Übernahme: Corsair plant Kauf des Sim-Racing-Spezialisten Fanatec

Max Doll
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Übernahme: Corsair plant Kauf des Sim-Racing-Spezialisten Fanatec

Künftig soll das Angebot an Eingabegeräten von Corsair um Lenkräder erweitert werden. Dazu will das US-amerikanische Unternehmen die deutsche Endor AG kaufen. Deren Produkte sind Spielern im Simracing-Bereich unter dem Namen Fanatec ein Begriff.

Der nächste Schritt Richtung „Vollsortimenter“

Strategisch ergibt der Zukauf Sinn und folgt der bisherigen Strategie, zum Gaming-Vollsortimenter zu werden, der von Peripherie über Hardware bis hin zum Werkzeug alles im Programm hat. In diesem Zuge hatte Corsair 2019 noch Scuf Gaming aufgekauft, um neben Tastaturen und Mäusen auch hochpreisige Controller anbieten zu können. Bereits seit Sommer 2018 gehört der Streaming-Spezialist Elgato zu Corsair.

Im gleichen Segment wie Scuf Gaming findet sich Fanatec wieder, wenngleich im Gegensatz zum Scuf-Kauf ein technologischer Marktführer übernommen wird. Geht es um Lenkräder und Pedalerie, führt, sofern es um möglichst akkurates Simracing im „Prosumer“-Bereich geht, kein Weg an den Produkten von Fanatec vorbei. Der Kauf bringt Corsair aber nicht nur Leuchtturm-Produkte, sondern auch einen Vorteil im Wettbewerb mit der anderen großen Gaming-Lifestyle-Marke: Razer verkauft noch keine Lenkräder.

Kauf aus Schieflage

Beide Unternehmen haben angekündigt, exklusive Verhandlungen bezüglich einer Übernahme begonnen zu haben. Ein Term Sheet sei bereits unterzeichnet worden. Die Endor AG befindet sich demzufolge in finanzieller Schieflage und benötigt frisches Kapital. Kurzfristigen Finanzbedarf wird Corsair decken, darüber hinaus wird aktuell darüber verhandelt, wie der Schuldenberg von Endor in Höhe von 70 Millionen Euro neu strukturiert werden kann.

Corsair spricht davon, dass die Neuordnung der Zahlungsverpflichtungen in der Übernahme von Endor münde, sofern der Plan gemäß „deutschem Insolvenzrecht“ genehmigt werde. Ein Plan soll bis Ende Mai finalisiert und gerichtlich vorgelegt werden. Corsair plant dabei den Finanzbedarf von Endor zu decken. Aktuell droht die Zahlungsunfähigkeit. Ein Insolvenzverfahren wird allerdings nicht angestrebt, vielmehr soll das Unternehmen nach dem Gesetz zur Stabilisierung und Restrukturierung von Unternehmen (StaRUG) neu aufgestellt werden.

Aktionäre können leer ausgehen

In einer ersten Pressemeldung sprach Endor zudem davon, dass Teil der Restrukturierung der Schulden ein „teilweiser Verzicht der Banken“ sei. Darüber hinaus werde „eine vollständige Kapitalherabsetzung“ geplant, in deren Folge das Unternehmen seine Börsennotierung beendet. Alle Aktionäre würden ihre Aktien damit ohne finanzielle Entschädigung verlieren und damit leer ausgehen.

Teil des Restrukturierungsplans ist ein teilweiser Verzicht der Banken und eine vollständige Kapitalherabsetzung, die zu einem entschädigungslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus dem Unternehmen und zu einem Delisting der Endor AG-Aktien vom Open Market führen würde. Mit dem Teilverzicht leisten die Kreditgeber einen wesentlichen Beitrag zum Fortbestand des Unternehmens.

In Anbetracht vorheriger positiver Prognosen für Endor im Jahr 2024 und dem alternativen Übernahmeangebot des Hedgefonds Birkenstein Capital, dem Verbindungen ins Endor-Management unterstellt werden, sowie alternativer Kapitalangebote durch Gründer Thomas Jackermeier erhoben einzelne Investoren den Vorwurf dubioser Geschäftspraktiken. Konkret wird spekuliert, dass Fanatec sich eigentlich nur in einer kurzfristigen Krise befinde und kleingeredet werden sollte, um zum günstigen Übernahmekandidaten zu werden, der sich in ein paar Jahren von selbst saniert und teuer weiterverkauft werden kann. Einen aktuellen Quartalsbericht von Endor gibt es allerdings noch nicht.