Fractal Design North XL im Test: Eine wahre Schönheit, doch Holzauge sei wachsam
Mit dem North XL lässt Fractal Design einen größeren Ableger seines überaus beliebten „Holzgehäuses“ North folgen. Im Kern übernimmt der große Bruder alle Merkmale des Gehäuselieblings und optisch geht die Rechnung erneut voll auf. Doch an anderen Stellen ist der (Holz-)Wurm drin.
Fractal Designs großer Wurf
Als das Fractal Design North Ende 2022 das Licht der Welt erblickte, traf es den Zahn der Zeit. Die Gehäuselager waren und sind gespalten wie nie zuvor. Der Gehäusemarkt bewegte sich zunehmend in eine futuristische Richtung und setzte vermehrt auf auffällige Designs und viele Beleuchtungselemente.
Das Fractal Design North brach damit, bot ein gediegenes Design und setzte als Akzent auf eine Front mit Holzpaneelen.
Die skandinavische Optik erinnert dabei stark an Akustikpaneele, die ebenfalls vermehrt ihre Wege an die heimischen vier Wände gefunden haben. Das Design kam schon zur Vorstellung sehr gut an, wie auch die damalige Umfrage mit einem weiten Abstand derjenigen, die von Holz am Gehäuse angetan waren, zeigte.
Mit dem größeren Ableger North XL will Fractal Design an diesen Erfolg anknöpfen und die North-Serie einer noch breiteren Käuferschaft zugänglich machen.
Preise und Verfügbarkeit
Das Gehäuse ist bereits verfügbar. Bei der Farbauswahl stehen Schwarz und Weiß bereit. Außerdem besteht die Möglichkeit, zwischen einer Mesh- und einer Tempered-Glass-Variante zu wählen. Als Preisempfehlung werden für alle Modelle rund 190 Euro ausgerufen. Im Preisvergleich wird der UVP mit Preisen zwischen 161 bis 166 Euro unterboten.
Das Gehäuse im Detail
Das Fractal Design North XL weiß insbesondere durch seine Holzfront sehr zu gefallen. Makel gibt es hier keine zu erkennen. Das Holz weist zwar vereinzelt kleinere Kerben auf, doch sind solche Auffälligkeiten für den Baustoff Holz normal. Raue, scharfe oder gar splittrige Teile konnten nicht ausgemacht werden. Gleiches gilt für das gesamte Gehäuse. Allerdings findet sich an der Front auch ein Mangel: Im Biegeradius der vier Frontecken fallen die Spaltmaße ein wenig aus der Reihe. Zudem liegen Deckel- und Seitenblech nicht bündig auf, sodass ein leichter Versatz entsteht. Das Problem liegt sowohl bei dem zum Test überlassenen North XL als auch bei einem vorliegenden (herkömmlichen) North vor, sodass nicht von einem Einzelfall auszugehen ist. Die übrigen Spaltmaße des Gehäuses zeigen hingegen keinerlei Abweichungen.
Der hinter den Holzpaneelen sitzende Staubfilter kann werkzeuglos zur Reinigung entnommen werden. Apropos Staubfilter: Diese gibt es nur in der Front und unterhalb des Netzteils. Deckel und linkes Seitenteil setzen in der Mesh-Variante auf ein vollflächiges Lochgitter und kommen ohne Staubfilter daher. Dies kommt zwar der Luftzu- und -abfuhr zugute, jedoch fördert es selbst ohne direkt verbaute Lüfter die Verunreinigung des Computerinneren.
Ein weiterer Kritikpunkt: Beide Seitenteile sind nur aus sehr dünnem Blech gefertigt. Die rechte, geschlossene Gehäusewand ist zur Stärkung an den Seiten zwar umgewalzt, jedoch schwingt es, wenn man es in beiden Händen hält, ein wenig mit. Das linke Seitenteil wirkt auf den ersten Blick verwindungssteifer, setzt hierfür im Inneren aber auf einen Rahmen, der leicht klappert. Am Heck kann das Seitenteil darüber hinaus mit kleinster Fingerbewegung im geschlossenen Zustand bewegt werden. Sowohl der klappernde Rahmen als auch die Misere am Heck werden in erster Linie nur Nutzern auffallen, die viel mit dem Gehäuse unterwegs sind oder häufig Hardware austauschen. Es sind jedoch beides Punkte, die beim angestrebten Preissegment nicht passieren dürfen. Gekrönt werden die nach Sparkurs anmutenden Makel von billigen Rändelschrauben, wie sie auch bei Gehäusen, die ein Drittel des North XL kosten, zu finden sind. Wieso Fractal Design hier nicht auf den Klickverschluss der Define-7- oder Meshify-2-Serie gesetzt hat oder zumindest wertigere Rändelschrauben nutzt, ist schleierhaft.
