Onyx Boox Note Air 3 C im Test: Der Note Air C als E-Book-Reader

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Michael Schäfer
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Eine seiner Stärken kann der Note Air 3 C vor allem als großer E-Book-Reader ausspielen, da er seinem Nutzer vielfältige Möglichkeiten bietet. Das beginnt bereits beim Aufspielen von Inhalten: Während normale E-Book-Reader ihr Lesefutter entweder klassisch per USB-Übertragung, in manchen Fällen auch per Speicherkarte oder aus der Cloud und dem integrierten Bücher-Shop erhalten, steht beim Testkandidaten alleine aufgrund der App-Unterstützung dem Anwender praktisch die gesamte Welt offen. Egal welcher Büchermarkt, welche Dateitransfer-App, welches Speichermedium oder welches Format: Für alles gibt es eine Lösung und alles kann eingebunden werden. Hierzulande bekannte Cloud-Dienste wie Dropbox, Google Drive oder OneDrive lassen sich sogar nativ integrieren. Darüber hinaus wird das WebDAV-Protokoll direkt unterstützt.

Die Rückseite des Note Air 3 C ist ein wenig glatt
Die Rückseite des Note Air 3 C ist ein wenig glatt

Die Inhalte können danach sowohl über die eigene, als „NeoReader“ bezeichnete Applikation wie auch über alternative Programme bis hin zur bereits erwähnten Kindle-App angezeigt werden. Das war zwar so auch schon beim Vorgänger der Fall, doch die ausgefeilten Invertierungsmöglichkeiten haben den Lesekomfort noch mal merklich erhöht.

Nicht wenige Nutzer dürften jedoch bei der im System integrierten Lese-Applikation bleiben, die für sich bereits alle notwendigen Funktionen mitbringt. So lassen sich die digitalen Bücher in gewohnter Weise sortieren und filtern: Inhalte können dabei je nach Speicherort oder Lesezeit ausgegeben werden. Wer ein neues Buch sucht, kann sich zudem einfach die noch nicht gelesenen Titel anzeigen lassen. Auch die Sortierfunktion lässt kaum Wünsche offen: Hier können Bücher nach Autor, Titel, Zeitpunkt des Hinzufügens sowie nach Größe und bisheriger Lesezeit ausgegeben werden. Für Letzteres bietet die App zudem genauere Statistiken, die aufzeigen, wie viele Bücher in welcher Zeit gelesen wurden oder wie viele Minuten der Nutzer an welchem Tag mit welchem Buch verbracht hat. Bücher können obendrein zu eigenen Regalen, also Sammlungen zusammengefasst werden, was das spätere Auffinden ebenso vereinfacht.

Auch in Sachen Leseeinstellungen hat der Note Air 3 C einiges zu bieten. So lässt sich die Schrift in 96 Abstufungen einstellen, wobei über die jeweiligen Schaltflächen in jeweils Viererschritten gesprungen wird. Wer es genauer mag, muss den Schieberegler nutzen. Zusätzlich kann die Schrift in 30 Abstufungen verstärkt werden, was je nach Größe und verwendeter Schriftart die Lesbarkeit verbessern kann. Des Weiteren bietet das System 217 vorinstallierte Fonts, unter denen jeder seinen Favoriten finden dürfte – auch wenn nicht wenige davon bestimmten Sprachen vorbehalten sind. Selbst die Zeichenkodierung lässt sich einstellen. Sollte das jeweilige Buch über eine eigene Hintergrundfarbe verfügen, die das Lesen erschwert, kann sie in den Leseeinstellungen ebenfalls deaktiviert werden.

Eine Hülle gehört zum Lieferumfang des Note Air 3 C
Eine Hülle gehört zum Lieferumfang des Note Air 3 C

Die hohe Einflussnahme setzt sich bei den Abständen fort: Ist der Nutzer bei herkömmlichen E-Book-Readern schon froh, wenn er irgendwie die Seitenränder und den Zeilenabstand aus drei vorgegebenen Abständen wählen kann, wird er beim Air 3 C mit Einstellungsmöglichkeiten geradezu überhäuft: Mit den gewöhnlichen Aufteilungen gibt sich der Reader nicht zufrieden und bietet dem Leser nicht nur separate Abstände für den oberen, unteren und seitlichen Rand, sondern lässt ihn obendrein Einfluss auf den Wortabstand, den Zeilenabstand und sogar den Abstand der einzelnen Absätze zueinander nehmen. Der Einzug kann ebenfalls den eigenen Vorstellungen angepasst werden. Gleiches gilt für den Kontrast und andere Hilfsmittel wie Schärfen und Glätten.

