Ghost of Tsushima im Test: Spielkritik und Fazit

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Update Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Ghost of Tsushima?

Das Samurai-Abenteuer Ghost of Tsushima kam aus dem Nichts und trifft ins Schwarze. Das liegt daran, dass Entwickler Sucker Punch das Gewöhnliche zielstrebig ungewöhnlich macht.

Ein malerisches Setting

Den Anfang macht schon das Setting: Die japanische Insel Tsushima muss vor dem Hintergrund der Mongoleninvasion des Jahres 1274 durch Neu-Samurai Jin Sakai verteidigt werden. Das Eintauchen in die Geschichte einer fremden Kultur mit anderen Werten bringt Frische in das Genre. Auch die Darstellung passt dazu: Japan sieht buchstäblich malerisch aus, was den Reiz des Fremden verstärkt. Schon das Durchstreifen der Welt wird durch permanente Panoramen unterschiedlichster Art attraktiv – schon allein der Anblick einer blühenden Wiese vor sanfter Musik sorgt in Ghost of Tsushima für eine gewisse Tiefenentspannung.

Eine Chance seine Landsleute wie anbefohlen zu verteidigen und vor den überlegenen Mongolen zu schützen, hat Sakai allerdings nur, wenn er sich von den Traditionen der Samurai löst und jedes Mittel einsetzt. Der packende Konflikt zwischen Rolle und Aufgabe verschärft sich zunehmend und hat deutliche Konsequenzen. Es muss also nicht immer die reine Rache- oder Heldensage sein, um eine Handlung zu strukturieren – zumindest, wenn es Entwickler wie hier verstehen, eine Geschichte gebührend zu präsentieren.

Kämpfe zwischen Soulslike und Buttonsmasher

Kämpfe bewegen sich in der Mitte zwischen Soulslike und Buttonmasher. Kampfstile, Gadgets und Parieren geben ihnen Tiefe, hart zuschlagende Mongolen Schärfe ohne übermenschlich schwer zu werden. Wer es einfacher mag, kann zudem oft hinterrücks meucheln oder auch einmal über Dächer und durch Gräser schleichen. Ganz nebenbei bringt Sucker Punch dabei visuell ansprechendes, fein animiertes Schwertballet auf den Bildschirm.

Wie gut Sucker Punch Genre-Standards in das Szenario einpasst, zeigt allein das Navigationssystem: Der „führende Wind“ ist tatsächlich nur Wind, der in Richtung des Ziels bläst. Wie genau man dort hingelangt, müssen Spieler aber immer noch selbst ausknobeln und dürfen dabei weiter entdecken. Nebenaufgaben fallen beim Durchstreifen der Insel kaum auf. Einem Fuchs folgen? Samurai-Meistern oder der Bevölkerung aushelfen? Sagengeschichten folgen? Schreine oder Duellpartner finden? Bambushölzer mit einem Schlag durchtrennen? Alles kein Stolperstein, weil sich Dinge unaufdringlich in das Setting einfügen, wenngleich sie schwerlich übermäßig originell werden. Sie sind Anreize umherzuziehen, bringen Abwechslung in das Geschehen und weitere Eindrücke in die (mystisch angehauchte) Kultur der Zeit,

Urgh, noch ein Open-World-Spiel“, war die erste, halb desinteressierte Reaktion auf Ghost of Tsushima. Sie war falsch: Ein fein gesponnenes Spiel voller elegant ineinandergreifender Bauteile, das Grafik, Gameplay, Setting und Soundtrack gekonnt zu verweben weiß, hat immer einen Platz. Auch in einem ausgetretenen Genre, dessen Vertreter zu oft vor sich hin stagnieren. Ghost of Tsushima ist indes wunderschön zu spielen und deshalb eine klare Empfehlung wert.

Fazit

Die PC-Version von Ghost of Tsushima reißt zwar keine Bäume aus, zeigt sich schlussendlich aber gut in Form – denn Probleme gibt es außer Kleinigkeiten keine. Dass das Spiel schon einige Jahre auf der PlayStation auf dem Buckel hat, sieht man dem Titel an, die künstlerische Gestaltung des Settings macht das zu einem großen Teil aber wieder wett, denn diese ist absolut gelungen.

Die Anforderungen an den PC sind in Anbetracht des Gebotenen am Ende hoch, allerdings kommt das Spiel mit ausreichenden Hilfsmitteln daher, sodass dies schlussendlich kein wirkliches Problem ist. Upsampling ist dabei das Wort der Stunde und sowohl DLSS als auch FSR hinterlassen eine gute, wenn auch keine perfekte Figur, die beide der nativen Auflösung sichtbar überlegen sind – in niedrigen Auflösungen mehr als in hohen.

FSR SR zeigt sich in Bestform, FSR FG dagegen nicht

AMDs FSR hinterlässt dabei den vermutlich besten Eindruck, den die Super-Resolution-Technologie jemals gemacht hat, und man muss sich die Frage stellen, ob das nicht schon eine frühe Version von FSR 3.1 ist.

Die üblichen Probleme von FSR zeigt die Implementierung in Ghost of Tsushima nur in geringem Ausmaß und selbst in Full HD zaubert FSR ein immer noch gutes Bild auf den Monitor, das der nativen Auflösung klar überlegen ist. Für gewöhnlich zerbröselt das Bild bei wenigen Renderpixeln mit FSR. DLSS ist zwar nach wie vor überlegen, aber so nah dran über alle Auflösungen hinweg war FSR noch nie.

Auch dass FSR Frame Generation erstmals völlig losgelöst von FSR Super Resolution genutzt werden kann spricht für FSR 3.1, jedoch bringt das dem Spieler aktuell nichts, denn DLSS FG läuft auf einer GeForce-Grafikkarte etwas besser. FSR FG ist auf Radeon wiederum noch eine Baustelle: Die Bildqualität ist zwar einwandfrei, doch gerät das Frame Pacing auf einer Radeon völlig durcheinander, hier fühlt sich das Spiel ohne Frame Generation besser an. Dabei handelt es sich offensichtlich um einen Fehler, denn FSR FG verhält sich so auf einer GeForce nicht.

Ghost of Tsushima im Technik-Test

Radeon-Grafikkarten fühlen sich in Ghost of Tsushima etwas wohler als die GeForce-Pendants, erstere sind letzteren etwas voraus. Die Unterschiede sind jedoch nicht sonderlich groß, insgesamt lässt sich das Spiel sowohl auf einer AMD- als auch auf einer Nvidia-Grafikkarte gut spielen. Und auch Intels Arc ist gut mit dabei und liegt auf dem Niveau von AMDs und Nvidias ehemaligen Mittelklasse-Modellen.

Größere technische Probleme sind beim Testen der PC-Version nicht aufgefallen, das Spiel ist einzig beim Auflösungswechsel einmal abgestürzt. Da es sonst nichts zu kritisieren gibt, spricht aktuell nichts gegen den Kauf der PC-Version von Ghost of Tsushima.

ComputerBase hat Ghost of Tsushima von Publisher Sony zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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