Im Inneren des Fractal Design North XL gibt es abgesehen von den bereits gerügten Rändelschrauben keine weiteren trübenden Eindrücke. Die Materialstärke ist gut und die Nietpunkte wurden sauber gearbeitet. Die vordere Sichtblende kann zur besseren Montage entnommen werden.
Der mittlerweile standardisierte Aufbau versteckt das Netzteil hinter einer Sichtblende, unter der auch die Festplattenschlitten ihren Platz finden. Die beiden Festplattenschlitten können jeweils ein 2,5"- und ein 3,5"-Laufwerk beherbergen und mittels Verschraubungen am Gehäuseboden in ihrer Position verändert werden. Insgesamt sechs gummierte Kabeldurchlässe verbinden die Rückseite mit der Hardware-Kammer. Lage und Größe dieser sind hervorragend. Am Mainboard-Träger befindet sich neben dem Bracket zur Aufnahme von zwei 2,5"-Laufwerken der Lüfter-Hub, der bis zu vier PWM-Signale steuert. Mit reichhaltigen Ausstattungs-Features protzt das Fractal Design XL somit nicht. Das I/O-Panel bietet neben den üblichen Audiobuchsen außerdem einen USB-3.2-Gen-2 und zwei USB-3.0-Anschlüsse. Zumindest hier wurde also kein Sparkurs wie zuletzt beim Fractal Design Pop (Test), bei dem es den USB-C-Port nur als optionales Zubehörteil gibt, gefahren.
Erneut in zwei Varianten und zwei Farben
Wie schon das kleine North kommt das Fractal Design North XL in zwei Varianten. Neben einer linken Seitenwand aus Lochgitter steht außerdem in der TG-Variante (Tempered Glass) ein Seitenteil mit Glaseinsatz zur Wahl. Bei der Farbauswahl werden Schwarz und Weiß geboten, doch gehen damit auch weitere Designakzente einher.
So bietet die schwarze Farbvariante goldene Akzente am I/O-Panel und an den Gehäusefüßen. Die Paneele in der Front setzen zudem auf ein dunkles Walnussholz und das Seitenfenster ist ebenfalls leicht dunkel getönt. Der weiße Ableger setzt hingegen auf silberne Akzente und kommt mit Eichenholz sowie einem Klarglasseitenteil daher.
Einbau und Alltagserfahrungen
Aufgrund der für einen Midi-Tower doch sehr üppigen Größe fällt der Hardware-Einbau merklich unkompliziert aus. Da auch der Deckel werkzeuglos abgenommen werden kann, gelingt sogar das Anschließen der CPU-Stromversorgung ohne lästige Fummelei. Die oberen Lüfter können ebenfalls mühelos gewechselt werden. Der ansonsten einfache Einbau wird jedoch von gleich mehreren Problemen und Makeln torpediert.
Das I/O-Kabel für den Power-Schalter und die Power-LED ist sehr knapp bemessen und musste hinter dem Mainboard-Träger sogar quer verlegt werden, damit es überhaupt bis zum Zielort gelangen konnte. Auch das sonstige Kabelmanagement fällt etwas dürftig aus und wirkt insbesondere für den ausgerufenen Preis nur wenig passend. Im Auslieferungszustand sind sechs Klettkabelbinder angebracht. Hinzu kommen einige Ösen, durch die weitere Kabelbinder gezogen werden können. Hier hat Fractal Design im eigenen Hause ebenfalls bessere Lösungen parat, wie etwa das Define 7 zeigt. Selbst in niedrigeren Preisgefilden finden sich bessere Lösungen des Kabelmanagement. So setzt beispielsweise das NZXT H510 Flow (Test) auf kleine Kabelkanäle, in denen die Kabel sauber verlegt und zusammengehalten werden können. Eine weitere Methode wäre unter anderem der Einsatz einer Blende, die die Kabel zumindest versteckt. Für einen XL-Ableger sind nur 25 mm Platz hinter dem Mainboard-Träger zum Verlegen der Kabel außerdem etwas knapp bemessen.
Ein weiterer Punkt waren die ab Werk verbauten Frontlüfter, die sich, sofern die Computerhardware bereits verbaut wurde, nur unter Umständen wechseln ließen. Ist ein Wechsel angedacht, so sollten sie bereits vorher getauscht werden oder zu einem späteren Zeitpunkt ein sehr kurzer Schraubendreher vorliegen. Zumindest ist genügend Platz vorhanden, dass die Lüfter sowohl vor als auch hinter dem Montageblech verbaut werden können. In letzterem Fall reduziert sich einhergehend die maximale Grafikkartenlänge. Das North XL verfügt ab Werk zudem über keine Möglichkeit, die Grafikkarte vertikal zu montieren.
