PocketBook Era Color im Test: Der Premium-Reader kann jetzt auch Farbe

Michael Schäfer
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PocketBook Era Color im Test: Der Premium-Reader kann jetzt auch Farbe

Mit dem Era Color führt PocketBook die vor rund zwei Jahren vorgestellte Premiumreihe konsequent weiter. Die Basis bildet dabei Bewährtes aus Design und Technik. Das farbige Display kann dank neuer Technologie ebenfalls überzeugen. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte, darunter erneut die wenigen Texteinstellungen.

Design, Verarbeitung und Preis

Wie schon beim InkPad 3 und InkPad 3 Color (Test) greift PocketBook auch beim neuen Era Color auf das Design der Graustufenvariante zurück. Das bedeutet, dass der neue Era Color ebenfalls ein sehr kompakter E-Book-Reader geworden ist, mit dem sich der Schweizer Spezialist für Lesegeräte nun endgültig von seinem bisherigen etwas in die Jahre gekommenen Design verabschiedet. War früher bei den gängigen Lesegeräten auf Basis digitaler Tinte die Technik unter dem Bildschirm untergebracht, wandert die benötigte Elektronik nun an die Seite. Gleiches gilt für die vier Bedientasten. An welche Seite, ist dabei vom Nutzer abhängig, denn auch der Era (Test) kann mit der linken oder rechten Hand gehalten werden – bei einem Handwechsel muss er dann gedreht werden. Das hat in Sachen Komfort allerdings einen gewissen Nachteil: Können herkömmliche Reader mit beiden Händen gehalten werden oder nahtlos von der einen in die andere Hand gleiten, ist dies aufgrund des gegenüber der Elektronik liegenden dünnen Randes nicht mehr möglich.

PocketBook Era Color im Test
PocketBook Era Color im Test

Ob diese Art der Bedienung die Käufer überzeugt, bleibt abzuwarten. Amazon hat seinen ähnlich gestalteten Kindle Oasis inzwischen aus dem Programm genommen. Ein Grund wurde dafür nicht genannt, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Gestaltung und das etwas umständliche Drehen beim Handwechsel etwas mit den schwindenden Absatzzahlen zu tun hatten.

Aufgrund des gleichen Designs dürfte es nicht verwundern, dass das Farb-Display den einzigen wirklichen Unterschied zwischen beiden Geräten darstellt. So ist die Größe mit 134 × 155 mm im Grunde gleichgeblieben. Die um 0,1 auf nun 7,9 mm gestiegene Dicke dürfte der zusätzlichen Farbschicht zuzuordnen sein, auf die später noch genauer eingegangen wird. Ebenso dürfte das Mehrgewicht von 7 g zu verschmerzen sein.

Preislich im gleichen Rahmen

Im Gegensatz zum normalen Era bietet PocketBook die Color-Variante bislang nur mit einer Speichergröße an. Für die gebotenen 32 GB müssen Nutzer 259 Euro über die (virtuelle) Ladentheke reichen, für die Version mit reinen Graustufen verlangt der Hersteller dagegen einen Einstiegspreis von 199 Euro bei 16 GB. Für einen Speicherausbau auf 64 GB werden immer noch günstigere 239 Euro fällig. Damit liegt der Preis des Era Color im Vergleich auf einem ähnlichen Niveau. Aufgrund des Wasserschutzes nach IPX8 muss allerdings auf eine Speichererweiterung mittels Speicherkarten verzichtet werden. Dafür soll der Reader 60 Minuten in einer Wassertiefe von 2 m unbeschadet überstehen.

Die geriffelte Rückseite des PocketBook Era Color sorgt für eine gute Griffigkeit
Die geriffelte Rückseite des PocketBook Era Color sorgt für eine gute Griffigkeit

Keine Überraschungen erwarten den Käufer bei der Verarbeitungsqualität. Sie ist wie gewohnt sehr gut, durch die dünnen und gleichmäßigen Spaltmaße wirkt der E-Book-Reader wie aus einem Guss. Die Kombination aus Metallrahmen und Kunststoffrückseite lässt ihn sehr robust erscheinen. Letztere ist zudem wie gewohnt leicht geriffelt, sodass auch im nassen Zustand ein guter Halt gewährleistet ist und der Era Color nicht so leicht aus der Hand rutschen kann – obschon eine gummierte Oberfläche hier noch mehr bewirken könnte.

Die bereits erwähnten hochkant neben dem Display angebrachten Bedientasten, von denen die oberste schon seit einigen Reader-Ausgaben den Einschaltknopf beherbergt, lassen sich wie gewohnt mit eigenen Funktionen belegen und bieten mit soliden Druckpunkten eine gute Nutzbarkeit. Nach außen leicht schräg angehoben und mit einer leichten Wölbung in der Mitte versehen, lassen sie sich ebenso leicht ertasten.

