeugenden Alternative zu einer Wooting 60HE (Test): Dort gibt es „normale“ Lautstärke im Tausch gegen bessere Software, bis im Herbst die Wooting 80HE auch hier einen Schritt verspricht.

Akko Mod 007B HE
30.05.2024
  • Dezente Akustik
  • Flexible Taster(-auswahl)
  • FN-Ebene programmierbar
  • Flexible Anschlussmöglichkeiten
  • Übersetzung / Aufbau Software
  • Belegung Primärfunktion quasi fest
  • Kein Platz für Funkempfänger

ComputerBase hat die Mod 007B HE von Akko leihweise zum Testen erhalten. Eine Vorgabe gab es nicht. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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