Belüftungsoptionen
Die Belüftungsmöglichkeiten des Fractal Design North XL fallen überaus opulent aus. Lüfter mit einer Rahmenbreite von 80 bis 180 mm finden in dem großen Gehäuse Platz. Neben den herkömmlichen Lüfterpositionen in Front, Deckel und Heck kann außerdem ein kleiner 80-mm-Ventilator an den (nicht genutzten) unteren Erweiterungsschächten am Heck verschraubt werden. Die Mesh-Variante verfügt als kleine Besonderheit außerdem über ein Bracket, das zwei zusätzliche Lüfter am linken Seitenteil positioniert. Je nach Ausrichtung sinkt dabei jedoch die maximale Höhe des CPU-Kühlers von 185 auf nur noch 155 mm. Auch die maximale Höhe der Grafikkarte wird verringert. Mitsamt Stromsteckern darf sie bei Verwendung des Seiten-Brackets statt 192 mm nur noch 162 mm in die Höhe ragen.
Die Radiatorenmöglichkeiten fallen ebenfalls üppig aus. In der Front kann maximal ein 420-mm-Wärmetauscher verstaut werden. Hier besteht außerdem die Möglichkeit, einen Push-Pull-Aufbau umzusetzen. Im Deckel kann maximal ein 360-mm-Radiator verbaut werden. Bei Verwendung eines 420-mm-Modells in der Front kann es je nach Tiefe des Gespanns jedoch möglich sein, dass im Deckel nur noch ein 240- oder 280-mm-Modell unterkommen kann.
Unterschiede von North und North XL
Der Größenunterschied zwischen North und North XL fällt für eine XL-Variante noch verhältnismäßig klein aus. Als waschechter Big Tower geht das North XL mit einem Volumen von etwas mehr als 61 l keinesfalls durch. Ungeachtet dessen übernimmt der geräumige Midi-Tower beinahe sämtliche Merkmale seines kleinen Bruders, sodass die Unterschiede nur sehr marginal ausfallen.
In erster Linie beschränken sich die Unterschiede auf mit der Größe einhergehende Faktoren: mehr bzw. größere Lüfter, zusätzliche Kabeldurchlässe und die Möglichkeit, E-ATX-Mainboards zu verbauen. Der einzig wirkliche Unterschied stößt zugleich sauer auf: Im North XL lassen sich weniger Festplatten verstauen als im kleinen North.
Bot das North zuvor noch die Möglichkeit, drei Festplattenschlitten zu verbauen, schrumpft die Anzahl beim größeren Ableger auf nur noch zwei. Zwar waren schon beim kleinen North lediglich zwei Schlitten im Lieferumfang inkludiert und der dritte somit optional, doch ist die Rationalisierung gerade bei einem XL-Ableger äußerst fragwürdig.
Fractal Design North XL | Fractal Design North | |
---|---|---|
Mainboard-Format: | E-ATX, ATX, Micro-ATX, Mini-ITX | ATX, Micro-ATX, Mini-ITX |
Chassis (L × B × H): | 503 × 240 × 509 mm (61,45 Liter) Variante 503 × 240 × 509 mm (61,45 Liter) Seitenfenster |
447 × 215 × 469 mm (45,07 Liter) Variante 447 × 215 × 469 mm (45,07 Liter) Seitenfenster |
Material: | Kunststoff, Stahl, Holz Variante Kunststoff, Stahl, Glas, Holz |
Kunststoff, Stahl, Holz Variante Kunststoff, Stahl, Glas, Holz |
Nettogewicht: | 9,70 kg Variante 9,50 kg |
7,60 kg Variante 7,70 kg |
I/O-Ports / Sonstiges: | 1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio | |
Einschübe: | 2 × 3,5"/2,5" (intern) 2 × 2,5" (intern) vollmodulare Laufwerkskäfige |
3 × 3,5"/2,5" (intern) 2 × 2,5" (intern) vollmodulare Laufwerkskäfige |
Erweiterungsslots: | 7 | |
Lüfter: | Front: 3 × 140 mm oder 3 × 120 mm (3 × 140 mm inklusive) Heck: 1 × 140/120 mm Deckel: 2 × 180/140 mm oder 3 × 120 mm (optional) Seitenteil links: 2 × 140/120 mm (optional) Variante Front: 3 × 140 mm oder 3 × 120 mm (3 × 140 mm inklusive) Heck: 1 × 140/120 mm Deckel: 2 × 180/140 mm oder 3 × 120 mm (optional) |
Front: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (2 × 140 mm inklusive) Heck: 1 × 120 mm Deckel: 2 × 140/120 mm (optional) Seitenteil links: 2 × 140/120 mm (optional) Variante Front: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (2 × 140 mm inklusive) Heck: 1 × 120 mm Deckel: 2 × 140/120 mm (optional) |
Staubfilter: | Front, Netzteil | |
Kompatibilität: | CPU-Kühler: 185 mm GPU: 380 mm – 413 mm Netzteil: 290 mm |
CPU-Kühler: 170 mm GPU: 355 mm – 380 mm Netzteil: 255 mm |
Preis: | ab 180 € / ab 189 € | ab 147 € / ab 155 € |