Zur Ausstattung des Era Color gehört obendrein ein kleiner Mono-Lautsprecher, der an der kurzen Kante angebracht ist und auf den im Verlauf des Tests noch näher eingegangen wird.

Der integrierte Lautspreche des Era Color eignet sich durchaus für Hörbücher
Der integrierte Lautspreche des Era Color eignet sich durchaus für Hörbücher

Seitlich befindet sich ebenso wie beim kleinen Bruder und erneut etwas ungünstig positioniert der USB-C-Anschluss, mit dem der Stromspeicher geladen und ein optionaler Adapter von USB-C auf Klinke angeschlossen werden kann. Aufgrund der mittigen Position kann der E-Book-Reader beim Ladevorgang jedoch nur umständlich genutzt werden, da ein bequemes Halten in dieser Situation nicht gegeben ist.

Der USB-C-Anschluss des Era Color
Der USB-C-Anschluss des Era Color

Mit der optional erhältlichen Hülle lässt sich der Era Color nicht nur gut schützen, sondern auch kabellos aufladen – vorausgesetzt, die entsprechende Ladeschale ist mit Qi V1.2 ausgestattet.

Technische Eckdaten im Überblick

PocketBook Era Color PocketBook Era Amazon Kindle Oasis 3 PocketBook InkPad Color 3 PocketBook Verse PocketBook Verse Pro
Betriebssystem: proprietäres Betriebssystem Linux proprietäres Betriebssystem
Display: 7,00 Zoll
1.264 × 1.680, 300 ppi
E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet
Farbdarstellung, 4.096 Farben
632 × 840, 150 ppi
7,00 Zoll
1.264 × 1.680, 300 ppi
E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet
7,00 Zoll
1.264 × 1.680, 300 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
7,80 Zoll
1.404 × 1.872, 300 ppi
E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet
Farbdarstellung, 4.096 Farben
6,00 Zoll
758 × 1.024, 212 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
6,00 Zoll
1.072 × 1.448, 300 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
Blaulichtfilter: Ja
Helligkeitssensor: Helligkeitssensor?
Bedienung: Physische Tasten, Touch
SoC: 1,0 GHz, 4 Kern/e 1,0 GHz, 2 Kern/e 1,0 GHz, 1 Kern/e 1,8 GHz, 4 Kern/e 1,0 GHz, 2 Kern/e
RAM: 1.024 MB ? 1.024 MB 512 MB
Interner Speicher: 32 GB
(? verfügbar)
16 GB
(12,0 GB verfügbar)
Variante
64 GB
(60,0 GB verfügbar)
8 GB
(? verfügbar)
Variante
32 GB
(26,9 GB verfügbar)
32 GB
(28,0 GB verfügbar)
8 GB, erweiterbar
(7,1 GB verfügbar)
16 GB
(15,0 GB verfügbar)
Konnektivität: USB Typ C
802.11 a/b/g/n/ac
Micro-USB 2.0
802.11 b/g/n
USB 2.0 Typ C
802.11 b/g/n
USB Typ C
802.11 b/g/n
USB 2.0 Typ C
802.11 b/g/n
Bluetooth: Ja Ja
Mobilfunk:
Variante
4G
Größe (B×H×T): 134,0 × 155,0 × 7,9 mm 134,3 × 155,0 × 7,8 mm 141,0 × 159,0 × 8,4 mm 134,0 × 189,0 × 7,9 mm 108,0 × 156,0 × 7,0 mm 108,0 × 156,0 × 70,0 mm
Gewicht: 235 g 228 g 188 g 267 g 180 g
Schutzart: IPX8 IPX8
Akku: 1.700 mAh ? 2.900 mAh 1.500 mAh
Kabellose Laden: Nein Ja? Nein
Textformate: ACSM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT DOC, DOCX, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, TXT CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT
DRM-Formate: Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care Kindle (AZW) Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care
Audio-Formate: MP3, WAV, OGG, M4B Audible Hörbücher MP3, OGG, M4B
Vorlesefunktion: Text-To-Speech
Preis: 259 € 199 € / 239 € 229,99 € / ab 320 € / 259,99 € ab 283 € 129 € ab 155 €

Das neue Farbdisplay im Detail

Grundsätzlich hat sich in Sachen Display beim Era Color gegenüber der Graustufenvariante oberflächlich zunächst nichts geändert. Es misst nach wie vor 7 Zoll und löst mit 1.264 × 1.680 Bildpunkten auf, was einer Pixeldichte von 300 ppi entspricht. Die Unterschiede finden sich erst bei genauerer Betrachtung der verwendeten Technik. Während der Schweizer Hersteller beim „normalen“ Era nur auf Carta 1200 von E-Ink setzt, kommt beim Era Color zusätzlich Kaleido 3, ebenfalls vom Spezialisten für digitale Tinte, für die Farbdarstellung zum Einsatz. Mit dieser ist der E-Book-Reader in der Lage, bis zu 4.096 Farben darstellen zu können.

