ISC 2024

Top500 Supercomputer: Intels Aurora trotz ExaFLOPS nicht die Nummer 1

Michael Günsch
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Top500 Supercomputer: Intels Aurora trotz ExaFLOPS nicht die Nummer 1
Bild: Argonne National Laboratory

In der 63. Ausgabe der Top500 als Weltrangliste der schnellsten Supercomputer hat das US-System Frontier seinen Spitzenplatz verteidigt. Obwohl Intels Aurora seine Leistung fast verdoppelt hat, gelang der Thronsturz nicht. Neu eingestiegen in die Top10 ist Alps aus der Schweiz, das ganz auf Nvidia setzt.

Auroras Attacke auf Platz 1 ist gescheitert

Mit Verspätung war das US-System Aurora, Intels Vorzeigesystem, letzten November in den Top500 angekommen und belegte mit 585 PFLOPS direkt den zweiten Platz. In den vergangenen Monaten wurde das System deutlich ausgebaut, doch reicht es immer noch nicht für den erwünschten ersten Platz. Jetzt knackt Aurora zwar mit 1.012 PFLOPS die magische ExaFLOPS-Hürde, doch bleibt Frontier die Nummer 1. Mit 1.206 PFLOPS hat Frontier sogar noch etwas zugelegt, doch hätten die vorherigen 1.194 PFLOPS auch genügt, um den Spitzenplatz zu verteidigen.

Während Aurora auf CPUs der Familie Intel Sapphire Rapids und GPUs des Typs Intel Data Center GPU Max setzt, ist Frontier das Vorzeigesystem für AMD-Prozessoren, denn hier treffen CPUs der Familie AMD Milan auf GPUs der Serie AMD Instinct MI250X.

Die Top10 der schnellsten Supercomputer laut Top500.org
Rang (zuvor) System Standort Rechenleistung (Rmax) Prozessoren Aufnahme Top500
1 (1) Frontier USA 1.206,00 PetaFLOPS AMD Epyc 3rd Gen (64C, 2,0 GHz)
AMD Instinct MI250X
Juni 2022
2 (2) Aurora USA 1.012,00 PetaFLOPS Intel Xeon Max 9470 (52C, 2,4 GHz)
Intel GPU Max 1550 (?)
November 2023
3 (3) Eagle USA 561,20 PetaFLOPS Intel Xeon Platinum 8480C (48C, 2,0 GHz)
Nvidia H100
November 2023
4 (4) Fugaku Japan 442,01 PetaFLOPS Fujitsu A64FX (48C, 2,2 GHz) Juni 2020
5 (5) LUMI Finnland 379,70 PetaFLOPS AMD Epyc 3rd Gen (64C, 2,0 GHz)
AMD Instinct MI250X
Juni 2022
6 (-) Alps Schweiz 270,00 PetaFLOPS Nvidia Grace (72C, 3,1 GHz)
Nvidia GH200
Juni 2024
7 (6) Leonardo Italien 241,20 PetaFLOPS Intel Xeon Platinum 8358 (32C, 2,6 GHz)
Nvidia A100
November 2022
8 (8) MareNostrum 5 ACC Spanien 175,30 PetaFLOPS Intel Xeon Platinum 8460Y (32C, 2,3 GHz)
Nvidia H100
November 2023
9 (7) Summit USA 148,60 PetaFLOPS IBM Power9 (22C, 3,07 GHz)
Nvidia Volta GV100
Juni 2018
10 (10) Eos Nvidia DGX Superpod USA 121,40 PetaFLOPS Intel Xeon Platinum 8480C (56C, 3,8 GHz)
Nvidia H100
November 2023
Änderungen gegenüber letzter Liste fett hervorgehoben

Keine Veränderungen gibt es auf den Plätzen 3 bis 5, denn Microsofts Eagle, der altehrwürdige Fugaku aus Japan und LUMI als schnellstes europäisches System bleiben hier bei unveränderter Leistung sitzen und wurden nicht herausgefordert.

Alps bringt Nvidia Grace auf Rang 6

In vieler Hinsicht bemerkenswert ist dann aber der einzige Neueinsteiger in den Top10. Denn Alps ist mit 270 PFLOPS nicht nur das zweitschnellste System Europas mit Sitz in der Schweiz. Es setzt zudem weder auf AMD noch Intel bei den CPUs. Stattdessen kommt Nvidias Grace-CPU in einer Ausführung mit 72 Kernen zum Einsatz. Diese wird als „Grace Hopper Superchip“ mit einer H100-GPU von Nvidia kombiniert und firmiert dann unter dem Kürzel GH200. Nvidia hatte auf dieser technischen Basis bereits ExaFLOPS-Systeme in Aussicht gestellt, davon ist dieser Supercomputer aber noch weit entfernt.

Trotz des Leistungsupgrades auf 241 PFLOPS wurde Leonardo von Alps auf den siebten Rang verdrängt. Ebenfalls schneller als in der letzten Ausgabe ist MareNostrum 5 ACC geworden, bleibt aber unverändert auf Platz 8. Für das etwas in die Jahre gekommene System Summit, das noch IBM Power9 und Nvidia Volta nutzt, ging es herab auf den neunten Platz. Den Abschluss der Top10 bildet erneut Nvidias eigener Superrechner namens Eos DGX SuperPod, der 121 PFLOPS liefert.

Nationen: USA und Deutschland legen zu, China verliert

Die Dominanz der USA in der Weltrangliste bleibt bestehen. Jetzt sind sogar noch 8 Systeme hinzugekommen, sodass 169 US-Systeme einen Anteil von gut einem Drittel der Top500 ausmachen. China bleibt zweitstärkste Nation, hat aber 24 Systeme weniger als im vergangenen Herbst. An dieser Stelle muss aber erneut erwähnt werden, dass Asienexperten davon ausgehen, dass China inzwischen über noch sehr viel leistungsfähigere Superrechner verfügt, die aber nicht aufgeführt werden.

Deutschland hat vier Systeme hinzugewonnen und stellt nun deren 40, während Japan drei verlor und Frankreich mit 24 Systemen den fünften Platz belegt.

Länder mit den meisten Systemen
Rang Nation Systeme Rmax (TFLOPS, kombiniert)
1 USA 169 (+8) 4.404.117
2 China 80 (-24) 356.860
3 Deutschland 40 (+4) 274.950
4 Japan 29 (-3) 672.086
5 Frankreich 24 (unverändert) 232.748

AMD, Intel und Nvidia

Immer noch stammen die meisten Hauptprozessoren der Top500-Systeme von Intel. Allerdings fiel der Anteil von vormals 67,8 Prozent auf nurmehr 62,8 Prozent. Im Gegenzug konnte AMD seinen Anteil bei den CPUs von zuvor 28 Prozent auf nun 31,4 Prozent steigern.

Lediglich 9 Systeme oder knapp 2 Prozent sind mit Fujitsu-CPU (A64FX) bestückt. Nvidia Grace ist erst in 7 Rechnern und IBM Power9 nur noch in 6 Systemen zu finden.

Die Zahl der Systeme mit GPU-Beschleunigern respektive Co-Prozessoren stieg von 185 auf 195. Davon nutzen 84 Nvidia Ampere, 48 Nvidia Volta und 22 Nvidia Hopper. AMDs Instinct MI250X kommt immerhin auf 10 Systeme.

Die nach Rechenleistung pro Watt geordnete Effizienzrangliste Green500 wurde ebenfalls aktualisiert und wird in einem zweiten Artikel auf ComputerBase separat behandelt.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Top500.org unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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