Was mit einem E-Book-Reader alles möglich ist, zeigt auch der Menüpunkt „Geteilte Ansicht“: Wie von einem normalen Tablet gewohnt, lässt sich hier der Bildschirm teilen. So kann nicht nur ein Dokument in einer Doppelansicht angezeigt werden, was besonders dann hilfreich erscheinen kann, wenn gerade bei kleiner Schriftgröße die Zeilen aufgrund des großen Displays zu lang sind – dann lässt sich der Inhalt ungefähr wie bei einem doppelseitigen Taschenbuch anzeigen. Darüber hinaus können zwei verschiedene Dokumente dargestellt werden oder auf der einen Seite das gerade Gelesene und auf der anderen Seite der Notizblock oder die entsprechende Übersetzung. Alles ist möglich. Aber auch wie der Bildschirm aufgeteilt werden soll, ob horizontal oder vertikal, ist wählbar.

Funktionsvielfalt setzt sich bei PDF fort

Bei der Unterstützung von PDF-Dokumenten können Nutzer ebenfalls aus einem reichhaltigen Repertoire an Werkzeugen zur besseren Handhabung selbiger schöpfen.

Dazu gehören die bereits vom Vorgänger bekannten verschiedenen Modi, welche die Darstellung je nach Inhalt verbessern sollen. Mit dabei sind unter anderem der Comic- und der Artikelmodus, die sich unabhängig voneinander konfigurieren lassen und die Inhalte in bis zu vier Felder unterteilen, die dann nacheinander dargestellt werden. Auch hier bietet das System verschiedene Einflussmöglichkeiten, darunter die Reihenfolge, in der die einzelnen Felder abgegangen werden sollen – für Manga-Fans nicht unerheblich, da sie nicht selten von oben rechts nach unten links gelesen werden. Über eine Spaltenerkennung verfügt das System nun indirekt über den Artikelmodus, bei dem auf Wunsch die einzelnen Bereiche manuell festgelegt und somit auch entsprechend den Spalten ausgelegt werden können.

Die klassische Crop-Funktion, bei der das Dokument an den Seiten beschnitten werden kann, darf natürlich ebenso wenig fehlen. Alleine durch das Abschneiden weißer Ränder kann die Darstellung von Inhalten nicht unerheblich vergrößert und damit verbessert werden. Nicht selten reicht dies aus, um entsprechende Dokumente bereits komfortabel lesen zu können.

Sollten diese Optimierungen nicht zum gewünschten Erfolg führen, kann als letzte Möglichkeit zum PDF-Reflow gegriffen werden, bei dem erneut die automatische Übersetzung mit „Rückfluss“ zugeschlagen hat. Dabei wird der Text aus dem Dokument herausgelöst und wie bei einem normalen E-Book mit allen Formatierungsmöglichkeiten dargestellt. Dies funktioniert allerdings nur bei reinen Textdokumenten und nicht bei bildbasierten Dateien. Bei letzteren könnte die integrierte OCR-Funktion eine Hilfe sein, die sich im Test nur selten aus dem Tritt bringen ließ, aber in ihren Möglichkeiten doch den Spezialisten auf diesem Gebiet nicht das Wasser reichen kann. Um unterwegs schnell ein Dokument bearbeitbar zu machen, reicht die Funktion jedoch aus. Nach wie vor ist das Umwandeln von Texten auf fünf Erkennungen pro Tag limitiert. Über den Grund dafür geben weder das System noch Onyx eine Auskunft. Ist die maximale Anzahl an Konvertierungen erschöpft, muss auf externe Apps ausgewichen werden.

Darüber hinaus können PDF-Dateien mit dem Eingabestift kommentiert, gespeichert und exportiert werden. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Verbesserungswürdige Vorlesefunktion

Eine Vorlesefunktion gehört ebenfalls zum Funktionsumfang des Note Air 3 C, wobei Onyx hier auf die Sprachdienste von Google vertraut. Wer sich also fragt, warum ihm die Stimme, die ihn sonst mit Google Maps durch die Straßen führt, nun auch seine Bücher vorliest, kennt jetzt den Grund. Die Stimme ist dabei zwar gut verständlich, lässt aber eine gewisse Lebendigkeit vermissen und kommt so nicht an ein professionell eingesprochenes Hörbuch heran.