Auch die Darstellung von farbigen Texten ist gut, wenn auch nicht so gut wie bei den Graustufen
Auch die Darstellung von farbigen Texten ist gut, wenn auch nicht so gut wie bei den Graustufen

Im Gegensatz zur aktuellen Gallery-3-Technologie von E-Ink, die eher für größere Displays entwickelt wurde und nativ bis zu 50.000 Farben erzeugen kann, muss bei Kaleido 3 noch auf eine zusätzliche Farbschicht zurückgegriffen werden. Dazu wird das sogenannte „Color Filter Array“ über die Graustufeneinheit gelegt, was allerdings zwei Nachteile mit sich führt: Zum einen sorgen die beiden Schichten insgesamt für eine sichtbar dunklere Darstellung, womit auch der Kontrast etwas abnimmt und der E-Book-Reader eine höhere Helligkeit benötigt. Zum anderen müssen sich nach wie vor vier Graustufenpixel eines der nicht normal in waagerechten Streifen, sondern diagonal angeordneten Subpixel teilen. Das sorgt über das Hinzufügen von Cyan, Magenta und Gelb für die Farbe, aber auch für einen leicht gesprenkelt anmutenden Hintergrund. Da E-Ink bei Kaleido 3 den Abstand zwischen der Carta-1200-Schicht mit ihren Graustufen und dem CFA gegenüber der Vorgängergeneration verringern konnte, sinkt die Auflösung bei Farbinhalten „nur“ noch auf 632 × 840 Pixel beziehungsweise 150 ppi und nicht mehr wie bisher auf 100 ppi. Diese Entwicklung sorgt für eine weitaus gleichmäßigere Darstellung und geringer sichtbare Abstufungen der Kanten bei farbigen Elementen sowie für eine Verringerung der noch beim technischen Vorgänger auftretenden dünnen Linien.

Die Farbdarstellung ist beim Era Color dank Kaleido 3 sehr gut
Die Farbdarstellung ist beim Era Color dank Kaleido 3 sehr gut

Zudem konnte die Farbsättigung um 30 Prozent gesteigert werden, was im direkten Vergleich mit der bisherigen Farbtechnologie sofort erkennbar ist. Somit kann die Darstellung auch beim neuen Era generell überzeugen. Konnte PocketBook schon immer mit einem sehr guten Schriftbild aufwarten, ist dies auch jetzt der Fall. Farbige Schriften wirken mit der neuen Technik feiner, obschon im direkten Vergleich zur normalen Graustufendarstellung die geringere Auflösung mit gröberen Abstufungen bei schrägen Linien immer noch sofort auffällt. In der Praxis kann dem Era allerdings ebenfalls ein gutes Schriftbild mit scharfen und gut lesbaren Texten attestiert werden.

Rückschritt bei der Beleuchtung

In Bezug auf die Helligkeit müssen beim neuen Era jedoch deutliche Einschränkungen hingenommen werden. Kommt die normale Variante dabei auf eine maximale Ausleuchtung von 164 cd/m², müssen Nutzer des Farb-Displays mit 62 cd/m² und folglich mit weniger als der Hälfte vorliebnehmen. Das reicht für ein komfortables Lesen, für das erfahrungsgemäß 30 bis 40 cd/m² veranschlagt werden, mehr als aus. Allerdings fällt auf, dass E-Book-Reader mit E-Inks Kaleido-Technologie generell eine geringe Helligkeit aufweisen. Das legt die Vermutung nahe, dass aufgrund der zusätzlichen Schicht nur kleinere oder eine geringere Anzahl an Leuchtdioden verbaut werden können.

Helligkeitsverteilung des PocketBook Era Color in cd/m²
67 63 62
63 60 61
64 60 60
Durchschnittshelligkeit: 62 cd/m²
Farbtemperatur: 6.700 K

Die Lichtverteilung verläuft dabei relativ gleichmäßig. Die leichten Unterschiede fallen, wenn überhaupt, nur bei den Maximalwerten auf. Auch beim Era Color kann auf Wunsch die Farbtemperatur angepasst werden – dabei sinkt sie von vormals 6.700 auf 2.550 K.

Um den Bildschirm besser schützen zu können, hat PocketBook dessen Oberfläche ebenfalls mit einem zusätzlichen Kratzschutz versehen. So soll der E-Book-Reader selbst eine fordernde Nutzung ohne Probleme überstehen.

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